E-Book, Deutsch, 321 Seiten, eBook
Reichertz Die Macht der Worte und der Medien
3. Auflage 2010
ISBN: 978-3-531-92020-7
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
E-Book, Deutsch, 321 Seiten, eBook
Reihe: Medien • Kultur • Kommunikation
ISBN: 978-3-531-92020-7
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Das Buch fragt nach der Kraft der Wirkung von Medien und Worten und bearbeitet damit eine zentrale Frage der Gegenwartsgesellschaft. So wird beispielsweise diskutiert, unter welchen Bedingungen das Fernsehen Wirkungen erzielen kann, wie sich die Medienkommunikation für die und in der Berufsarbeit von Unternehmern, Unternehmensberatern und Wissenschaftlern nutzen lässt und ob es in interpersonaler Kommunikation hinreicht, das richtige Argument in schöne Worte zu fassen.
Dr. Jo Reichertz ist Professor für Kommunikationswissenschaft (Fachbereich Geisteswissenschaften) der Universität Duisburg-Essen.
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhaltsverzeichnis;6
2;Einleitung1;12
3;I Das Fernsehen als Akteur;16
4;1 Die Realität der Massenmedien;17
4.1;1.1 Das Fernsehen – von der Institution zum Akteur;18
4.2;1.2 Das Fernsehgerät als Zauberspiegel;19
4.3;1.3 Das Fernsehen ist immer und überall;23
4.4;1.4 Das Fernsehen als Feld;29
4.5;Literatur;29
5;2 Institutionalisierung als Voraussetzung einer Kultur der Performativität;32
5.1;2.1 Antwortschreiben eines Bürgermeisters;32
5.2;2.2 Die deutsche Hochzeit zu Beginn des 21. Jahrhunderts;33
5.3;2.3 Theatralisierungstendenz und das Entstehen einer Kultur der Performativität;36
5.4;2.4 Die Traumhochzeit als Idealtyp einer performativen Kultur der romantischen Trauung;38
5.5;2.5 Kleine soziale Welten als Welten zwischen subjektivem Sinn und objektiven Strukturen – Institutionalisierung und Organisation;41
5.6;2.6 Heiraten zu Beginn des 21. Jahrhunderts: eine Aufführung ohne Regisseur?;44
5.7;2.7 Der typisierte Handlungsverlauf als organisierende Kraft für die gemeinsame Performance: das trajectory;48
5.8;2.8 Ohne Institutionalisierung keine Kultur der Performativität;50
5.9;Literatur;51
6;3 Kinder brauchen (auch) die ‚Power Rangers‘16;53
6.1;3.1 Statt einer Einleitung;53
6.2;3.2 Serielle Rettung der Welt: die Power Rangers;54
6.3;3.3 Notwendige Unterscheidung: Kamerahandlung und Handlung vor der Kamera;57
6.4;3.4 Wie zeigt die Kamera das Handeln der Akteure?;58
6.4.1;3.4.1 Das Setting;58
6.4.2;3.4.2 Das Personal;59
6.4.3;3.4.3 Körperlose Gewalt – zur Inszenierung von Kampfhandlungen;60
6.4.4;3.4.4 Formen und Techniken der Kamerahandlung;61
6.5;3.5 Produktion, Quoten und Reichweiten;62
6.6;3.6 Die Power Rangers – eine kurze Geschichte ihrer Medienkarriere;64
6.7;3.7 Schädigen oder hemmen die ‚Power Rangers‘ die Entwicklung von Kindern?;67
6.8;3.8 Der Rahmen bestimmt die (Medien-)Wirkung;70
6.9;3.9 Die Rahmung der ‚Power Rangers‘ durch das sendende Medium;74
6.10;3.10 Aneignung der ‚Power Rangers‘;79
6.11;3.11 Strukturelle Probleme kindlicher Lebenspraxis in den 90er Jahren;80
6.12;3.12 Die Power Rangers – ein sinnvolles Errettungsmärchen für Kinderder 90er;84
6.13;Literatur;87
7;4 „…denn sie wissen nicht, was sie tun“. Von James Dean zu Alexander Klaws;90
8;5 „Ich könnte schreien vor Glück“ oder: Formen des Glücks in den Massenmedien;95
8.1;5.1 Zwei Wege zum Glück – Jennifer Aniston und der Dalai Lama;95
