E-Book, Deutsch, Band 2054, 144 Seiten
Reihe: Julia
Raye Harris Entscheidung im Palast des Prinzen
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95446-141-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2054, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-95446-141-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Was soll sie nur tun? Soll sie tatsächlich Ja sagen, Prinz Alexej heiraten und fortan ein Leben voller Luxus in seinem prächtigen Palast führen? Mit jeder Faser ihres Herzens sehnt sich Paige nach einer Hochzeit mit ihm, doch sie ist sich nicht sicher, ob der Millionär aus wahrer Liebe um ihre Hand anhält. Denn nach einer atemlosen Nacht der Leidenschaft trägt sie sein Kind unter dem Herzen. Will Alexej sie nur deshalb heiraten? Weil er einen Thronfolger braucht? Sie muss sich entscheiden: Entweder sie glaubt Alexejs Liebesschwüren - oder sie kehrt ihm für immer den Rücken.
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1. KAPITEL Als Alexej Woronow den Schrei hörte, der die nächtliche Stille durchbrach, lief es ihm eiskalt den Rücken herunter, und er war sofort in Alarmbereitschaft. Währenddessen rieselte leise der Schnee und bedeckte das Kopfsteinpflaster des Roten Platzes mit einer feinen Puderschicht. Rechts von ihm erhob sich die Kremlmauer. An deren Ende ragte der Erlösertum mit seinem riesigen Ziffernblatt in den Himmel und erinnerte ein wenig an „Big Ben“ in London. Daneben sah man die Basiliuskathedrale mit ihren farbenprächtigen Zwiebeltürmen. Es war schon nach Mitternacht, und nichts ließ darauf schließen, dass außer Alexej noch jemand auf dem Platz wäre. Bis er wieder einen Schrei hörte. Alexej fluchte. Er wartete auf seinen Kontaktmann, konnte aber nicht länger so tun, als hätte er nichts gehört. Wahrscheinlich handelte es sich nur um einen Streit vor einem der vielen Clubs, bei dem sich eine Frau die Seele aus dem Leib schrie, während ihr Partner ihre Ehre verteidigte. Trotzdem musste Alexej etwas tun, auch wenn er damit den Verlust wichtiger Informationen riskierte, weil er den vereinbarten Treffpunkt verließ. Andererseits wartete er selbst schon seit einer halben Stunde im Schatten des Lenin-Mausoleums. Der Kontaktmann war seit fünfzehn Minuten überfällig. Vielleicht hat er es sich anders überlegt? Wenn Alexejs Gegenspieler Wind von der Sache bekommen hatte, bezahlte er dem Informanten vielleicht noch mehr. Alexej selbst war bereit, ein kleines Vermögen für die Insider-Information auszugeben. Trotzdem konnte er nicht länger hier herumstehen, während eine Frau Hilfe benötigte. Es war sein Schicksal, dass er mit einem ausgeprägten Ehrbarkeitsgen auf die Welt gekommen war, das ihn manchmal sogar gegen seine eigenen Interessen handeln ließ. Das Kaufhaus GUM gegenüber war hell erleuchtet, und Alexej wollte gerade darauf zugehen, als er ein Geräusch hörte. Schritte! Das Echo auf dem leeren Platz machte es schwierig, sie zu orten. Gleich darauf stürzte eine Frau aus der Dunkelheit direkt auf ihn zu. Er hatte keine Zeit mehr, ihr auszuweichen, und sie wären beinahe beide hingefallen. Alexej hielt die Frau fest, bis er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Das dauerte eine Weile, da sie sich gebärdete wie eine Wilde. Sie gab keinen Laut von sich, versuchte aber mit aller Kraft, sich von ihm loszumachen. Dabei kam ihr Ellbogen seinem Gesicht gefährlich nahe. Instinktiv wehrte Alexej den Schlag ab, dann drehte er die Frau mit dem Rücken zu sich und hielt ihr den Mund zu. Er spürte, wie sich in ihrer Kehle ein Schrei formte. Wenn er sie jetzt losließ, würden wahrscheinlich seine Trommelfelle platzen. „Wenn Sie noch einmal schreien“, flüsterte er ihr ins Ohr, „wird Ihr Verfolger Sie finden. Und ich werde mich bestimmt nicht in das Handgemenge zwischen ihm und Ihrem Liebhaber mischen.