Rehbaum | Äthiopischer Brokat - Eine Deutsche in den Wirren Ostafrikas - Biografischer ROMAN | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 350 Seiten

Rehbaum Äthiopischer Brokat - Eine Deutsche in den Wirren Ostafrikas - Biografischer ROMAN


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95753-115-5
Verlag: Verlag DeBehr
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 350 Seiten

ISBN: 978-3-95753-115-5
Verlag: Verlag DeBehr
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



1948. Nur weil ihre Freundin schwanger wird, bekommt das arme Nachkriegskind Elise die Chance, an deren Stelle als eines der ersten Au-pair-Mädchen nach England zu gehen. Jahre später belegt sie Designerkurse und verdient sich als Hilfs-Krankenschwester in London ihr Aufenthaltsvisum. Die Freizeit genießt sie oft mit einer Gruppe äthiopischer Studenten. Durch die Heirat mit Melese, einem dieser Studenten, darf sie endlich Fashion-Design studieren. Elise folgt ihrem Mann nach Äthiopien. Das Glück scheint ihr hold, sie wird alsbald zur gefeierten Designerin der Herrscherfamilie und der ansässigen Ausländer. Das Land jedoch birgt auch Gefahren, die junge Frau gerät in die Strudel der Revolution, ihre Freiheit ist bedroht. Ein kraftvoller spannender Frauenroman, basierend auf einer unglaublichen, aber wahren Geschichte.

