Reeves-Stevens | Star Trek: Die Erste Direktive | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 0 Seiten

Reeves-Stevens Star Trek: Die Erste Direktive

Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-11490-9
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

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ISBN: 978-3-641-11490-9
Verlag: Heyne
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Hat Kirk den Planeten Talin IV vernichtet?
Die Erste Direktive, das Prinzip der Nichteinmischung in die Entwicklung fremder Welten, wurde verletzt, der Planet Talin IV verging im nuklearen Feuer. Die Enterprise wurde dabei fast vollständig zerstört. Verantwortlich dafür ist kein geringerer als Captain James T. Kirk. Zusammen mit seinen vier Brückenoffizieren wird er aus den Diensten der Flotte entlassen und muss sich als Gelegenheitsarbeiter durchschlagen. Dabei treibt ihn nur ein Wunsch: Ins Talin-System zurückzukehren und den wahren Ursachen der Katastrophe auf die Spur zu kommen. Als Chefingenieur Scott auf dem Wrack der Enterprise eine Entdeckung macht, wirft das alle bisherigen Schuldzuweisungen über den Haufen ...
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Kapitel 1


Menschen, dachte Glissa, als sie den unverkennbaren Geruch wahrnahm. Man kann weder mit noch ohne sie leben, aber eins steht fest: Man kann sie riechen.

Die kleine tellaritische Schichtleiterin wandte den Blick vom Bildschirmdiagramm ab, kniff die tief in den Höhlen liegenden schwarzen Augen zusammen und spähte in die Ferne. Um sie herum summte es in der dünnen Luft, die den ausgehöhlten Asteroiden vom Typ S füllte: der Pulsschlag von Maschinen und Arbeitern, die hier eine Welt schufen, ein neues Heim für Tausende. Glissa gab sich gern entsprechenden Vorstellungen hin und fand großen Gefallen an ihrer Tätigkeit. Deshalb bereitete ihr der unerwartete Geruch von Menschen Unbehagen. Sie fürchtete, dass die angenehme Aufregung stumpfsinniger Schufterei wich, wenn Terraner kamen.

Die Tellaritin rümpfte ihre breite, schnauzenartige Nase, als sie schnüffelte und sich bemühte, der Witterung zusätzliche Informationen zu entnehmen. Der dichte Dunst auf ihrer Heimatwelt lichtete sich fast nie und begünstigte eine Evolution, die keinen großen Wert auf gutes Sehvermögen legte. Als erwachsenes Exemplar ihrer Spezies hatte Glissa längst die Fähigkeit verloren, jenseits einer Distanz von zwei Metern Details zu erkennen. Dafür konnte sie besser hören als selbst die meisten Vulkanier. Und sie war imstande, durch die Luft übertragene Aromen und Pheromone mit einer Genauigkeit zu analysieren, die der Präzision eines Tricorders kaum nachstand.

Die Nase bestätigte Glissas Befürchtungen: Der Geruch stammte tatsächlich von diesen schrecklichen Allesfresser-Menschen, von Terranern, die vermutlich zur zweiten Schicht gehörten. Zwar zeigten ihr die Augen nur ein verschwommenes Bild, aber sie bemerkte den gelben Sicherheitsstrang zwischen den schemenhaften Gestalten. Er führte an den ebenfalls gelben Warnmarkierungen vorbei, die auf Überlappungen der künstlichen Schwerkraftfelder hinwiesen. Durch Rotation erzeugte, zentripetale Pseudo-Schwerkraft hätte das Arbeiten im Innern des Asteroiden sicher erleichtert, doch es waren noch nicht alle Stützgerüste montiert, und die Ingenieure wollten zusätzliche Belastungen für die aus Felsgestein bestehende ›Hülle‹ vermeiden. Aus diesem Grund hatte man auf der Oberfläche Gravitationsgeneratoren installiert, die im Innern sowohl Bereiche erhöhter Schwerkraft als auch Null-G-Zonen schufen. Dadurch entstehen sicher genug Belastungen für die Stabilität der Hülle, dachte Glissa.

