Röder | Im Banne des Mächtigen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 464 Seiten

Reihe: Karl Mays Magischer Orient

Röder Im Banne des Mächtigen

Karl Mays Magischer Orient, Band 1
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7802-1401-0
Verlag: Karl-May-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Karl Mays Magischer Orient, Band 1

E-Book, Deutsch, Band 1, 464 Seiten

Reihe: Karl Mays Magischer Orient

ISBN: 978-3-7802-1401-0
Verlag: Karl-May-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar sich mit ihrem alten Freund, dem schrulligen Sir David Lindsay in Basra treffen, ahnen sie nicht, dass ihnen ein neues Abenteuer bevorsteht. Die schicksalhafte Begegnung mit einem jungen Dieb zwingt die Freunde, die Stadt zu verlassen. Als sie auf einen Trupp Banditen stoßen, taucht ein Name immer wieder auf: Al-Kadir, der Mächtige. Es gilt, diesem geheimnisvollen König der Banditen auf die Spur zu kommen.
Dabei geraten sie immer tiefer in die Wüste und das Netz des Mächtigen. Als sie auch noch auf die geheimnisvolle Tempelruine eines Dämonenkults stoßen, muss sogar der sonst so rationale Kara Ben Nemsi einsehen, dass es Dinge gibt, die über das Erklärbare hinausgehen. Ist es Magie, die dem geheimnisvollen Al-Kadir seine Macht verleiht?

