E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Rivers Verlobter - verzweifelt gesucht!
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7515-2227-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-2227-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Madison braucht einen Verlobten, und zwar sofort! Aber wie soll sie auf die Schnelle einen hervorzaubern? Vielleicht kann sie ja den charmanten Colin dazu überreden, sich als ihr Zukünftiger auszugeben ... Hauptsachte, sie verliebt sich nicht in den Firmencasanova!
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1. KAPITEL
Mit einer Hand voll Kleingeld bewaffnet steuerte Madison Kincaid auf den Pausenraum auf der gegenüberliegenden Seite der Empfangshalle bei Kincaid Personal Solutions zu. Sie hoffte inständig, dass der Süßigkeiten-Automat gut bestückt war. Den ganzen Tag schon war sie so nervös wie eine Koffeinsüchtige in einer Saftbar gewesen, und was ihre Geschmacksnerven jetzt brauchten, war etwas Reichhaltiges, Köstliches und Süßes.
Auf halbem Weg durch die Halle hörte sie eine Stimme aus dem Pausenraum. Sie erkannte sie sofort. Cindy aus der Buchhaltung. Ihr Akzent aus dem Südteil Chicagos war ebenso auffällig wie ihre übermäßig gebleichten und aufgedonnerten Haare.
„… und dann hat sie mir erzählt, dass sie gehört hat, Colin sei so fantastisch im Bett, dass …“ Bevor Cindy den Satz beenden konnte, bekam sie einen Lachanfall, und Madison blieb ruckartig stehen. Das Letzte, was sie heute – vor allem heute – hören wollte, war eine Lobeshymne auf Colin Benedicts Qualitäten im Bett.
Madison war nicht nur die Tochter des Chefs und Vizepräsidentin von KPS, sie galt vor allem auch als knallharte Geschäftsfrau, obwohl sie erst dreißig Jahre alt war. Sie wusste, wenn sie jetzt in den Raum hineinmarschierte, dann würde Cindy in ihrem unvermeidlichen Minirock schlagartig keinen Ton mehr von sich geben. Aber irgendetwas hielt Madison zurück. Und genau das sollte ihr zum Verhängnis werden.
Cindy bekam ihren Lachanfall in den Griff, und Madison ignorierte die Alarmsignale in ihrem Hinterkopf. Sie schlich sich näher an die Tür heran.
„Er war so gut, dass sich die Leute im Nebenzimmer wegen des Gekreisches am Empfang beschwert haben!“
Ihre Worte wurden mit entzückten Ausrufen und Gejohle honoriert. Und das war ein Glück. Denn so entging der 14:30-Pausenversammlung, wie Madison im Flur nach Luft schnappte.
Gekreische? Madison lehnte sich an die Wand und versuchte, es zu begreifen. Die wenigen Bettgeschichten, die sie bisher mit einem Mann erlebt hatte, führten nie zu mehr als ein oder zwei Seufzern und vielleicht einem verlegenen Kichern.
Es gab Anzeichen für ein Ende der 14:30-Pausenrunde – Tassen wurden gespült, Schranktüren zugeschlagen –, also huschte Madison zurück in ihr Büro. Leise schloss sie die Tür, griff nach einer Akte auf dem Tisch und blätterte sie erneut durch.
Das Resultat war so überzeugend wie vorher. Aber hatte sie den Schneid, so etwas durchzuziehen? War das zu überzogen? Zu verrückt, sogar für die heutige Geschäftswelt?
Nun ja, wahrscheinlich schon. Aber sie war verzweifelt.
War sie auch verzweifelt genug? Denn was sie gerade mitbekommen hatte, erleichterte es ihr nicht gerade, Colin einen Antrag zu machen. Einen kurzen Moment schweiften ihre Gedanken ab. Ob wohl jede Frau in Colins Bett aufschrie?
„Siehst du, Madison“, schalt sie sich selbst. „Deshalb solltest du nicht an Türen lauschen.“
Mit Abscheu warf sie die Akte zurück auf den Tisch und setzte sich. Was war schon dabei, wenn er eine Frau zum Schreien bringen konnte? Er war auch ein Dieb und ein Lügner, und sie sollte nach dem Telefon greifen und die Polizei rufen, anstatt hier zu sitzen und über Colins angebliche sexuelle Vorzüge nachzusinnen.
Madison griff nach dem Hörer, als es kurz anklopfte. Sie riss ihre Hand zurück, noch bevor ihr Vater öffnen und seinen Kopf durch die Tür stecken konnte.
„Lust auf Abendessen? Es zieht mich zum Italiener.“
„Äh …“ Sie verdeckte die Akte mit ihren Ellenbogen. „Abendessen?“
„Genau. Essen. Heute Abend.“
„Oh. Äh … lieber nicht. Ich … ich muss noch die Einzelheiten für den Poodles-Auftrag auf die Reihe bekommen.“ Sie war nervös, und dies war die beste Ausrede, die ihr einfiel, doch Madison wusste sofort, dass sie damit nicht durchkommen würde. Harlon Kincaid kam nun ganz in ihr Büro hinein.
„Siehst du, Zuckerschnecke? Genau das ist der Grund, warum ich die Firma verkaufen will. Du solltest verabredet sein … Spaß haben. Einen …“
„… Mann finden“, führte Madison den Satz zu Ende.
