Rhys | Die Perlenvilla | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 432 Seiten

Rhys Die Perlenvilla

Roman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-641-25210-6
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 432 Seiten

ISBN: 978-3-641-25210-6
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Unter der strahlenden Mittelmeersonne lauern die dunkelsten Geheimnisse …

1948: Eve Forrester führt ein tristes Dasein als unglückliche Ehefrau in einem kleinen Vorort Londons. Doch das ändert sich schlagartig, als sie einen seltsamen Brief erhält. Ein wohlhabender Fremder hat ihr eine Villa an der Côte d’Azur vermacht. Sofort reist die junge Engländerin an die schillernde Französische Riviera, um mehr über ihr mysteriöses Erbe herauszufinden. Bald jedoch stellt sie fest, dass das wunderschöne alte Haus an der Mittelmeerküste – vor allem aber die Angehörigen des Verstorbenen – mehr Geheimnisse vor ihr verbergen, als ihr lieb sind …

Rachel Rhys ist das Pseudonym einer erfolgreichen Autorin von Spannungsromanen. »Das Versprechen der Freiheit« ist ihr erster Roman unter diesem Namen. Zu der Geschichte wurde die Autorin durch ein altes Tagebuch inspiriert, das sie zufällig entdeckte, als sie ihrer Mutter beim Umzug half. Geschrieben wurde es mit Sorgfalt und Hingabe von einem jungen Dienstmädchen, das in den späten 30er-Jahren auf einem Ozeandampfer von England nach Australien reiste. Rachel Rhys lebt mit ihrer Familie im Norden Londons.
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2


25. Mai 1948


»Sie werden dies alles sicherlich höchst irritierend finden.« Mr. Wilkes hebt eine seiner pummeligen Hände und präsentiert mit ausholender Geste sein Büro. »Bestimmt denken Sie: «

Seine braunen Augen, die in ein rundes Gesicht eingebettet liegen wie die Glasaugen des Teddybären, den Eve als Kind hatte, sind ausschließlich auf sie gerichtet. Die Erfahrung, angeschaut zu werden, ist ihr so fremd, dass ihre Wangen zu brennen anfangen und sie den Impuls niederringen muss, ihre Hand zu heben und zu überprüfen, wie heiß sie sind.

»Wir sind neugierig, wie Sie sich vorstellen können«, antwortet Clifford.

Während der ganzen Zugfahrt von Sutton hierher war er abweisend und einsilbig gewesen und hat Eve nicht im Zweifel darüber gelassen, was für ein Opfer er erbringt, indem er sie bei dieser vergeblichen Mission begleitet. Als sie versuchte, ihn in ein Gespräch über den schrecklichen Mord an der armen kleinen June Anne Devaney zu verwickeln, von dem alle Zeitungen voll waren, fuhr er ihr über den Mund mit der Erklärung, er weigere sich, »leichenfledderischem Klatsch« zu frönen. Seit sie jedoch in dem großen Eckgebäude in einer noblen Seitenstraße der Chancery Road angekommen und im soliden Lift zu den Kanzleiräumen von Pearson & Wilkes hochgefahren sind, hat er sich merklich entspannt.

Jetzt wirkt er fast ungeduldig. Kaum hatten sie an dem ovalen Tisch Platz genommen, beugte er sich vor und ließ sich über den massiven Eichenschreibtisch und das moderne Telefonsystem in dem Büro aus. »In so eines werde ich auch investieren müssen«, sagte er und ergänzte: »In meiner eigenen Firma.« Dass er sich als Mann mit Vermögen ausgab, war Eve um seinetwillen peinlich, wie sie überrascht feststellte.

»Ich werde Sie gleich erlösen«, verspricht Mr. Wilkes und strahlt dabei, als stünde ihnen allen ein riesiger Spaß bevor. »Tatsache ist, dass ich einen Klienten – einen überaus geschätzten Klienten – namens Guy Lester hatte. Kommt Ihnen dieser Name irgendwie bekannt vor?«

Unter dem Blick seiner braunen Augen hat Eve das unangenehme Gefühl, zu werden.

»Allem Anschein nach nicht. Was schade ist. Denn bei meinem letzten Telefonat mit Mr. Lester hat sich in mir die Vorstellung festgesetzt, dass er vorhatte, Sie persönlich zu kontaktieren, Mrs. Forrester, um sich Ihnen zu erklären.«

»Wer ist er? Dieser Guy Lester?« Clifford will die Kontrolle über die Situation behalten und miteinbezogen werden.

