Robinson | Die Glücksbringerin | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Robinson Die Glücksbringerin

Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-641-16727-1
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-641-16727-1
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Katze mit Charme und Vermögen sucht ehrlichen und liebevollen Menschen, der mit einem Dosenöffner umgehen kann.
Anwältin Sally Baynard hat gerade in einem kniffligen Scheidungsfall den Zwergschnauzer Sherman vertreten und freut sich darauf, sich endlich wieder Klienten auf zwei Beinen zuzuwenden. Bis ein Nachlassrichter sie wegen einer Katze anspricht ... Beatrice ist die Erbin eines millionenschweren Treuhandfonds. Sally soll den neuen Besitzer bestimmen - eine lukrative Position, für die es gleich mehrere Bewerber gibt. Hin- und hergerissen zwischen den Verpflichtungen gegenüber ihrer kranken Mutter, ihrem Exmann und dem charmanten Tierarzt Tony, steht Sally nun vor einer weiteren schwierigen Entscheidung - und bis sie getroffen ist, hat sie eine neue vierbeinige Mitbewohnerin ...

Lee Robinson arbeitete zwanzig Jahre als Juristin in Charleston, South Carolina, und war dort die erste weibliche Vorsitzende des Bezirksgerichts. Sie lebt mit ihrem Mann auf einer Ranch im Bergland von Texas und unterrichtet am gesundheitswissenschaftlichen Zentrum der University of Texas in San Antonio. Einspruch auf vier Pfoten ist ihr erster Roman bei Blanvalet.
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AM ANFANG WAR DER HUND …

In den letzten fünfundzwanzig Jahren als Anwältin habe ich an Hunderten Fällen gearbeitet und dabei das gesamte Spektrum menschlicher Abgründe vertreten: Kleinkriminelle, die Bagatelldiebstähle begangen haben, Heroinabhängige aus reichem Haus, Zurechnungsfähige und Verrückte, Missbrauchende und Missbrauchte. Jeder Fall hat seine ganz eigene Geschichte, und je intensiver ich mich auf einen Prozess vorbereite, desto komplizierter scheint diese Geschichte zu werden. Wenn ich nicht aufpasse, verirre ich mich schnell im Labyrinth aus Fakten und Gesetzgebung. Am Abend vor einer Verhandlung nehme ich mir deswegen immer einen Notizblock zur Hand, auf den ich eine Tabelle zeichne. Die linke Spalte erhält die Überschrift gut, die rechte die Überschrift schlecht. In dem Scheidungsfall, mit dem ich in der vergangenen Woche zu tun hatte, sah die Liste zum Beispiel so aus:

gut

schlecht

–redegewandte Klientin, gute Zeugin

–Ehemann der Klientin hat zugegeben, dass er sie verlassen hat, weil sie »fett« geworden sei

–Klientin hat hohe Kreditkartenschulden verursacht

–war süchtig nach Homeshopping-Kanal

gut

schlecht

–exzellente Hausfrau, Mutter

–hat Ehemann während seines Zahnmedizinstudiums unterstützt

–hatte zu Beginn der Ehe eine Affäre mit dem besten Freund des Ehemanns

–trinkt zu viel

Das sind die Dinge, die – nach einigen Tagen mit Zeugenaussagen, Wahrheiten und Halbwahrheiten, Lügen, Anwälten, die über Beweisregeln streiten, abgewiesenen und stattgegebenen Einsprüchen, einem gähnenden Richter, Tränen, Schweiß und Erschöpfung – zählen werden.

Wenn ich eine ähnliche Analyse für den Fall, der mein eigenes Leben darstellt, erstellen müsste, würde sie ungefähr so aussehen:

gut

schlecht

–ehrlich

–hat ohne Unterstützung eine erfolgreiche Anwaltskanzlei aufgebaut

–gesund, sieht nicht schlecht aus

–kümmert sich um ihre pflegebedürftige Mutter

–grundsätzlich optimistisch eingestellt

–unabhängig

–Workaholic

–unverblümt an der Grenze zur Unausstehlichkeit

–immun gegen Modetrends

–verbittert aufgrund pflegebedürftiger Mutter

–leicht reizbar

–eine Niete in Sachen Romanzen

Um es auf den Punkt zu bringen – die guten und die schlechten Seiten von Sarah Bright Baynard, Anwältin, auch bekannt als Sally, sind gerade fünfzig geworden.

