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E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Robertson Denke wie Sokrates

Die Philosophie der Antike als Lebensweise in der modernen Welt. Vorläufer der Stoiker: Mehr Freiheit, Entspannung und Glück durch kognitive Psychologie und Logik
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98609-595-6
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Philosophie der Antike als Lebensweise in der modernen Welt. Vorläufer der Stoiker: Mehr Freiheit, Entspannung und Glück durch kognitive Psychologie und Logik

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-98609-595-6
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Sokrates ist der Inbegriff des griechischen Philosophen, der Begründer der gesamten westlichen philosophischen Tradition und der Pate der Stoiker. Er verbrachte sein Leben damit, die einfachen Menschen in den Straßen Athens praktische Philosophie zu lehren, und er war davon überzeugt, dass jeder Mensch das Potenzial hat, zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Er betrachtete sich selbst nicht als Lehrer im herkömmlichen Sinne, sondern eher als eine Art Geburtshelfer für das Wissen seiner Mitmenschen. Seine Methode bestand darin, Menschen dazu zu bringen, ihre eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und so ihre eigenen Antworten zu finden. Doch wie können wir heute die Lehren des größten antiken Philosophen auf das moderne Leben anwenden? Donald J. Robertson entführt die Leser in das antike Athen und zeigt einen Philosophen, der materielle Vergnügungen mied und selbst im Angesicht von Kontroversen mit einer Standhaftigkeit zu seinen Überzeugungen stand, die schließlich zu seiner Hinrichtung führte. Das Buch ist ein informativer Leitfaden für das Leben eines der größten Denker der Geschichte, der sich zudem auf die Anwendung der sokratischen Prinzipien auf unser tägliches Leben konzentriert. Als praktizierender Psychotherapeut im Bereich der kognitiven Verhaltenstherapie nutzt Robertson sein Fachwissen, um viele Parallelen zwischen den Konzepten und Techniken der modernen Psychologie und der Philosophie von Sokrates aufzuzeigen, und zeigt, wie seine philosophischen Erkenntnisse uns alle bis heute leiten und wie sie uns nützen können.

Donald Robertson ist Psychotherapeut und Autor. In seinen Trainings und Workshops greift er auf die Prinzipien der antiken Philosophie der Stoa zurück und hilft so den Menschen, sich der eigenen Gedanken, Einstellungen und Erwartungen bewusst zu werden, ungünstige Denkmuster aufzudecken, diese hilfreich zu verändern und dadurch belastende Emotionen abzumildern. Seit 2006 bietet er auch Onlinekurse im Bereich persönliche Entwicklung an. Robertson ist eines der Gründungsmitglieder der Non-Profit-Organisation Modern Stoicism und hat zahlreiche Bücher veröffentlich, darunter »Denke wie ein römischer Herrscher« und »Stoizismus und die Kunst, glücklich zu sein«.
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1.

Der Prozess


»Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ihr Athener, wie die Worte meiner Ankläger auf euch gewirkt haben. Was ich jedoch weiß, ist, dass sie so überzeugend gesprochen haben, dass sie mich beinahe vergessen ließen, wer ich bin.«15

Wir schreiben das Jahr 399 v. Chr. Der Philosoph Sokrates, wie immer barfuß und mit seinem abgetragenen Mantel bekleidet, hat sich erhoben, um vor Geschworenen zu sprechen – mehreren Hundert Athenern, die in einem Gerichtssaal zusammengepfercht sind und vor denen er nun steht. Sie befinden sich auf der Agora, dem Stadtzentrum von Athen. Viele der Anwesenden können ihren Zorn kaum unterdrücken. Was er als Nächstes sagt, provoziert sie nur noch mehr.

»Einige von euch denken vielleicht, dass ich scherze, aber ich garantiere euch, dass das nicht der Fall ist. Ich behaupte, dass mein schlechter Ruf bei euch gerade von meiner Weisheit herrührt.« Im Gerichtssaal bleibt es still, aber nur, weil diese Bemerkung die Anwesenden so verblüfft hat, dass sie für einen Moment sprachlos sind.

