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E-Book, Deutsch, Band 1958, 491 Seiten

Reihe: Beck Paperback

Rashid Taliban

Die Macht der afghanischen Gotteskrieger

E-Book, Deutsch, Band 1958, 491 Seiten

Reihe: Beck Paperback

ISBN: 978-3-406-78468-2
Verlag: C.H.Beck
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



DAS INTERNATIONALE STANDARDWERK ZUM UNHEIMLICHEN AUFSTIEG DER TALIBAN

Nach dem sowjetischen Truppenabzug aus Afghanistan 1989 eroberten die radikalislamischen Taliban – auch mit Hilfe russischer Waffen – das ganze Land und ließen es zur Drehscheibe des internationalen Terrorismus werden. Der Krieg der USA gegen die Taliban nach den Anschlägen vom 11. September 2001 erwies sich schon bald als Fehlschlag. Als die Amerikaner im Sommer 2021 schließlich abzogen, besetzten die Taliban – nun mit amerikanischen Waffen – erneut Kabul. Angesichts dieser akuten Bedrohung für viele Afghanen und für die internationale Sicherheit hat der pakistanische Journalist Ahmed Rashid sein viel gerühmtes Standardwerk erweitert und aktualisiert. Er legt dar, woher die Taliban kommen, wie sie ihre Macht in Afghanistan gefestigt und gegen den Westen verteidigt haben und in welches komplizierte politische Spiel um Macht und Bodenschätze sie verstrickt sind.

