Ritter | Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 514 | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 514, 64 Seiten

Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler

Ritter Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 514

Felicitas von Sternow
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7517-0102-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Felicitas von Sternow

E-Book, Deutsch, Band 514, 64 Seiten

Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler

ISBN: 978-3-7517-0102-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Die brave Felicitas von Sternow steht mit ihren beiden kleinen Geschwistern allein auf der Welt. Die Mutter war unheilbar krank. Nach ihrem Tode soll sich ihr Mann vor Gram verzehrt haben. Vier Wochen später folgte er ihr ins Grab. Freiwillig, wie man munkelt. Aber mit Bestimmtheit sagen kann es niemand, denn Felicitas spricht niemals über die Vergangenheit.
Bis zur Erschöpfung arbeitet sie, um für sich und die Geschwister zu sorgen, doch es reicht hinten und vorne nicht. Da bietet ihr der reiche Graf Darren eine Stelle als Sekretärin an. Damit wäre sie alle finanziellen Sorgen los. Aber - und das ist seine Bedingung - sie muss sich von den geliebten Geschwistern trennen ...

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Felicitas von Sternow

Keine Last war ihr zu schwer

Die brave Felicitas von Sternow steht mit ihren beiden kleinen Geschwistern allein auf der Welt. Die Mutter war unheilbar krank. Nach ihrem Tode soll sich ihr Mann vor Gram verzehrt haben. Vier Wochen später folgte er ihr ins Grab. Freiwillig, wie man munkelt. Aber mit Bestimmtheit sagen kann es niemand, denn Felicitas spricht niemals über die Vergangenheit.

Bis zur Erschöpfung arbeitet sie, um für sich und die Geschwister zu sorgen, doch es reicht hinten und vorne nicht. Da bietet ihr der reiche Graf Darren eine Stelle als Sekretärin an. Damit wäre sie alle finanziellen Sorgen los. Aber – und das ist seine Bedingung – sie muss sich von den geliebten Geschwistern trennen …

„Soll ich Ihnen eine Tragetasche geben, Fräulein von Sternow?“, fragt die rundliche Kaufmannsfrau freundlich und greift bereits unter die Theke.

„Danke, sehr liebenswürdig von Ihnen, Frau Peters. Doch ich denke, es klappt schon so.“ Felicitas von Sternow legt die Tüte mit den Eiern vorsichtig auf ihre Tasche.

Frau Peters nimmt den Deckel von dem großen Bonbonglas und fischt zwei Lutschstangen heraus.

„Die nehmen Sie Sabrina und Leopold mit, ja? Mit einem schönen Gruß von der Tante Peters.“

„Oh, das ist aber reizend von Ihnen. Schönen Dank auch, Frau Peters.“ Felicitas lächelt. „Da werden sie sich sehr freuen, Süßigkeiten sind ihnen stets willkommen.“

„Das ist Kindermanier“, lacht Frau Peters gutmütig, „uns ging es früher nicht anders, hab ich recht?“

„Sicher.“

„Wie geht es Ihren Geschwistern denn eigentlich, Fräulein von Sternow? Ich habe sie schon tagelang nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie sind doch nicht etwa krank?“

„O nein, nein“, wehrt Felicitas schnell ab. „Es geht ihnen gut. Sie sind jetzt nur meistens oben.“

„Bei diesem scheußlichen Novemberwetter nur zu verständlich“, nickt Frau Peters. „Leopold scheint ja ganz robust und widerstandsfähig zu sein, aber bei Sabrina, dem zarten kleinen Püppchen, müssen Sie doch immer fürchten, dass sie sich eine Erkältung holt, nicht?“

Felicitas seufzt unterdrückt. Frau Peters hat recht, die kleine Schwester ist wirklich überzart. Und weil plötzlich wieder eine große Angst in ihr aufsteigt, verabschiedet sich Felicitas etwas überstürzt.

„Ich muss jetzt gehen, Frau Peters“, sagt sie leise. „Auf Wiedersehen und recht schönen Dank auch noch.“

„Wiedersehen, Fräulein von Sternow.“ Frau Peters beobachtet Felicitas, wie sie den Schirm aufspannt und eilig an der Schaufensterscheibe vorbeihastet. „Sie hat es gar nicht so einfach, die kleine Sternow“, seufzt sie und wendet sich einer wartenden Kundin zu. „Sie muss ganz allein ihre beiden unmündigen Geschwister versorgen und ist selber noch ein halbes Kind.“

„Ach ja?“, fragt die Kundin sofort neugierig zurück. „Die Eltern sind wohl gestorben?“

„Ja, ja! Tragisch, nicht wahr?“

„Sind sie verunglückt?“

„Nein, verunglückt sind sie nicht. Frau von Sternow war unheilbar krank. Als sie dann gestorben ist, soll sich ihr Mann vor Gram verzehrt haben. Vier Wochen später ist er ihr in den Tod gefolgt. Anscheinend freiwillig. Ich kann es aber nicht mit Bestimmtheit sagen, Fräulein von Sternow spricht niemals von ihrer Vergangenheit. Was ich weiß, habe ich nur andeutungsweise von Leopold, dem kleinen Bruder von Fräulein von Sternow, gehört.“

„Nein, wie schrecklich! Hat der Mann denn nicht an seine Kinder gedacht? Wenn er seine Frau so sehr geliebt hat, kann man ja seinen großen Schmerz verstehen, das auf jeden Fall. Aber trotzdem! Er hat doch eine Verantwortung seinen Kindern gegenüber. Man kann sich doch von seinem Leid nicht so überwältigen lassen, dass man seine Kinder schutzlos und allein auf dieser Welt zurücklässt. Insbesondere wenn seine Frau – wie Sie sagen – unheilbar krank war, da hat er doch mit ihrem Tod rechnen müssen.“