“ Es wäre sowieso besser, er würde sich da raushalten. Womöglich kam sein Informant doch noch. Ein bedeutender Geschäftsabschluss stand auf dem Spiel, ganz zu schweigen von dem Ziel, auf das er schon seit Jahren hinarbeitete und das nun endlich in greifbarer Nähe lag. Dieses wichtige Treffen zu verpassen, weil zwei Männer im Alkoholrausch aneinandergeraten waren, gehörte nicht zu seinem Plan. Noch konnte er sich umdrehen und wäre mit wenigen Schritten wieder beim Mausoleum. Unter seiner Hand versuchte die Frau, den Kopf zu schütteln und etwas zu sagen. Es klang ausländisch. Ist sie eine Touristin? Seit der Perestroika gab es sehr viele Ausländer in Moskau. Darum wiederholte Alexej noch einmal auf Englisch, was er ihr zuvor ins Ohr geflüstert hatte. Die Frau hielt den Atem an, und Alexej wusste, dass er mit seiner Vermutung richtiggelegen hatte. Er sprach auch Deutsch, Französisch und Polnisch, aber mit Englisch kam man in der Regel am weitesten. „Ich tue Ihnen nichts“, sagte er, „wenn Sie allerdings noch einmal schreien, überlasse ich Sie Ihrem Verfolger, verstanden?“ Sie nickte rasch, und Alexej drehte sie wieder zu sich um, bevor er sie losließ. Ihre rauchgrauen Augen glänzten im Widerschein der Schaufensterbeleuchtung. Ihre Kapuze war heruntergerutscht. Sie hatte dunkles Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Die Frau besaß feine Züge und wirkte zerbrechlich, obwohl sie sich in der Auseinandersetzung mit ihm alles andere als schwach erwiesen hatte. Unschlüssig sah sie ihn an. „Bitte helfen Sie mir“, platzte sie dann heraus und schützte sich mit den Armen gegen die Kälte der Moskauer Aprilnacht. „Die dürfen mich nicht kriegen.“ Eine Amerikanerin, dachte Alexej. Das überraschte ihn nicht weiter, aber irgendetwas an ihr war ungewöhnlich. Zum Beispiel, dass sie sich mitten in der Nacht allein auf dem Roten Platz aufhielt. Lass dich da nicht hineinziehen, riet ihm seine innere Stimme. Doch er überhörte die Warnung und erkundigte sich bei der Frau, wen sie damit meinte. „Die Behörden? Wenn Sie etwas Illegales getan haben, kann ich Ihnen nicht helfen.“ „Nein“, sagte sie und warf einen prüfenden Blick über ihre Schulter. „Ich suche nur meine Schwester und …“ Ärgerliches Rufen scholl über den Platz, und die Frau stürzte wieder in die Nacht. Nach drei Schritten hatte Alexej sie eingeholt, ergriff ihren Arm und wirbelte sie herum. „Hier entlang!“ Er zog sie zum Kaufhaus. „Da ist es viel zu hell. Sie werden uns sehen“, protestierte sie. „Eben.“ Der Hall schwerer Stiefel kam donnernd auf sie zu. Es blieben nur Sekunden, bis die Verfolger bei ihnen wären. Das vom Schnee glatte Kopfsteinpflaster würde sie ein wenig aufhalten, aber nicht lange. Alexej schob die junge Frau gegen eines der Arkadenschaufenster. Sie wehrte sich. „Legen Sie Ihre Beine um meine Hüften.“ Entsetzt sah sie ihn an. „Lassen Sie mich los! Sie wollen mir überhaupt nicht helfen …“ „Wie Sie meinen, meine Schöne.“ Er trat einen Schritt zurück. „Viel Glück.