E-Book, Deutsch, Band 474, 64 Seiten
Ritter Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 474
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-8847-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zwischenfall auf der Hochzeitsreise
E-Book, Deutsch, Band 474, 64 Seiten
Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler
ISBN: 978-3-7325-8847-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zwischenfall auf der Hochzeitsreise
Erfolgsroman voller Irrungen und Wirrungen
Was für ein Schauspiel bieten sie den Hochzeitsgästen! Ilka spielt die glücklich verliebte Braut perfekt. Wie könnte es auch anders sein? Mit Lüder von Martenholm hat sie den wohl begehrtesten Junggesellen für sich gewonnen und darf sich auf ein sorgloses Leben freuen.
Was niemand weiß: Sie ist eine gekaufte Frau, eine, die nie auf Liebe und echte Gefühle hoffen darf ...
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Zwischenfall auf der Hochzeitsreise
Erfolgsroman voller Irrungen und Wirrungen
Was für ein Schauspiel bieten sie den Hochzeitsgästen! Ilka spielt die glücklich verliebte Braut perfekt. Wie könnte es auch anders sein? Mit Lüder von Martenholm hat sie den wohl begehrtesten Junggesellen für sich gewonnen und darf sich auf ein sorgloses Leben freuen.
Was niemand weiß: Sie ist eine gekaufte Frau, eine, die nie auf Liebe und echte Gefühle hoffen darf …
„Ein Herr Martenholm wartet draußen“, meldete das Mädchen. „Es sei geschäftlich, sagt er.“
Vera von Kreienbaum schüttelte den Kopf.
„Geschäftlich? Bestimmt will er Geld.“
Seitdem der Herr des Hauses gestorben war, ging hier alles drunter und drüber. Seine Witwe hatte keine Ahnung, was sie tun musste.
„Soll ich ihn nun hereinführen?“, wollte das Mädchen wissen.
„Ich glaube, wir müssen uns wenigstens anhören, was er will“, meinte Baronin Veras Tochter Ilka. „Vielleicht will er ja irgendwelche Rechnungen bezahlen?“
„Meinst du?“ Die Baronin war nur zu gern bereit, nach dem Strohhalm zu greifen, den Ilkas Bemerkung ihr bot. „Bitten Sie den Herrn herein, Grete.“
Neugierig schaute sie auf die Tür, durch die gleich darauf Herr Martenholm eintrat. Er unterschied sich angenehm von den anderen Geschäftspartnern ihres verstorbenen Mannes. Er sah aus wie ein Herr, wie ein Mann der Gesellschaft, und das nahm sie sofort für ihn ein. Sie reichte ihm gnädig die Hand zum Kuss, machte ihn mit Ilka bekannt und bat ihn dann, in einem Sessel Platz zu nehmen.
„Ich bin Ihnen wahrscheinlich fremd, gnädige Frau“, äußerte Martenholm. „Ich hatte allerdings schon die Ehre, Sie kennenzulernen. Letztes Jahr auf dem Ball, den Sie hier gegeben haben … Und dann bei der Beerdigung vor wenigen Tagen …“
„Es tut mir leid, Sie nicht wiedererkannt zu haben, Herr Martenholm.“ Baronin Vera lächelte müde. „Es war alles furchtbar viel für uns. Der Tod meines Mannes kam zu unerwartet. Auch er hat nie damit gerechnet, uns so früh verlassen zu müssen. Was darf ich Ihnen anbieten?“
„Vielen Dank, nichts. Mein Name sagt Ihnen also nicht viel?“
„Ich habe mich nie um die Geschäftspartner meines Mannes gekümmert, daher kommt es wohl auch, dass mir Ihr Name nicht geläufig ist.“
Martenholm nickte teilnahmsvoll.
„Es wird nicht leicht für Sie sein, mit all dem fertig zu werden, was nun auf Sie zukommt. Ich habe hier ein paar Wechsel, die heute fällig sind.“ Er zog seine Brieftasche und legte die Formulare vor Baronin Vera auf den Tisch.
Sie nahm sie, und ihre Augen wurden groß.
„Fünfzehntausend Mark?“, fragte sie stockend.
„Ja. In vierzehn Tagen sind noch einmal fünfzehntausend Mark fällig. Der nächste Wechsel muss dann erst in sechs Wochen eingelöst werden.“
„Haben wir denn so viel Geld?“, fragte Vera von Kreienbaum erbleichend.
Sie warf einen flehenden Blick auf ihre Tochter, aber Ilka war damit beschäftigt, ihre Fingernägel zu betrachten. Baronin Vera begriff, dass sie von ihr keine Hilfe zu erwarten hatte.
„Ich glaube, so viel Bargeld ist nicht mehr vorhanden. Ich habe gestern mit einem Herrn von der Bank gesprochen. Unser Konto ist schon überzogen, hat er mir gesagt. Was machen wir denn nun? Wechsel müssen unbedingt pünktlich eingelöst werden, nicht wahr?“
„Man kann sie auch prolongieren, aber bezahlt werden müssen sie schließlich. Sind Sie sicher, den Herrn von der Bank nicht missverstanden zu haben, gnädige Frau?“
„Ich glaube schon. Ich weiß auch nicht, wie es möglich ist, dass kein Bargeld da ist. Und das Gut ist auch mit Hypotheken belastet. Ich glaube, so nennt man das?“, meinte sie in halb fragendem Ton. „Ich habe mich nie darum gekümmert. Aber wir müssen Zinsen bezahlen. Und dann sind jetzt Löhne und Gehälter fällig.“ Baronin Vera schüttelte hilflos den Kopf. „Ich weiß nicht, wie ich sie bezahlen soll.“
„Haben Sie denn niemanden, der Sie geschäftlich beraten kann, Baronin?“
„Nein. Das Geschäftliche hat mein Mann immer erledigt. Ich brauchte mich um nichts zu kümmern.“
Es wäre besser gewesen, er hätte sich einen tüchtigen Buchhalter gesucht, dachte der Mann.
