E-Book, Deutsch, Band 7, 253 Seiten
Reihe: Doctor Who Romane
Richards Doctor Who - Apollo 23
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-6112-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 7, 253 Seiten
Reihe: Doctor Who Romane
ISBN: 978-3-7325-6112-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ein Astronaut in vollem Raumanzug taucht aus dem Nichts in einem belebten Einkaufszentrum auf. Vielleicht ein Werbegag? Ein Foto zeigte eine gut gekleidete Frau in einem roten Mantel, die tot am Rand eines Kraters auf der dunklen Seite des Mondes liegt - daneben ihr geliebtes Hundchen Poochie. Vielleicht ein Schwindel? Aber der Doctor und Amy finden bald heraus, dass dies nur unbedeutendere Nebeneffekte in einem teuflischen Plan sind, die komplette Menschheit zu versklaven. Und es gibt nur eine Möglichkeit, sie zu retten: Apollo 23.
Justin Richards, ein gefeierter Autor zahlreicher Romane und Kreativberater für die BBC-Reihe der Doctor-Who-Bücher, lebt und arbeitet in Warwick mit seiner Frau und seinen zwei Kindern. Wenn er gerade nicht schreibt, frönt er seinen Leidenschaften fürs Erfinden, Lesen und (viel zu viel) Fernsehen.
Autoren/Hrsg.
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Zwanzig Minuten vor seinem Tod verfütterte Donald Babinger kleine Stückchen seines Käsesandwichs an eine Taube. Es war ein kalter, grauer Tag, und die Taube schien für die Aufmerksamkeit ebenso dankbar zu sein wie für die Krümel. Sie pickte eifrig an dem Brot herum, schenkte dem Käse und der Essiggurke jedoch keine Beachtung. Zusammengekauert in seinen Mantel saß Babinger auf der Treppe, die zum Konzertpavillon hochführte. Der Pavillon war der Ort, an dem die Jugendlichen abends rumhingen, im Park neben der Bibliothek. Die Geländer waren verrostet und der schartige Betonboden mit dunklen Klecksen gut festgetretenen Kaugummis übersät, aber das rissige Dach bot etwas Schutz vor dem anhaltenden Nieselregen. Zehn Minuten vor seinem Tod stopfte Donald Babinger sich die letzten Reste des Sandwichs in den Mund, lächelte der Taube entschuldigend zu und stand auf. Ein strammer Spaziergang um die Ecke des kleinen Parks, dann zurück ins Büro. Er ging gern um die Mittagszeit raus, auch wenn das Wetter nicht so gut war. Babinger hielt es für eine gute Idee, ab und zu frische Luft zu schöpfen. Was angesichts der Umstände, unter denen er gleich sterben würde, paradox war. Während er mit den Gedanken schon wieder bei der Kalkulationstabelle war, die er am Nachmittag fertigstellen musste, ging Babinger langsam durch den kleinen Park. Mit einem stummen Nicken grüßte er eine junge Frau, die ein Kleinkind in einem Kinderwagen schob. Er lächelte einer anderen Frau in einem roten Regenmantel zu, die ihren Hund ausführte, und schüttelte traurig den Kopf über den Abfall, der vom Wind gegen den niedrigen Metallzaun um ein Blumenbeet geweht wurde und sich dort sammelte. Er fragte sich wieder einmal, wie um alles in der Welt der Bauträger die Erlaubnis für das neue Einkaufszentrum bekommen hatte, das seinen grauen Beton- und Glasschatten auf das Ende des Parks warf. Babingers Kollegin Mandy stand sicher noch bei Perfect Burger für ihr Mittagessen Schlange. Was für eine Zeitverschwendung, wenn man sich sein Sandwich selbst mitbringen konnte … Vielleicht hätte er ihr die Zeit gegönnt, wenn Babinger gewusst hätte, dass er selbst nur noch fünf Minuten zu leben hatte. Den größten Teil dieser fünf Minuten brachte er damit zu, eine Runde durch den Park zu