Rand | Der freie Mensch | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 1488 Seiten

Rand Der freie Mensch

Die zeitgemäße Übersetzung von Atlas Shrugged
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-949522-01-7
Verlag: thinkum
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

Die zeitgemäße Übersetzung von Atlas Shrugged

E-Book, Deutsch, 1488 Seiten

ISBN: 978-3-949522-01-7
Verlag: thinkum
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



DER FREIE MENSCH erschien 1957 und war Ayn Rands größter Erfolg und ihr letztes belletristisches Werk. In diesem Roman dramatisiert sie ihre einzigartige Philosophie in Form eines intellektuellen Polit-Thrillers, der Ethik, Metaphysik, Erkenntnistheorie, Politik, Wirtschaft und Sexualität verbindet.Angesiedelt in einer parallelen Zukunft der USA, deren Wirtschaft durch das mysteriöse Verschwinden führender Innovatoren und Industrieller zusammenbricht, präsentiert dieser Roman ein erstaunliches Panorama des menschlichen Lebens - vom kreativen Genie, das zum Playboy wird ... über den großen Stahlindustriellen, der nicht weiß, dass er für seine eigene Zerstörung arbeitet ... zum Philosophen, der zum Piraten wird ... zur Frau, die eine transkontinentale Eisenbahn betreibt ... bis zum letzten Gleisarbeiter in ihren Eisenbahntunneln.Bevölkert von überlebensgroßen Helden und Schurken, aufgeladen mit gewaltigen Fragen über Gut und Böse, ist DER FREIE MENSCH der Aufruf zu einer philosophischen Revolution im Gewand eines Action-Thrillers.Es gibt begeisterte Fans dieses Buches, wütende Kritiker und nur wenige Leser, die es kalt lässt. Warum ruft DER FREIE MENSCH so leidenschaftliche Reaktionen hervor? Weil das Buch sich mit den grundlegenden Problemen der menschlichen Existenz auseinandersetzt - und radikal neue Antworten präsentiert."Der freie Mensch ist eine Feier des Lebens und des Glücks. Die Gerechtigkeit ist unerbittlich. Kreative Individuen mit unbeirrbare Zielstrebigkeit und Rationalität erreichen Freude und Erfüllung. Parasiten, die sich beharrlich entweder einem sinnvollen Leben oder der Vernunft entziehen, gehen zugrunde, wie sie es sollten." - Alan GreenspanIm Deutschen erschien das Buch in bisherigen Übersetzungen unter den Titeln "Atlas wirft die Welt ab", "Wer ist John Galt?" und "Der Streik“
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TEIL I
NICHT WIDERSPRÜCHLICH
1
Das Thema
Wer ist John Galt?« Im abnehmenden Licht konnte Eddie Willers das Gesicht des Penners kaum erkennen. Der Penner hatte einfach vor sich hin gesprochen, ohne jeden Nachdruck. Aber die niedrige Abendsonne am Ende der Straße ließ seine Augen gelblich aufblitzen, und diese Augen sahen Eddie Willers direkt an, spöttisch und ruhig – als gelte die Frage dem grund­losen Unbehagen, das er empfand. »Warum haben Sie das gesagt?«, fragte Eddie Willers nervös. Der Penner lehnte im Schatten eines Hauseingangs. In einer Zacke der zerbrochenen Scheibe hinter ihm spiegelte sich der metallene Glanz des Himmels. »Was kratzt es dich?«, fragte er zurück. »Tut es nicht«, schnappte Eddie Willers. Er griff schnell in die Tasche. Der Penner hat ihn angesprochen und um einen Dollar gebettelt, dann aber weiter auf ihn eingeredet. Als wolle er einfach Zeit totschlagen und damit die Probleme des nächsten Augenblicks vor sich her schieben. In diesen Tagen wurde man so oft auf den Straßen um einen Dollar angebettelt, dass man sich die Gründe nicht mehr anhören ­wollte. Er hatte keine Lust zu erfahren, welches persönliche Schicksal diesen Penner in die Verzweiflung trieb. »Geh und kauf dir einen Kaffee«, sagte er und gab der Gestalt ohne Gesicht seinen Dollar. »Danke, Sir«, sagte die Stimme teilnahmslos, und der Kopf beugte sich einen Moment aus dem Schatten. Es war ein windgebräuntes Gesicht mit scharfen Linien der Erschöpfung und zynischer Resignation; die Augen