E-Book, Deutsch, 432 Seiten
Reilly Die Secret Runners von New York
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-86552-810-0
Verlag: Festa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Thriller
E-Book, Deutsch, 432 Seiten
ISBN: 978-3-86552-810-0
Verlag: Festa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die Welt steht vor dem Untergang. Ein Himmelskörper mit einer extrem hohen Gammastrahlung soll auf die Erde zurasen …
Eines Tages erzählt Red seiner Schwester Skye von einem seltsamen Rennen, das er mit einigen Mitgliedern einer Gang durch einen Tunnel unter dem Central Park gelaufen ist.
Kurz darauf erfahren die beiden, dass dieser geheimnisvolle Tunnel den Secret Runners Zugang zu einem Portal verschafft, das in die Zukunft führt. Und was sie dort entdecken, ist entsetzlich: eine verseuchte und nahezu entvölkerte Welt.
Um die bevorstehende Apokalypse zu verhindern, versuchen Skye und Red die Gegenwart zu ändern. Doch wie soll das möglich sein?
Die Grenze zwischen Arm und Reich ist die Grenze zwischen Leben und Tod.
In diesem Action-Thriller baut der internationale Bestsellerautor Matthew Reilly eine sehr komplexe und unbekannte Welt auf – und reißt sie in Stücke.
South Wales Evening Post: »Ein explosives dystopisches Abenteuer.«
Financial Times: »Ein fesselnder Thriller mit genialen Zeitreise-Ideen.«
brooklyn.the.bookworm: »Eines der adrenalinreichsten, lebendigsten und gänsehautverursachendsten Bücher, das ich je gelesen habe!«
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
NEUE SCHULE, NEUES LEBEN Es war mein erster Schultag in einer neuen Stadt, aber ich glaube kaum, dass man viele Leute finden würde, die Mitleid mit mir hatten. Auf dem Papier war mein Leben der ultimative Traum des durchschnittlichen 16-jährigen amerikanischen Mädchens. Ich lebte in New York City an der Upper West Side, im historischen San-Remo-Gebäude in einem riesigen Apartment mit Blick auf den Central Park. Das San Remo ist einer dieser imposanten doppeltürmigen Art-déco-Genossenschaftsbauten, die in den 1930ern errichtet wurden und heute von Filmstars, Wall-Street-Superhelden, saudischen Prinzen und allen anderen bewohnt werden, die es sich leisten können, 20 Millionen Dollar in bar für ein Apartment zu bezahlen. Aber ich fand mein Leben zum Kotzen. Man hatte mich aus der Heimat meiner Kindheit in Memphis herausgerissen und im Alter von 16 Jahren in das schlimmste Milieu übersteigerter Teenager-Zickigkeit verpflanzt, das man sich vorstellen kann: das des ultrareichen New York. Angemeldet an einer neuen Schule in einer neuen Stadt, fern von dem Vater, den ich liebte, mit einer Mutter zusammenlebend, die ich verachtete, und einem Stiefvater, der mich tolerierte … Ich hasste es. Der einzige Pluspunkt war, dass mein Zwillingsbruder Red – immer ruhig und unbeschwert – es mit mir zusammen durchstehen musste. Der erste Tag an der neuen Schule fing nicht gut an. Ich zog meine Schuluniform an: eine absolut geschlechtslose weiße Bluse unter einem marineblau und grün karierten Kleid. Die weiße Bluse hatte lange Ärmel mit steifen geknöpften Aufschlägen. Ein grünes Haarband war das einzige erlaubte Haaraccessoire. An einer so gut situierten Schule wie Monmouth kann Schmuck ein ernsthaftes Problem werden – die Mädchen können sich ganz schön in einen Wettstreit hineinsteigern, und es war absolut möglich, dass eine Schülerin Ohrringe trug, die ein paar Hunderttausend Dollar kosteten. Also war jeglicher Schmuck verboten. Das einzige weitere Accessoire, das man gestattete, war eine Armbanduhr. Die