Ritter | Lore-Roman 61 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 61, 64 Seiten

Reihe: Lore-Roman

Ritter Lore-Roman 61

Du weißt nicht, was du tust
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-8462-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Du weißt nicht, was du tust

E-Book, Deutsch, Band 61, 64 Seiten

Reihe: Lore-Roman

ISBN: 978-3-7325-8462-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Du weißt nicht, was du tust
Gudruns weiter Weg ins Glück
Von Ina Ritter

Zwanzig Jahre lang hat Gudrun auf Sonnenhagen im Paradies gelebt, und nun bricht für das Mädchen eine ganze Welt zusammen. Sie ist gar keine Komtess, sie ist ein einfaches Mädchen, Gudrun Teike, talentierte Tochter eines verkrachten Pianisten. Ihren Platz auf Sonnenhagen hat nun die stolze Inge eingenommen, die wahre Komtess von Godrinen. Geschickt weiß die kaltherzige Schönheit die Menschen in ihrer Umgebung zu manipulieren. Und so gelingt es ihr mittels einer hässlichen Intrige, Gudrun nicht nur aus der Heimat zu vertreiben, sondern ihr auch den Verlobten Dorbrandt Graf von Steppat zu nehmen.
Gudrun findet schweren Herzens Zuflucht bei Familie Teike, und bald sind sich die Menschen nicht mehr fremd. Gudrun spürt, sie gehört zu ihnen, die gemeinsame Liebe zur Musik verbindet. Letztlich bleibt Gudrun auch nur noch die Musik, hat sie doch alles, woran ihr Herz hängt, verloren. Aber sie schwört sich, dass sie kämpfen will. Sie will ihr großartiges Talent nutzen, sie will eine Künstlerin werden - und die ganze Welt soll sie kennen!

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Du weißt nicht,
was du tust

Gudruns weiter Weg ins Glück

Von Ina Ritter

Zwanzig Jahre lang hat Gudrun auf Sonnenhagen im Paradies gelebt, und nun bricht für das Mädchen eine ganze Welt zusammen. Sie ist gar keine Komtess, sie ist ein einfaches Mädchen, Gudrun Teike, talentierte Tochter eines verkrachten Pianisten. Ihren Platz auf Sonnenhagen hat nun die stolze Inge eingenommen, die wahre Komtess von Godrinen. Geschickt weiß die kaltherzige Schönheit die Menschen in ihrer Umgebung zu manipulieren. Und so gelingt es ihr mittels einer hässlichen Intrige, Gudrun nicht nur aus der Heimat zu vertreiben, sondern ihr auch den Verlobten Dorbrandt Graf von Steppat zu nehmen.

Gudrun findet schweren Herzens Zuflucht bei Familie Teike, und bald sind sich die Menschen nicht mehr fremd. Gudrun spürt, sie gehört zu ihnen, die gemeinsame Liebe zur Musik verbindet. Letztlich bleibt Gudrun auch nur noch die Musik, hat sie doch alles, woran ihr Herz hängt, verloren. Aber sie schwört sich, dass sie kämpfen will. Sie will ihr großartiges Talent nutzen, sie will eine Künstlerin werden – und die ganze Welt soll sie kennen!

„Mutti, Vati, helft mir!“ Gudrun flog in die ausgebreiteten Arme der Frau, die ihr zwanzig Jahre die beste Mutter war. „Mutti, dieses Mädchen sagt, ich wäre nicht eure Tochter. Sie lügt, nicht wahr, Mutti, sie lügt doch?“

Gudrun zitterte, ihr Gesicht war tränenüberströmt.

„Vati, bitte, sag etwas – nein, sag gar nichts, ihr braucht nichts zu sagen, ich weiß, sie lügt, sie ist so gemein. Kommt, wir fahren. Nie wieder will ich dieses Mädchen sehen. Vati, du hast mich doch lieb – ich bin doch deine Tochter?“

„Irrtum, meine Beste, Sie sind eine Teike, und ich bin die Komtess von Godrinen.“

Inges eiskalte Stimme durchschnitt Gudruns Gestammel.