zeigten Intelligenz. Eddie Willers ging weiter. Er überlegte, warum er es immer um diese Tageszeit empfand, dieses grundlose Gefühl von Angst. Nein, dachte er, keine Angst, es gab nichts zu fürchten: nur diese immense, diffuse Besorgnis ohne Anlass und ohne jeden Bezug. Er hatte sich an das Gefühl gewöhnt, aber er fand keine Erklärung dafür. Der Penner hatte auf eine Art gesprochen, als wisse er, was Eddie empfand, als dächte er, man müsse sich so fühlen: als würde er den Grund dafür kennen. Eddie Willers drückte in bewusster Selbstdisziplin den Rücken durch und hob die Schultern. Ich muss damit aufhören, dachte er; ich fange schon an mir Dinge einzubilden. Hatte er dieses Unbehagen schon immer empfunden? Er war zweiunddreißig Jahre alt. Er versuchte sich zu erinnern. Nein, das hatte er nicht; aber ihm fiel nicht ein, wann es angefangen hatte. Das Gefühl befiel ihn plötzlich und in unregelmäßigen Abständen, in der letzten Zeit immer häufiger. Es ist die Dämmerung, sagte er sich. Ich kann dieses Zwielicht nicht ausstehen. Die Wolken und die Türme der Hochhäuser wurden bräunlich wie ein altes Ölgemälde, die Farben eines vergilbten Alten Meisters. Lange Schmutzstreifen zogen sich von den Dachzinnen an den rußverklebten Fassaden herunter. Hoch oben an ­einem der Türme erstreckte sich ein Riss wie ein bewegungs­loser Blitz über zehn Stockwerke. Über den Dächern reckte sich ein gezackt wirkendes Objekt in den Himmel; es war der Teil einer Turmspitze, in der sich noch der Schimmer des Sonnenuntergangs spiegelte, während die Vergoldung zum größeren Teil schon abblätterte. Das Schimmern war rot und ruhig wie der Schein eines Feuers: keines flammenden Feuers, sondern ein ausglühendes, das man nicht wieder entfachen konnte. Nein, dachte Eddie Willers, es gab nichts Beunruhigendes am Anblick der Skyline. Die Stadt sah aus, wie sie immer ausge­sehen hatte. Er ging weiter und merkte, dass er für den Rückweg ins Büro spät dran war. Er mochte nicht, was er dort bei seiner Rückkehr zu erledigen hatte, aber es musste getan werden. Also wollte er es nicht hinauszögern und beschleunigte seine Schritte. Er bog um eine Ecke. In der Schlucht zwischen den dunklen Silhouetten zweier Gebäude sah er wie durch einen Türspalt auf einen gigantischen Kalender am Himmel. Es war der Kalender, den der Bürgermeister von New York letztes Jahr auf dem Dach eines Hochhauses hatte aufstellen lassen, damit die Bürger den Tag des Monats hoch oben an einem öffentlichen Gebäude sehen konnten, während sie die Stunden dieses Tages zählten. Ein weißes Rechteck hing über der Stadt, das den Menschen in den Straßen unter ihm das Datum verkündete. Im rostigen Licht der Abenddämmerung sagte das Rechteck: 2. September. Eddie Willers sah weg. Er hatte den Anblick des Kalenders nie ausstehen können. Er beunruhigte ihn auf eine Art, die er weder erklären, noch definieren konnte. Das Gefühl vermischte sich mit seinem allgemeinen Unbehagen; es hatte die gleiche vage Qualität. Ihm fiel plötzlich ein, dass es eine Phrase gab, ein Zitat vielleicht, das ausdrückte, was der Kalender zu sagen schien. Aber er konnte sich nicht an die genauen Worte erinnern. Er lief weiter, während er diesen Satz suchte, der wie eine formlose Gestalt durch seine Gedanken spukte. Er bekam ihn nicht zu fassen, konnte ihn aber auch nicht loswerden. Er schaute noch ein­­mal zurück. Das weiße Rechteck stand noch immer über den ­Dächern und verkündete mit unbezwinglicher Endgültigkeit: 2. September. Eddie Willers Blick wanderte nach unten auf einen Gemüsekarren vor der Treppe zu einem Sandsteinhaus. Er sah hell­goldene Karotten und daneben frische grüne Zwiebeln. Er sah einen sauberen weißen Vorhang aus einem offenen Fenster flattern. Er sah einen sicher gesteuerten Bus um die Ecke biegen. Er überlegte, warum er sich beruhigt fühlte – und dann, ­warum er diesen