Reischmann | Andragogik | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 249 Seiten

Reihe: Grundlagen der Weiterbildung

Reischmann Andragogik

Beiträge zur Theorie und Didaktik
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-944708-48-5
Verlag: ZIEL
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Beiträge zur Theorie und Didaktik

E-Book, Deutsch, 249 Seiten

Reihe: Grundlagen der Weiterbildung

ISBN: 978-3-944708-48-5
Verlag: ZIEL
Format: EPUB
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Die Wissenschaft von der lebenslangen und lebensbreiten Bildung Erwachsener ist seit den
1970er Jahren an deutschen Universitäten vertreten. Jost Reischmann hatte 15 Jahre den
Lehrstuhl für Andragogik an der Universität Bamberg inne. Dieser Band enthält seine Beiträge
zu Theorie und Didaktik von 1978 bis 2014.
Eine spannende Sammlung, welche die dynamische Entwicklung dieses jungen Fachs beschreibt,
die wissenschaftliche Diskussion von den Anfängen bis heute nachvollziehbar macht
und zum Weiterdenken anregt. Nicht zuletzt will sie jedoch als engagierter Appell zu einem
selbstüberzeugten Auftreten ihrer Fachvertreter in Wissenschaft und Praxis verstanden werden.

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Teil 1: Andragogik - Wissenschaft und Identität 1.1 Andragogik: Wissenschaft von der lebenslangen und lebensbreiten Bildung Erwachsener Plädoyer für eine selbstbewusste pädagogische Subdisziplin 1. Thesen 1. Das Feld „Bildung Erwachsener“ hat eine vor 30 Jahren nicht vorstellbare Bedeutung für den Einzelnen, die Gesellschaft und die Wirtschaft gewonnen und sich in diesem Zeitraum inhaltlich, personell und institutionell ausdifferenziert. Dabei ist eine eigene wissenschaftliche Betrachtungsweise entstanden. 2. Da eine neue „Sache“ entstanden ist, wird auch eine neue Bezeichnung benötigt. Als Bezeichnung für die Wissenschaft von der Bildung Erwachsener wird „Andragogik“ vorgeschlagen. 3. Mit „Andragogik“ öffnet sich besser als mit der Bezeichnung „Erwachsenenbildung“ der Blick auf lebenslange und insbesondere auf lebensbreite Bildungs- und Lernbereiche Erwachsener, die bisher nur begrenzt wahrgenommen wurden. 4. Es wird die Position vertreten, dass es sinnvoll ist, Andragogik als Subdisziplin der Pädagogik zu konstruieren. 5. Die Bezeichnung „Andragogik“ soll auch die Besonderheit und die Professionalität der Kompetenzen der AbsolventInnen dieses Studiengangs zum Ausdruck bringen. 6. Schließlich soll ein verändertes (Selbst-) Bewusstsein dieses Faches als Antwort auf Veränderungen im Praxisfeld wie in der Wissenschaft dokumentiert werden. 2. Die kurze akademische Geschichte der Wissenschaft von der Bildung Erwachsener In der engagierten Ungeduld, die anstehenden Theorie- und Praxis-Probleme am liebsten alle zugleich zu lösen, wird oft übersehen, dass die kurze akademische Geschichte unseres Faches eine gewaltige und positive Dynamik aufweist. Dazu drei Indikatoren: Indikator 1. Akademische Institutionalisierung Bis 1956 gibt es an keiner bundesdeutschen Hochschule einen Professor für Erwachsenenbildung oder Studienmöglichkeiten, bestenfalls ein belächeltes Hobby-Seminar eines nicht ganz ausgelasteten Pädagogen. 1956 wird Fritz Borinski an der Freien Universität Berlin auf einen Lehrstuhl für Pädagogik berufen. Sein bekanntes Interesse war die Erwachsenenbildung als Gegenstand von Forschung und Lehre; die Spezialisierung auf diesen Gegenstand gelang mit der Gründung der Abteilung Erwachsenenbildung im Jahr 1967. 