Sokrates fährt fort: »Die Philosophen, die mir vorausgingen und mit denen ich fälschlicherweise verglichen wurde, behaupteten, eine übermenschlicheWeisheit zu besitzen. Sie gaben vor, Dinge zu wissen, die kein Mensch mit Sicherheit wissen kann: über die Natur der Sonne und des Mondes und ähnliche Dinge. Die Weisheit, die ich erlangt habe, ist dagegen von einer Art, die ganz und gar menschlich ist. Ihr habt mich in der Vergangenheit oft sagen hören, dass meine eigenen Untersuchungen nichts mit dem zu tun haben, was sich unter der Erde, im Hades oder hoch über uns im himmlischen Reich der Götter befindet. Ein solcher Philosoph bin ich nicht.« Mit seinen hervortretenden Augen, der kleinen Nase, dem kahler werdenden Haupt und den wulstigen Lippen, die durch den Bart ragen, erinnert er sie an eine einfältige Figur in einer Komödie oder an die bestialischen Satyrn aus den Legenden – sie finden sein Aussehen abstoßend und sie trauen ihm nicht. Trotzdem blickt er ihnen fest in die Augen und spricht mit unumstößlicher Selbstsicherheit: »Ich habe mich mit etwas beschäftigt, das uns viel näher ist: ›Was auch immer‹, um einen Ausdruck von Homer zu verwenden, ›gut oder böse in einem Haus ist‹. Auf diesem Gebiet des Wissens, das dem sterblichen Leben am nächsten ist, bezeichne ich mich tatsächlich als weise.«

Wütende Geschworene drücken sich mit funkelnden Augen an das Geländer und beschimpfen lautstark den angeklagten Philosophen. Einige beginnen sogar, sich untereinander zu streiten. Sokrates, obwohl mittlerweile siebzig Jahre alt, bleibt davon völlig unbeeindruckt. Dennoch muss er eine Pause einlegen, während die Gerichtsbeamten mit einiger Mühe die Ordnung wiederherstellen. Seine junge Frau Xanthippe und die gemeinsamen Kinder sind nicht dort. Zu niemandes Überraschung hatte er darauf bestanden, dass sie zu Hause bleiben. Alle spüren jedoch die Abwesenheit von Chairephon, Sokrates’ Jugendfreund und ebenfalls Philosoph, der kürzlich verstorben ist. Einer von Sokrates’ jungen Schülern, Xenophon, der sich später selbst einen Namen machen sollte, hat militärische Pflichten zu erfüllen und ist deshalb nicht anwesend. Die meisten anderen Freunde von Sokrates sind jedoch da: Kriton, der ihn schon sein gesamtes Leben begleitet, ein wohlhabender Landwirt, der in Alopeke, demselben Athener Vorort wie Sokrates, aufgewachsen ist; Phaidon von Elis, der gut aussehende junge Adlige, den Sokrates aus der Sklaverei gerettet hatte, nachdem er gefangen genommen und an ein Athener Bordell verkauft worden war; Platon, einer der wohlhabenden jungen aristokratischen Schüler des Sokrates, der eines Tages der berühmteste Philosoph Athens werden sollte. Jeder von ihnen blickt zutiefst besorgt auf die zunehmende Feindseligkeit der Menge.

Einige Tage zuvor hatte Meletos, ein junger, aufstrebender Dichter mit einer langen Nase, einem ungepflegten Bart und schütterem Haar, der Sokrates unbekannt war, ihm nervös eine mündliche Vorladung überbracht. In den Straßen von Athen wurde allenthalben über die Anklage gesprochen. Fünfhundert Geschworene, plus ein weiterer, um eine Stimmengleichheit zu verhindern, hatten sich am Morgen des Prozesses in der Heliaia, dem Obersten Gericht, eingefunden. Sie nahmen auf Bänken vor den Prozessbeteiligten Platz, von ihnen durch ein hölzernes Geländer getrennt, das Schlägereien verhindern sollte. Hunderte von Beobachtern drängten sich ebenfalls in den Gerichtssaal. Die Sonne brannte durch ein offenes Dach unbarmherzig auf die Anwesenden herab. Über ihnen, in der Ferne, auf der Akropolis, überwacht eine kolossale Bronzestatue der Göttin Athene neben dem Parthenon, ihrem Tempel, das Geschehen.

Die Geschworenen waren ausschließlich männliche Bürger Athens, die älter als dreißig Jahre waren. Obwohl sie durch das Los ausgewählt worden waren und daher völlig unterschiedliche Lebensläufe haben konnten, waren die meisten von ihnen Veteranen des Peloponnesischen Krieges und dankbar für die drei Obolus pro Tag, die der Staat ihnen für ihre Anwesenheit zahlte. Es wurden Gebete gesprochen und Opfer dargebracht, um das Verfahren zu weihen. Die Luft im Gebäude war bald vom süßlichen und moschusartigen Duft des Weihrauches erfüllt, der den ganzen Tag über anhielt und alle an ihren den Göttern geschworenen Eid erinnerte. Er half auch, den Geruch von Hunderten schwitzenden, dicht aneinandergedrängten Körpern zu überdecken.

»Ich werde den Gesetzen entsprechend abstimmen«, gelobten sie. »In Angelegenheiten, für die es keine Gesetze gibt«, so der Eid weiter, »werde ich meine Stimme so abgeben, dass der Gerechtigkeit so weit wie möglich Genüge getan wird und mich nicht von Sympathie oder Abneigung leiten lassen.« Sie versprachen, den Argumenten von Anklägern und Angeklagten gleiches Gehör zu schenken und alles, was in keinem Bezug zur Anklage stehe, bei der Abwägung des Falles zu ignorieren. »Ich schwöre dies bei Zeus, Apollon und Demeter«, murmelten sie. Außerdem beteuerten sie, dass die Götter sie segnen sollten, wenn sie ihr Wort hielten, und sie verfluchen sollten, wenn sie es brachen.