»Ich hasse den Klang«, sage ich.

»Wovon sprichst du?«, fragt meine beste Freundin Ellen.

Wir sind zusammen bei Giminiano’s, einem neuen Restaurant in der Nähe der King Street, das ganz am Ende eines schmalen, mit Ziegelsteinen gepflasterten Gässchens hinter einem Schuhgeschäft versteckt liegt. Es wird als »lebendig und intim« beworben, was – wie wir inzwischen herausgefunden haben – bedeutet, dass es winzig, laut und vollkommen überfüllt ist.

»Von der Zahl fünfzig. Sie klingt so unglaublich schwer. Wie ein Sack von Jahren, den ich ab jetzt für den Rest meines Lebens mit mir herumschleppen Wmuss.«

»Das hört sich so gar nicht nach dir an.«

»Vielleicht weil ich jetzt, da ich fünfzig bin, nicht mehr dieselbe bin.«

»Hey«, sagt Ellen, »du brauchst definitiv ein Glas Wein. Oder besser gleich zwei. Rot oder weiß?«

»Sollten wir nicht auf die anderen warten?«

Jedes Jahr lädt Ellen dieselbe Gruppe Freundinnen ein, um meinen Geburtstag zu feiern. Während unseres Jurastudiums haben wir alle zusammengewohnt, aber Ellen ist die einzige, der ich heute noch nahestehe. Sie ist der festen Überzeugung, mir einen Gefallen mit dem jährlichen Treffen zu tun – als ob uns das auf magische Art und Weise zurück in unsere Zwanziger versetzen könnte. Leider deprimiert es mich nur. Dieses Jahr habe ich die Verabredung einige Male mit mehr oder weniger überzeugenden Entschuldigungen abgesagt, bis mir keine weiteren Ausreden eingefallen sind.

»Beantworte meine Frage. Rot oder weiß?« In ihrer Stimme schwingt der anklagende und unnachgiebige Tonfall mit, den sie normalerweise für den Gerichtssaal reserviert hat.

»Rot, denke ich.«

Sie wirft einen Blick auf die Weinkarte und gibt anschließend dem Kellner ein Zeichen. »Wir hätten gerne eine Flasche Chianti. Den Banfi, bitte.«

Ellen ist einer dieser Menschen, die sich mit Wein auskennen. Sie ist außerdem eine sehr gute Tennisspielerin und Gärtnerin, ganz abgesehen von ihren hervorragenden Qualitäten als Anwältin, Ehefrau und Mutter. Ich würde sie hassen, wäre sie nicht eine der wenigen Personen, die mich in- und auswendig kennt und trotzdem mag.

Als der Wein serviert wird, treffen Valerie und Wendy ein. Die Bedienung bringt auch für sie Gläser. Valerie sieht toll aus. Sie hat die schweren roten Haare zu einer dieser losen Hochsteckfrisuren arrangiert, die gleichzeitig künstlerisch und lässig wirken, aber ohne Frage eine Menge Aufwand und Zeit in Anspruch nehmen.

»Helen hat angerufen und entschuldigt sich«, sagt sie. »Sie musste in letzter Minute als Babysitterin für ihre Enkelkinder einspringen.«

»O Gott …« Wendy stöhnt. »Könnt ihr euch vorstellen, dass wir inzwischen alt genug sind, um Enkelkinder zu haben?«

Ein Moment unangenehmen Schweigens folgt, und ich überlege, ob wir in diesem Augenblick alle dasselbe denken: Ja, wir sind alt genug, aber eine von uns wird niemals Enkel haben.

Ellen erholt sich dankenswerterweise am schnellsten und hebt ihr Glas in meine Richtung. »Auf Sally, die jedes Jahr wundervoller wird!«

Ich proste ihr zu und trinke einen ordentlichen Schluck, von dem ich hoffe, dass er groß genug ist, um mich wieder zu mir selbst zu bringen – wer auch immer das sein mag.