1964 übernimmt Joachim Knoll einen Lehrstuhl für Pädagogik in Bochum und macht am Institut für Praktische Pädagogik Erwachsenenbildung/außerschulische Jugendbildung zum bevorzugten Thema. 1970 wird Horst Siebert in Hannover Professor für Erwachsenenbildung - erstmals unmittelbar und ausschließlich mit „Erwachsenenbildung“ als Bezeichnung der Professur. Mit der 1969 eingeführten Rahmenprüfungsordnung für das Diplom in Erziehungswissenschaft waren die Zutaten für die Akademisierung vorhanden: Erstmals war es in Deutschland möglich, Erwachsenenbildung an Wissenschaftlichen Hochschulen zu studieren und mit einem Hochschul-Diplom abzuschließen, und es entstanden in den nächsten Jahren Professuren speziell für diesen Schwerpunkt. Bereits 1985 wertet Schlutz: „Der Wissenschaftsbereich ‚Erwachsenenbildung’ ist mit seinen Stelleninhabern, Forschungsaktivitäten und Studenten eine allmählich kaum noch zu übersehende soziale Tatsache“ (1985, S. 563). 1995 dokumentiert die AUE-Dokumentation von Faulstich/Graeßner über „Studiengänge Erwachsenenbildung/Weiterbildung“ bundesweit 36 Standorte für grundständige und 21 für weiterbildende Studiengänge der Erwachsenenbildung; ca. 25 C4- und 15 C3-Professoren vertreten dieses Fach. Bei allen Wunschträumen, dass alles besser sein könnte: Gemessen an allen akademisch-institutionellen Indikatoren - Professuren, Prüfungsordnungen, Studenten, akademische Abschlüssen, wissenschaftlichen Tagungen und Fachgesellschaften, einer „scientific community“ - hat sich für den Gegenstandsbereich „Bildung Erwachsener“ in kaum 30 Jahren eine Wissenschaft neu institutionalisiert. lndikator2: Literaturbestand 1962 füllt der Bücherbestand zur Erwachsenenbildung bestenfalls ein Regalbrett. Von Karbe/Richter erscheint die erste Gesamtbibliographie zur Erwachenenbildung - ein schmales Bändchen. Im Vorwort schreiben die Autoren: „Abgesehen von sehr wenigen Büchern zum Problem der Erwachsenenbildung liegt eine fast unübersehbare Zeitschriftenliteratur vor. Die Gründe hierfür sind darin zu sehen, dass sich ‚die Wissenschaft’, d. h. die Pädagogik, nur sehr wenig mit der Erwachsenenbildung befasst hat, dass es die ‚Praktiker’ waren und sind, die zu den Problemen Stellung genommen haben. Sie hatten und haben keine Zeit, Bücher zu schreiben.“ (Karbe/Richter 1962, S. 5). Bei einer solchen Literaturlage von „Wissenschaft“ zu reden wäre vermessen gewesen. Heute lässt sich das Angebot wissenschaftlicher Lektüre einschließlich Handbüchern, Fachlexika, Fachzeitschriften und Forschungsberichten - Literaturbestand und -typen wie sie eine „anständige“ Wissenschaft aufweisen muss - nur noch per CD-ROM organisieren. Das ist vielleicht nicht nur ein Segen, aber es dokumentiert, dass innerhalb weniger Jahrzehnte ein neuer Fundus an wissenschaftlichem Wissen entstanden ist. lndikator3: Internationale Entwicklung Begegnungen mit internationalen Fachkollegen sowie die internationale Fachliteratur bestätigt, dass auf wissenschaftlicher Ebene gemeinsame Paradigmen, Fragestellungen, akademische Institutionalisierungsformen, Forschungstraditionen und -ergebnisse vorliegen. Diese internationalen Begegnungen und Erfahrungen spielen für das Plädoyer, dass der vorparadigmatische Zustand eines „Faches“ überwunden ist, eine entscheidende Rolle. Einen wichtigen Beitrag zur Wahrnehmung der internationalen Entwicklungen - heute noch lesenswert - leistete der fünfte Band des von Pöggeler herausgegebenen Handbuchs der Erwachsenenbildung „Erwachsenenbildung in fünf Kontinenten“ 1979. Inzwischen haben sich die internationalen Kontakte vervielfältigt und die Kenntnis voneinander ist gewachsen. Hierzu