Reich | Die dunklen Wasser des Rheins | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Reich Die dunklen Wasser des Rheins

Kriminalistische Kurzgeschichten
2. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7526-7705-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalistische Kurzgeschichten

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-7526-7705-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die kleinen großen Fälle der Kölner Hauptkommissarin Elise Brandt. Kurze, pointierte Geschichten um eine Ermittlerin, die ihren eigenen Weg geht, sich nicht von dem scheinbar offensichtlichen täuschen lässt und hinter den Kulissen von Trug und Wirrnis die tatsächliche Wahrheit sucht und findet. Kleine Rätsel, geprägt von der einzigartigen Kulisse, in der sie inszeniert wurden: der Stadt Köln, mit ihren Eigenheiten und einer einzigartigen Geschichte und Tradition. Die kleinen Alltäglichkeiten hinter den großen Fällen einer jungen Hauptkommissarin.

lebt und arbeitet in Essen. Neben anderem schreibt er die erfolgreiche Thrillerreihe um das Ermittler-Duo Elise Brandt und Avide St. Cyr.

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II.
»Du glaubst doch nicht, dass ich mich von diesen Schmierereien beeindrucken lasse?« Karl Friedrich von Boese fegte mit einer einzigen Handbewegung alle darauf liegenden Blätter von seiner Schreibtischplatte und zeigte so eindeutig, was er von den Papieren hielt. »Deine Sturheit wird dich noch mal das Leben kosten, Onkel Karl!« Engelbert Serafin bückte sich und sammelte alle auf dem Boden verteilten Blätter wieder auf. Von Boese beobachtete ihn mit angewiderter Miene. »Du bist ein Angsthase und ein Schlappschwanz, Bert. Genau wie dein Vater. Wie meine arme Schwester auf ihn hereinfallen konnte, werde ich nie begreifen. Morsches Holz, aus dem keine Gewinner geschnitzt werden.« Serafin legte die aufgelesenen Blätter auf den Schreibtisch zurück. »Ich weiß«, sagte er leise. »Nicht so wie du.« Der alte Mann hob die Arme in die Höhe. »Damit habe ich praktisch aus dem Nichts das Unternehmen aufgebaut. Mit diesen beiden Händen. Ich habe zugepackt und angepackt. Und ich habe die Arbeit nie gescheut, habe Zementsäcke geschleppt, mehr als jeder andere. Und ich habe gelernt, von morgens bis abends.« Er stand mühsam auf und ging zu einem der Fenster des großen quadratischen Raumes. »Alle Arbeiten da unten, vom ersten gesetzten Ziegelstein, jedem gegossenen Betonpfeiler, habe ich selbst, mit meinen eigenen Händen, ausgeführt. Ich weiß, wovon ich rede, verdammt noch mal. Heute sind wir die größte Baufirma am Markt. Ein Unternehmen. Ein Imperium.« Er wandte sich vom Fenster ab und seinem Neffen zu. »Von dem auch du nicht schlecht lebst, nebenbei bemerkt.« Engelbert Serafin rollte die Augen zur Decke. Wie oft hatte er diese Leier schon gehört. »Was bilden sich die Schmierfinken ein!«, fuhr von Boese fort. »Ich werde mir die Burschen persönlich vornehmen!« Er ging zum Schreibtisch zurück und schlug mit der flachen Hand auf die Platte. »So hat man das vielleicht früher geregelt«, erwiderte sein Neffe. »Aber wir leben heute in anderen Zeiten! Willst du deinen Namen, und den der Firma, in allen Zeitungen gedruckt sehen? Wir hatten schon genug schlechte Presse in der Vergangenheit. Deine Geschäftspraktiken haben dir einen schlechten Ruf eingebracht. Das ist alles. Du bist auf dem besten Wege, dass was du dir aufgebaut hast, wieder zu zerstören.« »Was schlägst du also vor?« Der Tonfall mit der von Boese seine Worte ausgesprochen hatte, ließen keinen Zweifel, dass er die Vorschläge seines Neffen, noch bevor dieser sie ihm unterbreitet hatte, ablehnte. »Sprich mit den Leuten. Sag ihnen, sie bekommen den ausstehenden Bonus, leg noch etwas drauf. Und vor allem: Sorge dafür, dass sie, für die Zeit, in der sie hier sind, vernünftige Unterkünfte bekommen.« »Du bist sehr großzügig mit meinem Geld.« »Du nutzt die Leute aus. Das sind arme Schweine. Sie schicken alles, was sie haben, zu ihren Familien nach Rumänien. Für die Entlohnung, würdest du hier niemanden bekommen! Daran sparst du doch genug. Und jetzt zahlst du ihnen nicht mal die Boni!« Von Boese trat einen Schritt näher an seinen Neffen heran. »Dass das Auszahlen der Boni sich verzögert hat, ist nicht meine Schuld. Ich habe entsprechende Anweisungen gegeben. Ich werde prüfen, warum sie nicht ausgeführt worden sind. Hier geht es um ein knallhartes Geschäft. Wir definieren uns über unsere Preise. Und die können wir nicht anders halten. Die Konkurrenz hängt uns wie die Hyänen im Nacken. Ich weiß, dass die Arbeiter nicht im Dom Hotel logieren, aber sie wohnen, in der Zeit in der sie hier sind, in meinen Wohnungen kostenfrei. Das ist längst geklärt. Das weißt du doch!« Engelbert Serafin trat einen Schritt näher an seinen Onkel heran. Er konnte den schalen Geruch kalter Rauchwaren riechen, den er verströmte; teure Zigarren, aus Kuba importiert, die er so leidenschaftlich rauchte. Sie verursachten dem jungen Mann einen Würgereiz im Hals. »Du und deine ewigen Kungeleien. Ja, ich weiß, Onkel. Ich weiß alles.« Sie sahen sich feindselig an. Engelbert Serafin wandte sich abrupt ab und verließ den Raum. Carl Friedrich von Boese stützte sich erschöpft auf der Schreibtischplatte ab. Sein Blick fiel wieder auf die Papiere. In großen, schwarzen, ungelenken Buchstaben starrten ihm die Worte entgegen: Leuteschinder, Kapitalistenschwein. Dafür wirst du die Rechnung bezahlen. Du wirst bezahlen ... III.