absolvieren. Mit nur noch dreißig Sekunden zu leben sah er auf die Uhr, stellte fest, dass seine Mittagspause fast vorbei war, und kehrte um in Richtung Konzertpavillon. Die Mutter und das Kleinkind befanden sich auf der anderen Seite des Parks. Von der Frau mit dem Hund war nichts zu sehen. Babinger beschloss, quer durch den Park zu gehen, anstatt für den Rest des Weges dem Pfad zu folgen. Am besten ginge er zurück und machte sich wieder an die Geschäftsbücher. Ja, das war eine kluge Entscheidung! Eine Entscheidung, die ihn umbrachte. Donald Babinger war fast wieder am Pavillon, als er die erste Enge in der Brust spürte, die ersten Probleme beim Luftholen. Sein Blick trübte sich und seine Sicht verschwamm. Er blinzelte und schüttelte den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen, doch die Welt wurde grau. Der Himmel verdunkelte sich. Seine Atmung kam in abgehackten Stößen. Seine Brust schnürte sich weiter zusammen. Der Boden unter seinen Füßen war kein feuchtes Gras mehr, sondern trockener Staub. Das Einkaufszentrum war fort. Der Pavillon war fort. Alles war fort, und an seiner Stelle … »Oh mein-«, setzte Babinger an. Aber es kamen keine weiteren Worte. Er hatte keinen Atem mehr, um sie auszusprechen. Babinger lag auf den Knien und zerrte mit den Händen an seinem brennenden Hals. Seine Zunge zischte, als würde der Speichel kochen. Die Augen fühlten sich an, als würden sie jeden Moment platzen. Babingers ganzer Körper schien leicht und aufgebläht. Er fiel auf den Rücken, sich krümmend und zitternd. So kalt! Dann, schlagartig, lag er still. Der Nieselregen fiel auf sein Gesicht. Er sammelte sich in den nichts mehr sehenden Augen, bis er überlief und wie Tränen sanft über seine Wangen rann. »Wir brauchen selbstverständlich eine Autopsie«, sagte der Pathologe. Der Police Sergeant nickte. Er wartete, bis der Fotograf fertig war, und gab dann den wartenden Rettungssanitätern ein Zeichen. »Sie können ihn jetzt wegbringen. Armer Kerl!« Er wandte sich an den Pathologen. »Und, was meinen Sie?« Dr. Winterbourne zuckte die Achseln. Er hatte über zwanzig Jahre lang mit der Polizei zusammengearbeitet – lange genug, um sich nicht vorzeitig festzulegen, aber auch, um zu wissen, dass eine schnelle Diagnose manchmal entscheidend sein konnte. »Wahrscheinlich Herzversagen. Er scheint ganz gesund zu sein, außer dass er tot ist natürlich, aber man kann nie wissen. Nur weil er jung und fit aussieht …« Er seufzte. »Es gibt keine Gerechtigkeit auf der Welt.« Sergeant Rickman unterdrückte ein Grinsen. »Besten Dank auch.« »Ich meine, nicht bei so was.« »Ich weiß.« Ernst sahen beide zu, wie die Sanitäter eine dunkle Plastikplane über die Leiche auf der Krankentrage zogen. »Ja, muss sein Herz gewesen sein«, befand Winterbourne. »Seltsam ist es trotzdem – die Farbe seiner Haut, die Art, wie seine Zunge …« Die Stimme des Arztes verlor sich. »Nun ja, das passt alles zu einem Erstickungstod. Als wäre er stranguliert worden.« »Er war allein«, sagte Rickman ausdruckslos. »Diese Frau mit dem Kind hat ihn von da drüben vom Tor aus gesehen. Sagt, er hätte sich irgendwie das Gesicht gehalten und wäre dann umgeklappt. Sie hatte gerade das Kind aus dem Kinderwagen geholt, deshalb konnte sie es nicht allein lassen und rüberlaufen, um ihm zu helfen. Sie hat Zeter und Mordio geschrien, bis jemand aufmerksam wurde.