». Leider ist Mr. Lester vor zehn Tagen ganz plötzlich verstorben. Es war uns bekannt, dass er nicht ganz gesund war, aber es gab keinen Hinweis darauf, dass er so rasch von uns genommen würde. Er lebte dauerhaft in Südfrankreich und kam nur ein-, zweimal hierher in die Kanzlei. Machte sich aber nichtsdestotrotz sehr beliebt.«

Eve wird gewahr, wie Clifford sich in dem gepolsterten Ledersessel ein wenig aufrichtet, beinahe kann sie sein Gehirn arbeiten hören.

»Tatsache ist, Mrs. Forrester, dass Mr. Lester Sie in seinem Testament bedacht hat.«

»Mich?«

»Aber warum?«, hakt Clifford nach. »In welchem Verhältnis stand dieser Mr. Lester zu ?«

Die beiden letzten Worte betont er, als wolle er Besitzansprüche erheben. Eve ist ein klein wenig irritiert, was sie sich allerdings nicht erklären kann. Denn kurz nach ihrer Eheschließung vor nunmehr fast zwei Jahren hatte sie selbst in Gesprächen immer wieder nach Anlässen gesucht, die Formulierung »mein Ehemann« einfließen zu lassen, und es hatte sie erregt, wenn Clifford sie seine Ehefrau nannte. Jetzt fällt ihr auf, dass sie ihn das schon lange Zeit nicht mehr hat sagen hören.

Mr. Wilkes sitzt hinter seinem Schreibtisch auf einem Stuhl, der seinem beträchtlichen Umfang in keiner Weise gerecht wird. Die längeren Strähnen seiner ordentlich über dem Ohr gescheitelten ergrauenden Haare sind über seinen kahlen Schädel gekämmt. Seine dunkle Weste spannt über dem Bauch.

Clifford hingegen ist schlank und sieht gut aus. Jedenfalls fand Eve das einmal. Er hat dichtes helles Haar, auf das er ziemlich stolz ist, auch sein Schnauzbart ist üppig, und seine Nägel sind sehr gepflegt. Eve war überrascht gewesen, wie viel Aufmerksamkeit Clifford seiner Körperpflege widmet, wie genau er es mit seiner Kleidung nimmt und wie heikel er ist, was das Haareschneiden angeht.

Aber Mr. Wilkes macht einen sehr freundlichen Eindruck. Selbst wenn er die Stirn runzelt wie jetzt, scheint dies im Geiste der Empathie und nicht des Tadels zu geschehen.

»Es tut mir leid, aber ich tappe hinsichtlich der Verbindung, die zwischen Mr. Lester und Mrs. Forrester besteht, genauso im Dunkeln wie Sie, sofern eine solche Verbindung überhaupt existiert.«

»Unsinn«, wirft Clifford ein. »Es muss eine Verbindung geben. Leute überlassen doch nicht einfach wildfremden Leuten etwas. Du musst sofort Kontakt zu deiner Mutter aufnehmen, Eve. Wir können ein Telegramm schicken. Sie wird etwas darüber wissen.«

»Wenn ich Ihnen einen Vorschlag machen dürfte.« Für jemand seines Formats hat Mr. Wilkes eine sehr anmutige Art zu sprechen. Eve ist dankbar für seinen Einwurf. Sie möchte ihre Mutter außen vor lassen, fernhalten von dieser Kanzlei, um ihr keine Gelegenheit zu geben, diesen Funken der Begeisterung auszulöschen, den sie seit Eintreffen des Briefes in sich trägt. Mr. Wilkes fährt fort: »Unsere Erfahrung hat uns gezeigt, dass Empfänger potenziell wertvoller Hinterlassenschaften es oft vorziehen zu warten, bis sie volle Gewissheit über die Faktenlage haben, und erst dann entscheiden, ob sie andere darüber informieren möchten oder nicht.«

»Sie gehen also davon aus, diese Erbschaft könnte wertvoll sein?« Clifford sitzt inzwischen nur noch auf der Kante seines Sessels und reckt sich dem rundlichen Nachlassverwalter so weit entgegen, dass man befürchten muss, er werde gleich vornüberkippen.

