E-Book, Deutsch, Band 3, 285 Seiten
Reihe: Tageswandler
Rey Tageswandler 3: Letizia
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7393-7807-7
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, Band 3, 285 Seiten
Reihe: Tageswandler
ISBN: 978-3-7393-7807-7
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Konstantin ist mit Violetta und seiner kleinen Tochter auf dem Weg nach Hause, als sie plötzlich von Werwölfen angegriffen werden. Seit fünfhundert Jahren wurde der Pakt der Unsterblichen, der den Wölfen verbietet Italien zu verlassen, damit zum ersten Mal gebrochen. Schnell finden sich weitere Spuren von ihnen. Der Leitwolf Vincent weist jedoch jede Schuld von sich. Außerdem schuldet Asheroth ihm immer noch einen Gefallen... Mira und Anzheru finden sich über Nacht in einem Konflikt wieder, der älter ist als sie selbst. Älter als die allermeisten Unsterblichen. bereits erschienen: Band 1 Mira, Band 2 Anzheru, Band 4 Shaun, Band 5 Gigi und die Kurzgeschichte Marada in Planung: Band 6 Igor und Band 7 Yero
Al Rey ist in Solingen geboren und aufgewachsen. Jetzt lebt sie im schönen Rheinland.
Autoren/Hrsg.
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Prolog
„Schlaf gut, mein kleiner Schatz.“ Konstantin gab seiner Tochter einen Kuss auf die Stirn. Ausnahmsweise schien Letizia schon müde genug zu sein, um vor dem Morgengrauen einzuschlafen. Die ganze Nacht über war sie mit einer Vampirin namens Nadja, die zu Jasminas Leibwache gehörte, herumgetollt und tatsächlich hatte Nadja es geschafft, Letizia satt und müde zu bekommen. Konstantin richtete sich auf, nachdem er sein Kind zugedeckt hatte. Violetta stand hinter ihm im Türrahmen und lächelte ihn an. „Nadja hat ganze Arbeit geleistet“, flüsterte er mit einem leisen Lächeln. „Ja.“ Vio streckte ihm eine Hand entgegen. „Ruhen wir uns auch ein bisschen aus.“ Konstantin stimmte bereitwillig zu und ließ sich von ihr in ihr Gästezimmer nebenan führen. Auf Jasminas Einladung waren sie für eine Woche ins Hauptquartier des Östlichen Clans gereist. Am kommenden Abend würden sie die Heimreise antreten. Konstantin schaute durch einen Spalt im Vorhang hinaus auf die weite Landschaft, die Jasminas Clan gehörte. In jenem Winter, in dem Letizia geboren worden war, war ihm die sibirische Ebene furchtbar karg und trostlos vorgekommen. Nun im Sommer zierten vereinzelte Blumen den dunkelgrünen Rasen vor dem Schloss. Der Wind drückte die Halme sanft in wiederkehrenden Wellen nieder. Konstantin atmete vollkommen ruhig durch. Seine kleine Tochter war nun eineinhalb Jahre alt, aber schon so groß wie ein vierjähriges Mädchen. Für ihn persönlich wuchs sie viel zu schnell, nur zehn Jahre erschienen ihm zu wenig, um sie aufwachsen zu sehen. Doch als geborene Vampirin würde Letizia nicht mehr Zeit brauchen, um groß und stark zu werden. Die Geborenen durchbrachen das Prinzip, dass stets die älteren Vampire auch die Stärkeren waren. Vermutlich würde es gar nicht allzu lange dauern, bis Letizia stärker war als ihre eigene Mutter. Vios zarte Finger schoben sich gerade unter Konstantins Shirt und rissen ihn aus seinen ausschweifenden Gedanken. „Komm ins Bett“, flüsterte sie verheißungsvoll. „Wenn das für dich ausruhen bedeutet.” Er grinste breit, während er ihren zierlichen Körper an sich zog. Im Moment bestand keine Gefahr, dass sie ein zweites Kind von ihm empfangen könnte, daher hob er sie unterhalb der Hüfte hoch und warf sie aufs Bett. Solange sie ihre Tochter nicht atmen hörten, hatten sie ein paar Stunden für sich. Am Abend verabschiedeten sie sich