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E-Book, Deutsch, 700 Seiten

Reich EpiDemos


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-5571-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 700 Seiten

ISBN: 978-3-7578-5571-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein neuer atemberaubender Fall für das Ermittlerduo Hauptkommissarin Elise Brandt und den Kunshistoriker Avide St. Cyr. Köln im Dezember 1999, noch wenige Tage bis zum Millennium. Der Jahrtausendwechsel - Beginn einer neuen Zeitrechnung? Eine Ordensschwester mit bewegter Vergangenheit, zwei Tote in einem Benediktinerinnenkloster, ein skrupelloser Söldner mit dunkler Vergangenheit und ein seltsames Gemälde, das mehr verbirgt als es preisgibt ... Die Stimme eines der größten deutschen Künstler, des Wittenberger Hofmalers Lucas Cranach des Älteren, dringt aus den Nebeln der Vergangenheit in die Gegenwart. Musste ein junger Kunststudent sterben, weil er das Rätsel um das Bild gelöst hat? Bald ist ganz Köln in tödlicher Gefahr ...

Michael Reich Germanist und Historiker, lebt und arbeitet in Essen. Neben der mittlerweile drei Bände umfassenden Thrillerreihe um die Hauptkommissarin Elise Brandt und den Kunshistoriker Avide St. Cyr, schreibt er Jugendliteratur, Romane, Erzählungen und Novellen. Er ist künstlerisch als Maler, Ilustrator und Fotograf tätig.

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Autoren/Hrsg.


