Ritter | Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 717 | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 717, 64 Seiten

Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler

Ritter Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 717

Verloren in Berlin
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7517-6701-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Verloren in Berlin

E-Book, Deutsch, Band 717, 64 Seiten

Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler

ISBN: 978-3-7517-6701-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Deutschland in den Goldenen Zwanzigern ... Friederike von Wellhagen will Jura studieren. Die Vorstellung, geduldig abzuwarten, bis man sie mit irgendeinem Prinzen verheiratet, ist ihr unerträglich. Sie möchte die Fesseln sprengen, die sie an eine Welt von Vorurteilen binden. Für ihren Vater, den Fürsten, ist das ein solcher Schock, dass er seine rebellische Tochter verstößt.
Doch Friederike ist durch nichts einzuschüchtern und taucht im wilden Berlin unter. Dort beweist sie, die bislang hinter schützenden Schlossmauern gelebt hat, einen Mut, der an Leichtsinn grenzt ...

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Verloren in Berlin

Eine Prinzessin sucht ihr Glück

Deutschland in den Goldenen Zwanzigern ... Friederike von Wellhagen will Jura studieren. Die Vorstellung, geduldig abzuwarten, bis man sie mit irgendeinem Prinzen verheiratet, ist ihr unerträglich. Sie möchte die Fesseln sprengen, die sie an eine Welt von Vorurteilen binden. Für ihren Vater, den Fürsten, ist das ein solcher Schock, dass er seine rebellische Tochter verstößt.

Doch Friederike ist durch nichts einzuschüchtern und taucht im wilden Berlin unter. Dort beweist sie, die bislang hinter schützenden Schlossmauern gelebt hat, einen Mut, der an Leichtsinn grenzt ...

Fürst von Wellhagen runzelte die Stirn, als seine Tochter Friederike schwungvoll den riesigen Wohnraum betrat.

Seine Tochter allerdings lächelte nur über die Missbilligung, die so deutlich sichtbar auf seinen Zügen stand. Sie legte die Reitpeitsche auf den niedrigen, mit kostbarer Einlegearbeit verzierten Tisch, ließ sich in den bequemen Sessel fallen und streckte die Beine weit von sich.

»Es ziemt sich nicht für eine Dame, in Reithosen herumzulaufen, liebe Friederike«, sagte Lothar von Wellhagen.

»Was hast du gegen Reithosen, Vater?«, fragte sie. »Man sitzt mit Hosen viel sicherer im Sattel als im Damensitz.«

»Eine Dame kleidet sich auch wie eine Dame, Friederike. Ich muss doch sehr bitten, in Zukunft meine Wünsche zu berücksichtigen. Nimm dir ein Beispiel an Stefanie. Deiner Schwester würde es niemals einfallen, so herumzulaufen wie du.«

»Ich weiß, Stefanie ist ein braves Kind.« Es klang ein wenig ironisch, denn Friederike nahm ihre um ein Jahr jüngere Schwester nicht ganz ernst. »Wo ist Mutter?«, erkundigte sie sich.

»In einer Komiteesitzung. Wie du weißt, hat sie den Vorsitz in vielen Ausschüssen.«

»Ja, ich weiß, wenn ich auch nicht verstehe, warum Mutter sich so abrackert.«

»Weil sie besser weiß als du, was sie ihrer hohen Stellung schuldig ist. Eines Tages wird man uns wieder in unsere angestammten Rechte einsetzen.«

»Das werden wir nicht erleben, Vater. Sag mal ehrlich, sehnst du dich nach der Zeit zurück, in der du Landesfürst warst?«

»Selbstverständlich tue ich das«, stellte Lothar von Wellhagen klar. »Die Pflichten waren manchmal erdrückend, aber ich habe sie gern erfüllt. Heute fehlen dem Volk Vorbilder, wie wir sie gegeben haben. Ich hoffe sehr, dass eines Tages wieder alles so sein wird wie früher, als wir noch einen Kaiser hatten.«

»Der es sich jetzt in Holland gut gehen lässt. Auf solch einen Kaiser können wir verzichten, Vater.«

»Wie redest du von Seiner Majestät, Friederike!« Fürst von Wellhagen zitterte förmlich vor Empörung.

Seine Tochter störte sich nicht daran. Sie fand die Ansichten ihres Vaters hoffnungslos rückständig. Er konnte sich einfach nicht damit abfinden, all seiner Vorrechte beraubt worden zu sein. Er träumte von der sogenannten guten alten Zeit, in der das Volk vor Ehrfurcht erstarrt war, wenn Seine Durchlaucht geruht hatte, sich ihm gnädigst zu zeigen.

»Du, Vater, ich habe noch eine Bitte.« Friederike holte tief Luft, bevor sie weitersprach. »Ich möchte studieren.«

Fürst von Wellhagen richtete sich im Sessel steif auf.

»Wie bitte?«, fragte er schockiert. »Ich hoffe, dich missverstanden zu haben, liebe Friederike.«

»Nein, ich habe mir alles gründlich überlegt. Mein jetziges Leben füllt mich nicht aus. Ich vertrödele meine Tage.«

»Du hast Pflichten genug. Und dann kannst du lesen, musizieren und Handarbeiten machen.«

»Das reicht mir nicht. Es gibt heutzutage viele Frauen, die an den Universitäten studieren.«

»Frauen?«, wiederholte Lothar von Wellhagen verächtlich. »Frauenzimmer meinst du wohl. Kein anständiges Mädchen aus gutem Haus wird studieren. Außerdem haben Frauen gar nicht den Kopf dafür. Ein Studium ist Männersache.«

»Ich bin nicht dümmer als ein Mann!«, widersprach Friederike empört. »Du mit deinen ewigen Vorurteilen.«

»Ich betrachte diese Unterhaltung als beendet, Friederike. Ich erwarte, dass du dich für deine Maßlosigkeit entschuldigst.«

»Tut mir leid, falls ich mich im Ton vergriffen haben sollte, aber in der Sache nehme ich kein Wort zurück«, erklärte Friederike trotzig. »Wir Frauen sind gleichberechtigt.«

»Das werdet ihr niemals sein. Es ist blanker Unsinn, was die Blaustrümpfe propagieren.«

»Die Zeiten haben sich gewandelt, Vater.«

Der Fürst stand auf.

