E-Book, Deutsch, Band 2, 288 Seiten
Reitemeier / Tewes Der Berber
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-86532-691-1
Verlag: Pendragon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Jupp Schulte ermittelt
E-Book, Deutsch, Band 2, 288 Seiten
Reihe: Regionalkrimis aus Lippe / Jupp Schulte ermittelt
ISBN: 978-3-86532-691-1
Verlag: Pendragon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Schulten Jupp, Maren Köster und Axel Braunert sind wieder da. Die drei von der Detmolder Kripo müssen sich nicht nur mit einem neuen Chef herumschlagen, sondern auch noch mit einem verwahrlosten Hund. Aber was hat der mit dem Fall des ermordeten Berbers zu tun? Wer ist die Frau, die tot an den Externsteinen gefunden wird? Und welche Rolle spielt der eitle Museumsdirektor?
Nach "Fürstliches Alibi" haben Jürgen Reitemeier und Wolfram Tewes erneut einen packenden Lippe-Krimi geschrieben. Detailgenau, spannend, liebenswürdig. Wer ihn gelesen hat, wird in der Langen Straße in Detmold nach Schulten Jupp Ausschau halten.
Autoren/Hrsg.
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3 Im Polizeirevier an der Bielefelder Straße angekommen, machten sich Braunert und sein Kollege Bernhard Lohmann sofort daran, den ,Berber’ zu vernehmen. Der verhaftete Mann war völlig fertig. „Mensch, jetzt sein Sie mal nicht so niedergeschlagen!“ meinte Lohmann freundlich und nahm dem Festgenommenen die Handschellen ab. Dann kramte er in seiner alten, speckigen Aktentasche und förderte eine Tüte mit Puddingschnecken an das Tageslicht. Er hielt dem Verhafteten das Behältnis unter die Nase. „Nehmen Sie ruhig, sind von Hartmann aus der Krummen Straße. Einer der besten Bäcker in ganz Lippe, wenn Sie mich fragen. Kaffee gibt es auch gleich, und dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Anschließend unterhalten wir uns ein bisschen und in drei Stunden sitzen Sie wieder auf dem Bruchberg in der Sonne.“ Den Obdachlosen jedoch schienen weder die warmen Worte noch die Kuchenteilchen zu interessieren. Er machte einen Eindruck, als stünde ihm nun eine lebenslange Haftstrafe bevor. „Es wird Ihnen wirklich niemand den Kopf abreißen,“ versuchte jetzt auch Axel Braunert den Mann zu beruhigen. „Wir ziehen das Verhör zügig durch und dann können Sie wieder gehen. Sie müssen lediglich erreichbar sein, falls später noch Fragen zu klären sind.“ Plötzlich brachen bei dem Verhafteten alle Dämme. Die Tränen und der Rotz rannen ihm durch das Gesicht. „Fünfhundert Mark, Mann, und ich Blödmann chehe inne Spaakasse um se einzutauschen! Dat hätt ich mich doch denken können, dat da wat nich in Ordnung mit is! Hunderttausend Mann in Stadion und wer kricht den Ball an Kopp? Azze! Die andern saufen sich die Hucke voll und ich sitze hier bei die Bullen. Von die fünfhundert Mark seh ich doch nich mal mer ein Schnipselchen. Hätt ich für innen Puff chehen können, aber mit alle Schikane. Mensch, bin ich blöde, fünfzehn Jahre bin ich auf Platte und hab et immer noch nich begriffen!“ Der Mann zog die Nase hoch und wischte den Rest mit seinem linken Ärmel ab. Dann kam der nächste Weinkrampf über ihn. Im Moment war der Landstreicher nicht ansprechbar, da konnten die beiden Polizisten machen was sie wollten. „Ich hole erst mal Kaffee,“ meinte Axel Braunert und zog mit einem Tablett Richtung Kaffeeautomat ab, der im Aufenthaltsraum stand. Hier saßen sechs Streifenpolizisten, als Braunert den Raum betrat. „Diese dumme Schwuchtel! Dem tu ich bei nächster Gelegenheit erst mal einen rein!