« Der Krankenwagen fuhr in den Verkehr davon. Eine kleine Menschengruppe stand auf der anderen Seite eines Absperrbands und verfolgte das Geschehen. Ein Reporter von der Lokalzeitung winkte mit einem Notizblock und versuchte, die Aufmerksamkeit des Sergeanten zu erregen. »Geben Sie mir wegen der Autopsie Bescheid«, sagte der Polizist. »Fürs Erste sagen wir mal, es sieht nach natürlichen Ursachen aus. Keine verdächtigen Umstände. Klingt das okay für Sie?« »Gut, gut«, stimmte Winterbourne zu. »Wissen Sie, da oben gibt es ein kleines italienisches Restaurant.« Er zeigte auf die gewölbte Glasfassade des aufragenden Einkaufszentrums. »Sie meinen, es könnte weitere Zeugen geben?« »Ich meine, ich hatte noch kein Mittagessen«, korrigierte Winterbourne ihn. »Wir unterhalten uns später.« Mandy hatte seit zehn Minuten bei Perfect Burger in der Schlange gestanden, als der Raumfahrer auftauchte. Sie machten hier nicht nur Burger. Normalerweise nahm sie einen Thunfischsalat, was ein bisschen gesünder war. Mit Pommes. Aber heute war es so grau und kalt, dass sie keine richtige Lust auf Salat hatte. Sie orientierte sich gerade auf der Menütafel, als der Raumfahrer auftauchte. Gerade war er noch nicht da, dann war er da. Vielleicht hatte sie geblinzelt. Er musste aus der Tür zu den Toiletten gekommen sein oder so was. Komisch, dass ihr das entgangen war – eine so unförmige Gestalt in einem weißen Raumanzug und mit knollenförmigem Helm konnte nicht einfach so auftauchen. Er stand da und starrte Mandy an; zumindest bildete sie sich das ein. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen, weil der größte Teil des Helms ein golden getönter Spiegel war, der die Schlange der Leute reflektierte, von denen sich immer mehr umdrehten, um Mandys Blick zu folgen. Der Astronaut bewegte sich unbeholfen in seinem Raumanzug. Steif kam er auf Mandy zu und schwankte dabei hin und her – er schien die Knie nicht genug beugen zu können, um mühelos zu gehen. Als er so nah war, dass sie ihn mit ausgestreckter Hand hätte berühren können, blieb der Raumfahrer stehen. Über den Boden hinter ihm zog sich eine Spur aus feinem grauen Staub. Seine großen Stiefel waren damit überzogen, erkannte Mandy. Die Spur endete an der Menütafel – als wäre er tatsächlich gerade dort aufgetaucht. »Muss ein Werbegag sein«, sagte jemand hinter Mandy. »Ja, irgendwas wollen sie wieder verkaufen«, stimmte ein Mann zu. »Gleich erzählt er uns, dass er gerade die tollste Pizza im Sonnensystem gegessen hat oder so was.« Inzwischen war die Schlange eigentlich keine Schlange mehr; alle hatten sich um den Raumfahrer geschart, sogar aus den anderen Schnellimbissen kamen Leute herüber. Von der Galerie über ihnen schauten Ladenbesucher herab, zeigten auf den Astronauten und lachten. Der Werbegag schien ein voller Erfolg zu sein. Der Raumfahrer hob die Arme und machte sich an den Klammern zu schaffen, die den Anzug mit dem Helm verbanden. »Ich wette, er hat’s heiß da drin!« »Wofür wirbt er überhaupt? Einen neuen Film vielleicht. Was meinst du?« Man hörte das Zischen von Druckluft, als sich die Klammern lösten. Der Astronaut drehte den Helm seitwärts. Dann hob er ihn vom Kopf. Unter dem Helm trug der Mann eine weiße Kapuze, wie eine Balaklava. Daran schien ein Headset angebracht zu sein, komplett mit Ohrstöpsel und Mikrofon. Als er den Helm so festhielt, wirkte er noch unbeholfener, und instinktiv streckte Mandy die Hand aus, um ihn ihm abzunehmen. »Danke, Ma’am.« Er hatte eine dunkle Stimme mit einem amerikanischen Akzent. Mandy konnte jetzt sehen, dass auf seiner Schulter eine kleine US-Fahne war und darunter sein Name, wie sie annahm –...