Ritter | Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 527 | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 527, 64 Seiten

Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler

Ritter Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 527

Die große Wandlung
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7517-0597-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die große Wandlung

E-Book, Deutsch, Band 527, 64 Seiten

Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler

ISBN: 978-3-7517-0597-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Karl-August Fürst von Breskow und seine Gattin Wilhelmine haben alles getan, um ihre bildhübsche Tochter zu einem vernünftigen Menschen zu erziehen. Leider ist ihnen das nicht gelungen, denn der Prinzessin Eva-Maria ist ihre adelige Herkunft zu Kopf gestiegen. Den einfachen Menschen aus dem Volk begegnet sie mit ungeheurem Hochmut und Geringschätzung.
Der Fürst sieht nur eine Möglichkeit, um ihr das auszutreiben. Eva-Maria muss das Schloss verlassen und ein Jahr lang in einem Warenhaus als Verkäuferin arbeiten. Während dieser Zeit wird sie in der Stadt in einem möblierten Zimmer wohnen.
Zuerst glaubt Eva-Maria an einen Scherz, doch schnell vergeht der hochmütigen Prinzessin das Lachen ...

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Die große Wandlung

Eines Tages legte die Prinzessin von Breskow allen Hochmut ab

Karl-August Fürst von Breskow und seine Gattin Wilhelmine haben alles getan, um ihre bildhübsche Tochter zu einem vernünftigen Menschen zu erziehen. Leider ist ihnen das nicht gelungen, denn der Prinzessin Eva-Maria ist ihre adelige Herkunft zu Kopf gestiegen. Den einfachen Menschen aus dem Volk begegnet sie mit ungeheurem Hochmut und Geringschätzung.

Der Fürst sieht nur eine Möglichkeit, um ihr das auszutreiben. Eva-Maria muss das Schloss verlassen und ein Jahr lang in einem Warenhaus als Verkäuferin arbeiten. Während dieser Zeit wird sie in der Stadt in einem möblierten Zimmer wohnen.

Zuerst glaubt Eva-Maria an einen Scherz, doch schnell vergeht der hochmütigen Prinzessin das Lachen ...

»Können Sie nicht anklopfen?«, herrschte Prinzessin Eva-Maria den Mann an, der eingetreten war und sich vor ihr verneigte.

»Ich bitte um Verzeihung, Durchlaucht, ich hatte angeklopft.« Dem Sekretär Guido Behling war die Röte ins Gesicht gestiegen. »Durchlaucht ...«

»Sie haben nicht angeklopft, sonst hätte ich es gehört«, schnitt die reizend aussehende junge Dame ihm das Wort ab. »Es ist unverschämt von Ihnen, einfach in mein Privatzimmer einzudringen! Was sind denn das für Manieren?«

Die Röte im Gesicht des Sekretärs wich einer fahlen Blässe, aber dennoch behielten seine Augen den anbetenden Ausdruck, der die Prinzessin so aufregte.

»Was starren Sie mich so an, Behling?«, fauchte sie.

Sofort senkte der Sekretär den Blick.

»Seine Hoheit, Ihr Herr Vater, möchte Sie sprechen, Durchlaucht.«

»Warum sagen Sie das nicht gleich? Ich werde mich bei meinem Vater über Sie beschweren! Er soll Sie entlassen! Machen Sie, dass Sie mir aus den Augen kommen, Behling!«

»Sehr wohl, Durchlaucht.« Mit einer tiefen Verneigung zog sich der verstörte Sekretär zurück.

Eva-Maria von Breskow warf den Kopf mit dem wunderschönen Blondhaar in den Nacken. Sie dachte gar nicht daran, sofort in das Arbeitszimmer ihres Vaters zu gehen.

Erst eine Viertelstunde später schlenderte sie zu ihm hinüber.

»Du wolltest mich sprechen?«, fragte sie lässig und warf sich in einen bequemen Sessel.

Ihr Vater, ein hochgewachsener Mann mit ernstem, energischem Gesicht, musterte sie streng.

