E-Book, Deutsch, Band 20, 83 Seiten
Reihe: Sabrina
Rast Missverständnisse auf Mallorca
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-96127-447-5
Verlag: vss-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Sabrina - Band 20
E-Book, Deutsch, Band 20, 83 Seiten
Reihe: Sabrina
ISBN: 978-3-96127-447-5
Verlag: vss-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
ine Liebe zwischen Palmen, Reichtum und Intrigen.
Als Leni, eine warmherzige und abenteuerlustige Krankenschwester, ihren neuen Patienten Maximilian von Hagenberg in einer Privatklinik auf Mallorca betreut, ahnt sie nicht, dass dieser charmante junge Fürst ihr Herz im Sturm erobern wird. Doch zwischen dem Urlaubsflair auf Mallorca und dem Glanz des Adels lauern Neid, Intrigen und bittere Zweifel.
Leni fühlt sich wie ein Fremdkörper in Max’ Welt der Reichen – und als seine Stieffamilie ihr das Leben schwer macht, steht plötzlich alles auf dem Spiel: ihre Liebe, ihr Selbstwertgefühl und ihr Platz an seiner Seite.
Doch Max hat mehr zu kämpfen, als sie ahnt – mit einem folgenschweren Betrugsfall in seinem Firmenimperium, mit familiären Problemen und nicht zuletzt mit seinen Gefühlen.
Wird es Leni und Max gelingen, all das zu überstehen? Oder haben sich zwei Menschen aus verschiedenen Welten nur für einen kurzen Sommer gefunden?
Eine romantische Geschichte voller Herz, Spannung und dem Zauber Mallorcas – über die Kraft der Liebe und die Stärke, über den eigenen Schatten zu springen.
Autoren/Hrsg.
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Leni war ungewöhnlich nervös. Ständig zupfte sie an ihrer braunen Lockenmähne herum und konnte ihre Füße kaum still halten. „Was hast du denn?“, fragte ihre Freundin Hannah sie irritiert. „Wir haben den Job als Krankenpflegerinnen doch schon längst bekommen. Jetzt kann doch nichts mehr schief gehen. So kenne ich dich doch gar nicht.“
„Ich weiß auch nicht. Ich habe so das Gefühl, als ob hier etwas Entscheidendes passieren wird.“, antwortete Leni. Sie zuckte dabei mit den Achseln, weil sie sich selbst nicht wiedererkannte. Sie war eine nervenstarke junge Frau, die schon so manches Abenteuer rund um den Globus erlebt hatte. Und nun saß sie hier mit ihrer Freundin im schicken Wartezimmer des Chefarztes der Privatklinik „Deutsches Gesundheitszentrum“ und war aufgeregt.
Sie sollten heute ihren neuen Arbeitsplatz kennenlernen. Auch das war nichts Außergewöhnliches für sie. Seit sie mit Hannah die Schwesternschule besucht hatte und gleichzeitig auch die Ausbildung zur Rettungssanitäterin gemacht hatte, hatten die beiden schon viele Jobs auf allen Kontinenten angenommen. Sie beide wollten die Welt sehen und sich möglichst viel Wissen auf dem Gebiet der Krankenpflege aneignen. Dafür waren sie für das internationale Rote Kreuz tätig gewesen. Auf Mallorca wollten sie es zum Durchschnaufen ein bisschen ruhiger angehen und die Vorzüge der Insel genießen, dem Slogan „Arbeiten, wo andere Urlaub machen“ folgend.
Hannah legte zur Beruhigung eine Hand auf Lenis Oberschenkel. „Etwas entscheidend Gutes oder Schlechtes.?“
„Ich weiß auch nicht. Es ist so ein Gefühl einer Vorahnung.“, Leni fehlten die richtigen Worte. „So eine Vorahnung, dass sich hier irgendwie mein Leben ändern wird.“ So konnte sie es am besten beschreiben.
