Rider | Kiss me in London | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 320 Seiten

Reihe: Kiss Me-Reihe

Rider Kiss me in London

A Winter Romance
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-641-21823-2
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

A Winter Romance

E-Book, Deutsch, Band 3, 320 Seiten

Reihe: Kiss Me-Reihe

ISBN: 978-3-641-21823-2
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Liebe auf Londoner Art ...
London, eine Woche vor Weihnachten. Der 19-jährige Jason Malone ist das erste Mal in der Stadt seiner Träume, denn er will sein Jura-Studium sausen lassen und Schauspieler werden. Ein Stipendium der Royal Academy of Dramatic Arts wäre der erste Schritt in die richtige Richtung, doch dafür muss Jason vorsprechen. Cassie Winter hat die Nase voll vom Theater, Film und Schauspielern im Besonderen. Und das hat Gründe. Als Jason und Cassie sich bei einer Vorführung von Les Misérables über den Weg laufen, beschließen sie, London gemeinsam zu erkunden und erleben ein paar Tage voller unverhoffter Überraschungen ...

Stephanie Elliot und James Noble sind die beiden Autoren hinter dem Pseudonym Catherine Rider. Stephanie Elliot arbeitet als Lektorin in New York und lebt mit ihrem Mann und ihrer fünfjährigen Tochter in Brooklyn. Sie ist fest davon überzeugt, dass Bialys besser schmecken als Bagels, normale Taxis den Uber-Taxis vorzuziehen sind und man Pizza niemals mit Besteck essen sollte. Sie reist unheimlich gern nach London, wo die Leute so höflich sind. James Noble ist Lektor und hat bereits mehrere Romane unter verschiedenen Pseudonymen verfasst. Als waschechter Londoner arbeitet er heute in einem Londoner Verlag. James liebt Pie & Mash und achtet beim Aussteigen in der U-Bahn immer auf die Ansage: 'Mind the gap!'. Trotzdem verschwendet er viel zu viel Zeit auf den Gedanken, wie es wohl wäre, in New York zu leben.
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1

Cassie

Montag, 17. Dezember

11:00 Uhr

In siebenundsechzig Minuten werde ich mich von meinem Freund trennen.

Jetzt sofort schaffe ich das nicht, obwohl er direkt neben mir sitzt, denn wir fahren gerade mit dem Zug durch ein trostloses Industriegebiet irgendwo in den Midlands und kommen erst in einer Stunde in London Euston an. Dazu kommen noch etwa zwei Minuten, um unser Gepäck zusammenzusuchen, auszusteigen und zur Bahnhofshalle zu laufen. Dort werde ich wahrscheinlich weitere fünf Minuten brauchen, ehe ich den Mut aufbringe, es tatsächlich auszusprechen.

Insgesamt also: siebenundsechzig Minuten. Ich hoffe nur, dass bis dahin mein Herz aufhört, wie wild in meinem Brustkorb herumzuhämmern, und ich es tatsächlich fertigbringe, die Sache durchzuziehen.

Mir ist schon klar, dass es ein bisschen gemein von mir ist, ihm erst nach unserer Ankunft in London reinen Wein einzuschenken, obwohl ich die Entscheidung schon vor rund einer Woche getroffen habe. Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings sagen, dass er es war, der für unsere Heimfahrt von der Uni Fahrkarten mit Zugbindung gebucht hatte, die sich nicht umtauschen ließen. Die ganze Zeit neben ihm zu sitzen, nachdem ich mich gerade von ihm getrennt habe, hätte ich nicht ausgehalten.

Zu allem Überfluss musste er uns beide auch noch für einen Freiwilligendienst in Ghana anmelden. Nun bin ich also nicht nur so herzlos, meinem Freund eine Woche vor Weihnachten den Laufpass zu geben, sondern auch noch ein schlechter Mensch, weil ich bei einer richtig guten Sache einen Rückzieher mache. Ich nehme es ihm ziemlich übel, dass ich mich deswegen nun schuldig fühle. Außerdem wird mir klar, dass ich die gesamten drei Monate, in denen wir ein Paar waren, fast ununterbrochen mies drauf war.

Mit seiner rechten Hand greift er nach meiner linken, was ziemlich seltsam ist, da ich meine Hände zwischen die Knie geklemmt habe (etwas anderes ist mir nicht eingefallen, um das Zittern in den Griff zu bekommen). Noch sechsundsechzig Minuten und das Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich schaffe das. Ich schaffe das. Er versucht meine Hand an sich zu ziehen, aber mein Arm wird ganz steif und fühlt sich an wie versteinert. Resigniert lässt er los und wendet sich wieder seiner Zeitung zu. Er liest den Economist und blättert die Seiten demonstrativ um. Damit versucht er mir ein schlechtes Gewissen zu machen, weil ich nicht mit ihm Händchen halten wollte, und ich ärgere mich, weil ich gezuckt habe und beinahe eingelenkt hätte.

