Riedel | Der Fluch von Shieldaig Castle | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 173 Seiten

Riedel Der Fluch von Shieldaig Castle


2. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7450-1623-9
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 173 Seiten

ISBN: 978-3-7450-1623-9
Verlag: epubli
Format: EPUB
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Noch weiß die junge Morgan McKnee nicht, dass ihre Mutter gar nicht ihre leibliche ist. Für sie bricht eine Welt zusammen, als sie erfährt, dass sie in Wirklichkeit Morgan Cunningham heißt und die Erbin von ?Shieldaig Castle? ist. Über der Burg ihrer Ahnen liegt ein Fluch. Niemand ist auf ?Shieldaig Castle? jemals wahrhaft glücklich geworden. Wird dieser Fluch auch Morgan treffen? Tag für Tag wartet sie auf Ryan, den Mann, den sie liebt. Doch da ist nur Schweigen. Eine Intrige, die er nicht zu durchschauen mag, hält ihn fern. Einsam, nur unterstützt von dem alten Diener George, lebt Lady Morgan auf der Burg und kämpft um ihren Besitz, als man ihn ihr streitig macht. Um ihr zu helfen, macht sich George auf und reist zu Ryan, der seiner Geliebten sofort zu Hilfe eilt. Wird die Liebe die Schatten der Vergangenheit besiegen und den Fluch in Segen und Glück verwandeln können?

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»Das Herz gehorcht keinem Gesetz

außer seinem eigenen;

es entkommt der Knechtschaft;

nur freiwillig gibt es sich her.«

Jean-Jacques Rousseau

(1712-1778)

Kapitel 1 

»Löschen Sie bitte die Lampen, George, ich möchte dem Gewitter zuschauen.«

Lady Scarlett Cunningham erhob sich bei diesen Worten vom frühviktorianischen Sofa und trat zur Terrassentür. Ihre schmale, schlanke Hand schob behutsam den Wolkenstore zurück.

»Grandios«, murmelte sie verhalten.

Ein Blitz zuckte vom Himmel herab. Gleich darauf barst ein krachender Donner.

Lady Scarlett, zierlich von Gestalt, schwarzhaarig, zweiundvierzig Jahre alt, starrte in die entfesselte Natur.

»Können Sie sich auch nur im entferntesten an ein ähnliches Gewitter erinnern, George?«, fragte sie kaum vernehmbar.

George, Diener und Vertrauter zugleich, denn er hatte die Geburt von Scarlett Cunningham schon einst miterlebt, trat hinter seine Herrin.

»Sie sollten besser vom Fenster zurücktreten, Mylady«, erwiderte er leise und ruhig, ganz wie es seine Art war.

»Ich kann nie genug bekommen von dem Anblick einer entfesselten Natur«, gab sie ihm zur Antwort.

»Die meisten Menschen fürchten ein Gewitter, Mylady. Aus gutem Grund, wie ich mir hinzuzufügen erlaube.«

»Ach, George! Ich konnte das noch nie verstehen.« Sie lächelte verträumt und rezitierte ein Gedicht, ohne ihren Blick abzuwenden. »Im Zickzack zuckt der Blitz hernieder, der Donner kracht und dröhnt und grollt, blinkt lächelnd drauf die Sonne wieder, scheint uns die Erde doppelt hold.« Sie schob den Wolkenstore noch ein wenig weiter zur Seite, um besser sehen zu können. »Ich liebe es, wenn uns der Himmel zeigt, wie klein wir Menschen doch wirklich sind.«

Als müsste der Himmel die Bestätigung bringen, blitzte es erneut, und der Donner folgte im gleichen Augenblick. Das heftige Gewitter stand genau über dem alten ›Shieldaig Castle‹, dass vor Jahrhunderten am Steilhang zum ›Loch Torridon‹ erbaut worden war.

Von der Terrasse aus hatte man einen weiten Blick in den riesigen Garten, der die Burg auf drei Seiten umschloss.

Wo sonst erholsame Stille herrschte, wütete jetzt die Naturgewalt.

Die kleinen Büsche, ja selbst die mittelgroßen Bäume bogen sich vor dem Sturm, der peitschenden Regen mit sich führte.