»Auch diesbezüglich muss ich Sie enttäuschen, Mr. Forrester. Tatsache ist, dass ich vom Wesen der Hinterlassenschaft keine Kenntnis habe.«

»Das verstehe ich nicht.« Eve hört den verräterisch scharfen Ton der Ungeduld in Cliffords Stimme. »Wenn Sie es nicht wissen, Mr. Wilkes, wer dann?«

»Die genauen Einzelheiten bezüglich Mrs. Forresters Erbschaft sind in einem Nachtrag zu Mr. Lesters Testament enthalten, den sie sich vorlesen lassen kann, sobald sie im Büro von Mr. Lesters Notar Monsieur Bernard Gaillard in Cannes vorstellig wird.«

»Wie bitte?« Cliffords Ausruf platzt wie ein Hustenanfall aus ihm heraus. »Sie werden doch nicht allen Ernstes von uns erwarten, dass wir alles stehen und liegen lassen und zu enormen Kosten hinunter nach Südfrankreich fahren, nur um herauszufinden, was oder was nicht meiner Ehefrau von einem Mann hinterlassen wurde, von dem keiner von uns bisher auch nur gehört hat?«

Mr. Wilkes blickt gequält. »Ich verstehe durchaus, wie überraschend das für Sie sein muss, Mr. Forrester. Doch Monsieur Gaillard hat uns angewiesen, sämtliche Reisekosten zu übernehmen – erster Klasse natürlich – sowie für den Aufenthalt im prächtigen Appleton Hotel aufzukommen. Obwohl es Ihnen freisteht, ein anderes Hotel zu wählen.«

»Das steht leider ganz außer Frage. Ich bin Geschäftsmann, Mr. Wilkes. Ich leite ein sehr gefragtes Fuhrunternehmen. Ich kann nicht einfach auf Reisen gehen.«

Clifford beschreibt das Unternehmen, das er vor drei Jahren gegründet hat, immer als großen, aufstrebenden Konzern, doch das eine Mal, als Eve seine Räumlichkeiten am Stadtrand aufgesucht hat, fand sie diese beengt und ziemlich deprimierend: ein staubiger Hof, zwei oder drei ungenutzte Lastwagen. Und sie fragt sich manchmal, warum sie sich, wenn es bei ihm doch so gut läuft, nicht ein paar eigene Möbel leisten können oder warum Mrs. Jenkins nicht an fünf Vormittagen in der Woche kommen kann anstatt nur an zweien. Natürlich muss in dieser Nachkriegszeit jeder, der ein Geschäft hat, Einbußen hinnehmen, aber es ist vor allem der Widerspruch zwischen Cliffords Reden und dem Leben, das sie führen, der Eve seltsam aufstößt.

»Das verstehe ich voll und ganz, Mr. Forrester.« Der stattliche Nachlassverwalter bedenkt Clifford mit einem Blick, der zu sagen scheint: . »Aber bei allem Respekt, zur Testamentseröffnung ist nur die Anwesenheit von Mrs. Forrester erforderlich.«

»Unmöglich. Eve ist leider keine Abenteurernatur, Mr. Wilkes. Sie hat ein behütetes Leben geführt. Sie wagt sich nur höchst selten ins Zentrum von Sutton, wie soll sie da den Ärmelkanal überqueren und durch ein Land reisen, dessen Sprache sie nicht spricht.«

»Nun, das stimmt so nicht ganz.« Eve ist selbst überrascht, dass sie Clifford in aller Öffentlichkeit widerspricht. »Ich spreche durchaus Französisch. Ich habe es in der Schule gelernt. Zugegeben, nicht gut, aber sicherlich ausreichend, um zurechtzukommen.«

Mr. Wilkes strahlt, als hätte sie ganz allein den Weltfrieden herbeigeführt. »Ausgezeichnet. Und um alle Arrangements kümmern wir uns, oder Monsieur Gaillard von seinem Büro in Cannes aus. Sie werden also nur noch eine kleine Tasche packen müssen und !«

»Aber das ist doch lächerlich«, wendet Clifford ein. »Es muss doch eine Möglichkeit geben herauszufinden, was genau ihr überlassen wurde, ohne dass sie dafür ans Ende der Welt reisen muss. Es könnte ja alles sein. Ein Gemälde. Oder ein .«

Das Wort »Buch« betont Clifford, als...


Rhys, Rachel
Rachel Rhys ist das Pseudonym einer erfolgreichen Autorin von Spannungsromanen. »Das Versprechen der Freiheit« ist ihr erster Roman unter diesem Namen. Zu der Geschichte wurde die Autorin durch ein altes Tagebuch inspiriert, das sie zufällig entdeckte, als sie ihrer Mutter beim Umzug half. Geschrieben wurde es mit Sorgfalt und Hingabe von einem jungen Dienstmädchen, das in den späten 30er-Jahren auf einem Ozeandampfer von England nach Australien reiste. Rachel Rhys lebt mit ihrer Familie im Norden Londons.



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