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Die Fäden in der Hand halten 1 „Kommt nicht in Frage, dass ich ein fremdes Balg aufziehe!“, schrie Melese. Sein Wutausbruch als Reaktion auf Elises Besuch in einem der zwei Waisenhäuser, die die Women’s Welfare Organisation in Addis Abeba unterhielt, entlarvte seine englische Zusicherung als belangloses Lippenbekenntnis. „Amharen tun das nicht. Da hättest du einen Oromo heiraten sollen.“ Die vagen Zusagen reichten nicht mehr, es erboste ihn, dass er gezwungen wurde, Farbe bekennen. An der Art ihrer euphorischen Beschreibung spürte er, dass die fällige Entscheidung immer näher rückte. Nur die Notbremse, die ihr einen dauerhaften Dämpfer verpassen und zeitweise seinen Komfort mindern würde, verhinderte Schlimmeres. Seine Frau stürzte in Verzweiflung, schluchzend rettete sich Elise ins St. Pauls Hospital zu Magdess. Ein Gespräch von Frau zu Frau, und zwar mit einer, die Mutter war und diese Sehnsucht nachempfinden konnte, war dringend nötig. Eine leise Hoffnung spielte mit, dass die Angehörige seines Volkes einen geeigneten Trick parat hätte, mit dem sie ihren Mann auf richtigen Kurs bringen könnte. „Er hat mich nur hingehalten! Warum hat er nicht gleich gesagt, dass er mit mir nichts mehr im Sinn hat? Ich wäre in England geblieben! Er hat mich um meine Zukunft betrogen!“ Tränen der Wut und Mutlosigkeit mischten sich mit Selbstanklage. Magdess brühte Elise einen Tee, zog sie an ihre hellblaue gestärkte Tracht und hörte den Ausbruch an. „Ich weiß zwar keine Lösung für deinen Kummer, aber vielleicht eine Erleichterung.“ Die Schwester streichelte ihr nachdenklich über die Hand. „Der Kaiser will, dass ich zur Ausbildung nach Übersee gehe. Wenn ich fertig bin, soll ich Lehrerinnen von draußen auswählen und herbringen. Mit denen wird in Addis Abeba eine Krankenschwesternschule aufgebaut.“ „Was hat das mit mir zu tun?“ Verwirrt hob Elise die rotgeweinten Augen vom Taschentuch. „Dafür genehmigt er mir ein Stipendium.“ „Das freut mich für dich. Da habe ich gar nichts von, noch nicht mal mehr jemanden zum Quatschen!“ „Lass mich ausreden. Wie du weißt, ist meine Tochter Kukuna erst elf Wochen alt. Ich möchte sie ungern meinem Dienstmädchen überlassen und Esseye, mein Mann, muss arbeiten. Hättest du Lust, dich in der Zeit um sie zu kümmern? Du könntest testen, ob das überhaupt etwas für dich ist.“ Augenblicklich klammerte sich Elise an diesen Strohhalm, während sie mit der Freundin alle Für und Wider und zuletzt durchsprach, welche Ausrüstung sie auftreiben und welche die Mutter mitgeben würde. Auf dem Heimweg kaufte sich Elise ein Buch von Benjamin Spock über Kindererziehung und las es, noch in der Küche stehend, in einem Rutsch durch. Misstrauisch beäugte Melese den Titel. „Magdess braucht unsere Hilfe für ein Jahr oder so“, erklärte Elise und studierte ängstlich seine Miene. Um jeglichem Widerstand zuvorzukommen, sprach sie schnell weiter: „Ins Personal hat sie kein Vertrauen und ihr Mann, du kennst ihn ja, ist ein bisschen verschusselt.“ Melese hing nur an ihren Lippen. „Ich hab es nicht fertiggebracht, ihr die Bitte abzuschlagen.“ Erst jetzt wagte sie zu atmen. So hab ich Jaan en de Nol enjefäddemb, dachte sie. Kukuna entpuppte sich als ein Geschenk des Himmels. Seit der Ankunft des kleinen Menschleins hing Melese seiner Frau ständig am Schürzenbändel und wimmelte seine Freunde ab, die sich über diese Änderung das Maul zerrissen. Es fehlte nicht viel und das Ehepaar hätte einen Wettbewerb eingeführt, wer von beiden Kukunas kleinen warmen Körper in den Armen wippen durfte und bei wem sie mehr strampelte. Anfangs lag Kukuna in ihrem Körbchen vom Mercato, dem alten Markt von Addis Abeba, das Elise ständig von einem Arbeitsplatz zum anderen schleppte, von Meleses gerührtem Blick verfolgt. Er fütterte, wusch und trocknete das Baby sehr geschickt. Elise fühlte Meleses behutsame Massage ihres Nackens, bis sie sich unter seinen Händen entspannte. „Die Kleine ...“ „Pst, sie wird nicht aufwachen. Diese Nacht versuchen wir es ohne Herumtragen, die Koliken sind vorbei.