haben e-Mail und Internet in den letzten Jahren erheblich beigetragen (siehe z. B. www.Andragogy.net). Internationale Organisationen wie ESREA (European Society of Research in the Education of Adults - www.helsinki.fi/jarj/esrea/) oder ISCAE (International Society for Comparative Adult Education - www.ISCAE.org mit Mitgliedern in 35 Ländern von Äthiopien und Burundi bis Alaska, Australien und Korea) stellen solche Kontakte her und tragen zum Austausch von Forschung und wissenschaftlicher Erkenntnis bei. Diese internationale Entwicklung versichert, dass das Entstehen einer eigenen wissenschaftlichen Disziplin keineswegs ein deutscher historischer oder regionaler Sonderfall ist, sondern ein weltweiter Prozess. Fazit Über dem stetig an Bedeutung zunehmenden Praxisfeld „Erwachsenenbildung“ und den zugehörigen engagierten Erziehungslehren bestimmter Gruppen und Institutionen („Theorien 2. Grades“ nach Erich Weniger 1929) entstanden zunehmend Reflexionsfelder, für die akademisch-wissenschaftliche Institutionen, Formen und Standards in Anspruch genommen wurden („Theorien der Theoretiker“). Die ursprünglich zusammenhängenden Denk- und Handlungsfelder der „Erwachsenenbildung“ differenzierten sich aus: inhaltlich entstand eine eigene wissenschaftliche Betrachtungsweise, personeller entstand eine Arbeitsteilung zwischen Praktikern und Theoretikern, institutionell entstanden neben Praxiseinrichtungen wissenschaftliche Institutionen, vor allem Universitäts-Lehrstühle; auch die Umwandlung der „Pädagogischen Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschulverbandes (PAS)“ in das „Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE)“ liegt in der Linie dieser Entwicklung. In diesem Ausdifferenzierungsprozess war - inhaltlich, personell und institutionell Synergie bildend - eine neue „Sache“ entstanden: eine Wissenschaft von der Bildung Erwachsener. 3. Zur Bezeichnung der Wissenschaft: Alter Name für eine neue Sache Mit dieser Ausdifferenzierung war aus einer Sache - „Erwachsenenbildung“ - eine Vielfalt von Aufgaben und Funktionen in unterschiedlichen Bereichen geworden: Praxishandeln, planen/organisieren, politisch vertreten, wissenschaftlich forschen und reflektieren. Für diese Vielfalt von Aufgaben und Funktionen aber wurde zunächst immer noch die einheitliche Bezeichnung „Erwachsenenbildung“ verwendet. Dies erzeugte eine Reihe von Problemen und Missverständnissen, die insbesondere für die Wissenschaft jetzt dauerndes Nacherklären forderte: 1. Im gängigen Sprachgebrauch bezeichnet „Erwachsenenbildung“ nach wie vor das Praxisfeld, nicht aber die Wissenschaft - „eben das, was mit wirklichen Erwachsenen in eigens für Bildung vorgesehenen Institutionen betrieben werde“ (Schlutz 1985, S. 564). Die in den 70er-Jahren entstandenen Lehrstühle verwenden zwar unverändert die Bezeichnung „Erwachsenenbildung“, verstehen darunter jedoch etwas anderes, nämlich die wissenschaftliche Betrachtungsweise und das akademische Studium dieses Faches. Die zunächst am meisten verbreitete Bezeichnung der Wissenschaft - „Erwachsenenbildung“ - führt damit unausweichlich zu Missverständnissen (zum Beispiel, welche Erwachsenenbildungskurse man am Lehrstuhl Erwachsenenbildung besuchen könnte), zu Verwechslungen (zum Beispiel mit den universitären Weiterbildungszentren oder dem Arbeitskreis universitäre Erwachsenenbildung AUE) und zur begrifflichen Unklarheit (zum Beispiel wenn in Auseinandersetzungen beide Semantiken ungeklärt ineinander übergehen). Es wäre hilfreich...



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