»Ich hatte dich vor einer Viertelstunde erwartet. Hat Behling dir nicht ausgerichtet, dass du zu mir kommen solltest?«

»Doch, hat er. Wie hältst du es nur aus, diesen einfachen Mann um dich zu haben, Vater? Ich habe ihm gesagt, dass du ihn entlassen würdest. Er vergisst ganz und gar, wer er ist.«

»Das glaube ich nicht«, gab ihr Vater zurück. »Er ist mein zuverlässigster Mitarbeiter. Ich habe vollstes Vertrauen zu ihm.«

»Zu dem Behling? Weißt du überhaupt, aus was für einer Familie er kommt?«

»Ich weiß, wer er ist, das genügt mir.« Ohne sie aus den Augen zu lassen, nahm sich Fürst Karl-August eine Zigarre und schnitt sie ab. »Für mich zählt der Mensch, liebe Eva-Maria, und seine Leistungen.«

»Eine Schreiberseele, weiter ist er nichts. Und so etwas imponiert dir? Ich möchte wetten, dass unter seinen Vorfahren keine Staatsmänner und Generäle waren.«

»Die Wette würdest du gewinnen. Aber du hast keinen Grund, auf eine Vergangenheit stolz zu sein, auf die du keinen Anspruch hast.«

»Du bist also nicht mit deiner Tochter zufrieden?« Eva-Maria zwang sich zu einer unangebrachten Ironie im Ton.

»Du hast es sehr treffend ausgedrückt.« Fürst Breskow nickte nachdrücklich. »Wir haben dir eine gute Erziehung zuteilwerden lassen. Vielleicht war es ein Fehler, dich nicht auf eine öffentliche Schule zu schicken«, murmelte er. »Du hast überhaupt keine Ahnung, was es heißt, sich einer Gemeinschaft anzupassen.«

Seine Tochter starrte ihn verständnislos an. Kein Breskow war bisher auf eine öffentliche Schule gegangen, man konnte sich Gott sei Dank die besten Privatlehrer erlauben.

»Ich habe beschlossen, deine Erziehung in anderer Richtung zu vervollständigen«, fuhr ihr Vater gelassen fort.

»Soll ich wieder die Schulbank drücken und ein zweites Abitur machen?«

»So ähnlich. Du sollst dein Zeugnis der Reife machen, Eva-Maria, und das in der härtesten Schule, die ich kenne: in der Schule des Lebens.«

»Und wie soll das vor sich gehen?«, fragte Eva-Maria gespannt.

»Du wirst das Schloss verlassen und arbeiten.«

Eva-Maria konnte das gar nicht glauben.

»Warum?«, fragte sie leichthin. »Kannst du mir kein Taschengeld mehr bezahlen, Vater?«

»Ich kann schon, aber ich will nicht. Mir gefällt nicht, wie du lebst, Eva-Maria. Du musst endlich einmal begreifen, dass Menschen ohne Titel nicht schlechter sind als wir.«

»Wer hat mir denn den Stolz auf unseren Namen eingebläut?«, entgegnete die Prinzessin heftig. »Du, Vater!«, gab sie selbst die Antwort. »Du warst es, der mir als Kind immer wieder aus der Geschichte des Hauses Breskow erzählt hat, und ich weiß, wie stolz du auf unsere Vorfahren bist.«

»Ja. Ich bin stolz, aber nicht eingebildet. Ich weiß, dass es eine Gnade ist, ein Breskow sein zu dürfen. Und weil ich den Namen Breskow trage, fühle ich mich verpflichtet, mehr zu leisten als andere. Und das erwarte ich auch von dir.«

»Was hast du denn an mir auszusetzen, Vater? Soll ich dir mein Abiturzeugnis holen?«

»Es ist nichts Besonderes, ein gutes Abitur zu machen, wenn man von Privatlehrern unterrichtet wird und nicht gerade auf den Kopf gefallen ist. Deine Zofe hat gekündigt.«