plötzlichen, dringenden Wunsch verspürte, dass diese Dinge nicht so im Freien wären, ungeschützt vor dem leeren Raum über ihnen. Als er zur Fifth Avenue kam, hielt er den Blick auf die Schaufenster gerichtet. Es gab nichts, was er brauchte oder kaufen wollte, aber ihm gefiel die Zurschaustellung von Waren, jeder Art von Waren: Objekten, von Menschen erschaffen, damit Menschen sie nutzten. Er liebte den Anblick einer florierenden Einkaufsstraße. Nur etwa jeder vierte Laden hatte dicht gemacht und zeigte leere, dunkle Fenster. Er wusste nicht, warum er plötzlich an die Eiche denken musste. Nichts hatte ihn daran erinnert. Aber jetzt dachte er daran und an die Sommer seiner Kindheit auf dem Landsitz der Taggarts. Die meiste Zeit seiner Kindheit hatte er mit den Taggart-Kindern verbracht. Und jetzt arbeitete er für sie, so wie sein Vater und sein Großvater für ihren Vater und ihren Großvater gearbeitet hatten. Die große Eiche stand auf einem Hügel über dem Hudson, in einem abgelegenen Winkel des Taggart-Besitzes. Eddie Willers war sieben Jahre alt und liebte es dorthin zu gehen und sich die Eiche anzusehen. Sie stand seit Jahrhunderten da, und er dachte, dass sie schon immer dort gestanden hatte. Ihre Wurzeln krallten sich in den Hügel wie die Finger einer starken Faust in die Erde. Er stellte sich vor, ein Riese, der die ­Eiche ausreißen wollte, würde sie nicht aus dem Boden bekommen, ­sondern den ganzen Hügel und daran die ganze Erde packen und he­rumschwingen wie einen Ball an einem Seil. Er fühlte sich sicher bei der Eiche; sie war etwas, dem nichts etwas anhaben konnte; sie war das größte Symbol für Stärke, das er kannte. Eines Nachts schlug der Blitz in die Eiche. Eddie sah sie am nächsten Morgen. Sie lag da, in zwei Hälften gespalten. Er sah in ihre Wurzel ­hinein wie in die Öffnung eines schwarzen Tunnels. Die Wurzel war nur eine leere Hülle; ein morsches Herz, schon vor Jahren verfault; nichts war darin – nur ein dünner, grauer Staub, den der leiseste Windhauch davontrug. Die Lebenskraft war längst versiegt, und die leere Form, die sie zurückgelassen hatte, konnte ohne sie nicht mehr ihre Gestalt ­wahren. Jahre später hörte er, dass man Kinder vor dem Schock bewahren sollte, vor dem ersten Mal, wenn sie die Erfahrung von Tod, Schmerz oder Angst machten. Aber diese Erlebnisse hatten bei ihm keine Narben ­hinterlassen. Seinen Schock erlebte er, als er still dort stand und in das schwarze Loch der Wurzeln sah. Es war ein ungeheurer Verrat – umso furchtbarer, als er nicht verstand, worin dieser Verrat eigentlich bestand. Nicht er selbst war verraten worden, nicht sein Vertrauen; es war etwas anderes. Er stand eine Weile da, ganz still, dann ging er zurück zum Haus. Er erzählte niemand davon, damals nicht und auch nicht später. Eddie Willers schüttelte den Kopf, als ihn das Kreischen einer verrosteten mechanischen Ampel zwang am Bordstein stehenzubleiben. Er ärgerte sich über sich selbst. Es gab keinen Grund, gerade heute Abend an die Eiche zu denken. Sie bedeutete ihm nichts mehr, nur eine ferne Erinnerung an Traurigkeit. Irgendwo in ihm löste sich ein Tropfen Trauer und verschwand wie ein Regentropfen, der an einer Fensterscheibe hinunterläuft und ­dabei ein Fragezeichen auf das Glas malt. Er wollte mit seiner Kindheit nichts Trauriges verbinden; er liebte ihre Erinnerung; jeder Tag, an den er sich erinnern konnte, war von ruhigem, strahlendem Sonnenlicht durchströmt. Es schien ihm, als könnten ein paar dieser Sonnenstrahlen bis in ­seine Gegenwart reichen: keine Strahlen, mehr kleine Scheinwerfer, die wie Lichtpunkte in seinem Job aufleuchteten, seinem einsamen Apartment, dem stillen und gewissenhaften Fortschreiten seiner Existenz. Er dachte an einen Sommertag, als er zehn Jahre alt gewesen war. An diesem Tag hatte ihm die liebste...



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