„Na also, sind wir uns endlich einig“, scherzte ihr Vater. Er kam zu ihr und zwickte sie in die Nase. „Du brauchst ein Privatleben, Zuckerschnecke.“
Sie schob seine Hand weg. Zuckerschnecke. Sie konnte sich niemanden vorstellen, der weniger nach einer Zuckerschnecke aussah als sie, aber Harlon bestand darauf, sie mit ihrem alten Kosenamen anzusprechen. Als sie drei Jahre alt war, starb ihre Mutter. Damals hatte sie offenbar ein Party-Kleidchen gehabt, das duftig und niedlich ausgesehen hatte, und Harlon hatte es sehr an ihr gemocht. So war sie seine kleine Zuckerschnecke geworden. Als Kind hatte ihr dieser Spitzname das Gefühl von Geborgenheit vermittelt. Aber mit der Zeit wurde es peinlich – besonders nachdem immer deutlicher zu Tage trat, dass Madison die weiblich zarten Gesichtszüge ihrer Mutter nicht erben würde.
Madison kam eindeutig nach ihrem Vater. Sie hatte die gleiche helle Haut, die zu Rötungen neigte, und das gleiche dicke blonde Haar. Sie war auch so schlank wie Harlon – und so groß. Einen Meter fünfundachtzig mit einer vierziger Schuhgröße und – zu ihrem größten Bedauern – einem Hintern, der Kleidergröße vierundvierzig verlangte. Sie versuchte, das zu kaschieren, indem sie ihre Garderobe mit dunklen, klassischen Kostümen und flachen Halbschuhen bestückte, mit geschmackvoller, aber eher unweiblicher Geschäftskleidung. Sie zog sich aber nicht nur so an, sie lebte auch so. Kincaid Personal Solutions bedeutete ihr alles.
„Ich liebe diese Firma, genau wie du es immer getan hast“, sagte sie zu ihrem Vater. „Für dich war das Leben genug.“
„Hölle noch mal“, spottete Harlon, „ich habe die Firma vergöttert. Meine Zeit habe ich damit verpulvert, das Leben anderer Menschen auf die Reihe zu bringen. Ich bin nach der Pfeife von Kunden getanzt, die zu viel Geld und zu wenig Verstand haben, anstatt mich nach einer Stiefmutter für dich umzusehen.“
„Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, ich bin auch ohne groß geworden.“
Harlon lächelte sanft. „Das weiß ich doch, das weiß ich doch. Aber ich will, dass du glücklich bist“, erklärte er auf dem Weg zur Tür.
Madison seufzte tief und verdrehte die Augen. „Ich bin glücklich, Dad. Ich sage dir das immer wieder. Das Einzige, was mich unglücklich macht, ist der Verkauf der Firma.“
Die Hand schon am Türdrücker drehte Harlon sich um. Der Ausdruck in seinem großen, gut aussehenden Gesicht ließ keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit aufkommen. „Mädchen wie du brauchen ihre eigene Familie“, meinte er, „ein Leben außerhalb dieser Firma. Ich bin sechzig Jahre alt und gehe jetzt raus hier, um so ein Leben zu finden. Du bist halb so alt wie ich, und ich erwarte von dir, dass du das Gleiche tust.“
„Aber ich liebe mein Leben genau so, wie es jetzt ist!“, beharrte sie.
„Unsinn“, gab er ungerührt zurück. „Du brauchst einen Ehemann, und du wirst nie einen finden, wenn du hier weiter bis zum Hals in Arbeit steckst. Und das ist genau das, was passieren wird, wenn ich dir die Leitung dieser Firma überlasse. Du würdest hier verkümmern.“
Nachdem ihr Vater die Tür geschlossen hatte, nahm Madison die Akte wieder vom Tisch. „Danke, dass du mir die Entscheidung so leicht machst, Dad“, murmelte sie und stand auf. Mit der Akte unter dem Arm eilte sie zu Colin Benedicts Büro, das auf der anderen Seite der Empfangshalle lag.
Sie kam an den geschlossenen Türen von zwei weiteren Führungskräften vorbei, John Prince und Dana Hall. Mit Colin, Madison und Harlon waren sie fünf Geschäftsführer, die Kundenkonten überwachten und für die Akquisition neuer Aufträge zuständig waren, bis ihr Vater vor ein paar Wochen bekannt gegeben hatte, dass er nicht länger an neuen Kunden interessiert sei. Zuerst war Madison nicht beunruhigt gewesen. Sie hatte angenommen, dass er lediglich kürzer treten wolle, um dann irgendwann in den Ruhestand zu gehen. Madison würde als Präsidentin nachrücken. Doch in der vergangenen Woche hatte ihr Vater die Bombe platzen lassen, die jetzt ihr Leben zu ruinieren drohte.
Die Tür zu Colins Büro war wie üblich geöffnet. Colins Politik der offenen Tür war einer der Gründe für seine Beliebtheit. Einer der Gründe dafür, dass ihm jeder vertraute.
Colin schaute von dem Stapel Papiere auf und sah Madison vor sich stehen.
„Hallo, Zuckerhase“, begrüßte er sie mit leicht schiefem Lächeln.
Zuckerhase. Er nannte sie so, seitdem er für ihren Vater arbeitete. Anfangs war sie verknallt in ihn gewesen, aber welche pubertierende Siebzehnjährige hätte ihn wohl nicht unwiderstehlich gefunden? Es lag nicht nur an Colins breiten Schultern und seinem hinreißend jungenhaften Aussehen – wie ein Kennedy ohne Akzent. Er hatte sich außerdem von dem stattlichen Vermögen und der gesellschaftlichen Stellung seiner Familie losgesagt. Eine Mischung, die diesen piekfein gekleideten Revoluzzer in Madisons Augen zum Helden erhob.
Glücklicherweise dauerte es nicht lange, bis Colin sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Als er ihre Abneigung gegen den Spitznamen bemerkte, hatte er zunächst Verständnis geheuchelt, sie dann aber Zuckerhase getauft und behauptet, ihr Vater habe wohl einfach noch nicht bemerkt, dass sie über das Stadium einer Zuckerschnecke längst hinaus gewachsen war. Fortan behandelte ihn Madison wie einen...