Kriminalrat Strothmann war ein Mann von großer Besonnenheit, wenn es darum ging, einen Sachverhalt daraufhin zu prüfen, ob und welchen Schaden er für die ihm untergeordneten Abteilungen der Kölner Kriminalpolizei, und damit vor allem für ihn und seinen Ruf, anrichten konnte. Der Kriminalrat achtete nicht nur auf ein tadelloses Äußeres, die ihn umgebende Aura spielte eine nicht unwesentliche Rolle. Der Sechsundvierzigjährige, der aus eher bescheidenen Verhältnissen stammte, hatte sich seinen Posten unbestritten erkämpft. Böse Zungen behaupteten, mit allen Mitteln, zu denen auch das Einheiraten in oberste Kölner Kreise gehörte, was ihm den passenden, gesellschaftlichen Rahmen verschaffte. Der Kriminalrat nestelte nervös an der durch eine mit einem goldenen Knopf zusammengehaltenen Manschette seines nach Maß gearbeiteten Hemdes. Alles an ihm war maßgeschneidert, die Anzüge, sein Stil, die betont unfehlbaren Umgangsformen, bis hin zu einem makellosen Äußeren, bestehend aus dezent gefärbten Haaren, nach der neuesten Mode in Form gebracht, stets leicht gebräuntem Teint, der jedem Betrachter, den Eindruck vermittelte, er käme gerade jetzt von einer einwöchigen Auszeit an den kostspieligen Küsten des Mittelmeeres. Er konkurrierte mit dem makellosen Weiß der Jacketkronen. Das alles war eingehüllt in eine Wolke teuersten Aftershaves. Seine dunklen Augen ruhten auf dem Mann, der ihm gegenüber am Schreibtisch des großzügigen Designerbüros am Waidmarkt saß. Er hörte auf, die Manschette zu befingern, und legte die perfekt manikürten Fingerspitzen seiner Hände gegeneinander. Eine unheilvolle Stille hatte sich breitgemacht, die durch ein verhaltenes Klopfen unterbrochen wurde, auf das Stothmann dringend wartete. »Ja, bitte?« Die schmale Gestalt von Strothmanns Sekretärin erschien im Türrahmen und hinter ihr die Person, deren Anwesenheit er so dringlich herbeisehnte. Hauptkommissarin Elise Brandt, Leiterin der Dienstelle Mord K5 der Kölner Kripo, die zurzeit nur aus ihr und ihrem jungen Kollegen Mike Widmer bestand, war nicht das, was sich der Kriminalrat in seinen Träumen als untergebene Kriminalkommissarin erwünscht hatte. Sie war zu jung, zu intuitiv und für seine Begriffe zu unabhängig. Eine Einzelgängerin, die ihren eigenen Weg verfolgte, was oft zu Auseinandersetzungen mit ihrem Vorgesetzten führte, da dieser unter allen Umständen den Eindruck zu verhindern suchte, er lasse sich von einer seiner Untergebenen auf der Nase herumtanzen. Das gute Verhältnis zu Oberstaatsanwalt Reberkötter, der die junge Ermittlerin seit Kindertagen kannte, hatte ihr zu dem Job als Leiterin des kleinsten und jüngsten Dezernates im Bereich Gewaltverbrechen der Kölner Kripo verholfen. Allerdings, und das war der Stein im Schuh Strothmanns, hatte sie nicht unerhebliche Erfolge aufzuweisen. So ‚kreativ‘ eigensinnig und unkonventionell ihre Methoden auch sein mochten, sie führten nicht selten zum Ziel und hatten die Aufklärungsrate und das Ansehen der Kölner Kripo erheblich verbessert. Das erkannte Strothmann an und arbeitete weiter daran einen gangbaren Mittelweg zu finden, die junge Kommissarin im Zaum und unter Kontrolle zu halten und ihr dennoch so viel Freiheit wie möglich zu geben, um ihr die Erfolge zu ermöglichen, deren Abglanz auch auf ihn zurückfiel. »Frau Brandt«, sagte die Sekretärin knapp und trat zur Seite. Elise betrat hinter ihr den Raum. Ihr geschultes Ermittlerauge und ihr gutes Einfühlungsvermögen, erfassten sofort die angespannte Lage, die vorherrschte. Sie fixierte den Mann, der vor Strothmanns Schreibtisch saß. Genau in diesem Augenblick, wandte er den Kopf und fing ihren Blick auf. Die karamellbraunen Augen musterten sie interessiert. Er war smart, wirkte selbstbewusst. Seiner Kleidung, eine Mischung aus sportlich und geschäftsmäßig, Jackett und Weste über einem Rolli, war anzusehen, dass sie nicht ‚von der Stange‘ stammte. Er trug das volle, leicht gewellte dunkelblonde Haar länger als zur Zeit Mode war. Vielleicht ein innerliches Aufbegehren gegen gesetzte Normen, ein Zeichen dafür unabhängiger, freier zu sein, als es ihm erlaubt wurde. Elise bevorzugte eher legere Kleidung. Sie trug Jeans und darüber einen weiten locker fallenden hellgrünen Wollpullover, der farblich mit ihren smaragdgrünen Augen harmonierte. Das dunkelblonde, schulterlange Haar war locker hinter die Ohren...



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