Baron Alexander war ein sympathischer Mensch gewesen, lebensfroh und unbekümmert, der die Jagd geliebt hatte und auf der Jagd zu Tode gekommen war. Ein merkwürdiger Unfall war es gewesen. Als er, das Gewehr umgehängt, die Leiter zum Hochsitz emporgeklettert war, hatte sich ein Schuss gelöst und ihn tödlich verletzt.
Offenbar war das Gewehr nicht gesichert gewesen. Ein Jäger, der mit ungesichertem Gewehr im Wald herumläuft, war völlig ungewöhnlich. Nicht nur Martenholm hatte sich darüber gewundert. Jetzt zum ersten Mal begann ihm etwas zu dämmern.
„Was muss ich denn nun machen mit den Wechseln?“, fragte Baronin Vera. „Das Geld haben wir nicht, und ich weiß auch nicht, wann wir es haben werden.“
„Hat Ihr Mann Außenstände?“
Baronin Vera warf ihrer Tochter wieder einen fragenden Blick zu. Ilka hob kurz den Kopf und streifte den Besucher mit einem kühlen Blick.
„Bitte, quälen Sie meine Mutter nicht so, Herr Martenholm. Wir haben das Geld nicht.“
Offenbar begriff Ilka gar nicht, dass man Wechsel einlösen musste. Er spürte, wie sehr Baronin Kreienbaum auf seinen Rat wartete, wie sehr sie hoffte, er würde ihr einen Ausweg weisen.
Aber das konnte er nicht, solange ihm der Überblick über die finanzielle Lage des toten Barons fehlte.
„Möchten Sie nicht doch vielleicht einen Kognak?“, fragte Baronin Vera fast demütig. „Ilka, hole bitte ein Glas und die Flasche.“
Die Baroness stand widerwillig auf. Sie ging an Martenholm vorbei, ohne ihn zu beachten, aber sie spürte seinen Blick. Sie wusste, dass sie schön war, schön und begehrenswert. Das schwarze Kleid stand ihr gut. Es betonte ihre schlanke Figur.
„Bitte sehr. Sie schenken sich vielleicht selbst ein, Herr Martenholm.“
Der Mann goss sich nur einen Schluck ins Glas. Er brauchte einen klaren Kopf.
„Was soll ich nun mit den Wechseln machen? Sie zu Protest gehen lassen?“
„Was bedeutet das?“, fragte Baronin Vera verzagt.
„Dass Sie einen Haufen Schwierigkeiten bekommen werden“, erklärte er ihr.
„Und wollen Sie uns Schwierigkeiten machen?“, fragte Ilka von Kreienbaum kühl. Sie lächelte ironisch, als er den Kopf wandte und sie anschaute. Sie hatte keine Angst vor ihm, er war nicht der Erste, der gekommen war, um Geld zu verlangen. Irgendwie würde er sein Geld schon bekommen. Bisher waren die Rechnungen ja immer bezahlt worden. Wie, wusste sie nicht, und sie war auch nicht bereit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
Dieser unverschämte Mann dachte nicht daran, einen verlegenen Eindruck zu machen. Im Gegenteil, er begann jetzt auch zu lächeln, genauso ironisch wie die junge Dame.
„Ich will keine Schwierigkeiten machen, ich möchte nur das Geld haben.“
„Wir haben keins.“ Ilka drehte ihm den Rücken zu und trat ans Fenster. Es wurde Zeit, dass der Mann sich verabschiedete, fand sie.
„Was soll ich tun?“, fragte Baronin Vera leise. „So viele Leute wollen Geld von uns. Ich weiß gar nicht, weshalb wir auf einmal so viel Schulden haben.“
„Sie sind nicht plötzlich gekommen, gnädige Frau.“ Alexander von Kreienbaum war ein netter Mensch gewesen, aber beileibe kein tüchtiger Landwirt. Er war immer sofort bereit gewesen, Neuerungen einzuführen, ohne sich zu überlegen, ob sie sich für ihn auch rentierten. Im Schuppen standen Maschinen herum, die sehr viel Geld gekostet hatten und nur selten gebraucht wurden.
„Haben Sie denn keinen Menschen, der die Bücher Ihres Gatten einmal durchsieht und eine Bestandsaufnahme macht?“, fragte Martenholm.
Die Baronin schüttelte den Kopf.
„Wäre das nicht etwas für Sie?“, fragte Ilka vom Fenster her hochfahrend. „Dann finden Sie doch sicherlich eine Möglichkeit, an Ihr Geld zu kommen.“
„Ich würde Ihnen gern helfen, Baronin“, wandte sich Martenholm an Ilkas Mutter. „Aus Freundschaft zu Ihrem Gatten.“
„Wenn Sie das tun würden. Auf seinem Schreibtisch liegen alle Rechnungen, die in den letzten Tagen eingegangen sind. Manche Menschen sind furchtbar unhöflich. Sie glauben gar nicht, was für einen Ton die sich uns gegenüber erlauben.“
„Die denken eben, mit Frauen können sie es machen“, äußerte Ilka.
„Wann haben Sie denn einmal Zeit?“, fragte Baronin Vera. Es war merkwürdig, aber zu diesem Mann hatte sie Vertrauen gefasst.
„Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung. Ich fürchte, die Angelegenheit eilt, Baronin. Ich weiß nicht, ob Ihr Gatte noch andere Wechsel...