8.2;5.2 ‚Glück‘ als das Begehrenswerte;97
8.3;5.3 Glück und Glas – wie leicht bricht das;100
8.4;5.4 Glückszwang durch Weltabkehr und systematische Askese;101
8.5;5.5 Die Medien und die Suche nach Glück;104
8.6;5.6 Don’t worry, be happy and show it!;106
8.7;5.7 Theatralisierung des ‚Glück‘ in und durch die Medien;108
8.8;5.8 Medienglück;109
8.9;Literatur;110
9;6 Becker und Häkkinen beim Golfen. Das Altenbild in der Mercedeswerbung;112
9.1;6.1 „Almost as close as you won Suzuka”;112
9.2;6.2 Was ist die Frage?;114
9.3;6.3 Alter als biologisch fundierte soziale Konstruktion;114
9.4;6.4 Blicke auf die Codierung des Alters in den Bildern der Werbung;116
9.5;6.5 Der Rahmen ‚Werbung‘;119
9.6;6.6 Die zufriedenen Golfer. Jenseits der Heroisierung der Jugend;122
9.7;Literatur;126
10;7 Der Mediensport Olympia – ein globales Integrationsritual?44;128
10.1;7.1 Macht, Spaß und Geld;128
10.2;7.2 Olympia ist tot;129
10.3;7.3 Olympia lebt!;132
10.4;7.4 Coubertins Konzeption der olympischen Spiele als Ritus;137
10.5;7.5 Der Sport und die Zuschauer;140
10.6;7.6 Olympia als kollektiver Ritus einer sich globalisierenden Gesellschaft;143
10.7;Literatur;144
11;II Netzkommunikation – Rahmen und Bedingungen;146
12;1 ‚Navigieren‘ oder ‚Surfen‘ oder: Das Ende der Bedrohung;147
12.1;1.1 Metaphern als Medien des Denkens und des Handelns;147
12.2;1.2 Sinnstiftende Metaphern für das Internet;150
12.3;1.3 Das Meer als Metapher;153
12.4;1.4 Internetnutzung als Sport – Surfen;155
12.5;1.5 Internetnutzung als berufsmäßige Erarbeitung von Reiserouten – Navigieren;157
12.6;1.6 Das Ende der Bedrohung?;159
12.7;1.7 Gesellschaftlicher Kampf um die Leitmetapher;160
12.8;Literatur;162
13;2 Browsen im Internet oder: Der Einfall trifft nur den vorbereiteten Geist;164
13.1;2.1 Die Zukunft des Internet – Nichts Genaues weiß man;164
13.2;2.2 Das Internet als Lehr- und Lernmedium in der Schule;164
13.3;2.3 Deduktion, Induktion und Abduktion;167
13.4;2.4 Eine Strategie zur Herbeiführung von Abduktionen;169
13.5;2.5 Der Hypertext des Internet und seine Pfade;171
13.6;Literatur;176
14;3 Vertrauen in der Internet-gestützten Unternehmenskommunikation;178
14.1;3.1 Tiefgreifender gesellschaftlicher Wandel: die Globalisierung;178
14.2;3.2 Von der Informations- zur Kommunikationsgesellschaft;179
14.3;3.3 Vertrauen als zentrale Kategorie der Unternehmenskommunikation;182
14.4;3.4 Vertrauen schaffen durch persönliche Kommunikation;184
14.5;3.5 Vertrauen schaffen durch moralische Selbstverpflichtung;186
14.6;3.6 Vertrauen schaffen durch eine mythologische Fundierung;189
14.7;3.7 Mythos – eine Kulisse?;194
14.8;3.8 Gefahren einer auf Vertrauen bauenden Unternehmenskommunikation;196
14.9;Literatur;199
15;III Medienkommunikation als Teil der Berufsarbeit;201
16;1 Zur neuen Logik der (sozial-)wissenschaftlichen Mediennutzung;202
16.1;1.1 Zeitenwende;202
16.2;1.2 Wissenschaft betreiben in Zeiten des Wandels;204
16.3;1.3 Die weitere Vergesellschaftung von Wissenschaft bei gleichzeitiger weiterer Verwissenschaftlichung der Gesellschaft;207
16.4;1.4 Die weitere Ökonomisierung von Wissenschaft bei gleichzeitiger weiterer Verwissenschaftlichung der Ökonomie;209
16.5;1.5 Das Bedeutsamwerden der Massenmedien für die Wissenschaft bei gleichzeitigem Bedeutsamwerden der Wissenschaft für die Massenmedien79;210