„Wer kann schon sagen, was in einem Männerherzen vorgeht?“ Frau Peters zuckt die Schultern. „Außerdem werden auch noch andere Gründe vorgelegen haben, denke ich mir jedenfalls.“

„Meinen Sie?“

„Ach sicher, muss es doch. Die Sternows haben zwar in Ostpreußen ihr Schloss und alle Besitztümer verloren, aber sie sind doch entschädigt worden und haben ein finanziell gesichertes Leben geführt. Und jetzt? Wenn ich noch daran denke, wie sie vor einem Jahr bei der Witwe Sudelmann die zwei möblierten Zimmer bezogen. Arm wie die Kirchenmäuse waren sie und sind es anscheinend auch heute noch. Fräulein von Sternow arbeitet zwar in einem Büro und verdient ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Geschwister, aber ich glaube, es reicht nicht hinten und vorne. Wenn ihr Onkel nicht die Miete bezahlen würde, na, da würde es sehr schlecht aussehen. Warum sie nicht bei ihrem Onkel in der Firma arbeitet, verstehe ich auch nicht. Sie sagte mir nur einmal auf meine Frage, dass es nicht gut sei, wenn Verwandte zusammen arbeiten.“

„Soso. Verwandte haben sie also doch hier?“

„Ja. Von Tatzner. Kennen sie die Familie? Schwerreiche Leute, sie haben in der Parkallee die weiße Villa. Sie liegt ziemlich zurück in einem riesigen Garten.“

„Ja, ich weiß, welche Villa Sie meinen, Frau Peters. Ein wunderschönes Anwesen. Und das sind Verwandte von Fräulein von Sternow? Weshalb wohnen sie denn nicht dort?“

„Was weiß ich. Frau von Tatzner kommt des Öfteren hier vorbei und holt die kleine Sabrina. Eine sehr elegante, gepflegte Erscheinung, sehr vornehm, wirklich. Sabrina scheint ihre Tante aber nicht gern zu haben, so habe ich jedenfalls den Eindruck. Es zerreißt mir immer fast das Herz, wenn ich mit ansehen muss, mit welch tiefernstem Gesicht die Kleine zu ihrer Tante in den Wagen steigt. Ja, ja, es ist schon sehr traurig, wenn Eltern zu früh von dannen gehen, nicht wahr?“

Frau Peters seufzt tief bekümmert auf. Dann wirft sie einen Blick auf die große runde Uhr, die hinter ihr an der Wand hängt. Erschrocken schlägt sie die Hände zusammen.

„Oh, entschuldigen Sie bitte, Frau Meinungen, hoffentlich habe ich Sie nicht zu lange aufgehalten. Womit kann ich Ihnen dienen?“

„Sie haben mich nicht aufgehalten“, winkt Frau Meinungen großzügig ab. „Was Sie mir da eben erzählt haben, bewegt mich zutiefst. Diese armen jungen Menschen. Welch ein hartes Schicksal muss mancher Mensch doch schon in den jungen Jahren erleiden.“

???

Felicitas von Sternow zieht den Schlüssel aus der Wohnungstür und dreht das Licht an. Der Schein der altmodischen Hängelampe erhellt den Flur nur dürftig. Am Ende des Ganges öffnet sich eine Tür, in ihrem Rahmen erscheint die große kräftige Gestalt der Witwe Sudelmann.

„Ach Sie sind es, Fräulein von Sternow.“ In ihrer tiefen dunklen Stimme schwingt Erleichterung. „Ich dachte schon, die Kinder wollten fortgehen. Guten Abend auch.“

„Guten Abend, Frau Sudelmann.“ Felicitas stellt ihren tröpfelnden Schirm in den Ständer und knüpft die Schleife ihrer Regenhaube auf. Dann geht sie schnell in das Zimmer, in dem ihre kleinen Geschwister auf ihre Rückkehr warten.

„Oh, prima, dass du kommst, Felicitas“, freut sich Poldi. „Du musst mir bitte gleich einmal helfen, ich komme mit dieser Rechenaufgabe nicht klar.“

„Guten Abend, Poldi.“ Felicitas stellt ihre Tasche auf einem Stuhl ab und zaust ihrem Bruder zärtlich durch die braunen Locken. „Hast in der Schule wieder einmal nicht aufgepasst, hm?“

Poldi legt seine rechte Hand auf die Herzgegend.

„Wie kannst du nur so etwas von mir denken, Felicitas!“, beteuert er und sieht sie verschmitzt an. „Ich passe immer scharf auf, das weißt du doch, oder?“

„Jetzt schwindelst du aber mächtig, mein kleiner Schlawiner“, lacht Felicitas und zieht ihn strafend am Ohrläppchen. „Aber was ist denn mit Sabrina?“ Sie blickt verständnislos zu der kleinen Schwester hinüber.

„Die schläft.“

„Auf der Fensterbank? Aber Poldi! Wie kannst du das nur zulassen!“

„Och, lass sie doch.“ Poldi zuckt die Schultern. „Sie war halt müde. Und wenn Sabrina müde wird, schläft sie in allen möglichen Stellungen. Wenn es ihr unbequem wird, dann wird sie schon herunterklettern.“

„Also nein, Poldi!“ Felicitas macht ein ganz böses Gesicht. „Man lässt ein Kind doch nicht auf einer zugigen Fensterbank schlafen! Das müsstest du aber wirklich von allein wissen!“ Sie geht zum Fenster und legt ihren Arm um die zusammengesunkene kleine Gestalt der Schwester. „Sabrina, Schätzchen“, ruft sie halblaut, „wach auf, mein Kleines.“

Sabrina reckt sich und gähnt herzhaft. Sie schlägt die Augen auf und sieht die Schwester einen Moment...



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