„Ein böser Schlag für Sie, mein Kind. Ich verstehe schon, dass Sie sich aufregen, aber wir werden unsere Rollen vertauschen, genauso, wie man uns als Kinder im Krankenhaus vertauscht hat. Als Fräulein Teike nimmt Ihnen keiner Ihr Gejammer übel. Weinen Sie ruhig, Beherrschung war wohl nie Ihre starke Seite.“

Wie kann sie nur so kalt sprechen?, fragte sich Gräfin Elma. Sie hob den Kopf und schaute mit tränenverschleierten Augen auf das Mädchen, das ihre leibliche Tochter war. Wie oft hatte sie sich früher gewünscht, Gudrun möge etwas damenhafter sein. In diesem Augenblick spürte sie, dass sie Gudrun so liebte, wie sie war, ohne jede Einschränkung.

„Wir ahnten nicht, dass Sie schon alles wissen“, wandte sich Graf von Godrinen an Inge. Er rieb sich unbeholfen die Hände. „Es freut uns, dass wir uns lange Erläuterungen sparen können.“

„Und ich bin froh, dass diese Teikes nichts mit mir zu tun haben“, bekannte Inge strahlend. „Ich habe mich bei Ihnen niemals wohlgefühlt, sie waren mir immer zu gering, ich verstand sie nie. Jetzt weiß ich, warum. Ich bin eure Tochter, und ich bin sehr stolz darauf.“

Diese wohlgesetzten Worte gefielen den Godrinern überhaupt nicht.

„Was soll nun werden?“, fragte Gräfin Elma. „Gudrun, du darfst nicht mehr weinen. Für uns bleibst du immer unsere Tochter, wir haben eben jetzt zwei Kinder, zwei Töchter, und wir werden beide gleich liebhaben.“

Gudrun schaute auf Inge, und sie sah die Abneigung im Blick des Mädchens. Niemals würde dieses Mädchen ihre Schwester sein können.

„Bald wirst du ja heiraten“, fuhr Gräfin Elma tröstend fort. „Dorbrandt liebt dich, und wenn du erst seine Frau bist, dann …“ Sie brach hilflos ab.

Wenn sie erst seine Frau ist“, wiederholte Inge ironisch.

„Schweigen Sie!“, schrie Gudrun sie an. „Ich dulde nicht, dass Sie etwas gegen meinen Verlobten sagen. Er würde nie daran denken …“

„Warten wir ab, bevor wir uns darüber streiten“, fiel Inge ihr kühl ins Wort. „Die Zeit wird uns ja die Antwort geben. Ich wünsche Ihnen jedenfalls alles Gute.“

„Lass uns gehen“, bat Gudrun. Sie umklammerte noch immer den Arm der Mutter. „Ich mag hier nicht sein. Ich will nicht zu diesen Leuten. Versprecht mir, dass ich … dass ich immer eure Tochter bleiben werde, bitte, versprecht es mir.“

„Wir versprechen es“, sagte Graf Martin, und es klang wie ein Schwur.

Seine leibliche Tochter verzog den Mund. Das Leben war lang, und was man heute sagte, brauchte morgen schon nicht mehr zu stimmen. Sie wusste, dass sie einen guten Bundesgenossen besaß.

Ria Gräfin von Steppat war aus ihrem Holz geschnitzt. Und Dorbrandt würde nicht auf den Kopf gefallen sein. Unwillkürlich warf Inge einen Blick in den Spiegel. Sie nickte dem Bilde, das er zurückwarf, zufrieden zu. Sie passte besser zum Grafen von Steppat als dieses kleine, wilde Ding.

***

Die Rückfahrt der drei Menschen nach Godrinen verlief sehr schweigsam. Vater Martin steuerte. Seine Frau und Gudrun saßen auf dem Rücksitz und hielten einander an den Händen.

Totenblass war das Mädchen, denn der Schock war wie ein Blitz aus heiterem Himmel gekommen. Sie schaute ihre Mutter an und zog ihre Hände langsam fort. Diese Frau, die sie so gut kannte, die sie liebte, sie war ja gar nicht ihre Mutter.

Und die andere, die sie einmal geboren hatte – Gudrun kannte sie nicht. Und ich will sie auch nicht kennenlernen, dachte das Mädchen erbittert. Ich gehöre doch nach Godrinen. Man kann zwanzig Jahre nicht einfach auslöschen, als wären sie nie gewesen.