»Eine Prinzessin von Wellhagen studiert nicht. Das ist mein letztes Wort. Es wird Zeit, dass ich dir einen passenden Mann aussuche.«

»Ich lasse mir keinen Mann aussuchen.«

»Was soll das heißen?«, fuhr der Fürst sie an. »Willst du etwa selbst ...?«

»Jawohl, ich will mir meinen Mann selbst aussuchen. Und mir ist es gleichgültig, woher er kommt. Wichtig ist nur, was er ist.«

»Wie redest du denn, Kind!«, empörte sich der Fürst.

»Ich möchte übrigens Jura studieren, Vater.«

»Niemals! Und dann auch noch Jura! Mit lauter jungen Männern zusammen in einem Hörsaal. Völlig ausgeschlossen, Friederike.«

»Das Semester beginnt am Ersten, Vater. Ich werde mir ein Zimmer suchen.«

Lothar von Wellhagen legte die Hand flach über die Augen. Revolution in seiner eigenen Familie! Unvorstellbar.

»Geh auf dein Zimmer und warte, bis ich dich rufen lasse. Das Essen werde ich dir hinaufschicken lassen. Ich möchte dich vorerst nicht an unserer Tafel sehen, bis du dich bei mir für dein unerhörtes Benehmen entschuldigt hast.«

»Sehr wohl, Durchlaucht.« Friederike machte einen tiefen Hofknicks, der in ihrem Reitanzug sehr komisch wirkte.

???

»Er ist angekommen!« Zwei Tage später stürmte Stefanie in Friederikes Zimmer. Noch immer wünschte Fürst von Wellhagen seine Tochter nicht zu sehen.

Friederike zog die Brauen fragend in die Höhe.

»Siegmar Prinz von Sandloff!«, sprudelte Stefanie hervor. »Vater hat ihn für mich eingeladen. Er sieht fantastisch aus.«

»Liebe auf den ersten Blick, wie?«, spottete ihre Schwester. »Du bist geboren, um deine Eltern glücklich zu machen.«

»Du brauchst gar nicht ironisch zu werden. Siegmar wird dir auch gefallen. Vater gibt einen großen Ball für uns.«

»Auf dem Ball habe ich doch nichts zu suchen. Eine missratene Tochter wie ich.«

»Du musst daran teilnehmen. Bitte, entschuldige dich bei Vater. Er wartet darauf. Und du weißt, dass er nicht nachtragend ist. Er hat deine bösen Worte bestimmt schon vergessen.«

»Aber ich nicht. Tut mir leid, Kleines, doch ich habe nicht die Absicht, meine Verbannung hier freiwillig zu beenden. Wenn Vater Wert darauf legt, dass ich deinen Prinzen kennenlerne, muss er sich schon zu mir bemühen.«

»Das wird er nie tun.«

»Und ich mache nicht von mir aus den ersten Schritt. Erzähle mir von deinem Prinzen.«

»Er ist sehr charmant und hat mir die hübschesten Komplimente gemacht.«

»Wie schön!«, äußerte Friederike mit mildem Spott.

»Das verstehst du nicht. Aber als er mich anschaute mit seinen dunklen Augen ...«

»Da ist meine kleine Schwester vor Glück geschmolzen. Wie lange hast du mit ihm gesprochen?«

»Er ist doch eben erst gekommen. Er sitzt unten bei den Eltern. Ich wollte nur fragen, ob du ...«

»Nein, ich gehe nicht nach unten.«

»Das finde ich gemein von dir. Du wirst schon merken, wohin du mit deinem Starrsinn kommst.«

»Ich hoffe schon, dass ich das merke. Geh wieder nach unten, dein Prinz wird dich vermissen. So schnell findet er ja wohl keine andere, die unter seinen Blicken dahinschmilzt.«

»Mir gefällt er sehr gut!« Trotzig stampfte Stefanie mit dem rechten Fuß auf den Boden. »Du bist nur neidisch, weil Vater dir noch keinen Mann ausgesucht hat.«

»Ich weine Tag und Nacht darüber«, behauptete Friederike.

»Du wirst noch einmal als alte Jungfer enden, warte nur ab. Männer mögen keine intellektuellen Frauen.« Mit diesen Worten wirbelte die Schwester hinaus.

Friederike griff wieder nach dem Buch, das sie bei Stefanies Eintritt aus der Hand gelegt hatte.

Zehn Minuten später wurde die Tür geöffnet, und diesmal war es Fürst von Wellhagen persönlich, der eintrat. In seinem gut geschnittenen grauen Anzug sah er sehr vornehm aus.

Friederike hob den Kopf und schaute ihn erwartungsvoll an. Sie dachte nicht daran, sich zu entschuldigen.

Fast eine Minute verging, und in dieser Zeit fochten die beiden ein stummes Duell mit Blicken aus. Schließlich war es Fürst Lothar, der sich räusperte und als Erster zu sprechen begann.

»Ich wünsche, dass du nach unten kommst und unseren Gast...



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