Schlichtheit des Ganzen störte mich nicht – oder die Geschlechtslosigkeit, wenn man so will. An meiner alten Schule in Memphis – einer reinen Mädchenschule – hatte es keine Kleiderordnung gegeben, die Schülerinnen konnten tragen, was sie wollten, und so war, als die Mädchen älter wurden, jeder Tag zu einem Modewettstreit geworden. Und als die Hüften runder und die Brüste größer wurden, sanken die Taillen der Jeans tiefer und die Ausschnitte der Tops noch tiefer. In der drückenden Hitze des Tennessee-Sommers war die Menge der zur Schau gestellten Haut unfassbar. An einem heißen Sommertag, als ich sah, wie zwei Sportlehrer die Ärsche von drei 17-jährigen Mädchen in sehr kurzen Shorts beglotzten, hörte ich eine Lehrerin murmeln: »Das darf doch wohl nicht wahr sein!« An der Monmouth School gab es das nicht. Diese Schule war eine Lehranstalt, und Uniformen – für Jungen und Mädchen – waren eine der Maßnahmen, um dafür zu sorgen, dass die Schüler und Schülerinnen die Augen auf ihre Bücher richteten und nicht auf das andere Geschlecht. Wie gesagt, mich störte es nicht. Ich hatte meine eigenen Gründe, vor allem die langärmelige Bluse zu mögen. Und ich trug immer eine Uhr an meinem linken Handgelenk – eine klobige, aber sehr zweckmäßige weiße Casio G-Shock. Meine Mutter hingegen hatte alle möglichen Probleme mit der Kleiderordnung der Schule. Sie postierte mich vor dem Spiegel in unserer Eingangshalle und stellte sich hinter mich, um mir die Haare neu zu richten. Sie kräuselte zwei mausbraune Strähnen über meine Schläfen. »Streich dir nicht immer so das Haar aus dem Gesicht, Skye, Liebling«, sagte sie. »Du könntest so hübsch sein, wenn du dir nur ein bisschen Mühe geben würdest!« Innerlich sträubte sich mir alles, aber ich ließ mir nichts anmerken. Ich hatte schon Tausende solcher Bemerkungen zu hören bekommen. Warum trägst du nicht etwas, das dir ein bisschen mehr schmeichelt? Halte dich nicht so krumm, zieh die Schultern nach hinten und drück deine kleinen Brüste nach vorn. Die Augen hoch, Kind! Ehrlich, wie willst du jemals einen Jungen dazu bringen, Notiz von dir zu nehmen, wenn du nie hochschaust? Und die bissigste Bemerkung: Weißt du, Skye, ich glaube wirklich, es könnte nicht schaden, wenn du ein bisschen abnimmst. Natürlich war Mom schon komplett geschminkt und zurechtgemacht, auch wenn es erst 7:30 Uhr war. Um diese Uhrzeit war sie schon seit zwei Stunden auf, und in der Zeit war sie zehn Kilometer auf ihrem Laufband gelaufen, hatte 100 Sit-ups gemacht und eine 20-minütige Achtsamkeitsmeditation absolviert. Meine Mutter war 45 und hatte den Körper einer 25-Jährigen, und heute hatte sie ihre schlanke Gestalt in ein perfekt maßgeschneidertes Prada-Kleid gehüllt. Ihr langes kastanienbraunes Haar war wie immer professionell frisiert, jede Locke und Welle sorgfältig arrangiert. (Rosa, unser Hausmädchen, das bei uns im Haus wohnte, war nicht nur die persönliche Dienerin, Vertraute und Informantin meiner Mutter, sondern hatte früher als Maskenbildnerin beim Fernsehen gearbeitet, was mit Sicherheit dazu beigetragen hatte, ihr den Job zu verschaffen.) Oh, und meine Mutter trug High Heels, sogar in unserer Wohnung zu dieser Uhrzeit. »Skye«, dozierte sie, »es ist eine harte Wahrheit, die niemand wahrhaben will, aber du musst lernen, wie die Welt uns Frauen beurteilt: Nicht das, was wir im Kopf haben, ist wichtig; es ist die Verpackung. Was glaubst du, wie ich mir deinen Stiefvater geangelt habe?