„Hab keine Angst, Kind“, murmelte Gräfin Elma. „Du bleibst doch unsere Tochter. Für dich wird sich gar nichts ändern, glaub es mir.“

Ein trockenes Schluchzen stieg in ihrer Kehle empor und machte es ihr unmöglich weiterzusprechen. Mit einem feinen Spitzentaschentuch fuhr sie sich über die feuchten Augen.

Vater Martin am Steuer räusperte sich mehrfach, um seine Rührung herunterzuwürgen.

„Natürlich bleibt alles beim Alten“, polterte er dann los. „Wir haben jetzt eben zwei Töchter. Gudrun, wir mussten die Sache aufklären. Denn diese Teike …“ Er brach ab, als ihm zum Bewusstsein kam, dass er ja von seiner richtigen Tochter sprach. „Inge also – sie gehört doch auch zu uns. Es war nicht unsere Schuld, dass alles so gekommen ist. Aber jetzt ist es unsere Pflicht, ihr etwas zu bieten. Bestimmt werdet ihr euch gut verstehen.“

Gudrun drückte sich in die Ecke des Wagens. Sie glaubte nicht an das, was ihr Vater so optimistisch gesagt hatte. Inge Teike war kein Mädchen, das andere Menschen gern hatte. Ihr Herz war kalt und sie dachte nur an sich.

„Habt ihr mich denn immer noch ein bisschen lieb?“, fragte Gudrun scheu.

Graf Godrinen fuhr den Wagen an den Straßenrand und drehte sich zu ihr herum. Ein tiefer Ernst lag in seinen Augen.

„Du wirst für uns immer unsere Tochter sein, Gudrun“, versprach er. „Was auch geschehen mag. Vergiss das nicht. Wir … wir haben dich doch so gern … An Inge erfüllen wir unsere Pflicht. Es ist schrecklich, dass ich das sagen muss, aber es ist nun einmal so. Sie ist mir in ihrer ganzen Art fremd.“

„Aber sie passt nach Godrinen“, warf Frau Elma fast eifersüchtig ein.

Ihr Mann seufzte, als er widerstrebend nickte.

„Ja“, bestätigte er schwer. „Sie ist kein wildes Fohlen. Sie ist eine perfekte Dame. Hoffentlich hat sie auch ein Herz.“

„Sie ist unsere Tochter“, erinnerte Gräfin Elma gereizt. Martins Worte klangen ja wie eine Verurteilung ihres eigenen Charakters.

Der Mann lächelte wehmütig und strich ihr nachsichtig über das Haar.

„Du hast ein Herz, Elma“, sagte er. „Das weiß ich. Und deine Tochter, sie gleicht dir sehr. Bestimmt werden wir Freude an ihr erleben, ganz bestimmt.“

Gräfin Elma nickte. Aber auch in ihrem Herzen war ein wenig Angst vor der Zukunft. Nun auf einmal geriet das Fundament, auf dem sie gebaut hatten, ins Wanken. Weshalb konnte sie sich nicht freuen, ihre richtige Tochter gefunden zu haben? War sie denn eine unnatürliche Mutter?

Frau Elma horchte in sich hinein.

Sie wartete auf die innere Stimme, die sie zu Inge rufen würde. Inge war doch ihr Kind, dieses Mädchen hatte sie unter Schmerzen geboren, als Säugling als Erste im Arm gehalten …

Aber zwanzig Jahre waren seitdem vergangen, und die Tochter einer anderen Frau hatte als ihr Kind im Hause gelebt, das Schloss mit seinem Lachen und Frohsinn erfüllt.

Scheu blickte sie zur Seite. Gudrun hatte die Augen geschlossen, ein paar Tränen liefen über ihre Wangen. Da beugte Gräfin Elma sich vor und nahm sie impulsiv in den Arm. Ganz fest drückte sie das Mädchen an sich. Es war sonst nicht ihre Art, ihre Gefühle zu zeigen, es war ihr einfach nicht gegeben, aber diesmal musste sie es tun.

„Wir werden dich immer so liebhaben wie früher“, flüsterte sie zärtlich in Gudruns Ohr. „Weine nicht mehr, mein Liebling. Es wird ja alles gut. Und was gehen uns diese Teikes an? Wir...



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