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Frühjahr 1999
Noch 39 Wochen bis zum Millennium 1. Kapitel
I. ‚Ein Kirchenfenster ist die durchsichtige Trennwand zwischen meinem Herzen und dem Herzen der Welt.‘ Marc Chagall Historisch betrachtet bildete das Fraumünster, eine der vier reformierten Altstadtkirchen und eines der Wahrzeichen der Stadt, eine Keimzelle der Stadt Zürich. Die Kirche des 853 von Ludwig dem Deutschen, einem Enkel Karls des Großen, gegründete Benediktinerinnenstifts, dessen Gründungsurkunde zu den ältesten Schriftstücken im Staatsarchiv des Kantons Zürich zählte, war eine Institution, die lange Zeit aktiv an der Stadtgeschichte mitwirkte. Der wunderbar einfach gestaltete hohe romanische Chor aus den Jahren 1250 bis 1270 war ein magischer Ort. Das lag nicht zuletzt an den Glasfenstern, einem fünfteiligen Fensterzyklus und einer Rosette, die der weißrussische Ausnahmekünstler Marc Chagall in den 1970er Jahren, bereits über achtzigjährig, schuf. Das weltberühmte Meisterwerk Chagalls verzauberte seitdem die Betrach ter und entführte sie aus der Realität in eine ganz besondere, den Problemen der Welt entrückte Sphäre. Wie war es möglich, dass das Lebewesen Mensch, diese unvollkommenste aller Schöpfungen, fähig zu jeder Zeit einen Krieg heraufzubeschwören, mit allem dazugehörigen Leid, aller unbeschreiblicher Grausamkeit, zugleich in der Lage ist, etwas so Schönes zu erschaffen? Ein Werk, dessen bloßer Anblick imstande war, dem Betrachter die Tränen in die Augen zu treiben. Das Höchste und das Niederste vereint in einer Hülle. Leonardo, der wohl genialste aller Künstler, zauberte Meisterwerke auf die Leinwand, die von so filigraner Zerbrechlichkeit und fast atemberaubender Schönheit waren und entwarf zur gleichen Zeit rollende Geschütze und eine Art von Maschinengewehr. Die Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts, das geprägt war von zwei Weltkriegen und unzähligen weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen, brachten den Jugendstil mit seiner verspieltphantastischen Floralornamentik, die Schönheiten des ausgehenden Impressionismus, die Farbenkraft des neu entstehenden Expressionismus hervor. All dies geschah zur gleichen Zeit. Zu all dem war der Mensch gleichzeitig fähig. Wann immer Sebastian Maler nach Zürich kam und die Zeit fand, ging er in das Fraumünster. Er ließ die Welt hinter sich, setzte sich auf eine der dem Chorraum am nächsten stehenden Bänke und verlor sich in der Welt Chagalls, dessen im Schein des Sonnenlichts erstrahlende Farben ihn lockend forttrugen, fühlte, wie er langsam ruhiger wurde, und verspürte bald den so ersehnten inneren Frieden. Er hätte die Abfolge der Fenster mit geschlossenen Augen genau beschreiben können, so gut kannte er sie.: Das blutrote ‚Propheten‘-Fenster, an der nördlichen linken Wand, das im unteren Teil Elischa darstellt, der Elijas Himmelfahrt in einem Flammenwagen beobachtet; darüber, in göttliches Blau getaucht, sitzt Jeremias. Das ‚Gesetzes‘-Fenster an der gegenüberliegenden Südwand: Moses, der auf den Ungehorsam und das Leiden der Menschen herabsieht, die einem Reiter in den Krieg folgen. Darunter ist Jesaja in den Armen eines Engels zu sehen, der sich darauf vorbereitet der Welt seine Friedensbotschaft zu verkünden. Die drei Hauptfenster: das Linke, das ‚Jakobs‘-Fenster, der Kampf des Patriarchen mit dem Engel und sein Traum von einer Leiter in den Himmel. Das gelbe ‚Zion‘-Fenster zur Rechten zeigt einen Engel, der mit der Posaune den Beginn der Ewigkeit und das Herabsteigen Neu-Jerusalems vom Himmel anzeigt; darunter sind ein strahlender König David und Bathseba zu sehen. Das zentrale ‚Christus‘-Fenster schließlich zeigt Joseph, der neben einem mächtigen Baum steht - dem Baum des Lebens, der Familie und des Erlösers. In seinen oberen Ästen schwebt eine Vision Marias mit dem Jesuskind, das Gotteslamm zu ihren Füssen. »Szenen aus dem Leben Jesu und Parabeln kulminieren in einer assoziativen Darstellung der Kreuzigung. Ein Kreuz ist knapp sichtbar und Christus schwebt bereits, von der Welt befreit, zur Quelle eines Lichtes über ihm.« Sebastian horchte für einen Augenblick der gesenkten Stimme einer Fremdenführerin, die eine Gruppe Touristen durch die Kirche führte. »Sie sind fasziniert.« Der Mann, der neben ihm im Gang stand, trug einen hellen Trenchcoat. Er folgte dem Blick des jungen Mannes. »Das kann ich gut verstehen.