herzlich von Jasmina und Nadja. Konstantin musste Letizia auf den Arm nehmen, damit sie sich nicht mehr an Nadjas Bein festklammerte. „Müssen wir wirklich schon nach Hause?”, fragte seine Tochter zum wiederholten Male. „Dann siehst du Mira wieder”, konterte Vio mit einem warmherzigen Lächeln. Dieses Argument überzeugte Letizia, denn sie hatte einen wahren Narren an der Tageswandlerin gefressen. Auch Anzheru bekam hin und wieder ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, ob er wollte oder nicht. Die beiden hatten Letizia bereits am Tag ihrer Geburt ins Herz geschlossen und freuten sich bestimmt ihrerseits auf ihre Rückkehr. Jasminas Leibwache übergab ihnen einen Wagen, den sie an dem kleinen Privatflughafen abstellen sollten, an dem eine Maschine nach Oslo auf sie wartete. Ein Vampir des Östlichen Clans würde in den nächsten Tagen dort eintreffen und einfach mit diesem Wagen zurückfahren. Asheroth und Achilleas hatten Jasmina ebenfalls um einen Flug gebeten und würden dementsprechend mit ihnen reisen. Konstantin war nicht ganz wohl dabei, die beiden Ältesten in der Nähe seiner Tochter zu wissen, aber das musste er leider in Kauf nehmen. Letizia besaß zum Glück keine schlechten Erinnerungen an sie und fürchtete sich nicht vor ihnen. Sie mussten gut zwei Stunden fahren, bis sie den Flughafen erreichten. Konstantin parkte das Auto wie besprochen an der Rückseite des Gebäudes. Danach holte er ihre Reisetasche aus dem Kofferraum, während Vio und Letizia auf das Gebäude zu spazierten. Plötzlich hielt seine Gefährtin inne. Konstantin sog konzentriert die Luft ein. Es roch beunruhigend nach Vampirblut und nach etwas anderem. Er konnte es nicht recht zuordnen, aber es verhieß absolut nichts Gutes. Vio warf ihm einen verängstigten Blick zu. Auf den fremden Geruch folgte ein dumpfes Knurren. Es klang nicht wie das Grollen eines Gestaltwandlers oder eines Vampirs. „Papa?” Letizia schaute ängstlich zu ihm auf. Konstantin stellte die Tasche ab und ging auf seine Familie zu. Sie hielten den Atem an, als sie leise Schritte hören konnten. Zwei Männer traten aus dem Schatten des Flughafengebäudes. Das Mondlicht offenbarte ihre verzerrten Gesichter. Sie bleckten die spitzen Zähne und immer wieder zuckten Sehnen an ihren Kehlen hervor. Sie hielten sich beide leicht geduckt und bewegten sich etwas ungelenk, als wären sie es nicht gewohnt auf zwei Beinen zu gehen. Ihre Augen glänzten seltsam. Konstantin begriff, dass sie zwei Wölfen des Tibers gegenüber standen. Er selbst war nie zuvor einem solchen Unsterblichen begegnet, doch Anzheru hatte sie ihm ausführlich beschrieben. „Ihr verletzt das Abkommen mit eurer Anwesenheit! Vincent hat versprochen, dass die Wölfe Italien nicht verlassen!“ Das war das Wichtigste, das Konstantin über diese Geschöpfe wusste. Sie blieben stehen und starrten die drei Vampire ausdruckslos an. „Wer ist Vincent?“, fragte der größere von beiden abfällig. „Nimm sie und lauf“, flüsterte Konstantin seiner Gefährtin zu. „Papa ...“ Letizia standen Tränen in den Augen. Konstantin straffte die Schultern. Seine Tochter fürchtete sich so sehr, aber ihm blieb jetzt keine Zeit, es ihr zu erklären. Vio hob sie hoch und sprintete davon. Die Werwölfe knurrten leise. Eine unergründliche Gier spiegelte sich in ihren Augen. „Also, was habt ihr hier zu suchen?“, fragte er mit fester Stimme. „Ursprünglich wollten wir nur den Vampir loswerden, der hier haust.“ Der größere Wolf fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe. „Aber dein Junges wird unseren Alpha sehr interessieren.