« Durch ein kurzes, schnelles Abtauchen unter den Restauranttisch bei eurem ersten Date?, dachte ich lieblos. Ich hatte zufällig gehört, wie Mom das ihrer besten Freundin Estelle eines Abends am Telefon verriet, nachdem sie einen Cosmopolitan zu viel gehabt hatte. Meine Mutter Deirdre Allen (geborene Billingsley, geschiedene Rogers) – einst Ballkönigin beim Debütantinnenball der Memphis Ladies Auxiliary – hatte nur einen High-School-Abschluss vorzuweisen, aber das hatte sie nicht davon abgehalten, an die Spitze der New Yorker High Society aufzusteigen und sich ein tägliches Ritual aus Shopping, Lunch, Yoga und Cocktails anzugewöhnen. Glücklicherweise kam in dem Moment Red die Treppe herunter, gekleidet in seine Monmouth-Uniform aus Blazer, Krawatte und Hose, und fragte: »Bist du so weit, Blue?« Ich liebte meinen Zwillingsbruder. Sein richtiger Name war Alfred, aber seit undenklichen Zeiten nannten ihn alle Red. Mit seinem sorglos zerzausten kupferfarbenen Haar und seinem Elfengesicht – das meinem sehr ähnelte – schaffte er es irgendwie, seine Privatschuluniform cool aussehen zu lassen. Ich weiß nicht, wie er das machte. Teufel, manchmal konnte ich nicht einmal glauben, dass er und ich denselben Mutterleib geteilt hatten. Gerade mal zwei Minuten älter als ich, war Red all das, was ich nicht war: locker und unerschütterlich. Nichts konnte ihn aus der Fassung bringen. »Es ist dieses kleine bisschen zusätzliche Reife«, pflegte er mich zu necken. »Denn schließlich bin ich etwas älter als du.« Er gewann leicht und mühelos neue Freunde. Man konnte Red in einen Raum voller Fremder werfen und nach 20 Minuten plauderte und lachte er mit der Hälfte von ihnen. Ich wünschte, ich könnte das auch. Ich fand eigentlich, dass ich ganz gut im Small Talk war und mit den meisten Leuten gut zurechtkam. Das Problem war immer der erste Schritt. Ich war furchtbar schüchtern, wenn ich jemandem zum ersten Mal begegnete. Ich musste erst einmal zu einer Unterhaltung hingelangen. Dann war eigentlich alles okay, aber der Anfang war mein großes Problem. Blue war der Spitzname, den mein Dad mir gegeben hatte – mein richtiger Dad –, so wie in ›blue sky‹. (Tatsächlich konnte ich mich nicht daran erinnern, dass er jemals meinen richtigen Namen benutzt hatte.) Na, kapiert? Red und Blue – rot und blau. Und da der Vorname meines Dads Dwight war, sagte er immer: »Seht uns drei an: Red, Dwight and Blue!« Daddy-Witze. Man hasst sie, wenn man sie jeden Tag zu hören bekommt, aber glaubt mir: Man vermisst sie, wenn er nicht mehr da ist. Ich sagte: »So bereit, wie man nur sein kann.« Ich befreite mich aus dem Griff meiner Mutter und machte, dass ich davonkam. Unsere neue Schule lag direkt auf der anderen Seite des Central Park, keinen Kilometer entfernt, deshalb gingen Red und ich zu Fuß dorthin. Ich muss zugeben, trotz all der anderen Dinge, die ich an meinem Leben hasste, mochte ich diesen Fußmarsch. Unser Apartmenthaus lag an der Central Park West, nicht weit vom Museum für Naturkunde entfernt, und Monmouth war auf der East Side, an der Fifth Avenue in der Nähe des Metropolitan Museum, und so gingen wir die wunderschönen, von Bäumen gesäumten Wege entlang, die über die viel befahrene 79th Street Transverse und daran entlang verliefen. Zu dieser frühen Stunde war es dort sehr beschaulich. Nun ja, bis auf die Verrückten und die religiösen Spinner, die auf den Bürgersteigen in der Nähe solcher Knotenpunkte wie dem Met und der Haupteingänge zum Central Park mittlerweile zu einem gewohnten Anblick geworden waren mit ihren Transparenten und Bibeln. Die fröhlicheren Bekloppten trugen Aluhüte und tanzten herum wie Idioten. Sie...