16.6;1.6 Die zunehmende Bewertung wissenschaftlichen Arbeitens nach den Grundsätzen und Belohnungsstrategien des Quality-Managements;215
16.7;1.7 Das allmähliche Reputierlichwerden von Prominenz in der Wissenschaft;216
16.8;1.8 Das allmähliche Umstellen von wissenschaftlicher Methode auf Charisma und Populismus (zumindest in den sich immer internationaler gebenden Sozialwissenschaften;223
16.9;1.9 Vom Monotheismus zum Polytheismus?;225
16.10;Literatur;230
17;2 Abschied vom Glauben an die Allmacht der Rationalität? oder: Der Unternehmensberater als Charismatiker;234
17.1;2.1 Methodologische Vorüberlegungen zur Interpretation von Homepages;235
17.1.1;2.1.1 Exkurs zum Bedeutungsbegriff;238
17.2;2.2 Zur Methode einer hermeneutischen Wissenssoziologie;241
17.3;2.3 Interpretation der Homepage der Beratergruppe Neuwaldegg;243
17.3.1;2.3.1 Auswahl der Daten;243
17.3.2;2.3.2 Aufbau der Homepage;244
17.3.3;2.3.3 Die im Bild gezeigte Handlung;247
17.3.4;2.3.4 Die Handlung des mit der Bildgestaltung Zeigens;248
17.4;2.4 Abschied von der Rationalität oder Ergänzung?;254
17.5;2.5 Postskriptum 2006;256
17.6;Literatur;257
18;3 Spaß für Millionen. Harald Schmidt und Co. als moderne Hofnarren?;261
18.1;3.1 Freddie Mercury und die Queen;261
18.2;3.2 Der Narr am Hofe (nach Lepenies);262
18.3;3.3 Der Hofnarr und seine Funktion im Wandel der Zeiten;263
18.4;3.4 Alte Narren am neuen Hof?;269
18.5;3.5 Harald Schmidt – ein Hofnarr?;274
18.6;3.6 Von Spaßmachern und der Spaßgesellschaft;277
18.7;Literatur;278
19;IV Die Macht des Wortes;280
20;1 Verstehen ist nicht das Problem – oder: Über die Macht der Worte102;281
20.1;1.1 Sprechen, Ausdruck und Kommunikation;281
20.2;1.2 Die Kommunikationswissenschaft(en) – ein Vorschlag;285
20.3;1.3 Verstehen und Medien;288
20.4;1.4 Eindrucks- oder Ausdruckskommunikation;291
20.5;1.5 Intersubjektivität;293
20.6;1.6 Die Macht der Worte;295
20.7;1.7 Exkurs: Die europäische Idee des singulären Subjekts;299
20.8;1.8 Die vier Disziplinierungen des Kommunizierens;304
20.9;Literatur;310
21;2 Einladung zum Gruppentanz128;315
21.1;2.1 Staging;315
21.2;2.2 These in Form einer Metapher;316
21.3;2.3 These in Begriffen der Praxis;317
21.4;2.4 Kritik des scheinbar ‚stillosen Stils‘;318
21.5;Literatur;320
22;Nachweis;321
Das Fernsehen als Akteur.- Die Realität der Massenmedien.- Institutionalisierung als Voraussetzung einer Kultur der Performativität.- Kinder brauchen (auch) die ‚Power Rangers‘.- „…denn sie wissen nicht, was sie tun“. Von James Dean zu Alexander Klaws.- „Ich könnte schreien vor Glück“ oder: Formen des Glücks in den Massenmedien.- Becker und Häkkinen beim Golfen. Das Altenbild in der Mercedeswerbung.- Der Mediensport Olympia – ein globales Integrationsritual?.- Netzkommunikation – Rahmen und Bedingungen.- ‚Navigieren‘ oder ‚Surfen‘ oder: Das Ende der Bedrohung.- Browsen im Internet oder: Der Einfall trifft nur den vorbereiteten Geist.- Vertrauen in der Internet-gestützten Unternehmenskommunikation.- Medienkommunikation als Teil der Berufsarbeit.- Zur neuen Logik der (sozial-)wissenschaftlichen Mediennutzung.- Abschied vom Glauben an die Allmacht der Rationalität? oder: Der Unternehmensberater als Charismatiker.- Spaß für Millionen. Harald Schmidt und Co. als moderne Hofnarren?.- Die Macht des Wortes.- Verstehen ist nicht das Problem – oder: Über die Macht der Worte.- Einladung zum Gruppentanz.