Irgendwo im ›Castle‹ zerbarst eine Fensterscheibe. Es klirrte, aber es war nur ein winziger Laut im Vergleich zu dem Sturm, der das alte Gemäuer umheulte.

Wahre Sturzbäche flossen die Gartenwege entlang, dessen Boden die Menge an Wasser nicht aufnehmen konnte.

»Einfach grandios«, wiederholte Lady Scarlett aus ihren Gedanken heraus.

Der alte George, mit schlohweißem Haar, ausgeprägtem Backenbart und leicht gebeugtem Rücken, antwortete nicht. Er schaute ebenfalls in den Garten hinaus und bedauerte den Gärtner, der nach diesem Unwetter alle Hände voll zu tun haben würde.

›Shieldaig Castle‹ war ein riesiger Bau. Die Burg stand auf einer Anhöhe und gab dem kleinen Dorf im Westen Schottlands einen ganz besonderen Reiz. Sie schien die Ansiedlung zu beschützen, denn so weit das Auge reichte, gehörten die riesigen Wälder und Ländereien zu der Burg, der keine kriegerische Auseinandersetzung bisher etwas anhaben konnte. Unzählige Male war sie umgebaut, restauriert und erweitert worden – und doch hatte sie sich etwas Romantisches bewahrt.

Alle glaubten, dass Lady Scarlett der letzte Spross der Familie Cunningham war. Noch immer war sie unverheiratet, und wenn sie sich Elizabeth I. zum Vorbild nahm, würde der Name mit ihr aussterben, aber die Burg – sie würde noch viele Generationen überdauern.

»Holen Sie mir bitte meinen Mantel und vergessen Sie mir Pelerine und Hut nicht, George«, sagte sie plötzlich aus einer Laune heraus.

»Aber, Mylady! … Sie wollen doch nicht etwa …«, begehrte er auf, kam aber nicht weiter, denn sie unterbrach ihn.

»Aber natürlich will ich hinaus, George«, lachte sie fröhlich. »So ein Schauspiel bekommt man nicht alle Tage geboten. Man sollte wirklich nicht nur zuschauen, so etwas muss man erleben.«

Kopfschüttelnd ging George die gewünschten Sachen holen. Nur zögernd half er ihr hinein. Er wagte keinen Einwand mehr, öffnete ihr aber nur widerstrebend die Terrassentür.

Während er im schützenden Gesellschaftszimmer stehen blieb, trat Lady Scarlett unerschrocken in das Unwetter hinaus.

Die Blitze und mahlenden Donnerschläge schienen sie nicht im Geringsten zu stören. Sie zog sich den Wachshut tief ins Gesicht. Langsam schritt sie den Gartenweg entlang. Einmal hob sie sogar ihr Gesicht und schaute in die drohenden Wolken, die über ›Shieldaig Castle‹ lagen.

»Manchmal hat sie recht eigenartige Angewohnheiten«, murmelte George vor sich hin. »Es gefällt mir einfach nicht, was sie da tut«, fügte er noch hinzu, während er mit unbewegtem Gesicht ihren Weg verfolgte. »Sie wird sich dabei noch einmal eine Lungenentzündung und den Tod holen.«

Es blitzte erneut und der Donner folgte augenblicklich. Ein rötlich-gelblicher Schein lag über der Festungsanlage. Ein Geruch von Schwefel lag in der Luft. Plötzlich war sie seinen Blicken entschwunden.

Erschrocken riss George die Terrassentür auf. Suchend spähte er hinaus – und dann sah er sie auf dem Boden liegen.

Er achtete nicht mehr auf das Wetter, ja, nicht einmal den Donner hörte er noch. Ohne sich etwas überzuziehen eilte er, so schnell es seine alten Beine erlaubten, hinaus. Er spürte nicht einmal den stürmischen Regen, der ihm ins Gesicht schlug und sofort bis auf die Haut durchnässte. Alles was er sah war die zarte Gestalt seiner Herrin, die von einem Blitz getroffen vor ihm am Boden lag.