»Stimmt. Wie ich gehört habe, läuft es für dich inzwischen sehr viel besser in der Liebe«, sagt Wendy und beugt sich zu mir herüber. Erst jetzt bemerke ich die Fältchen um ihre Lippen. Ohne sie könnte sie glatt als fünfunddreißig durchgehen. »Er ist Tierarzt, oder?«, fragt sie mit gesenkter Stimme.

»Im Moment ist er nur ein guter Freund«, sage ich ausweichend.

»Sie ziert sich mal wieder«, wirft Ellen ein. Sie schenkt den Rest des Weins aus und bestellt eine weitere Flasche. »Vielleicht könnte er dir mir deinem Katzenfall weiterhelfen?«

Valerie reißt entsetzt die Augen auf. »Erzähl mir jetzt nicht, dass sich die Katzes scheiden lassen.«

»Nein. Wir reden von dem Tier«, beruhige ich sie. »Und bisher ist es auch noch gar kein offizieller Fall.«

»Sie hat sich in dem Hundefall so gut geschlagen, dass der Richter will, dass sie dieses Mal eine Katze vertritt«, erklärt Ellen, als wäre ich gar nicht anwesend. Und weil es die Lautstärke um uns herum schwierig macht, überhaupt etwas zu verstehen, fährt sie mit ihrer durchdringenden Anwältin-im-Gerichtssaal-Stimme fort: »Ihr wisst über die Hundesache Bescheid, oder?«

Natürlich erscheint genau in diesem Moment der Kellner an unserem Tisch. Und auch wenn er unmöglich überhört haben kann, was Ellen da gerade gesagt hat, tut er so, als wäre er auf einem Ohr taub. Er nimmt, ohne eine Miene zu verziehen, unsere Bestellungen entgegen. Nachdem er in Richtung Küche verschwunden ist, brechen wir in schallendes Gelächter aus, sodass sämtliche Gäste im Restaurant die Köpfe in unsere Richtung drehen.

»Okay«, sagt Valerie, nachdem wir uns wieder einigermaßen zusammengerauft haben. »Ich will unbedingt die ganze Geschichte hören.«

»Sorry«, sage ich. »Schweigepflicht.«

»Blödsinn«, wirft Ellen ein. »Dein Klient war ein Hund. Und Hunde haben keine Geheimnisse.«

»Erzähl endlich«, drängt Valerie.

Nachdem ich meinen Hundefall zum Besten gegeben habe, sieht mich Valerie mit großen Augen an. »Nur dass ich richtig verstanden habe: Joe Baynard, Richter am Familiengericht von Charleston und zufälligerweise dein Exmann, ernennt dich zur Verteidigerin eines Schnauzers in einem Scheidungsfall? Und das nicht, weil der Hund tatsächlich einen Anwalt gebraucht hat, sondern weil Joe immer noch in dich verliebt ist?«

»Na ja, um fair zu bleiben«, wende ich ein, »der Fall war die absolute Hölle. Der arme Sherman …«

»Sherman?«

»Der Hund. Sherman saß zwischen allen Stühlen. Wie ein Kind in einem Sorgerechtsfall.«

»Und Joe konnte niemand anderen für diesen Fall finden außer seiner Exfrau?« Wendy sieht mich skeptisch an.

»Er hat mich schon in zahllosen Sorgerechtsfällen als Vertreterin der involvierten Kinder ernannt«, verteidige ich Joe. »Er hatte ganz einfach die...


Karamustafa, Melike
Melike Karamustafa übersetzt seit vielen Jahren zeitgenössische Literatur aus dem Englischen und ist darüber hinaus als freischaffende Lektorin tätig. Sie lebt und arbeitet in München.

Robinson, Lee
Lee Robinson arbeitete zwanzig Jahre als Juristin in Charleston, South Carolina, und war dort die erste weibliche Vorsitzende des Bezirksgerichts. Sie lebt mit ihrem Mann auf einer Ranch im Bergland von Texas und unterrichtet am gesundheitswissenschaftlichen Zentrum der University of Texas in San Antonio. Einspruch auf vier Pfoten ist ihr erster Roman bei Blanvalet.



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