„Du wirst doch nicht ruhiger und sesshaft werden?“, scherzte Hannah. Bisher waren sie froh gewesen, wenn nach einem sechsmonatigen Einsatz eine Veränderung stattfand. Sie liebten es, von einem Ort zum nächsten zu ziehen, ständig nur das Notwendigste im Gebäck. Sich immer wieder auf neue Arbeitsbedingungen einstellen zu müssen, war eine Herausforderung, die sie gerne hatten.
Diese luxuriöse Klinik hier auf Mallorca war Neuland für sie, eine andere Art der Herausforderung. Sie hatten sich aber absichtlich dafür entschieden, weil sie merkten, dass auch sie einmal Abstand vom Elend dieser Welt brauchten, körperlich und psychisch. Auch wenn sie hier einen Vollzeit-Arbeitsvertrag bekommen hatte, war das im Vergleich zu ihrer bisherigen Tätigkeit wie Urlaub. Ihnen beiden war klar, dass hier nicht lange arbeiten würden, es nur eine weitere Zwischenstation in ihrem Leben war. Umso verwunderter war Hannah über Lenis Nervosität.
Endlich ging die Tür auf und ihr neuer Chef, ein großer Mann mit etwas Bauchansatz und bereits schütterem grauen Haar, betrat den Raum. Er strahlte eine ruhige Autorität aus.
„Entschuldigen Sie die Verspätung, aber ich wurde von einem Patienten aufgehalten.“ Er nahm kurz seine Brille ab, putzte sie mit einem Taschentuch, mit dem er sich anschließend den Schweiß von der Stirn wischte. Er setzte die Brille wieder auf und winkte die beiden jungen Frauen zu sich. „Kommen Sie, ich stelle Sie Schwester Irmgard vor.“
Zu dritt machten sie sich auf den Weg zum Büro der Oberschwester, das nur ein paar Türen weiter den Gang hinunter lag. Sie wurden von einer pausbackigen, ungefähr 50-jährigen Frau freundlich empfangen: „Ah, da sind unsere neuen Mitarbeiterinnen ja. Ich bin Schwester Irmgard und für das Pflegepersonal zuständig.“ Sie streckte Leni ihre Hand entgegen, die sich mit „Helene Maybach“ vorstellte. Danach war ihre Freundin mit „Hannah Gerlach“ an der Reihe.
„Gut, dann kann ich sie ja alleine weitermachen lassen. Ich wünsche einen guten Dienstbeginn. Herzlich willkommen im Team.“, mit diesen Worten verabschiedete sich der Chefarzt und eilte schon wieder zum nächsten Patienten.
„Sie werden bemerken, dass bei uns ein etwas anderer Stress herrscht als in den öffentlichen Krankenhäusern in Deutschland bzw. ein ganz anderer, als Sie es von ihren Einsätzen in Krisen- und Katastrophengebieten gewohnt sind. Als führende Privatklinik auf Mallorca haben wir es hauptsächlich mit sehr betuchten Menschen zu tun, die unsere Hilfe in Anspruch nehmen. Sie sind gewohnt, dass man ihren Wünschen entspricht und es ist wichtig, ihnen das Gefühl zu geben, ständig ausschließlich für sie da zu sein.“
Leni bemerkte, wie Hannah bei den Worten der Oberschwester die Augen verdrehte. Sie konnte das gut verstehen. Die Welt der Reichen und Schönen war so gar nicht die ihre. Aber ihr Plan war, sich von der anstrengenden Arbeit in Simbabwe, wo sie in einem großen Krankenhaus unter schweren Bedingungen gearbeitet hatten, zu erholen. Und da hatten sie die Idee geboren, dies auf Mallorca zu tun, da sie hier gut diversen Freizeitaktivitäten nachgehen konnten. Sie beide liebten das Meer und die Berge. Beides hatten sie auf dieser schönen Insel, die nicht umsonst das Urlaubsparadies Nummer 1 der Deutschen war. Dafür mussten sie halt anspruchsvolle Patienten in Kauf nehmen. Damit sollten sie doch zurechtkommen.
„Helene, Sie machen Dienst auf der unfallchirurgischen Station.“, informierte Schwester Irmgard sie.