“ posaunte Wachtmeister Volle gerade. Sechs Augenpaare starrten Braunert an. Der tat als habe er nichts gehört und zog seinen Kaffee. Dann verließ er grußlos den Raum. Die Tür war kaum ins Schloss gefallen, da stand Karl-Heinz Helmer auf und stellte sich direkt vor Volle. Die Nasenspitzen berührten sich fast. „Du tust hier keinem einen rein! Ist das klar? Und wenn du Braunert in meiner Anwesenheit noch einmal als Schwuchtel bezeichnest, dann gibt’s was auf die Nuss!“ Damit hatte Volle nicht gerechnet. Kleinlaut drückte er sich Richtung Tür. „Braunert ist nämlich trotz allem ein guter Polizist! Und ein anständiger Kollege! Was man von manch anderem nicht behaupten kann!“ rief Helmer Volle hinterher, der dabei war den Raum zu verlassen. Axel Braunert war Volles Aussage sofort auf den Magen geschlagen. Er spürte, dass ihm schlecht wurde. Verzweifelt versuchte er, sein Schwulsein vor den Kollegen zu verbergen. Doch er hatte den Eindruck, dass es ihm auf der Stirn geschrieben stand. Er war aus Überzeugung Polizist geworden, doch in der letzten Zeit hatte er den Eindruck, dass er hier am falschen Platz war. Schon öfter hatte er sich in der jüngeren Vergangenheit bei dem Gedanken ertappt, die Polizei zu verlassen. Braunert drückte mit dem Ellenbogen die Türklinke herab und trat wieder in sein Büro, in dem der immer noch flennende Berber und der Puddingschnecken essende Kommissar Bernhard Lohmann saßen. „Was ist denn mit dir los?“ fragte Bernhard erschrocken, „haste was Falsches gegessen? Du bist ja weiß wie die Wand!“ Braunert stellte den Kaffee auf den Tisch und winkte ab: „Schon wieder in Ordnung.“ Dann verteilte er die Kaffeebecher. „Es hilft nichts, Herr…? Wie heißen sie eigentlich?“ wandte sich Axel Braunert an den Festgenommenen. Der zog wieder den Rotz hoch und schluchzte: „Arthur! Arthur Neumann.“ „Na, sehen Sie,“ brachte Lohmann sich zwischen zwei Bissen Puddingschnecke ein, „den Namen haben wir ja jetzt schon mal und wo sind Sie geboren?“ „In Blomberg,“ schniefte der Tippelbruder. Er hatte sich mittlerweile wieder gefasst. „Sagen Se mal, wat is denn getz mit die fünfhundert Mark, kriege ich die wieder?“ „Ich glaube, da haben Sie Pech“, sagte Axel Braunert ehrlich. „Der Geldschein, den Sie besaßen, ist zwar nicht registriert. Wenn Sie nicht schlüssig nachweisen können, woher Sie den Schein haben, bleiben Sie erst mal verdächtig. Jedenfalls glaube ich nicht, dass Sie den Geldschein schnell zurück bekommen oder Anspruch auf Schadensersatz haben. Machen Sie sich da mal lieber keine Hoffnungen.“ Diesmal fing der Verhaftete an zu toben und zu fluchen. Den Verlust der fünfhundert Mark konnte er einfach nicht verschmerzten. „Wissen Se, wann ich dat letzte mal fünfhundert Mark inne Hand gehalten habe? Dat is so lange her, da kann ich mich schon selbs nich mehr dran erinnern und getz hab ich ma einen und dann sowat.“ Es folgte eine Schimpftirade. Plötzlich wurde der Penner ganz hektisch. „Also, wat wollen se wissen? Getz aber schnell, damit wa fertig werden.“ Die beiden Polizisten sahen sich verwundert an. „Was ist denn jetzt los,“ fragte Kommissar Lohmann verwundert, „erst heulen Sie wie ein Schlosshund und dann können Sie ihre Aussage nicht schnell genug aufs Papier bringen. Das soll einer begreifen.“ „Ja, wat meinen se wie schnell die andern ihr Geld verjubelt haben? Wenn ich mich getz ’n bisschen beeile kriege ich wenichstens noch ’n bisschen wat ab. Wenn die besoffen sind, dann sind se großzügiger als wenn se ers mit ’nen dicken Kopp inne Ecke liegen. Also wat wollen se wissen?