“ Melese zog seine Frau auf die Beine und in innige Umarmung. Die paar Meter ins Schlafzimmer verkürzte er streichelnd und besäte sie mit Kleidungsstücken. Mit sachten Berührungen entfachte er die verschüttete Glut. Manche Frauen, die lange vergeblich auf ein eigenes Kind hoffen, werden nach einer Adoption schwanger, dachte Elise. Schaffe ich es jetzt auch? Seine Finger ertasteten Gereiftes, hie und da ein Pölsterchen. Er prüfte das schwere Volle ihrer Brüste und richtete die Warzen mit kreisenden Bewegungen auf, um sie mit seinen Lippen nacheinander zu umschließen. Zuerst verkrampfte sich Elise, das Gefühl seines Mundes auf ihren Augen, den Wangen, der Halsgrube und schließlich auf ihrer Brust transformierte sie in zarte Berührungen eines kleinen Mundes. Warme Wellen breiteten sich über Bauch und Schenkel, als Melese seine Hand dazwischenschob. Langsam reagierte er erst mit Bewegungen auf ihren keuchenden Atem, als ihr Becken seinen Händen entgegenkam. Sie spielte nicht länger die Beobachterin ? für einen höheren Zweck, schob sie vor. Kukuna wurde von dem unterdrückten Stöhnen unruhig, mit dem sich Elise dem Raus und Rein anpasste und sich fragte, warum sie sich früher gesperrt hatte! Seine beharrliche Stimulation förderte Wellen der Lust aus unerschlossenen Tiefen und spülte damit jede Zurückhaltung weg. Das sonst von Bitterkeit angetriebene Karussell ihrer Bedenken drehte sich leer. Frieden umhüllte beide trotz des ungnädigen Babygeschreis, als wären ihre Körper und Seelen endlich in Fließrichtung des Stroms gespült. Das geliehene Glück währte einen Jahreslauf, einmal in der Woche schauten Esseye oder andere Verwandte vorbei und überzeugten sich vom Wohlergehen der Kleinen. „Du behältst das Kind!“ war ihre einhellige Meinung. „Magdess hat ja noch drei andere. Die kann darauf verzichten. Die Kleine fühlt sich hier wohl! Ist es nicht so?“ Wie harmonisch ausgefüllt der Alltag auf einmal bei Familie Dimtu war, konnte kein Blinder übersehen. Zufrieden hatten sie all die Monate die Fortschritte der Kleinen quittiert und wider besseres Wissen lauschte Elise diesem Honigseim. Kukunas Ärmchen um Elises Hals hatten die magische Wirkung, Unangenehmes aus dem Blickfeld zu rücken. Jeder zusätzliche Monat bestärkte ihre Sicherheit, dass es auf ewig so bleiben werde. 2 Elise wusste den Ankunftstermin und zog den Kopf schon vorsorglich vor dem Schicksalsschlag ein. Die zweite Nacht ging vorbei, ohne dass ihr Verhängnis vor der Tür stand, noch ein Tag, Elise bewegte sich wie im Fieber, war mit den Gedanken abwesend, als lausche sie auf Nachrichten aus einer anderen Welt. Die Arbeit fiel ihr schwer, sie schaute durch ihre Arbeiterinnen hindurch und konnte sich mit jeder Stunde, die verstrich, weniger konzentrieren. Magdess stürmte nicht herbei, um mit wehenden Fahnen ihren Besitz heimzuholen, hielt Esseye sie zurück? Als die Anspannung Elises Muskeln verkrampfte, der Ischias ihren Rücken marterte, hörte sie von einer Verwandten, wann es so weit sein würde. Jetzt hing die unausweichliche Konfrontation wie das Damoklesschwert über ihr. Kein Zauberwort würde ihr helfen, das Blatt für sich zu wenden. Das strahlende Winterwetter sprach der Stimmung beider Frauen Hohn. Äußerlich zu europäischer Schlankheit geschrumpft, versuchte Magdess, einen Anschein von Kompetenz und Entschlusskraft zu verbreiten, ihr schwerer Tritt bezeugte dagegen, dass ihr letztere in diesem Fall abhandengekommen war. Ein Profi schafft es, sich hinter einer Fassade antrainierter Verbindlichkeit zu verbergen, und zwar ganz ohne nachzudenken. Einen Kunden ließ man nicht merken, wie es in einem tief drinnen aussah, und in dem Moment war die alte Freundschaft weit weggerückt. Erstaunt über ihre eigene Gefasstheit, brach Elise das Schweigen nach dem förmlichen Wangenkuss mit gekünstelter Munterkeit: „Komm in die Sitzecke. Der leichte Wind aus dem Gebirge ist heute ganz erträglich.“ Sie warf der freudig an ihr hochspringenden Lilibet das Bällchen. Diesmal wirkte das Ablenkungsrezept für brüchige Lebenslagen jedoch nicht. Hölzern stakste sie voraus. „Wie hat es dir in England gefallen?“, fragte sie über die Schulter. Ich werde ihr schildern, wie unser Alltag im vergangenen Jahr war, nahm sich Elise vor, zählen selbst Tausende solcher Argumente für ein Mutterherz? Der kaukasische Kreidekreis aus einer Londoner Inszenierung stand ihr so plastisch vor Augen, als zerrten sie beide bereits an dem Kind. „Du hast gar keine Ahnung, was für ein Schätzchen Kukuna ist!“ Elise vermied es, der Mutter in die Augen zu sehen, und vergrub stattdessen ihr Gesicht im Haar des Mädchens, bevor sie es auf ihren Schoß zog. „Vor ein paar Tagen bin ich vom Zahnarzt gekommen. Meine Behandlung hat über die Mittagszeit gedauert. Ich rechnete mit Hungergeschrei und Chaos in der Küche. Und dann kam auch noch ein Wolkenbruch, dass die Hauptstraße unter Wasser stand. Das hättest du sehen müssen! Was bin ich für eine Sabbelschnüss, schämte sich Elise, und alles,...



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