E-Book, Deutsch, Band 222009, 144 Seiten
Reihe: Julia
Rice Eine himmelstürmende Affäre
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-86295-471-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 222009, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-86295-471-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Erwischt! Wie vom Donner gerührt entdeckt der Starautor Jack Devlin in der Badewanne seiner Londoner Luxussuite eine junge Frau. Offensichtlich wollte sie ihn ausspionieren! Aber das ist Jack ganz und gar egal. Lange hat er nach etwas gesucht, das ihm neben seinem Ruhm etwas bedeutet. Endlich hat er es gefunden! Nach Strich und Faden verführt er die bildhübsche Journalistin Mel noch am selben Tag und besteht darauf, dass nur sie ihn auf seine Jet-Set-Lesereise nach Paris und New York begleitet. Eine himmelstürmende Affäre beginnt - mit Landung auf Wolke sieben?
Heidi Rice wurde in London geboren, wo sie auch heute lebt - mit ihren beiden Söhnen, die sich gern mal streiten, und ihrem glücklicherweise sehr geduldigen Ehemann, der sie unterstützt, wo er kann. Heidi liebt zwar England, verbringt aber auch alle zwei Jahre ein paar Wochen in den Staaten: Sie und ihre beste Freundin lassen dann Männer und Kinder zu Hause und fahren quer durch die nordamerikanische Landschaft. Besonders oft haben sie schon das Monument Valley, den Nantahala Forest, einen riesigen Nationalpark in North Carolina, die Hafenstadt St. Michaels in Maryland und New Orleans besucht. Heidi sieht gerne Filme (am liebsten isst sie dabei Schokolade); sie war auch zehn Jahre lang Filmkritikerin. Vor zwei Jahren beschloss sie allerdings, Romances zu schreiben und dadurch noch mehr Spannung in ihr Leben zu bringen. Irgendwann möchte sie noch lernen, wirklich gut französisch zu sprechen, immerhin hat die Familie ihres Ehemanns französische Wurzeln.
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1. KAPITEL
Zusammengekauert in der Badewanne, lauschte Carmel Rourke angespannt auf die Schritte im Schlafzimmer nebenan, wobei sie versuchte, so wenig wie möglich zu atmen. Wenn es ihr jetzt noch gelänge, das Pochen ihres Herzens zu dämpfen, das ihr wie Paukenschläge in den Ohren klang, konnte sie es vielleicht vermeiden, die Weihnachtstage in einer Gefängniszelle zu verbringen.
Wie hatte sie es nur geschafft, im Bad eines ihr völlig Fremden im „Ritz“ zu landen?
Es war alles Louisas Schuld. Typisch für ihre sogenannte Freundin, sich einen völlig irrwitzigen Plan auszudenken, der Louisa eine Beförderung und vielleicht sogar den Pulitzer-Preis einbrachte, wenn er gelänge – und Mel ins Gefängnis, wenn nicht. Es war eben nicht ratsam, auf eine Frau zu hören, die wie ein Preisboxer essen konnte und trotzdem gertenschlank blieb. Solche Menschen mussten auch sonst nie für ihre Verfehlungen büßen. Wohingegen Mel einen Schokoriegel nur anzusehen brauchte, und schon saß er ihr auf den Hüften.
Die Schritte nebenan hatten plötzlich aufgehört. Mel hielt den Atem an. Sie hörte das gedämpfte Knarren des Bettes und dann die Erkennungsmelodie der Zweiundzwanzig-Uhr-Nachrichten. Verdammt, jetzt würde sie nicht mehr hören können, ob der Typ ins Bad kam oder nicht. Höchste Zeit zu beten.
Bitte, lass ihn nicht hereinkommen. Bitte, lass ihn nicht hereinkommen.
Mel wiederholte die Worte in Gedanken wie ein Mantra, während ihr die Schweißtropfen zwischen den Brüsten hinunterrannen. Bluse und Rock kamen ihr mit einemmal viel zu warm vor, und ihr knurrender Magen erinnerte sie daran, dass sie seit einem Joghurt zu Mittag nichts mehr gegessen hatte. Na toll, wäre doch typisch für ihr Pech, wenn sie hier jetzt vor Hunger in Ohnmacht fallen würde!
Mel lehnte den Kopf zurück gegen die Fliesen, blickte zu dem silbrig glänzenden Duschkopf hoch und versuchte, noch einmal genau nachzuvollziehen, wie sie überhaupt in diese Klemme geraten war … sodass sie nun einer unvorstellbaren Demütigung und der fast sicheren Verhaftung ins Auge blicken musste.