- Aktualisierte Neuausgabe
- Das internationale Standardwerk über die Taliban
- Meisterhaft geschrieben von einem Journalisten, der die Region wie kein zweiter kennt
- In 26 Sprachen übersetzt, mehr als 1,3 Mio. verkaufte Exemplare der englischen Originalausgabe
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Vorwort zur Neuauflage
Normalerweise haben Guerillatruppen keine zweite Chance, ihre Gegner zu besiegen, das Land zu erobern, die Hauptstadt einzunehmen und die Macht zu ergreifen. Dass sie die einzige Supermacht der Welt – die Vereinigten Staaten von Amerika – besiegen, nachdem die Vorgängergeneration eine andere Supermacht – die Sowjetunion – besiegt hat, ist höchst unwahrscheinlich. Die Ausnahme von dieser Regel ist die afghanische Taliban-Bewegung, die 1996 zum ersten Mal Kabul einnahm, die Stadt 2001 verlor, sie aber im August 2021 wieder in ihre Gewalt brachte. Während die Taliban 1996 zwei Jahre brauchten, um Kabul zu besetzen, genügten ihnen 2021 nur fünfzehn Tage, um dasselbe zu tun. Vor bald fünfundzwanzig Jahren habe ich ein Buch über die Taliban geschrieben, als sie gerade in der zweitgrößten Stadt Afghanistans, Kandahar, aufgetaucht waren. Monatelang konnte ich keinen Verleger finden, der bereit gewesen wäre, ein Buch über eine obskure Bewegung zu veröffentlichen, von der noch nie jemand gehört hatte und die in einem Land angesiedelt war, das nur wenige Menschen auf einer Weltkarte finden konnten. Sechs Monate, nachdem das Buch dann endlich erschienen war, brach in der Welt das Chaos aus, als Al-Qaida gekaperte Flugzeuge in die Twin Towers von New York und das in Washington gelegene Pentagon rammte. Das Buch wurde ein Bestseller, denn die Leser und speziell die Politiker wollten unbedingt mehr über die Taliban und Al-Qaida erfahren, während sich die USA und die NATO darauf vorbereiteten, in Afghanistan in den Krieg zu ziehen. Heute versichern mir viele Leser, die das Buch zum zweiten Mal in die Hand genommen, den Einband abgestaubt und die vergilbten Seiten noch einmal gelesen haben, dass das Buch für das Verständnis der Taliban weiterhin genauso relevant ist wie vor zwanzig Jahren. Denjenigen, die mich fragen, ob sich die Taliban verändert haben, kann ich nur antworten: »nicht sehr«. Vielleicht ist es das, was diesem Buch seine Langlebigkeit und seine Glaubwürdigkeit verleiht, und der Grund, warum es nicht veraltet ist. Ich habe seit dem Einmarsch der Sowjets im Jahr 1979 über Afghanistan berichtet und viele Wochen sowohl mit den sowjetischen Truppen als auch mit den afghanischen Mudschaheddin oder Heiligen Kriegern verbracht, während ich die Ströme an Waffen und Geld nachverfolgte, die aus den USA und Saudi-Arabien an sie flossen. Als die Sowjets schließlich 1988/89 aus dem Land abzogen, ließen auch die Amerikaner Afghanistan im Stich und weigerten sich, ihr Versprechen zu erfüllen, beim Wiederaufbau einer afghanischen Nation zu helfen, die schätzungsweise eine Million Menschenleben geopfert hatte, um die Sowjetunion zu besiegen. Als ich im Herbst 1994 in Kandahar eintraf, erwartete ich, dort afghanische Krieger vorzufinden, die vom Temperament her den Mudschaheddin ähneln würden, über die ich ein Jahrzehnt lang berichtet hatte. Ich stellte jedoch schnell fest, dass die Taliban ein völlig fremdes und andersartiges Phänomen waren – sogar für ihre afghanischen Landsleute. Die von ihnen vorgeschriebene strenge Religiosität, ihr Glaube an eine harte und unflexible Auslegung der Scharia (des islamischen Rechts), ihr Streben nach einem asketischen Leben, in dem kein Platz für Musik, Kultur oder Familie war, und die Macht, die ihre Mullahs ausübten, ließen viele Afghanen verwirrt, aber auch verschreckt und ängstlich zurück. Viele Krieger waren noch Jugendliche, Waisen des Krieges gegen die Sowjets, was zum Teil ihren Mangel an Verständnis für Ehefrauen, Mütter und Schwestern erklärte, da sie in einer ausschließlich männlichen Umgebung lebten. Die Mullahs, die ihr Leben bestimmten, betrachteten Frauen als eine Versuchung, die die Männer von den von Gott auferlegten Herausforderungen und vom Krieg gegen die Warlords ablenkte. Die Afghanen sind zutiefst religiös, aber es gibt bei ihnen zahlreiche religiöse und ethnische Gruppen, die Gott auf ihre eigene Weise verehren. Im Koran heißt es in Kapitel 2 der Sure Al-Baqara (»Die Kuh«), Vers 256: »Es gibt keinen Zwang in der Religion. Niemand sollte gezwungen werden, gegen seinen Willen zu konvertieren.