Zu tun, was andere von mir erwarten, ist nämlich meine Spezialität.

Seufzend fragt Ben: »Hat es was mit dem Croissant zu tun?«

Ach ja, richtig, das Spinat-Croissant, das er für mich gekauft hatte. Es liegt noch unangetastet auf meinem Schoß.

»Ich wollte halt lieber eins mit Schinken und Käse«, antworte ich und sehe dabei weiter aus dem Fenster. Das graue Meer aus Beton erscheint mir im Moment wesentlich interessanter als mein grüblerisch-gereizter Freund, dessen besondere Gabe es ist, alles im Alleingang zu entscheiden.

Im September gefiel mir das allerdings noch ausgesprochen gut. Damals war ich aber auch noch reichlich eingeschüchtert von der Uni, wo alles noch ganz neu war und ich zum ersten Mal auf eigenen Füßen stand. Von daher fühlte es sich angenehm vertraut an, jemanden an der Seite zu haben, der immer genau weiß, wo es langgeht und mir sagen konnte, was ich zu tun habe. Das nahm mir einiges an Last von den Schultern.

Vor ungefähr einer Woche wurde mir dann jedoch klar, dass ich diese Last selbst tragen wollte. Oder vielleicht sogar tragen musste – nachdem ich mein ganzes bisheriges Leben immer nur die Erwartungen anderer Leute erfüllt hatte.

Das konnte so nicht weitergehen.

»Ist halt gesünder«, lässt Ben mich wissen.

Ich rücke ein Stück von ihm ab. »Aber ich wollte etwas anderes essen.« Um uns herum kommt Bewegung auf – ein paar Köpfe drehen sich zu uns herum, während andere Mitreisende betont desinteressiert tun, obwohl sie uns natürlich belauschen.

Ben ignoriert meine Bemerkung und packt sein eigenes Spinat-Croissant aus. Dabei stößt er mich mehrmals mit dem Arm an. Allerdings ist er auch 1,95 Meter groß und kann sozusagen nichts dafür. Mit so einer Länge ist man praktisch permanent im Weg. Trotzdem stört es mich.

Ungerührt doziert er weiter. »Und natürlich ist es auch viel besser für die Umwelt …«

Ich schalte auf Durchzug, denn diesen Vortrag kenne ich inzwischen auswendig. Wie leicht wir die Erde retten könnten, wenn wir uns alle ab sofort vegetarisch ernähren würden – oder noch besser: vegan. So wie er das alles referiert, klingt es tatsächlich machbar, die eigentlich unausweichliche globale Katastrophe zu verhindern. Trotzdem bekomme ich beim Zuhören schon nach wenigen Sätzen unbändigen Appetit auf ein saftiges Steak. Dabei erscheint mir das Ende der Welt ein vergleichsweise geringer Preis, wenn ich mir dafür nicht mehr anhören muss, wie sich die Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2050 um 63 bis 70 Prozent verringern ließen. Und darüber hinaus noch weitere Fakten und Zahlen, die bestimmt alle total wichtig sind, da er sie bis auf die Kommastelle genau wiedergeben kann. Aber ich habe mich gedanklich inzwischen komplett ausgeklinkt und überlege, wieso er sich die ganzen Daten und Informationen merken kann und trotzdem nicht weiß, dass ich nie gesagt habe: Ja, ich möchte gern Vegetarierin werden. Ob das für ihn so undenkbar ist, dass es ein K. o.-Kriterium wäre?

Schließlich ist er Ben, hat immer in allen Fragen recht und geht sicher davon aus, dass ich eines Tages zum Veggie mutiere, genau wie er. Denn eigentlich sollten alle Menschen so sein wie er. Das erste Mal gerieten wir wegen dieser Frage schon bei unserem zweiten Date aneinander – er musste kurz telefonieren und ich sollte für ihn das Essen mitbestellen. Dabei orderte ich ohne nachzudenken einen Hähnchen-Burrito. An dieser Stelle hätte ich eigentlich sofort die Reißleine ziehen müssen, denn er hielt mir an diesem Abend nicht nur den ersten Vortrag, sondern wurde auch richtig sauer, als ich vorschlug, beide Burritos selbst zu essen. Mit meiner Frage, ob ich ihn vielleicht lieber wegwerfen und damit ja wohl Essen verschwenden sollte, brachte ich ihn dann ein wenig aus dem Konzept.

Auf Date Nummer drei hätten wir besser gleich verzichten sollen, taten es jedoch nicht. Wahrscheinlich war ich einfach so sehr daran gewohnt, alle möglichen fremden Erwartungen zu erfüllen, dass ich in dieser Hinsicht wohl wesentlich mehr tolerieren kann als andere Leute. Das würden manche wahrscheinlich sogar als Vorteil werten, und das ist es im Prinzip ja auch, aber es hat ganz klar auch Nachteile, wenn man immer so entgegenkommend und anpassungsfähig ist. Zum Beispiel bringt es einen unter Umständen in sehr heikle Situationen – wie etwa eine zweistündige Zugfahrt mit einem nervigen Begleiter, von dem man sich vorwerfen lassen muss, unseren Planeten zu zerstören, nur weil man nicht mit ihm Händchen halten will.