Begonnen hatte alles bei der Buchvorstellung, als Louisa den „Supertyp“ entdeckt hatte.
„Ich verwette meinen gesamten Besitz darauf, dass er es ist“, flüsterte Louisa Mel ins Ohr, wobei sie gleichzeitig ihr drittes Sandwich vertilgte.
„Er ist es nicht“, widersprach Mel, während der Manager des Buchladens vorne vor der beachtlichen Menschenmenge immer noch in Lobeshymnen schwelgte über den jüngsten, zukünftigen Bestseller aus der Feder des geheimnisvollen Krimiautors, der nur unter dem Namen Devlin bekannt war. „Devlin meidet jegliche Publicity. Er müsste völlig verrückt sein, inkognito bei seiner eigenen Buchvorstellung aufzutauchen.“ In den letzten fünf Jahren war Devlin weltweit zum Bestseller-Autor seines Genres avanciert. Je mehr seine Verkaufszahlen stiegen, desto mehr überschlug sich die Presse in Spekulationen über seine wahre Identität. Louisa gehörte zu den vielen Reportern, die darum wetteiferten, ihn zu demaskieren. Aber Mels bescheidener Ansicht als Redaktionsassistentin nach war die Idee, dass er unerkannt bei einer seiner eigenen Buchvorstellungen auftauchen würde, selbst für Louisa ziemlich verwegen.
Fast zwanzig Minuten hatten sie schon den monotonen Vortrag des Managers über Devlins „gnadenlose Prosa“ und seine „atmosphärischen Bilder“ ertragen, während Louisa sich systematisch durch die üppigen Sandwiches auf dem Erfrischungsbüfett gearbeitet und sich für nichts anderes interessiert hatte.
Und dann betrat dieser „Supertyp“ den Laden. Mel bemerkte ihn zuerst, wie er allein im Hintergrund stand. Der Mann war wirklich beeindruckend. Groß, dunkelhaarig und gut aussehend wurde ihm als Beschreibung bei Weitem nicht gerecht. Dichtes, welliges schwarzes Haar, das sich hinter den Ohren lockte, ein markantes, gebräuntes Gesicht mit dunklen, geschwungenen Brauen und eine Statur, die ihn vermutlich täglich Stunden im Kraftraum kostete, verliehen ihm das verwegene Aussehen eines modernen Piraten. Eine romantische Vorstellung, die durch Bluejeans, schwarze Lederstiefel und einen schlichten schwarzen Pullover mit rundem Halsausschnitt unterstrichen wurde. Unwillkürlich überlegte Mel, welche Farbe seine Augen haben mochten, da drehte er sich um und blickte sie direkt an. Mit Augen, die in tiefem, klarem Blau strahlten. Die Art, wie er Mel von Kopf bis Fuß betrachtete, hätte sie eigentlich als unverschämt empfinden müssen, wenn ihr Puls nicht so rasend beschleunigt hätte. Obwohl es nur wenige Sekunden gewesen sein konnten, kam es ihr vor, als würde der Mann sie eine Ewigkeit so ansehen.
Als er seine Aufmerksamkeit wieder dem Manager des Ladens zuwandte, atmete Mel erleichtert auf. Ärgerlich riss sie den Blick von ihm los. Dieser Kerl sah aus wie alle von der Natur besonders bedachten Menschen. Selbstbewusst. Arrogant. Überwältigend. Ganz der Typ, nach dem sich alle umdrehten, und er wusste es. Genau der Typ, dem sie für immer abgeschworen hatte.
Mel hatte Louisa nicht auf den „Supertyp“ aufmerksam gemacht, denn ihr war klar gewesen, dass bei seinem Anblick die lebhafte Fantasie ihrer Freundin mit ihr durchgehen würde. Was sich dann auch als richtig erwies.
„Wer könnte er sonst sein, und was sucht er hier?“, überlegte Louisa weiter. „Auf jeden Fall ist er kein Reporter, denn dann würde ich ihn kennen. Und er unterhält sich auch nicht mit den Vertretern des Verlages.“
„Wahrscheinlich ist er nur aus Neugier in den Laden gekommen, um zu sehen, was hier los ist.“
„Er geht!“ Ohne Umschweife stellte Louisa den Sandwichteller auf einen Bücherstapel und packte Mel beim Arm. „Lass uns ihm folgen.“
Ehe Mel wusste, wie ihr geschah, wurde sie durch dichtes Fußgängergedränge über den Piccadilly gezerrt, während Louisa bemüht war, mit den langen Schritten des geheimnisvollen Fremden mitzuhalten. Fünf Minuten später standen sie außer Atem vor dem Eingang des „Ritz“.