3 Vertrauen in der Internet-gestützten Unternehmenskommunikation (S. 185-186)
„In vormodernen Umgebungen vertrauten die Menschen nur denen, die sie persönlich kannten. In der modernen Gesellschaft vertrauen wir uns Menschen an, die wir eigentlich gar nicht kennen.“
Anthony Giddens
3.1 Tiefgreifender gesellschaftlicher Wandel: die Globalisierung
Geschichtliche Entwicklungsprozesse fließen nicht im gleichen Zeittakt voran. Manchmal verläuft die Entwicklung langsam und stetig, so dass leicht der Eindruck entstehen kann, nichts bewege sich, das stets Gleiche wiederhole sich nur, und wenn, ereigne sich die Veränderung lediglich unter der Oberfläche. Dann gibt es aber auch Zeiten, in denen sich Entwicklungen rasant und teilweise auch sprunghaft vollziehen: Für jeden ist der tiefgreifende Wandel erkennbar und auch spürbar. Solche Zeiten, in denen mancher glaubt, er sehe den Mantel der Geschichte wehen, nennt ein bekannter deutscher Historiker, nämlich Koselleck, Sattelzeit (Koselleck 1973).
In Sattelzeiten kommt es oft zu Abrissen und Verwerfungen, aber zugleich eröffnen sich neue Verbindungen und neue Freiheiten. Jede Sattelzeit bringt beides mit sich: neue Risiken, aber auch neue Chancen. Symptomatisch für Sattelzeiten ist das Bestreben der in ihr lebenden Menschen, sich auf das Geschehen um sie herum einen (neuen) Reim zu machen oder präziser: Sie versuchen mit Hilfe neuer Selbstbeschreibungen das Neuartige in den Griff zu bekommen. Politiker, Wirtschaftsführer und sogar die Wissenschaftler sind sich fast weltweit einig darüber, dass wir uns seit etwa zwei Jahrzehnten in einer Sattelzeit befinden.
Die Signatur dieser Sattelzeit lautet: ‚Globalisierung‘. ‚Globalisierung‘ meint dabei vor allem die Entschränkung des physikalischen, politischen, sozialen und auch des ökonomischen Raumes (vgl. auch Beck 1997). Für einige bedeutet ,Globalisierung‘ fortschreitender wirtschaftlicher Wohlstand – (endlich) auch für die Länder der Dritten Welt. Für andere ist sie ein ‚Dschagannath-Wagen‘,69 der alle die überrollt und vernichtet, die nicht rechtzeitig aufspringen (auch wenn man nicht weiß, wohin der Wagen rollen wird – vgl. Giddens 1995) und für dritte ein Machtdiskurs zum Zweck der Unterdrückung und weiteren Ausbeutung (Bourdieu 1998).
Die Globalisierung ist ohne die Erfindung des neuartigen Speicher- und Übertragungsmedium ‚Computer‘ nur schwer vorstellbar. Gewiss hat der digitale Rechner nicht die Globalisierung verursacht, aber er hat sie wesentlich mitgetragen, und ohne ihn hätte der Prozess der Entgrenzung des Raumes nicht so schnelle Fahrt aufnehmen können.