Ungeachtet des feierlichen Eides, den sie leisteten, behauptete ein zeitgenössischer Satiriker, dass viele Geschworene viel zu kleingeistig waren, um ihre Stimmen unvoreingenommen abzugeben. Sie suhlten sich in Selbstgefälligkeit, weil ihnen die Großen und Guten Athens zu Füßen lagen, insbesondere blasierte Intellektuelle wie Sokrates. Bei einigen dieser Geschworenen wäre eine Bitte um Gnade ebenso sinnlos wie der Versuch, einen Stein zu kochen, so Aristophanes16. Er verglich sie mit einem wütenden Wespenschwarm, der sich daran erfreute, großen Schmerz zufügen zu können. Er behauptete auch, dass die Gerichtsbeamten, die das Verfahren leiteten, leicht zu bestechen seien. Die Geschworenen in Athen können nicht alle den verbitterten alten Wichtigtuern geglichen haben, über die er sich lustig macht, aber seine Karikaturen müssen für die Theaterbesucher, die über sie lachten, erkennbar gewesen sein. Vielleicht sahen die Geschworenen auch etwas von sich selbst in der Hauptfigur eines anderen Stücks von Aristophanes, Die Wolken, die am Ende versucht, Sokrates eine Lektion zu erteilen, indem sie seine Schule niederbrennt. Es war von vornherein nicht davon auszugehen, dass der umstrittenste Philosoph Athens eine faire Verhandlung erhalten würde.

Der Herold hatte die Anklage formell verkündet. »Die folgende Klage wurde unter Eid eingereicht«, erklärte er, »von Meletos, dem Sohn des Meletos von Pitthos, gegen Sokrates, den Sohn des Sophroniskos von Alopeke.« Er las die eidesstattliche Erklärung laut vor: »Sokrates verstößt gegen das Gesetz, weil er die von der Stadt anerkannten Götter nicht anerkennt und weil er andere, neue Götter einführt; und er verstößt gegen das Gesetz, weil er die Jugend verdirbt.«17 Die Geschworenen hörten dann Meletos sprechen, gefolgt von Anytos und Lykon, den Zeugen, die er für die Anklage aufgerufen hatte. Anytos, der Berühmteste der drei, hatte eine wohlhabende Gerberei geerbt. Er behauptete, die Interessen anderer Gewerbetreibender zu vertreten, und wurde ein führender demokratischer Politiker. Da ihm vorgeworfen worden war, in der Vergangenheit eine ganze Geschworenenjury bestochen zu haben, bat er seinen Freund Meletos, an seiner Stelle die heutige Anklage zu erheben, oder er bezahlte ihn dafür,wie eine Quelle berichtet. Unterstützt wurden sie von Lykon, einem hetzerischen Redner – über diesen Mann ist nur wenig anderes bekannt. Sokrates gab an, die Zeugen hätten einen Meineid geleistet, indem sie falsch gegen ihn ausgesagt hätten. Endlich hörten die Geschworenen den Philosophen zu seiner eigenen Verteidigung sprechen, bevor sie über seine Schuld und das Todesurteil abstimmten, das Meletos offiziell gefordert hatte.

Sokrates, der auf dem Podium auf und ab gegangen war, hält nun inne und wendet sich den Geschworenen zu. Er bittet ruhig darum, nicht unterbrochen zu werden. »Ich sehe, dass einige von euch wütend werden, aber auch wenn es wie eine anmaßende Behauptung erscheinen mag, so wurde das Wort Weisheit nicht von mir gewählt, sondern von Apollon, dem Gott von Delphi.« Als er den Gott erwähnt, wird es wieder still im Gerichtssaal, bis auf das unablässige Tröpfeln der Wasseruhr neben dem Eingang, die den...


Donald Robertson ist Psychotherapeut und Autor. In seinen Trainings und Workshops greift er auf die Prinzipien der antiken Philosophie der Stoa zurück und hilft so den Menschen, sich der eigenen Gedanken, Einstellungen und Erwartungen bewusst zu werden, ungünstige Denkmuster aufzudecken, diese hilfreich zu verändern und dadurch belastende Emotionen abzumildern. Seit 2006 bietet er auch Onlinekurse im Bereich persönliche Entwicklung an. Robertson ist eines der Gründungsmitglieder der Non-Profit-Organisation Modern Stoicism und hat zahlreiche Bücher veröffentlich, darunter »Denke wie ein römischer Herrscher« und »Stoizismus und die Kunst, glücklich zu sein«.



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