„Bitte sagen sie doch Leni. Ich möchte lieber Leni genannt werden.“
„Gut, das soll mir auch recht sein. Sie bekommen das entsprechende Namensschild. Ich werde das gleich veranlassen.“, lächelte ihre neue Vorgesetzte.
Hannah wurde der Abteilung für Innere Medizin zugewiesen. Leni bemerkte schmunzelnd, dass ihre Freundin nur mit Mühe ein weiteres Augenrollen unterdrücken konnte. Sie hatten beide eine Vorliebe für medizinische Abteilungen, auf denen es mehr Action gab. Vielleicht konnte Hannah ja in ein paar Wochen ebenfalls auf der Unfallchirurgie arbeiten oder sogar auf der Intensivstation, für die sie beide die entsprechende Zusatzqualifikation hatten.
Leni traf ihre neuen Kolleginnen im Schwesternzimmer an, sie wurde von der Oberschwester vorgestellt und es kam zum großen Händeschütteln.
Die meisten vom Team kamen aus Deutschland oder Österreich, zwei waren vom spanischen Festland.
„Nachdem wir eine deutsche Klinik sind, sprechen wir vorwiegend Deutsch, aber natürlich auch Englisch und wer kann, Spanisch“, erklärte ihr Stationsschwester Barbara.
„Kein Problem, ich kann fließend Englisch und mein Spanisch ist auch akzeptabel, aber noch ausbaufähig.“ Leni war viel in der Welt herumgekommen und Fremdsprachen waren für sie kein Problem, ganz im Gegenteil, sie liebte es, immer wieder neue Wörter dazuzulernen.
„Gibt es denn so viele Unfälle auf Mallorca, dass sich eine Unfallstation in einer Privatklinik rentiert?“, wollte sie wissen.
„Ja, Autounfälle sind zwar zum Glück nicht so häufig, dafür verletzen sich viele beim Radfahren, Wandern, bei diversen Wassersportarten und sogar beim Golf gibt es immer wieder Pechvögel. Und da viele Urlauber Zusatz- bzw. Reiseversicherungen haben, werden auch diese bei uns eingeliefert“, wurde Leni von ihren Kolleginnen aufgeklärt.
Der quirligen Leni war es nur recht, dass sie auf einer Station arbeitete, auf der man nie wusste, welche und wie viele Patienten eingeliefert wurden.
Vielleicht würde ihr die Arbeit hier doch mehr Spaß machen als erhofft. Und noch immer wurde sie von dem Gefühl begleitet, dass hier etwas passieren würde, was ihrem Leben eine andere Richtung geben würde.
2. Kapitel
Maximilian von Hagenberg war nervös. Wieso hatte er auch dem Wunsch seiner Stiefmutter nachgegeben und vertrat nun seinen Stiefbruder Daniel bei dem Jetski-Rennen? Sie hatte ihn weniger mit ihren Argumenten als viel mehr mit ihrer Hartnäckigkeit überredet. Denn die Gründe, die sie für seinen Einsatz angeführt hatte, waren für ihn nicht nachvollziehbar. Was hatte sie gemeint? Ihr Sohn sei kurz davor, in der Saisonwertung unter die ersten drei zu kommen, und dies würde das Ansehen der Familie in der High Society von Mallorca enorm steigern. Was für ein Schwachsinn! Als ob er darauf Wert legen würde. Er fand das nur lächerlich. Abgesehen davon waren sie eine sehr angesehene Familie. Einerseits, weil er aus einem alten deutschen Adelsgeschlecht stammte und andererseits, weil die Familie ein Wirtschaftsimperium unterhielt und sie somit zu den Reichsten der Reichen nicht nur auf Mallorca, sondern auch in Deutschland zählten. Also, warum hatte er sich bloß zu diesem Rennen breitschlagen lassen? Er war einfach zu gutmütig, zumindest seiner Stieffamilie gegenüber. Nach dem Tode seines Vaters vor zwei Jahren war er zum neuen Familienoberhaupt geworden und hatte nicht nur den Titel eines Fürsten, sondern auch die Verwaltung des gesamten Familienvermögens geerbt. Eine Verantwortung, für die er sich mit seinen damals 27 Jahren viel zu jung fühlte.
