Römpp | Philosophisch denken | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 232 Seiten

Römpp Philosophisch denken

Eine Einführung
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-8463-6017-0
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Einführung

E-Book, Deutsch, 232 Seiten

ISBN: 978-3-8463-6017-0
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses Buch gibt eine systematische Einführung in die Philosophie, indem es nicht vorrangig das Denken einzelner Autoren darstellt, sondern in die Problemlage und das gedankliche Zentrum einführt, das die Philosophie heute antreibt und in Atem hält. Somit bringt es auch Lesenden ohne besondere Vorkenntnisse die Grundprobleme der Philosophie näher und regt zum philosophischen Mitdenken an. Dabei behandelt es Denker wie Plato, Descartes, Kant und Wittgenstein.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1. Wie man nach der Philosophie fragen kann 9
1.1 Was ist das – die Philosophie? Und eine Rückfrage 9
1.2 Philosophie ist, was Philosophen tun? 16
2. Die Vergangenheit der Gegenwart 21
2.1 Platons Obsession mit der Richtigkeit der Begriffe 21
2.2 Descartes’ seltsame Suche nach Gewissheit 24
2.2.1 Wer braucht so etwas wie Gewissheit? 24
2.2.2 Zweifeln, und zwar radikal 27
2.2.3 Der Zweifel, das Zweifeln und ein denkendes Ding 30
2.2.4 Einfache Verbindungen und das Wissen aus Erfahrung 36
2.3 Kants Liebe zu den Bedingungen der Möglichkeit 40
2.3.1 Philosophische Begriffe und ihre Affäre mit dem Erfahrungswissen 40
2.3.2 Wozu ist die Kausalität als Begriff des Verstandes gut? 45
2.3.3 Die Philosophie lässt sich von der Wissenschaft scheiden 49
2.3.4 Eine – welche? – kopernikanische Wende? 53
3. Der Ursprung der Gegenwart der Philosophie 57
3.1 Von Begriffen und Wörtern 57
3.2 Das Meinen in den Begriffen 61
3.3 Mit Worten einen Unterschied machen 63
3.4 Der Widerstand der Welt 67
4. Verständigung und die Bedeutung der Begriffe 71
4.1 Der Anfang der Philosophie im Akt der Verständigung 71
4.2 Die Wörter und die Dinge 75
4.3 Übersetzen und Verstehen 80
4.4 Identität in Begriffen 83
4.5 Definitionen und unsere gemeinsame Welt 88
4.6 Von Bedeutungen und Gegenständen 91
5. Die Gegenwart der Philosophie und die richtigen Begriffe 95
5.1 Wie wir über die richtigen Begriffe sprachen und sprechen. 95
5.2 Richten der Begriffe in idealen Gesprächen? 101
5.3 Die Philosophie vergewissert sich ihrer selbst 106
5.4 Wissen – direkt, indirekt, reflexiv? 111
6. Die richtigen Begriffe und die Welt 117
6.1 Welt, Natur, Wirklichkeit, Objektivität, es gibt und es ist 117
6.2 Ist es wirklich so? 120
6.3 Das kleine Wörtlein ‚ich‘ und das Zeugnis der Sinne 124
6.4 Die Wirklichkeit und ihr Erklären 129
6.5 Die Wahrheit über die Objekte 133
6.6 Kennen wir die wirkliche Welt? 136
7. Ob es eine Sprache der richtigen Begriffe gibt 143
7.1 Was der Fall ist 143
7.2 Die Welt aus Tatsachen und ihr Kontext 147
7.3 Eine Theorie wissenschaftlicher Sätze als Bilder 152
7.4 Sinnvolle und sinnfreie Sätze 157
7.5 Wie man Bedeutungen erklärt und was das für Folgen hat 160
7.6 Denken als Krankheit und die Philosophie als Therapie 166
8. Die Philosophie und die Gegenwart des Wissens 171
8.1 Erfahrung, Wissenschaft und unbestimmte Begriffe 171
8.2 Der Erfolg der Wissenschaft 175
8.3 Diesseits und jenseits von Grenzen 181
8.4 Philosophische und wissenschaftliche Gegenstände 185
8.5 Probleme mit einem universellen Determinismus 190
8.6 Das Messen und der Erfolg der Physik 194
8.7 Gründe und Ursachen 198
9. Der Sinn des Philosophierens 205
9.1 Kann sich die Philosophie nützlich machen? 205
9.2 Wie man die Wissenschaft kritisiert 210
9.3 Argumentieren in der Philosophie 213
9.4 Wie die Philosophie Begriffe erklärt 216
9.5 Und was nun? 220
Literaturhinweise 225