Sie seufzte, und in ihrer Kehle erklang dabei ein heiserer, gutturaler Laut, wie der Auftakt zu einigen besonders erfrischenden Beschimpfungen. Aber hinter diesem Seufzen verbarg sich keine derartige Freude. Glissa hatte gar nicht gemerkt, dass die erste Schicht bereits zu Ende gegangen war – und die Pfeiler für das Süßwasserbecken fehlten nach wie vor. Sie hatten noch nicht einmal auf der Plattform des großen Frachttransporters am Rand der Baustelle Substanz gewonnen. Wenn wir auch weiterhin so sehr hinter dem Zeitplan bleiben … Glissa stellte sich vor, die Arbeitsperiode um einen zusätzlichen Zehntag zu verlängern, bevor sie endlich Gelegenheit bekam, sich im Gemeinschaftsbad der Freizeit-Station zu suhlen. Schlimmer noch: Der Geruch deutete darauf hin, dass sie den nächsten Zehntag in Gesellschaft von Menschen verbringen musste.

Es gab keinen konkreten Anlass für Glissas Abneigung Terranern gegenüber, aber da sie nicht zu Mirachts Botschafter-Stämmen gehörte, fühlte sie sich in der Nähe von Menschen alles andere als wohl. Immerhin konnten die Bewohner des Planeten Erde nicht zwischen altehrwürdigen, konstruktiven Beleidigungen und unangemessenen Verunglimpfungen in Hinsicht auf die Abstammung unterscheiden. Nur Vulkanier hatten noch weniger Humor. Andererseits: Gerade die Vielfalt machte das Universum so interessant, und das war einer der Gründe, der Glissa hierhergebracht hatte.

Sie seufzte erneut und strich mit der sensitiven Unterseite eines Hufs über das Kontrollsegment des Bildschirms – eine von mehreren Dutzend Projektionsflächen, die den Arbeitsbereich säumten. Als das Diagramm von dem zwei mal ein Meter großen Display verschwand, schnüffelte die Tellaritin erneut, um festzustellen, welche Menschen sie diesmal ertragen musste.

Die zwölf Monteure waren noch zu weit entfernt, um individuelle Merkmale zu erkennen – Glissa sah nur die gelben Sicherheitsharnische und Helme. Aber in den meisten Fällen genügte ihr der Geruch, um einzelne Terraner zu identifizieren. Sie dankte den Monden: Sieben der zwölf Personen stellten sich als Tellariten heraus – Arbeiter aus der Quäker-Gemeinde, die Interworld Construction beauftragt hatte, diesen Asteroiden in eine Lagrange-Kolonie zu verwandeln. Mehr als die Hälfte der Arbeiterschaft stammte aus der Gemeinde, und dadurch sparten die Quäker eine Menge Geld.

Der Geruch verriet die fünf anderen als Menschen, und Glissas Kummer wuchs: Sie hielt Terraner und Asteroidenmontage für eine unglückliche Kombination.

Die Neustrukturierung von Asteroiden zählte zu den wenigen gefährlichen Tätigkeiten in der Föderation, die nicht von Maschinen ausgeführt werden konnten. Dieser Umstand fand sogar Niederschlag in entsprechenden Vorschriften und Gesetzen. Wenn der Föderationsrat jemals beschloss, das Verbot der Sklaverei zu lockern und es synthetischen Selbstsphären – früher als ›künstliche Intelligenz‹ bezeichnet – zu erlauben, Roboter zu steuern … Dann begann für diesen speziellen Industriesektor eine regelrechte Revolution. Aber bis das geschah, blieb die sogenannte Asteroidenmontage zwei Arten von Arbeitern überlassen: den Auftraggeber-Monteuren, die mit viel Engagement kamen und sich über die Chance freuten, mit bloßen Hufen eine neue Welt zu schaffen, und den Leuten, die sich an Interworld wandten, weil es woanders keinen Platz mehr für sie gab.

Was die Menschen betraf, die der zweiten Gruppe zugerechnet werden mussten: Einige von ihnen waren vor irgend etwas auf der Flucht, und sie alle wurden von Verzweiflung begleitet. In Hinsicht auf Ehre und Eifer hätte es sich Glissas Meinung nach ebenso gut um Klingonen handeln können. Für Tellariten galt die Konstruktion neuer Welten als ehrenvolle Arbeit, aber sie brachte erhebliche Probleme mit sich, und deshalb akzeptierte Interworld auch Menschen mit ihrer sonderbaren Mischung aus vulkanischer Logik und andorianischer Leidenschaft. Was für Glissa und die übrigen Schichtleiter bedeutete, dass sie mit ihren Worten vorsichtig sein mussten.