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1 In Basra

2 Auf dem Basar

3 Ein seltsames Zelt

4 Enthüllungen

5 Der Überfall

6 Ein seltenes Pferd

7 Gräber und Ausgräber

8 Unter Gelehrten

9 Abu Seifs Vermächtnis

10 Ein Fanal

11 In Gefangenschaft

12 Eine Zuflucht

13 Ein Kompass

14 In der Schlucht

15 Der Tempel

16 Im Untergrund

17 Der Schlund des Baal

18 Treppen und Schächte

19 Ein Gefecht

20 Zwei Duelle

21 Der Musaddas

22 Fata Morgana
23 Füchse und Jäger

24 Der Einsiedler

25 Kalat al-Hamra

26 Bestien

27 Al-Kadir

28 Das Spiel der Macht

29 Sieger und Besiegte

30 Abschiede


1874
in einem magischen Orient …

Erstes Kapitel
In Basra
„Haltet den Dieb!“ Ich, Kara Ben Nemsi, rannte durch den Basar von Basra. Mir hinterdrein mein Freund Hadschi Halef Omar und unser Reisegefährte Sir David Lindsay. Wir waren bestohlen worden! Gleich mehrere wertvolle Dinge hatte uns ein kleiner, schmutziger Dieb geraubt und war dann im Gedränge verschwunden. Wir folgten ihm jedoch hart auf den Fersen! Nun war ich schon immer ein geübter Sprinter und mit langen, kräftigen Beinen ausgestattet. Und auch Halef, der mir in der Körperlänge zwar um einiges nachstand, war schnell und gewandt, trotz seiner kurzen und dünnen Laufwerkzeuge. Doch hier maßen wir uns nicht im Wettrennen, noch verfolgten wir einen Flüchtenden in offenem Gelände oder auf dem breiten Boulevard einer europäischen Metropole. Wir rannten durch einen orientalischen Basar, in dessen Gassen es von Menschen wimmelte. Und diese Gassen waren eng. Nicht allein, weil sie sich zwischen den geduckten arabischen Ziegelhäusern hindurchzwängten, sondern weil sich an diesen Häuserwänden entlang noch Marktstände drängten und mit ihnen Kistenstapel und Warenkörbe und Gestelle mit Auslagen jeglicher Art. All diese Menschen und Marktgegenstände bildeten Hindernisse unserer wilden Jagd hinter dem Dieb her. Den britischen Lord mochte es an eine Parforcejagd erinnern. Doch hier folgten keine Adligen in roten Jacken zu Pferde einem bedauernswerten Fuchs durch die malerische britische country-side. Wir hatten keine Pferde, noch nicht einmal eine Hundemeute, die uns den Weg hätte bahnen können. Und so drängten wir uns selbst durch die Marktbesucher, die empört schrien, als sie von uns beiseite gestoßen wurden. Der kleine Fuchs hingegen, oder vielmehr der kleine Dieb, schlüpfte zwischen dem Dickicht aus Beinen hindurch, drängte sich unterhalb von Hüften und Körben und Bündeln geschickt und mühelos an allem vorbei, was ihm auf seiner Flucht im Wege stand. Uns jedoch begleiteten wütende Rufe von Käufern und Verkäufern, von Händlern und feilschenden Kunden. Doch nicht allein Worte flogen durch die Luft. Das Stoßen und Schieben forderte auch seinen Tribut an Waren, und so entglitten Früchte und Schüsseln, Krüge und Brotlaibe den Händen, die sie eben noch gehalten hatten. Obst in allen Farben und Formen flog durch die Luft, auch Gemüse in allen Gestalten und Grüntönen. Gebäck und Getreide löste sich in Kaskaden von Krümeln und Klumpen auf und spritzte und sprühte umher. Die Umstehenden wurden hierdurch nur staubig oder von kleinen Stücken getroffen, aber es ergossen sich auch Rosenwasser und Limonade und Orangen-Julep über die Köpfe, und allerlei Öle aus Baumfrüchten oder Feldkörnern schwappten und klatschten auf Schultern und Füße. Auch sprangen und klangen Münzen jeden Wertes und jeder Größe von Handflächen und zwischen Fingern hervor und klingelten zu Boden. Zunächst hatten die Menschen nur empört geschrien, weil sie ihr Gleichgewicht verloren oder in ihrem eifrigen Gang gestört wurden. Aber als nun auch Waren, Güter und Geld in Mitleidenschaft gezogen wurden oder verlustig gingen, da flogen nicht nur die Flüche, sondern auch die Fäuste. Vielleicht flog auch das eine oder andere Messer. Ich muss nun gestehen, dass ich all das nur im Vorüberrennen erlebte und aus dem jeweiligen Augenwinkel sah. Ich empfand nur kurze Eindrücke des Ganzen, als hätte ich zu rasch durch ein Buch mit bunten Illustrationen geblättert. Alles um mich herum, vor und hinter mir, stellte sich dar wie der Bilderbogen eines Moritatensängers, dessen bunte Schautafeln zu rasch gezeigt und dessen Drehorgelmelodie zu rasch gekurbelt wurde. Oder genauer noch: Diese Kaskaden von Farben und Bewegung kamen mir vor, als würde der Mann an der Laterna Magica seine Hinterglasmalereien in wahnwitzigem Tempo vor die Projektionslampe schieben und ein Flackern und Irrlichtern auf der Leinwand erzeugen, wie man es sich kaum vorstellen kann. Da sah ich die blitzartigen Tableaus von einem beleibten Mann, dem der rote Fez vom dicken Scheitel sprang. Eine Pyramide aus Melonen kollerte auseinander. Eine Frau haschte einem aufgelösten Bündel flatternder Taschentücher hinterher. Die Markise eines Marktstands senkte sich auf einen Händler und verwandelte ihn in ein gestreiftes Gespenst. Eine Papiertüte zerriss und entließ dunkle Gewürzkörner, die