2.Die Vergangenheit der Gegenwart 2.1Platons Obsession mit der Richtigkeit der Begriffe Am Ursprung des philosophischen Denkens findet sich Platons Besessenheit von der Frage nach der Richtigkeit unserer Begriffe. Auf den ersten Blick erscheint sie auch heute noch plausibel. Wenn wir nicht wissen, was ‚das Gute‘ ist, wie sollen wir dann richtig urteilen, ob eine Handlung, eine Feststellung oder ein von Menschen gemachtes Werk gut ist? Wie sollen wir eine gesetzliche Regelung des Zusammenlebens unter Menschen als gut (oder nicht gut) bezeichnen? Und wenn wir nicht wissen, was eine Katze ist, wie sollen wir dann richtig urteilen können ‚das ist eine Katze‘, wenn wir eine sehen? Und können wir überhaupt sicher sein, dass wir eine Katze wahrnehmen, wenn wir nicht den richtigen Begriff davon haben, was eine Katze ist? In solchen Fragen hallt nach mehr als 2000 Jahren noch das platonische Denken nach. Von selbst versteht sich diese Auffassung von den Funktionsbedingungen unseres Denkens und Urteilens durchaus nicht. Schließlich sagen uns die Dinge der Welt – ob lebendig oder unbelebt – nicht, was sie sind. Steine, Pflanzen, Planeten, Elektronen und all das andere, das so in der Welt herumliegt, haben schlicht keine Fähigkeit, uns auf irgendeine Weise Auskunft über das zu geben, was sie sind. Und auch die intelligentesten Tiere wie Katzen, Delphine, Ratten, Raben und Schweine wurden noch nie bei Erklärungen über ihre richtigen Begriffe beobachtet. Einzig Papageien kann man mit einiger Mühe die Äußerung beibringen ‚ich bin ein Papagei‘, aber dieses Tier ahmt dann ganz offenbar nur das nach, was ihm Menschen einige tausend Male vorgesagt haben, und versteht durchaus nicht, was es sagt. Aber Platons Vorstellung war, dass es für Menschen möglich sein muss, die richtigen Begriffe zu kennen und damit richtig zu bestimmen, wie alles Vorkommende sprachlich zu bezeichnen ist. Das Ergebnis dieser Besessenheit von den richtigen Begriffen war die Lehre von den ‚Ideen‘. Deren Grundgedanke war, dass es feststehende und eindeutig bestimmte Begriffe von allem, was wir bezeichnen wollen, geben muss, weil wir andernfalls nie wissen können, ob dieses Bezeichnen richtig geschieht oder vielleicht mit Irrtümern behaftet ist, so dass wir eine Gesetzesvorschrift ‚gut‘ nennen, die vielleicht nach dem richtigen Begriff von ‚gut‘, den wir in ‚dem Guten‘ angeben, überhaupt nicht gut ist. Die richtige Einsicht dahinter war, dass wir nie wissen können, ob unsere Begriffe tatsächlich richtig sind, was uns die Möglichkeit eröffnet, alle unsere Feststellungen für kritische Fragen offenzuhalten. Wenn der Gesetzgeber ein Gesetz als ‚gut‘ erachtet, so können Bürger immer darauf bestehen, dass es keineswegs gut ist oder vielleicht sogar rundweg schlecht ist, auch wenn sie sich aufgrund der Durchsetzungsmacht gesetzlicher Regelungen daran halten müssen. Richtig an Platons ursprünglicher Einsicht war also deren Bezug auf die Freiheit, die wir gewinnen, wenn wir nicht so genau wissen, wann die Begriffe richtig sind und wann nicht. Falsch war offenbar aber Platons Kritik an dieser Freiheit. Es ist wichtig zum Verständnis des Ursprungs des philosophischen Denkens, das erst im 19. und 20. Jahrhundert einer Kritik unterzogen wurde, die schließlich zur Philosophie der Gegenwart führte, zu wissen, was Platon jener Freiheit entgegenzusetzen hatte. Für uns zeigt sich in der Möglichkeit, die Begriffe anders zu gebrauchen, als es die Gesetzgeber und andere zentrale Begriffe bestimmende Instanzen für richtig halten, die Fähigkeit zur Kritik an allem, was eben für richtig gehalten wird. Platons Antwort darauf wäre etwa so: Aber eine solche Kritik ist ohne Grund, wenn sie nicht beansprucht, die Begriffe richtiger zu gebrauchen als die zu kritisierenden faktischen Gesetzgeber der Begriffe; die richtige Bestimmung der Begriffe ist also gerade die Voraussetzung der Möglichkeit zu einer trefflichen Kritik, die sonst kein Fundament in dem haben kann, was die Sache – wie Gesetze rechtlicher oder wissenschaftlicher Art oder Feststellungen über das, was gut, wahr oder schön ist – selbst ist. Und genauso denken wir heute noch in weitem Ausmaß in unseren alltäglichen Kritikbemühungen, wenn wir darauf verweisen, dass ‚die Sache‘ sich doch ‚in Wahrheit‘ und ‚eigentlich‘ ganz anders darstellt. Wie hätte Platon also ein kritisches Denken ohne eine Grundlage in den richtigen Begriffen der Dinge gesehen? Vermutlich so: Ohne die richtigen Begriffe ist alles Diskutieren und sind alle Diskurse nur eitler Tand, keiner weiß recht über die Sache