« »Sie interessieren sich für Kunst?«, fragte Maler. »Sie verstehen sicher mehr davon als ich.« Maler rückte zur Seite und machte den Platz frei. Der Mann im Trenchcoat setzte sich neben ihn. Für einen Augenblick überliessen sie sich der Atmosphäre des Gotteshauses. »Haben Sie sich entschieden?« Maler hielt seine Augen fest auf die Glasfenster gerichtet. »Ja. Ich werde es machen. Und Sie wussten genau, dass ich mich so entscheiden würde. Leute wie Sie überlassen nichts dem Zufall.« »Das wäre fahrlässig und eventuell sogar tödlich. Ich ... wir müssen uns absichern. Es ist ein Geschäft und für beide Seiten ein Gewinnbringendes.« »Wenn man sich an die Regeln hält«, ergänzte Maler. »Wir sichern Ihnen absolute Straffreiheit zu. Sie werden aus allem rausgehalten. Dazu stehen wir.« Maler schloss die Augen. Wie naiv er gewesen war. Diese Situation hier, dieses Treffen, wirkte fast surreal auf ihn. Wie hatte er in eine solche Lage kommen können? Dabei hatte doch alles so positiv, so hoffnungsvoll begonnen. Er erinnerte sich, als wäre es gestern gewesen ... Ein sonniger Morgen im Spätsommer, Semesterferien. Er war aus Köln, wo er studierte, nach Stuttgart zu seinen Eltern gefahren. Sein Vater betrieb eine Autowerkstatt. Er hatte sich auf Oldtimer spezialisiert und sich in diesem Bereich einen Namen gemacht., der auch über die Grenzen des Landes hinausging. An diesem Morgen war ein auf Hochglanz polierter 71er 280 SE Coupé mit Schweizer Kennzeichen auf den Hof gefahren. Sebastian beobachtete aus dem Fenster seines Zimmers im zweiten Stock des elterlichen Hauses, in dessen unteren Etagen sich die Autowerkstatt befand, dass ihm ein elegant gekleideter etwa sechzigjähriger Mann entstieg. Er hatte volles, graumeliertes Haar, das er im Nacken lang trug, was durchaus zu dem ovalen Kopf mit der sonnengebräunten Haut passte. Er nahm langsam die blaugetönte Sonnenbrille ab und sah sich interessiert um. Sebastians Vater trat aus der Werkstatt und begrüßte den Ankömmling mit Handschlag. Offenbar war er angekündigt. Dem jungen Kunststudenten fiel sofort die reich beringte Grußhand auf, die im Sonnenlicht aufblinkte, als habe jemand den Blitz an einem Fotoapparat ausgelöst. Der Mann führte seinen Vater zu dem Wagen und erklärte ihm einiges. Sebastian öffnete neugierig geworden das Fenster. »Und Sie glauben, Sie können das in zwei, drei Tagen erledigen?«, fragte der Mann skeptisch. »Keine Sorge, Herr de Ungeloube. Ich habe alle passenden Teile da. Es ist nur ein wenig Bastelei.« Der Angesprochene nickte zufrieden. »Ich bin noch bis Ende der Woche in Stuttgart. Zu einer Messe. Ich wohne im Intercontinental an der Neckarstraße. Könnten Sie mich dort anrufen, wenn Sie fertig sind?« Er griff in die Seitentasche seines dunkelblauen Jacketts und zog einen silbernen Visitenkartenhalter hervor, dem er eine Karte entnahm und seinem Vater gab. »Hier ist meine vollständige Adresse. Ich betreibe ein Auktionshaus in Zürich.« Bei dem Wort ‚Auktionshaus‘, stellten sich bei Sebastian die Ohren auf. Der Kunststudent war dringend auf der Suche nach einem Studiennebenverdienst. Nachdem der Besucher das Gelände verlassen hatte, ging er hinunter in die Werkstatt zu seinem Vater und bat um die Visitenkarte. Zwei Tage später war der Wagen fertig und Sebastian bot sich an, zum Hotel zu fahren, um die Nachricht persönlich zu überbringen. Das mache doch einen guten Eindruck und dieser Ungeloube habe bestimmt eine Menge wohlhabender Freunde, die, so wie er, Oldtimer führen. Und schon war er verschwunden. Er hatte das beste angezogen, was sein magerer Kleiderschrank zu bieten hatte und einige Dokumente dabei, unter anderem sein sehr gutes Abiturzeugnis und die Immatrikulationsbescheinigung der Uni. Mit klopfendem Herzen betrat er die luxuriöse Hotelhalle, ging zur Rezeption und fragte nach Herrn de Ungeloube. Er hatte Glück, der Auktionator war da und man ließ ihn nach kurzer telefonischer Ankündigung durch. Ungeloubes Suite lag im zweiten Stock. Der Auktionator öffnete selbst die Tür, lächelte ihn freundlich an und bat ihn ins Zimmer. »Das wäre doch nicht nötig gewesen«, sagte er. »Ein Anruf hätte genügt.« Sebastian übergab ihm die Wagenschlüssel und den Umschlag mit der Rechnung, die Ungeloube unbeachtet auf einen kleinen Seitentisch legte. »Darf ich Ihnen...



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