wie ein Fliegenschwarm auseinanderstoben. Zwei Kinder duckten sich ängstlich und ein dünner Mann stolperte rücklings über sie. Überall Rufe und Schreie und Klagen! Und ich hatte mit meinen Gefährten all das unfreiwillig mit verursacht und konnte mich kaum entschuldigen und um Verzeihung bitten, denn ich war eilig und hastig unterwegs und brauchte meinen Atem für die Verfolgungsjagd, denn, man vergesse dies nicht, ich rannte hinter einem dreisten Dieb her, der uns im Basar von Basra bestohlen hatte. Doch ich will von Anfang an berichten … Es war im Jahre 1874, als ich mit meinem Gefährten Halef nach Basra kam. Damals war ich schon weit im Orient gereist, kannte aber Basra noch nicht so, wie ich es jetzt kenne. Und deshalb rief der Name der Stadt vielerlei Bilder in mir hervor, wie es wohl einem jeden von uns ergehen mochte, der die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht in Erinnerung hatte, jene orientalischen Märchen und Fabeln, welche die selbst sagenhafte Scheherazade in den Haremsnächten dem Sultan erzählte und von denen sich nicht wenige in der Hafenstadt Basra oder Bassorah, wie es auch genannt wurde, zugetragen haben sollen. Man mag sich bei dieser ehrwürdigen, mehr als zwölf Jahrhunderte alten Stadt, der ältesten unter den Kalifenstädten, auch durchaus weniger verzauberten als vielmehr irdischen Gedanken hingeben. Doch wer sich an Pracht und Geschäftigkeit, Abenteuern und dem Ruch der weiten Welt einer Hafenstadt ergötzen will, der mag enttäuscht werden. Gleichwohl der Golf von Persien auch das Meer von Basra geheißen wird und hier gewissermaßen das Tor zum Seeweg nach Indien ist – so liegt Basra doch nicht am Meer, sondern achtzig Meilen von diesem entfernt. Nun mag es zutreffen, dass auch die weltberühmten Hafenstädte wie das britische London oder das deutsche Hamburg sich nicht direkt am Meer befinden, doch liegen sie immerhin an einem rege bewegten Strom, wie der Themse oder der Elbe, und nicht eine halbe Wegstunde entfernt von jenem Zusammenfluss von Euphrat und Tigris, der Schatt-el-Arab genannt wird und welcher ein Überschwemmungsgebiet ist, in dessen Umgebung das Wasser steht, übel riecht und ungesunde Dünste verbreitet. Davon unbehelligt scheinen einzig die direkten Bewohner des Schilf- und Rieddickichts entlang der verlandeten Flussufer, die zu Tausenden dort lebenden Rohrsänger, namentlich der Basra-Rohrsänger, die sich durch geringere Größe, weißen Bauch und spitzeren Schnabel von den anderen Rohrsängern unterscheiden. Und obwohl es in Arabien ohnehin heißer ist, viel heißer als im heißesten Sommer des europäischen Nordens, so steigen die Temperaturen rings um Basra selbst für arabische Regionen in besonders erstaunliche Höhen. Kurzum, es ist von Landschaft und Klima her in Basra nicht besonders erquicklich. Wer sich nun wiederum auf die märchenhaften oder geschichtlichen Wurzeln Basras besinnen möchte, als Heimat Sindbads des Seefahrers oder als Gründungsort der ersten mohammedanischen Gelehrtenakademie durch den gefeierten Ibn Risaa, oder weil die Stadt in ihrer Geschichte und Vorgeschichte mit den Namen der großen Herrscher Sultan Omar, Alexander dem Großen und gar Nebukadnezar verbunden ist, den muss ich ebenfalls enttäuschen. Denn das heutige Basra ist eine Neugründung und liegt zwei Meilen von Alt-Basra, auch Kubbet-el-Islam, Kuppel des Islam genannt, entfernt. Alt-Basra besteht aus antiken Ruinen und armen Hütten, Neu-Basra aus gebrannten Ziegeln und Rohrgeflecht. Es gibt vielleicht zehntausend Bewohner und ein vielhundertfaches an Dattelpalmen rings umher. Die Schwemmlandregion ist durchaus fruchtbar, doch ohne die Schiffbarmachung der Ströme und die Errichtung moderner Kai-Anlagen im Hafen kann dies nicht in rechtem Ausmaß genutzt werden. Immerhin hatte der Wali, also der Gouverneur von Bagdad, Midhat Pascha mit Namen, in dessen Zuständigkeit auch Mossul und eben Basra fielen, in den vergangenen Jahren sein Glück versucht, dem wirtschaftlichen und kulturellen Verfall entgegenzuwirken, doch es würde wohl noch einige Jahrzehnte dauern, bis Basra wieder so blühte, wie es dies einst vermochte. Warum also, mag der Leser fragen, hatte ich mich nach Basra begeben? Nun, der Geschäfte wegen, aber kurioserweise nicht meiner eigenen. Denn Halef und ich hatten uns mit unserem alten Freund Sir David Lindsay verabredet, dem britischen Lord mit seinen großen Reichtümern und dem Faible für graukarierte Kleidung. Um ihn zu treffen, verließen wir unser Quartier, eine mit den Umständen Basras...


Alexander Röder, geboren 1969, studierte Literaturwissenschaften und Kulturforschung. Er lebt heute in Marburg. Mit seinem ersten historischen Roman "Der Mönch in Weimar", der das Treffen zwischen Goethe und dem Gothic-Novel-Autor M.G. Lewis schildert, war er 2014 auf der Shortlist für den SERAPH der Phantastischen Akademie e.V. in der Kategorie "Bestes Debüt".



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