Er redet immer noch, doch mittlerweile ist seine Stimme mit dem Hintergrundrauschen des Zugs verschmolzen und ich lehne den Kopf gegen die Fensterscheibe. Während ich Ben komplett ausblende, freue ich mich auf London – mein Zuhause – und genieße die immer vertrauter werdende Umgebung. Dazu überkommt mich zunehmend Erleichterung, dass mein erstes Semester an der Uni endlich vorbei ist. Ich versuche mir einzureden, dass ich über den Abschied von der Uni vor allem deshalb so froh bin, weil Psychologie als Hauptfach eindeutig die falsche Wahl war. Vielleicht liegt es aber auch einfach nur daran, dass eine Kleinstadt-Uni nicht ganz so »passend« war für eine Großstadtpflanze wie mich.

Dass ich in sämtlichen Modulen durchgefallen bin und deswegen geschasst wurde, spielt dabei sicher auch eine gewisse Rolle.

Wir schweigen uns immer noch an, und meine Gedanken wandern zu Themen, die mir gar nicht recht sind. Zum Beispiel, wie ich vor meine Eltern treten und ihnen beibringen muss, dass ich aus einem Studiengang geflogen bin, den ich gegen ihren Willen gewählt hatte. Also zumindest Mum war dagegen. Dad hat vermutlich längst vergessen, welches Fach es überhaupt war. Ich könnte ihm so ziemlich alles erzählen, zum Beispiel, dass ich Moderne Scientology mit Nebenfach Go-Go-Tanz studiere. Er würde wahrscheinlich nur nachfragen, wie ich so mit den Anforderungen klarkomme. Dann würde er mit seiner Teetasse im Arbeitszimmer verschwinden und so lange nicht wieder herauskommen, bis ich mich frage, ob er überhaupt noch lebt.

Aber Mum … Sie wird mir die Leviten lesen und darauf herumreiten, wie recht sie doch vorigen Sommer hatte, dass Psychologin keine gute Idee für mich sei. Obwohl sie es natürlich reizend fände, dass ich einen »normalen« Beruf anstreben wolle. Aber ich solle doch bitte nicht vergessen, mit welcher Begabung ich gesegnet sei. Drei Monate hatte sie Zeit, diesen Monolog einzustudieren, und ich bin kein bisschen gespannt auf die Premiere. Wenn es so weit ist – denn dieser Auftritt ist unausweichlich –, hoffe ich nur, dass sie schnell zum Ende kommt. Und mir mitteilt, wie leicht (»ein Anruf und fertig!«) ich eine Einladung zum Vorsprechen für irgendeinen Kurzfilm bekommen könnte, für den sich vermutlich kein Mensch interessieren wird.

Damit ich »gemäß meiner Bestimmung« wieder als Schauspielerin arbeiten kann.

Ich blicke weiter konzentriert aus dem Fenster und versuche, mich vom...


Rider, Catherine
Stephanie Elliot und James Noble sind die beiden Autoren hinter dem Pseudonym Catherine Rider. Stephanie Elliot arbeitet als Lektorin in New York und lebt mit ihrem Mann und ihrer fünfjährigen Tochter in Brooklyn. Sie ist fest davon überzeugt, dass Bialys besser schmecken als Bagels, normale Taxis den Uber-Taxis vorzuziehen sind und man Pizza niemals mit Besteck essen sollte. Sie reist unheimlich gern nach London, wo die Leute so höflich sind. James Noble ist Lektor und hat bereits mehrere Romane unter verschiedenen Pseudonymen verfasst. Als waschechter Londoner arbeitet er heute in einem Londoner Verlag. James liebt Pie & Mash und achtet beim Aussteigen in der U-Bahn immer auf die Ansage: »Mind the gap!«. Trotzdem verschwendet er viel zu viel Zeit auf den Gedanken, wie es wohl wäre, in New York zu leben.

Reinhart, Franka
Franka Reinhart, Jahrgang 1972, hat Übersetzung mit fachlichem Schwerpunkt Psychologie studiert und überträgt seit knapp 20 Jahren Sachbücher, Belletristik und Jugendliteratur aus dem Englischen ins Deutsche, darunter Jane Casey, Morgan Matson, Colleen McCullough, Catherine Rider, Paul Theroux und Ella Woodward/Mills. Außerdem organisiert sie Lesungen und Veranstaltungen rund um das Thema Literaturübersetzung, u.a. im Rahmen des Übersetzerzentrums der Leipziger Buchmesse. Nebenbei singt sie Sopran, liebt ihren Garten und lebt mit ihrer Familie in Leipzig.



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