Sein Stiefbruder hatte eine einfache Erkältung. Wenn ihm so viel an diesen Jetski-Rennen lag, wieso konnte er sich nicht einmal für eine Stunde am Riemen reißen und am Wettbewerb teilnehmen? Maximilian konnte sich diese Frage selbst beantworten. Daniel war ein bequemer Mensch und für etwas zu kämpfen, lag nicht in seiner Natur. Deswegen hatte er auch bislang nicht sein Wirtschaftsstudium abgeschlossen und konnte ihn nicht bei den zahlreichen Aufgaben, die die Familienunternehmen mit sich brachten, unterstützen. Alle Last lag auf den Schultern des jungen Fürsten. Und jetzt saß er auch noch auf diesem verdammten Jetski. Etwas, was er freiwillig nicht machen würde. Viel zu sehr lag ihm Nachhaltigkeit und Tierwohl am Herzen. Beides war mit diesem Freizeitvergnügen nicht vereinbar.
Seufzend startete er den Motor und begab sich zur Startlinie. Es gab kein Zurück mehr. Er würde das hier wohl durchziehen müssen.
Der Startschuss fiel und es ging los. Maximilian konnte gut mit den anderen mithalten, war sogar in der Gruppe, die das Feld anführte. Dicht gedrängt brausten sie mit sehr hohem Tempo dahin. Die hohen Wellen, die aufgrund des starken Windes herrschten, erschwerten die Fahrt. Maximilian war sehr sportlich, er trainierte regelmäßig in seinem eigenen Fitnessraum, ging laufen und klettern. Daher schaffte er es gut, das Gleichgewicht trotz der schwierigen Bedingungen zu halten. Der Pulk fuhr mittlerweile immer dichter aneinandergedrängt.
Da passierte es. Der Konkurrent neben ihm verriss auf einer hohen Welle kurz sein Fahrzeug und krachte mit Maximilian seitlich zusammen. Sofort durchschoss ein starker Schmerz seinen rechten Unterschenkel. Maximilian wurde in hohem Bogen vom Jetski geschleudert und landete unsanft im Wasser, in das er tief hinuntergezogen wurde. Für einen Moment schien sein Leben vorbei zu sein. Zum Glück war er aber ein hervorragender Schwimmer und so schaffte er es, obwohl er sein rechtes Bein kaum bewegen konnte, rasch wieder aufzutauchen. Sein rechter Unterschenkel schien leblos an ihm zu hängen. Er erkannte mehrere fahrerlose Fahrzeuge im Wasser treiben und blickte sich um, ob ein anderer Teilnehmer Hilfe brauchte. Manche schrien, andere wiederum tauchten mit den Armen fuchtelnd an der Wasseroberfläche auf. Rasch waren aber Rettungsboote vor Ort, eines steuerte direkt auf ihn zu.
Erst jetzt bemerkte er, dass sich um ihn herum Blut mit dem Wasser vermischte. Maximilian wurde deshalb als Erster aus dem Meer gezogen und an Bord sofort notdürftig verarztet. Sein Körper war in einem Schockzustand, sodass er kaum Schmerzen verspürte. Man brachte ihn rasch an Land, wo schon ein Rettungswagen bereitstand. Rettungssanitäter legten ihn auf eine Krankenbahre und verabreichten ihm eine Infusion, um seinen Kreislauf zu stabilisieren.
„Wollen Sie in eine bestimmte Klinik gebracht werden?“, fragte ihn ein Sanitäter.
„Ja, bitte in das deutsche Gesundheitszentrum.“ Das war nicht nur das einzige Krankenhaus, das Maximilian auf Mallorca kannte, es war auch die Klinik, für die seine Familie traditionell jedes Jahr eine größere Geldsumme spendete. Dort würde er gut aufgehoben sein.
Innerlich verfluchte sich der junge Adelige, dem Wunsch seiner Stiefmutter entsprochen zu haben. In Zukunft musste er sich besser gegen seine Stieffamilie behaupten, nahm er sich fest vor.