Bescheid, aber jeder gibt seine bloße Meinung zum Besten, alles ist nur ein bloßes Gerede aus Vorurteilen und kann nie zu einem in der Sache begründeten Ergebnis kommen. Und ebenso denken wir regelmäßig in politischen, moralischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Im Alltag sind und bleiben wir wohl noch lange Platonisten. Aber Platons Grundlegung der richtigen Begriffe in Gestalt einer ‚Ideenlehre‘ ist in einer langen Geschichte der Kritik an ihr selbst in der Philosophie höchst zweifelhaft geworden. Das beruht vor allem auf einer anderen Sicht auf die Grundlagen kritischer Diskurse. Diese Sicht entstand aus dem Zweifel daran, dass die platonistische Forderung nach der Sache nach richtigen Begriffen als Bedingung der Möglichkeit des Streites um die richtigen Gesetze, über die richtige Moral, das gesellschaftlich Richtige und um die richtige Normierung des Wissens in der Wissenschaft tatsächlich sinnvoll und notwendig ist. Die Alternative ist keineswegs die Beliebigkeit des Meinens und des Vorurteils im pejorativen Sinn. Der Zweifel entstand aber auch aus der nüchternen Einsicht, dass niemand so genau wissen kann, wie die ‚Ideen‘ der Dinge denn bestimmt zu denken sind. Platon war so klug, sie in eine Dimension jenseits der Welt des Halbwissens, der Vorurteile und der Meinungen zu verlegen, von der die Menschen im Diesseits nur im Ungefähren wissen können. Aber der Preis dafür war hoch, denn welchen Nutzen können sie dann für uns Sterbliche unter der Sonne aufweisen? Über die Zusammenhänge zwischen dem Jenseits der Ideen und dem Diesseits des Zanks über die richtigen Begriffe blieb er sehr vage. Ein Versuch war die Lehre von angeborenen Wahrheiten, die er mithilfe der geistigen ‚Hebammenkunst‘ zu begründen versuchte; bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass Platons Stimme Sokrates dem Sklaven, der eine geometrische Aufgabe vermeintlich ‚von selbst‘ lösen konnte, alle Schritte suggeriert hatte. Ein anderer Versuch war der Verweis auf ausgezeichnete Erfahrungen, in denen wir die Ideen von selbst ‚schauen‘ können, wie etwa in der Schönheit, die Platon allerdings nicht in der Kunst am Werke sah. Aber worauf können wir uns dann in kritischen Diskursen berufen? Platons Paradigma war das Bestehen eines maßgebenden Urbildes der richtigen Begriffe in der Wirklichkeit selbst, zu deren Erkenntnis sie uns anleiten, so dass wir eine Vorstellung davon haben, was es heißt, richtig zu denken. Dieses Muster beherrschte das Denken bis weit in die Neuzeit hinein, und es ist heute noch leitend für das Selbstverständnis in lebensweltlichen ebenso wie in wissenschaftlichen Diskursen. Für die Philosophie lässt sich das Ende dieses Denkens und der Übergang zu einem ganz anderen Verständnis von ‚Richtigkeit‘ in der Verwendung von Begriffen und im Formulieren von Feststellungen über die Welt und über die Lebewesen, die ein solches Formulieren beherrschen, relativ präzise bestimmen. Und dieser Übergang ist mit einem einzigen Namen verbunden: René Descartes. 2.2Descartes’ seltsame Suche nach Gewissheit 2.2.1Wer braucht so etwas wie Gewissheit? Hier stoßen wir wieder auf die seltsame Erscheinung, dass das philosophische Denken von ganz wenigen Personen geprägt wurde. Im 17. Jahrhundert war es Descartes, der mit einer einfachen Frage so etwas wie eine philosophische Revolution ins Rollen brachte. Es war die Frage nach der Gewissheit: Wie und wo finden wir absolute Gewissheit? Wir sollten die Sonderlichkeit – oder vielleicht sogar Absonderlichkeit – dieser Frage nicht außer Acht lassen, wenn nach dem gesucht wird, was Philosophie heute ist. Denn wer sucht nach einer ‚absoluten‘ Gewissheit, also einer solchen, an der niemand mehr Zweifel anbringen kann? Wer außer René Descartes? Es gibt eine Antwort darauf, aber es ist eine historische und eine psychologische: Es war der religiöse Mensch, der in Furcht und Zittern vor seinem absoluten Herrn lebte und dringlich die Gewissheit darüber brauchte, wie er die Gnade dieses Herrn erlangen könne. Von dieser Gnade sah er zwar nicht das Glück seines irdischen Lebens, aber das seines ganzen zukünftigen und unendlichen Lebens abhängig. Sollte er hier einen Fehler machen, so würde sich das auf seine eigene Ewigkeit auswirken, es konnte geradezu den Unterschied zwischen ewiger Seligkeit in Gemeinschaft mit den Heiligen und immerwährender Verdammnis mit Höllenqualen bedeuten. Man kann sich...


Römpp, Georg
Dr. Georg Römpp ist promovierter Philosoph und Studienbuchautor.



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