Buch, Deutsch, 132 Seiten, Format (B × H): 235 mm x 285 mm, Gewicht: 900 g
Arbeiten 2010–2020
Buch, Deutsch, 132 Seiten, Format (B × H): 235 mm x 285 mm, Gewicht: 900 g
Reihe: artedition · Verlag Bibliothek der Provinz
            ISBN: 978-3-99028-858-0 
            Verlag: Bibliothek der Provinz
        
Zu seiner eigenen künstlerischen Sprache findet Lauss nach einer intensiven Beschäftigung mit den großen Meistern der Kunst des 20. Jahrhunderts. Zwischen all den bereits vorhandenen Artefakten in ihrer überbordenden Fülle öffnet sich ihm immer klarer ein Weg zu einem unverkennbaren eigenen Stil. Um neue Werke zu schaffen, arbeitet sich Michael Lauss an einem Baum ab, er zerstückelt ihn und häuft daneben Berge von unterschiedlich großen Holzstücken an: zerstören und neu schaffen – erst ein reduktiver, dann ein additiver Prozess. Kein Holzfragment gleicht dem anderen, jedes ist sowohl Pars pro Toto als auch Individuum. Wie unterschiedliche Puzzleteile liegen sie alsbald am Boden der Werkstatt und scheinen den Meister verschmitzt zu fragen: „Was nun?“ Der Bildhauer beginnt, sie miteinander zu anthropomorphen oder zoomorphen Wesen oder zu Bildkompositionen für die Wand zu verbinden. […]
Michael Lauss weist der Farbe in seinen Kompositionen eine wichtige Rolle zu. In der Betrachtung kann der einheitliche Auftrag beispielweise der Farbe Rosa an einer Skulptur verstörend, unpassend, peinlich, ja schrill wirken. Rosa verfremdet, irritiert, widersetzt sich dezidiert dem mimetischen Prinzip oder den konventionellen Erwartungen. Mit der farbigen Fassung präzisiert Lauss seine spezielle Ausdrucksgeste. Die Farbe führt hier ein Eigenleben, sie ist nicht von der Form abhängig, sondern ihr absolut gleichwertig und autonom zur Seite gestellt. Die Farbe wird in ihrem Eigenwert, nicht im Darstellungswert eingesetzt. Der Künstler entbindet sie dadurch von der Forderung, einen Gegenstand wirklichkeitsnah bezeichnen zu müssen. Farbe hat in diesem Fall vielmehr einen nivellierenden Charakter: Sie dekonstruiert hierarchische Strukturen. Mit dem vereinheitlichenden Rosa (es könnte auch eine andere Farbe sein) werden gesellschaftlich codierte Normen durchbrochen und die Möglichkeit geschaffen, einen neuen, unverbrauchten Blick auf bekannte Dinge zu werfen. […]
( zu Michael Lauss)