Als sie den Bildschirm wieder aktivierte, um die aktuellen Arbeitspläne abzurufen, ertönten die akustischen Signale des Schichtwechsels. Das Schrillen klang aus den Lautsprechern der Lichtmasten, die am Rand der fünfhundert Meter durchmessenden Baustelle aufragten. Glissa blickte zum vier Kilometer entfernten Felsenhimmel empor und sah die vagen Flecken der Lichtmasten, die im atmosphärelosen Teil des Asteroiden glühten: Ihr Flackern wies ebenfalls auf den Schichtwechsel hin und war für die in Schutzanzüge gekleideten Arbeiter bestimmt, die das Heulen nicht hören konnten.

Verwundert überprüfte die Tellaritin ihr Chronometer und stellte fest, dass die akustischen und visuellen Signale genau zum richtigen Zeitpunkt erfolgten. Woraus folgte: Die Monteure der zweiten Schicht trafen pünktlich ein. Glissa war schon seit Jahren für Interworld tätig und wusste daher: Die hiesigen, von Verzweiflung geprägten Menschen kamen immer zu spät – es schien eine Art Religion für sie zu sein.

Einige Sekunden lang empfand die Schichtleiterin Besorgnis angesichts dieser neuen Entwicklung, die sich über alte Traditionen hinwegsetzte und eine vertraute Ordnung zu bedrohen schien – für einen Tellariten gab es kaum Schlimmeres als ungelöste Rätsel. Sie schnüffelte einmal mehr, und der charakteristische Geruch bestätigte die Präsenz von Menschen in der Gruppe. Ein neuerliches und noch aufmerksameres Schnuppern brachte schließlich die Antwort.

Glissa hob den Huf und winkte damit der verschwommenen Gestalt des Menschen zu, der den Trupp anführte. »Sam?«, knurrte sie. »Sam Jameson?«

Der Terraner streckte einen viel zu langen und dürren Arm, um den Gruß zu erwidern, und jähe Hoffnung entstand in Glissa. Wenn Sam Jameson befördert worden war und nun die zweite Schicht leitete … Dann mochte es möglich sein, die verlorene Zeit aufzuholen. Erst seit vier Zehntagen gehörte er zu Interworld, aber er hatte bereits erstaunliche Eigenschaften unter Beweis gestellt.

»Dachte ich mir doch, dass ich den fauligen Gestank Ihrer haarlosen Haut gerochen habe!«, blökte die Tellaritin ohrenbetäubend laut, als Sam näher kam.

»Es grenzt an ein Wunder, dass Sie durch Ihr schleimverkrustetes Skrak-Fell überhaupt irgend etwas riechen können!«, rief der Mann.

Glissa grunzte erfreut. Hier war die Ausnahme von der Regel: ein kultivierter Mensch, der die subtilen Nuancen der Höflichen Sprache verstand. Sie glaubte schon, den warmen Schlamm des Gemeinschaftsbads zu spüren, als sie daran dachte, den Zeitplan zu erfüllen.

Erneut hob sie den Huf, und Sam Jameson griff ohne zu zögern danach, berührte die Sensorknoten an der Unterseite in der richtigen Reihenfolge – was ihm mit den klobigen Fingern sicher nicht gerade leicht fiel. Manchmal wunderte es Glissa, dass Menschen überhaupt mit Werkzeugen umgehen konnten. An den ›Händen‹ jeweils fünf Extremitäten, die sich unabhängig voneinander bewegten … Wie sollte man damit komplizierte Dinge bewerkstelligen?

Die übrigen Monteure der zweiten Schicht lösten den Sicherheitsstrang von ihren Harnischen, und Glissa beschloss, mit einigen Worten aus der Höflichen Sprache auf...


Brandhorst, Andreas
Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, hat mit Romanen wie »Äon«, »Das Erwachen« oder »Das Schiff« die deutsche Science-Fiction-Literatur der letzten Jahre entscheidend geprägt. Spektakuläre Zukunftsvisionen verbunden mit einem atemberaubenden Thriller-Plot sind zu seinem Markenzeichen geworden und verschaffen ihm regelmäßig Bestsellerplatzierungen. Zuletzt ist bei Heyne sein Thriller »Der Riss« erschienen. Andreas Brandhorst lebt im Emsland.



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