“ In diesem Moment klingelte das Telefon. Braunert nahm ab, meldete sich und hörte dann gespannt zu. Dann sagte er: „Schick einen Streifenwagen hin und bringt den Mann her. Aber schickt nicht den Volle, der ist da heute schon einmal unangenehm aufgefallen. Außerdem kann ich mir denken, dass Rodehutskors schon da ist, der hat schon was mitgekriegt. Ich möchte nicht, das morgen das schlechte Benehmen der Detmolder Polizei in der Heimatzeitung kommentiert wird.“ Zu Lohmann gewandt berichtete er: „Schon wieder ein Fünfhundertmarkschein, diesmal in der Volksbank. Ruf mal bei Radio Lippe an und bitte sie, eine Meldung rauszugeben, dass sich Geschäfte, bei denen kleine Beträge mit einem Fünfhundertmarkschein beglichen werden, bei der Polizei melden sollten. Das gleiche gilt für Banken, bei denen Fünfhundertmarkscheine eingewechselt werden sollen. Und dann versuch mal in Erfahrung zu bringen, wo das Geld herkommt. Ich glaube, da kommt was auf uns zu, das uns über den Kopf wächst. Ich geh nachher mal zum Chef. Meiner Meinung nach schaffen wir beiden das alleine nicht. Da brauchen wir Verstärkung.“ Der ,Berber’ wurde immer aufgeregter: „Wat is nun mit Verhör, meint ihr, ich will hier Wurzeln schlagen?“ Lohmann verließ den Raum, seine Tüte mit dem Rest Puddingschnecken unter dem Arm. Axel Braunert hob beschwichtigend die Hände. „Ist ja schon gut,“ sagte er und fragte die restlichen Personalien ab und hämmerte sie in den PC. „Also, dann erzählen Sie mir doch mal, wie Sie an den Geldschein gekommen sind!“ „Dat hab ich Sie doch schon gesacht! Der Professor, der hat irgend ’ne Erbschaft gemacht und hat den andern und auch mir, also jedem von uns fünfhundert Mark gegeben. Dat is alles und den Rest wissen se ja.“ „Hat der Professor auch einen Namen,“ fragte Braunert weiter. „Sicher hat der einen Namen, aber da fragen se mich zuviel! Ich kenne den nur als Professor.“ „Und wie lange kennen Sie den Professor schon?“ „Och, der läuft mir schon seit Jahren imma mal wieda übern Weg. Man kennt sich ja so auffe Platte. Aber zu tun hatte ich mit dem nix. Dat war eigentlich son richtiges Arschloch, wenn ich dat mal so sagen darf. Ich war ganz verwundert, als der mich diese fünfhundert Mark inne Hand gedrückt hat. Hätt ich gar nich gedacht, dat der so großzügich sein kann. War er ja auch wohl nich, aber dat der ’ne Bank ausgeraubt hat oder so, dat kann ich mir ja nun nich vorstellen.“ Braunert grübelte: „Professor! Wieso nennen Sie ihren Kollegen Professor?“ „Och, dat hat glaube ich nix zu bedeuten. Dat war eben son alten Klugscheißer und darum sagen wa Professor für den. Aber chenau weiß ich dat auch nich. Ich hab mir da nie wat bei gedacht.“ „Sie sagten eben, dass Sie ihn eigentlich nich leiden konnten?“ fragte Axel Braunert weiter. „Ne konnt ich auch nich. Die andern aber auch nich. Wenn man mal nich aufpasste, dann soff der dir hinter deinen Rücken den Schnaps wech oder fraß dein Butterbrot auf. Und wenne ihn mal wat aus deine Pulle gegeben has, dann hat er gleich son Hieb chenommen, datte dir gleich ne neue zusammen schnorren musstes.“ „Aber er hat Euch allen fünfhundert Mark gegeben. Kam Ihnen das nicht seltsam vor?“ „Seltsam vor, seltsam vor, wenn mich einer fünfhundert Mark gibt, dann frage ich nich lange, dann nehme ich die und sehe zu, dat ich Land gewinne bevor er et sich anders überlegt und se wieda haben will.“ Das...