“ „Nein, warten Sie!“ Alexej blieb stehen, und die Frau atmete tief durch. „Okay, was soll ich tun?“, fragte sie. „Wir spielen ein Liebespaar!“ Ungerührt lächelnd drückte er sie wieder gegen die Schaufensterscheibe und löste ihren Pferdeschwanz. „Legen Sie Ihre Beine um meine Hüften.“ Sie umarmte ihn. Alexej umfasste ihre Oberschenkel, hob sie hoch und presste sich gegen sie. Sein langer Mantel verhüllte sie beide. Wenn sie es richtig anstellten, würde es so aussehen, als hätten sie Sex. Also drängte er sich noch stärker gegen ihre intimste Stelle, und die Amerikanerin unterdrückte ein leises Stöhnen. Der Laut ging ihm durch und durch wie ein Schluck Wodka, und seine körperliche Reaktion kam unmittelbar, sosehr er sich auch dagegen wehrte. Mist! Die Amerikanerin war zierlich, fühlte sich gut an und roch wie der Sommer im Ural – nach Blumen, Sonnenschein und kühlem Wasser. Ihr Duft weckte Erinnerungen, Gefühle … Die kann ich mir nicht leisten, dachte Alexej ärgerlich. Sie machten schwach, und man konnte an ihnen zerbrechen. Der Hall der donnernden Stiefel kam näher. „Küssen Sie mich“, stieß er hervor, „ und zwar richtig, damit es echt aussieht.“ Paige Barnes sah erstaunt zu dem dunkelhaarigen Fremden hoch, der sie so vertraut an sich drückte. Du liebes bisschen, wie war sie nur in diesen Schlamassel geraten? Sie hätte sofort zu Chad gehen sollen, als Emma nicht aufgetaucht war. Aber zuerst hatte sie gedacht, ihre Schwester habe sich nur in der Zeit vertan. Außerdem wollte Paige ihren Chef nicht belästigen, nachdem er ihr netterweise erlaubt hatte, Emma mit auf diese Geschäftsreise zu nehmen. Attraktiv, reich und charmant – Chad Russell war einer der begehrtesten Junggesellen in Dallas, und Paige war seine Sekretärin, zumindest während dieser Reise. Seine Chefsekretärin durfte wegen eines erhöhten Thromboserisikos nicht fliegen. Also musste sie jemand vertreten, und obwohl es Kolleginnen mit mehr Berufserfahrung gegeben hätte, war seine Wahl auf Paige gefallen. Sie war begeistert gewesen und wild entschlossen, ihr Bestes zu geben. Seitdem sie vor zwei Jahren bei „Russell Tech“ angefangen hatte, schwärmte sie für ihren Chef. Er musste sie nur einmal anlächeln, und sie bekam weiche Knie. Bisher hatte sie allerdings geglaubt, keine Chancen bei ihm zu haben. Doch seit Kurzem sah es beinahe so aus, als ginge sein Interesse an ihr über das Berufliche hinaus. Er hatte sie zweimal zum Mittagessen eingeladen und sich nach ihrem Privatleben erkundigt – nach ihrer Schwester und vielen anderen Dingen gefragt, die nichts mit der Arbeit zu tun hatten. Paige bemühte sich zwar, nicht zu viel in sein Verhalten hineinzuinterpretieren, doch heute Abend hatte sie es zugelassen, dass ihre Gefühle ihren gesunden Menschenverstand ausschalteten. Sie hätte ihrem ersten Impuls folgen und Chad um Hilfe bitten sollen. Aber sie war so sehr daran gewöhnt, ihre Probleme selbst zu lösen, dass sie ihr mulmiges Gefühl ignorierte und beschloss, Emma auf eigene Faust zu suchen. Jetzt, in dieser intimen Umarmung mit dem Fremden, hätte sie sich dafür ohrfeigen können. „Wir haben keine Zeit zu verlieren“, sagte der Mann mit tiefer, volltönender Stimme. Sein Akzent war nicht stark, aber eindeutig russisch. Als er sie jetzt noch fester an sich drückte, kehrte Paige mit ihren Gedanken in die Wirklichkeit zurück. Sie musste Emma finden. Aber vorher musste sie diese Situation...