Er zögerte kurz, ehe er es wagte, sie zu berühren. Dann bückte er sich mit Tränen in den Augen über sie, die junge Frau, die er so tief verehrt hatte. Er begriff sofort, dass es für sie keine Rettung mehr gab. Gott hatte sie auf seine Art zu sich genommen.

Aber George kniete nicht nieder und er betete auch nicht. Ganz im Gegenteil, er ballte seine Rechte zur Faust und reckte sie drohend gen Himmel.

»Hast du mit deinem Fluch noch immer nicht genug?! Wird das ewig so weitergehen? Willst du ›Shieldaig Castle‹ auch noch vernichten?!«

George sprach nicht mit dem Allmächtigen. Seine ganze Verzweiflung richtete sich an Lady Scarletts Großvater, der vor ewiger Zeit einen Fluch ausgesprochen hatte – damals, ehe er starb – und es war, als würde dieser Fluch jeden Menschen vernichten, der die alte Burg liebte.

Weinend hob George ihre leichte Gestalt auf und trug sie in den schützenden Salon zurück.

»Warum nur habe ich sie hinausgehen lassen. Ich hätte es verhindern müssen«, brummte er, sich Vorwürfe machend. »Ich hätte es auf keinen Fall zulassen dürfen.«

Aber jetzt kam jede Hilfe zu spät. Für Lady Scarlett hatte die irdische Welt aufgehört zu existieren.

George alarmierte sofort das übrige Personal. Er wich nicht von der Seite seiner Herrin, als man die Letzte aus dem Geschlecht der Cunninghams auf das Totenlager bettete. Still harrte er an ihrem Bett aus, während im Haus alles wie bisher weiterging.

Fünf Kerzen brannten in einem silbernen Kandelaber am Kopfende. Die Fenster des Zimmers waren abgedunkelt. Nach einer Weile, gerade so, als müsste er die unerträgliche Stille durchbrechen, flüsterte er vor sich hin:

»Nun ist auch sie gegangen – und sie war doch so schön. Niemals habe ich so herrliches schwarzes Haar gesehen, niemals so wunderschöne, große graublaue Augen. Warum nur, Gott, musste sie gehen? Warum hast du nicht mich geholt. Ich bin schon sehr alt und am Ende meines Lebens angekommen. Ich würde es gern hingeben, wenn ich sie damit wieder lebendig machen könnte.«

Gott antwortete ihm nicht – und im Zimmer blieb es still, und das Lächeln von Lady Scarlett majestätisch kühl.

George wischte sich seine Tränen aus dem Gesicht. Erneut fühlte er die bedrückende Stille.

»Es war alles so herrlich«, sprach er weiter vor sich hin, »als ich damals auf die Burg kam. Ich war ein junger Mann mit vielen Träumen. Nur für ein paar Jahre wollte ich als Kammerdiener tätig sein – aber es wurde der Beruf meines Lebens.«

Er erschauerte, als er an Lady Scarletts Großvater dachte, den er damals zu bedienen gehabt hatte. Es war ein garstiger alter Mann gewesen. Niemand konnte ihm etwas recht machen, und so tyrannisierte er seinen Sohn und auch seine Schwiegertochter, die damals gerade in guter Hoffnung gewesen war.

Jahrelang hatte er sich und anderen Menschen zur Qual gelebt. Er hatte es geschickt für sich zu nutzen gewusst, dass er an beiden Beinen gelähmt war – eine alte Kriegsverletzung, wie er immer zu betonen wusste. Ehe er starb, hatte er die Burg verflucht und gebrüllt: ›Verflucht sollt ihr alle sein – alle, die ihr diese Burg liebt – denn sie gehört mir!‹

Das war inzwischen zweiundvierzig Jahre her – und doch kroch George bei der Erinnerung daran noch heute eine Gänsehaut über den Rücken.

Es war ihm, als wären die Worte des Mannes noch deutlich in seinen Ohren.

»Ja«, stöhnte er auf, »ja – und dieser verdammte Fluch hat seine Wirkung noch immer nicht verloren. Wieder liegt der Schatten des Todes über der Burg.«

Er atmete schwer, als er an das Leben zurückdachte, das gefolgt war, nachdem der alte Burgherr seine Augen für immer geschlossen hatte.

Zunächst schienen die...



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