« Die Taliban hielten sich nicht daran, denn sie bestanden darauf, dass ihr Weg und ihr Verständnis des Islam die einzig richtigen seien. Sie hatten keine Geduld mit denjenigen, die nicht auf dieselbe Weise gläubig waren. Außerdem waren die Afghanen vom Sufismus durchdrungen, der mystischen Richtung des Islam, die aufgeschlossen war für Freude, Musik, Kultur sowie für die Liebe zur Familie und zu Freunden. Die Taliban jedoch waren bereit, gewaltsam gegen jede Abweichung von ihrem Glauben vorzugehen, und alles Mystische oder Fröhliche war für sie tabu. Diese jungen Männer, die von ihren Mullahs angeleitet wurden, kamen aus den Moscheen und Madrassas Westpakistans und Südafghanistans in ein Land, das sich mitten in einem brutalen, blutigen Bürgerkrieg zwischen Warlords, Banditen, Drogenschmugglern und Rebellen befand. Wie die Taliban entstanden sind und wie sie ihre Anführer auswählten, beschreibe ich in diesem Buch recht ausführlich. Bewaffnet und finanziert wurden sie von den Geheimdiensten und den islamischen Parteien Pakistans, von Sympathisanten und Verbündeten in der arabischen Welt sowie von Lastwagenbesitzern und deren Fuhrbetrieben. Die Spediteure hatten die Taliban gedrängt, die Straßen wieder befahrbar zu machen, damit sie ihren Warenverkehr zwischen Iran, Pakistan und Afghanistan fortsetzen konnten, ohne von Banditen drangsaliert zu werden, die an vielen Stellen Wegezölle verlangten. Im Jahr 1994 eroberten die Taliban den Süden Afghanistans, ohne viel Gewalt anzuwenden, was die Bevölkerung zutiefst beeindruckte. Mit breiter Unterstützung der Einwohner entwaffneten sie die Warlords, bestraften sie und forderten Gehorsam und Frieden. 1995 zogen sie weiter nach Nordwesten, um die an der Grenze zum Iran gelegene Stadt Herat zu erobern, und dann in den Osten des Landes, wo sie fast zwei Jahre lang Kabul belagerten. Nachdem es ihnen nicht gelungen war, die Hauptstadt einzunehmen, riet der pakistanische Geheimdienst (mit dem englischen Akronym ISI für Inter-Services Intelligence) den Taliban, eine andere Strategie zu versuchen. In einer Blitzoffensive im September 1996, durchgeführt mit Hunderten von neuen japanischen Pickup-Trucks, die von Saudi-Arabien zur Verfügung gestellt wurden, und mit ISI-Offizieren als bewaffneten Beifahrern, eroberten die Taliban die ganz im Osten des Landes gelegene Stadt Jalalabad und setzten ihren Vormarsch auf Kabul von hier aus fort, während die afghanische Regierung in Panik nach Norden floh. Im Morgengrauen drangen die Taliban in Kabul ein und fuhren direkt zum Sitz der Vereinten Nationen, wo der ehemalige kommunistische Präsident Mohammed Nadschibullah unter UN-Schutz stand. Die Taliban setzten sich über das internationale Protokoll hinweg, töteten ihn auf besonders grausame Weise, zogen seinen Leichnam durch die Straßen und hängten diesen dann an einen Laternenpfahl. Dies war die erste eindringliche Botschaft, die die Taliban an die Außenwelt sandten. Nur drei Länder erkannten in der Folge die Taliban-Regierung an: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Pakistan. Die Ankunft Osama Bin Ladens in Kandahar 1996 und die gastfreundliche Aufnahme, die ihm dort durch den Taliban-Führer Mullah Omar zuteilwurde, brachten die Welt vor die Tür der Taliban: Als Gründer von Al-Qaida wurde Bin Laden von den USA steckbrieflich gesucht. Auch Pakistan fahndete nach ihm, weil er pakistanische Kämpfer, die sich dem Militärregime von General Pervez Musharraf widersetzten, ausgebildet und finanziert hatte. Die Taliban weigerten sich jedoch, Bin Laden den Amerikanern oder den Pakistanern auszuliefern, und gewährten ihm stattdessen Zuflucht, während Bin Laden einen Treueeid auf Mullah Omar schwor. Ich zeige in diesem Buch, wie die Rückendeckung für Bin Laden und sein Gefolge von arabischen Kämpfern zu erbittertem Streit unter den Taliban führte und den Zorn der ganzen Welt erregte. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurden die Taliban von den Amerikanern angegriffen und besiegt, doch Bin Laden konnte entkommen. Die Taliban flohen in ihre Dörfer im Süden Afghanistans und in ihre ehemaligen Koranschulen in Pakistan, wo sie von militanten Mullahs und Politikern, die den extremistischen Ansichten der Taliban nahestanden, aufgenommen und versorgt wurden. Bis 2004 konnten sie jedoch ihre bewaffnete Präsenz in Afghanistan wiederherstellen und begannen einen Guerillakrieg gegen die US- und NATO-Truppen. Zu dieser Zeit waren die Amerikaner bereits mit dem Krieg beschäftigt, den sie im Irak begonnen hatten, um Saddam Hussein zu stürzen. Pakistan fürchtete, dass ein amerikanischer Rückzug aus Afghanistan Indien die Möglichkeit geben würde, seinen Einfluss in Kabul wiederzuerlangen, und unterstützte erneut heimlich die Taliban, um die Amerikaner weiter im Land zu binden. Angesichts der Tausenden von Gefallenen, die sie bei ihrer Niederlage zu verzeichnen hatten, war das Wiedererstarken der Taliban erstaunlich, auch wenn die USA jeden Gedanken daran zurückwiesen, dass diese erneut eine Bedrohung für Kabul darstellen könnten. In den folgenden Jahren sahen die Taliban geduldig zu, wie die amerikanische Militärmaschinerie in Afghanistan aufgrund der strategischen Ratlosigkeit in den USA zeitweise auf über 100 000 Soldaten ausgebaut wurde, um dann wieder auf wenige Tausend reduziert zu werden. Die Taliban setzten ihren Zermürbungskrieg fort, bis sie von den Amerikanern, die Afghanistan nunmehr unbedingt verlassen wollten, zu Gesprächen über die Beendigung des Krieges überredet wurden, um den Abzug der US-Truppen zu ermöglichen. Die Amerikaner waren überzeugt, dass es im...


Ahmed Rashid lebt in Pakistan und schreibt als Journalist für große britische und amerikanische Zeitungen und Zeitschriften. Für seine kritische Berichterstattung wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er gilt weltweit als einer der besten Kenner der Lage in Afghanistan.


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