“ Konstantin hatte möglichst viel Zeit für Violettas Flucht schinden wollen, doch jetzt ging er zum direkten Angriff über. Sie durften Letizia nicht bekommen. Was auch immer es kosten mochte. Asheroth beschleunigte seine Schritte. In wenigen Minuten würden sie den Flughafen erreichen, an dem Konstantin und seine Familie mit ihnen in ein Flugzeug nach Oslo steigen sollten. Doch sein Tastsinn verriet ihm, dass etwas nicht stimmte. „Hörst du etwas, Bruder?“, fragte er Achilleas beunruhigt. „Ich bin nicht sicher. Vielleicht war da ein Schrei.“ Asheroth hielt kurz inne, um eine Hand auf den Boden zu drücken. Er fühlte keine Herzschläge in Richtung des Flughafens, nur den unscharfen Umriss eines Körpers. Den Rest des Weges legten sie im Sprint zurück. Der Anblick, der sich ihnen vor dem kleinen Flughafengebäude bot, war grausig und doch seltsam vertraut. Ein zerrissener Vampir lag in seinem Blut am Boden. Achilleas drehte den abgetrennten Kopf herum, bis er Konstantins entstelltes Gesicht erkennen konnte. „Armer Junge“, murmelte er. „Er war ein Freund deines Sohnes, wenn ich mich nicht irre?“ „Ja und Leandros‘ Ausgleichsgeschöpf.“ Asheroth ging erneut in die Hocke, um die Gegend mit seinen Sinnen zu erforschen. Wenn Konstantin allein hier zurückgeblieben war, wo waren dann die kleine Violetta und ihre Tochter? „Sein Blut ist noch nicht getrocknet. Wir sind wahrscheinlich nur ein paar Minuten zu spät.“ Achilleas richtete sich auf und ballte die Fäuste. „Es stinkt nach Wölfen.“ „Nicht bewegen“, erwiderte Asheroth barsch. Diese Tatsache machte ihn genauso wütend wie den Spartaner, aber davon durfte er sich nicht ablenken lassen, wenn er die beiden Vampirinnen finden wollte. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf jedes noch so geringe Echo, das er finden konnte. Violettas Spuren waren noch nicht völlig erloschen, leider folgten ihnen zwei weitere. Die beiden Ältesten hatten sich dem Flughafen von Norden aus genähert, die Spuren führten nach Süd-Westen. Asheroth sprintete los, als er sich absolut sicher war, in welche Richtung sie gehen mussten. Darum, dass Achilleas mit ihm Schritt halten konnte, brauchte er sich zum Glück nicht zu sorgen. Der Spartaner hielt sich an seiner rechten Seite, bereit zum Kampf. Nach etwa drei Kilometern fanden sie den Körper der kleinen Vampirin. Offenbar hatte sie sich genauso zur Wehr gesetzt wie ihr Gefährte. Nur Fetzen waren von ihrem hübschen, zierlichen Leib übrig. Um ihr Kind zu schützen, hatte sie gegen weit überlegene Gegner gekämpft, so aussichtslos es auch gewesen war. Asheroth biss die Zähne zusammen. Die Fährte der Unsterblichen Wölfe war noch deutlich spürbar. Achilleas stieß ein dumpfes Grollen aus, als sie den zweiten grausigen Fundort hinter sich ließen. „Sagtest du nicht, die Wölfe hätten sich nach Italien zurückgezogen?“, knurrte er. „Ja, seit dem letzten großen Krieg vor fünf Jahrhunderten. Ich verstehe das nicht. Es sind nur zwei. Wenn du dich beherrschen kannst, lass einen am Leben, den wir befragen können.“ Asheroth wusste nur zu gut, wie schwierig es war, Werwölfe gefangen zu nehmen. Lieber kämpften sie bis zum Tod. Sie liefen Stunden lang weiter durch die karge Landschaft. Asheroth fürchtete, dass die Sonne aufgehen würde, bevor sie Letizia gefunden hatten. Dann würde der Körper der jungen Geborenen kläglich im Licht verbrennen, ohne dass es irgendjemand verhindern konnte. Doch langsam schienen sie sich ihren Feinden zu nähern. Asheroth spürte vage Schritte ihrer im Moment noch menschlichen Füße. „Ich höre sie“, knurrte Achilleas ein...