„Ich habe es dir ja gesagt“, keuchte Mel. „Er ist ein Tourist. Glücklicherweise hat er nicht bemerkt, dass wir ihm gefolgt sind.“
„Warte hier. Ich habe eine Idee.“
Mit bedenklicher Miene sah Mel zu, wie Louisa in dem Hotel verschwand. Es war kalt, es hatte zu regnen begonnen, sie hatte ihren Mantel im Buchladen zurückgelassen, sie war hungrig, und sie wollte nach Hause.
Fünf eisig kalte Minuten später stürmte Louisa wieder aus der Tür, und ihre Augen funkelten wie die Weihnachtsdekoration zu beiden Seiten des Hoteleingangs. „Er ist es ganz, ganz bestimmt, Mel!“ Übermütig faltete sie die Hände und verdrehte die Augen. „Dem Himmel sei Dank! Die blöde alte Ziege Dansworth kann mich nicht noch einmal bei der Beförderung übergehen, wenn ich ihr diese Story liefere!“
Wider alle Vernunft war Mels Neugier geweckt. „Wie kommst du darauf, dass der Typ Devlin ist?“
„Colin arbeitet hier als oberster Hotelpage.“
„Wer ist Colin?“
„Mein vorvorletzter Ex. Du weißt doch, es hat dich wahnsinnig gemacht, wie er dich immer ‚Schätzchen‘ nannte.“
„Richtig, und was hat dir Colin erzählt?“ Sie konnte es sich lebhaft ausmalen. Dieser Colin war ein ziemlicher Trottel, wenn sie sich recht erinnerte.
„Der Typ hat unter dem Namen Dempsey eingecheckt und wohnt in der Royal Suite, einer der teuersten Suiten des Hotels. Und Colin sagt, als er vor einer Woche angekommen ist, musste einer der Pagen ihm einen superteuren, nagelneuen Laptop aufs Zimmer bringen und durfte über zwanzig Pfund Trinkgeld jubeln.“
„Okay.“ Mel dachte kurz über das Gehörte nach. „Er ist also ein reicher, Computer-verrückter Tourist. Na und?“ Louisa strahlte unbeirrt. „Mel, Colin hat einen Generalschlüssel!“
„Und?“
„Sei nicht so schwer von Begriff. Der Typ ist gerade zum Essen ins Restaurant gegangen. Colin lässt dich in die Suite. Dann musst du nur noch herausfinden, ob er wirklich derjenige ist, der er vorgibt zu sein.“
„Was? Bist du völlig verrückt geworden?“ Mel konnte sich gerade noch zurückhalten, nicht zu schreien. „Das ist illegal! Und warum sollte ich das tun? Ich bin nur eine kleine Redaktionsassistentin. Du bist die Reporterin!“
„Du schreibst die Kolumne mit den Buchrezensionen“, entgegnete Louisa prompt.
„Doch nur, weil die Dansworth glaubt, dass es sowieso keiner liest“, wehrte Mel selbstkritisch ab. Tatsächlich aber hatte sie sich lange angestrengt, um diese Chance zu erhalten, und die Rezensionen waren das einzige, was ihr in dem Job bei „London Nights“ wirklich Spaß machte.
„Bitte, Mel, es kostet dich nur wenige Minuten“, bat Louisa.
„Ich verstehe immer noch nicht, warum du es nicht selber machst!“
Verlegen wich Louisa ihrem Blick aus. „Ich … werde mit Colin alle Hände voll zu tun haben. Er geht doch nicht umsonst das Risiko ein, gefeuert zu werden.“
Mel verschlug es die Sprache. „Du willst dich doch nicht ernsthaft für eine Story verkaufen, an der wahrscheinlich gar nichts dran ist?“
Louisa winkte ungeduldig ab. „Zufällig küsst Colin ganz fantastisch.“ Sie kramte aus ihrer Handtasche ihren Presseausweis hervor und drückte ihn Mel in die Hand. „Falls dich jemand erwischt … was ganz bestimmt nicht passiert …, kannst du sagen, du wärst ich. Das Foto ist so verblichen, dass es keiner merkt. Und ich verspreche dir, im Notfall werde ich alles auf mich nehmen.“ Die...