»Ein ganz dummes, ungeschicktes Ding!«

»Deine Mutter ist anderer Meinung, Eva-Maria. Sie hat Trude gebeten zu bleiben.«

»Gebeten?«, wiederholte die Prinzessin ungläubig. »Müssen wir solche Leute bitten? Wir bezahlen sie doch.«

»Ja. Aber deshalb haben sie trotzdem ein Recht, wie Menschen behandelt zu werden. Trude bleibt. Und du wirst gehen.«

»Darf ich auch erfahren, wohin ich reisen soll?«, fragte Eva-Maria gereizt.

»Du sollst das Leben kennenlernen«, erklärte Fürst Breskow ihr. »Du hast keine Ahnung, wie andere Menschen leben, denken und fühlen. Jetzt wirst du Gelegenheit bekommen, diese Erfahrung zu machen. Du wirst als Verkäuferin im Warenhaus Offenbach arbeiten. Heute Morgen erhielt ich den Brief des Personalchefs, in dem er sich bereit erklärte, dich einzustellen.«

Eva-Maria starrte ihren Vater fassungslos an.

»Du wirst dich am Ersten im Personalbüro melden. Niemand weiß übrigens, wer du bist, nur der Personalchef. Ich habe ihn um seine Diskretion gebeten und glaube, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Du wirst als Eva-Maria Breskow dort arbeiten.«

»Ich denke nicht daran, mich von ekelhaften Kundinnen anschnauzen zu lassen«, gab die Prinzessin trotzig zurück. »Du weißt nicht, was du tust, Vater!«

»Doch, ich weiß es. Es fällt mir nicht leicht, dich fortzuschicken, und ich habe lange gezögert, diesen letzten Schritt zu tun. Aber du hast mich dazu gezwungen. Kein Mensch kann mit dir auskommen, alle bringst du gegen dich auf.«

»Das liegt nicht an mir!«, behauptete Eva-Maria temperamentvoll. »Ich mag eben nur nicht ...«

»Ich, ich und immer wieder ich«, fiel Karl-August von Breskow ihr ins Wort. »Du hältst dich für den Mittelpunkt der Welt. Du bist es nicht, mein Kind. Ich habe es dir oft genug gepredigt, aber du wolltest es nicht begreifen. Jetzt wirst du es lernen, oder ...«

»Oder was?«, fragte Eva-Maria. Ihr Gesicht war kreidebleich geworden.

»Oder du wirst daran zerbrechen«, schloss ihr Vater dumpf. »Ich bin allerdings überzeugt, dass eine Breskow nicht versagen wird. Die Breskows haben alle Aufgaben bewältigt, die man ihnen übertragen hat, die kleinen genauso gut wie die großen. Enttäusche mich nicht.«

»Aber Vater, das schaffe ich niemals. Und wie soll ich denn jeden Tag in die Stadt kommen? Es sind doch achtzig Kilometer.«

»Du wirst in der Stadt wohnen. Ich habe dir ein Zimmer gesucht, das deinem neuen Lebensstandard angemessen ist. Das heißt, Behling hat es gesucht. Es gefällt mir. Es ist schlicht und einfach, aber von deinem Gehalt kannst du die Miete bezahlen.«

Eva-Maria war sprachlos, und das kam bei ihr sehr selten vor.

»Entsprechende Kleider wirst du dir noch kaufen müssen, denn in deinen Modellen kannst du nicht im Warenhaus arbeiten. Mutter wird mit dir einkaufen fahren und dich beraten.«

»Aber heute haben wir doch schon den Siebenundzwanzigsten. Das sind ja nur noch vier Tage!«

»Reichlich Zeit, dich innerlich auf dein neues Leben vorzubereiten. Übrigens ...«

Er drückte die Fingerspitzen aneinander und schaute zum ersten Mal an seiner Tochter vorbei.

»Du wirst ein Jahr im Warenhaus Offenbach arbeiten. Und in diesem...



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