Roloff / Angielczyk / Zoeke | Anleitung für Simulanten | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 191 Seiten

Roloff / Angielczyk / Zoeke Anleitung für Simulanten

Reiseführer ins Schummelland
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-86374-155-6
Verlag: Mankau Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Reiseführer ins Schummelland

E-Book, Deutsch, 191 Seiten

ISBN: 978-3-86374-155-6
Verlag: Mankau Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Sie haben noch nie simuliert? Wirklich nicht? Vielleicht stört Sie nur der Begriff – haben Sie vielleicht schon einmal die Wahrheit „ausgeschmückt“? Ein bisschen „schön gefärbt“? Oder Unerfreuliches charmant verborgen?

Die vielfältigen Verhaltensmuster des Täuschens und Tricksens, des Herunterspielens und Aufplusterns sind bereits uralt. Auch in der Tierwelt gibt es „Simulanten“: Weichtiere und Insekten, Fische und Vögel und selbstverständlich unsere nächsten Verwandten, die Affen, verfügen über ein ganzes Arsenal von Finten, um Feinde abzuwehren oder Konkurrenten zu übertölpeln. Doch der Homo sapiens übertrifft dank seines hoch entwickelten Gehirns die tierischen Vorfahren bei Weitem, wie die Autoren – ausgehend von prominenten Fallbeispielen – auf unterhaltsame Weise darlegen.

Den speziellen Bereich des Simulierens in der ärztlichen Sprechstunde stellen die drei Autoren augenzwinkernd als „Gebrauchsanweisung“ für Simulanten vor. Und jeder, der möchte, bekommt praktische Tipps für so manches Zipperlein. Mit dieser ironischen Betrachtungsweise soll jedoch das moralische Dilemma von Medizinern und anderen Professionellen nicht übersehen werden, die von Fall zu Fall zu entscheiden haben, ob das Vortäuschen einer Störung angesichts skandalöser Arbeitsbedingungen oder schwer belastender Lebensanforderungen zuweilen nicht sogar zu rechtfertigen ist …

Die „Anleitung für Simulanten“ richtet sich an Arbeitnehmer und Arbeitgeber, Schüler und Lehrer, Mediziner und Patienten, Hochstapler und Tiefstapler – und zeigt nicht zuletzt, wie sehr wir alle in eine Kultur der Täuschung verstrickt sind.

Roloff / Angielczyk / Zoeke Anleitung für Simulanten jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


INHALT

Vorwort

1. Wir Simulanten

Kapitel 1: Die große Simulanten-Parade
Kapitel 2: Die große Promi-Parade
Kapitel 3: Wir ganz normalen Simulanten

2. Simulanten in der ärztlichen Sprechstunde

Kapitel 1: Das Kreuz mit Rücken und Kreuz
Kapitel 2: Wenn die Schultern nicht so wollen

Kapitel 3: Von Sechskantschlüsseln, Computermäusen und Golfschlägern

Kapitel 4: Wie schmerzhaft ist dies Händchen?

Kapitel 5: Muskelalarm

3. Simulanten in der Sprechstunde gegen Armut und Angst

Kapitel 1: Von Stress, Traumen und Krisen

Kapitel 2: Hässliche Geschichten aus schönen Ländern

Kapitel 3: Erdrückende Lasten

4. Gebrauchsanweisung für Ärzte und andere Professionelle

Kapitel 1: Von Meeren, Savannen und Märkten

Kapitel 2: Über die unterschiedlichen Formen von Tapferkeit

Kapitel 3: Gediegene Sätze – alte Weisheiten

Anhang

Berühmte Simulanten in deutschsprachigen Romanen

Effi Briest und die simulierten Kreuzschmerzen (Lumbalgie)

Felix Krull und die vorgetäuschte Blödheit (Pseudodemenz)

Erläuterungen wissenschaftlicher Begriffe

Verwendete und weiterführende Literatur

Adressen von Organisationen/Einrichtungen

Danksagung

Zu den Autoren

Stichwortregister


(Auszug aus dem Kapitel "Simulanten in der ärztlichen Sprechstunde")
Wie Sie garantiert beim Täuschen erwischt werden

In diesem Zusammenhang gleich einen guten Rat: Wenn Sie Beschwerden schildern, vermeiden Sie fachärztliche Formulierungen; das macht Ärzte zornig. Schließlich ist es deren Aufgabe, die Diagnose zu stellen, nicht Ihre. Unterlassen Sie es also tunlichst, selbst gestellte Diagnosen oder Diagnosen aus einem medizinischen Lexikon zum Besten zu geben. Es ist gut möglich, dass Sie etwas Wichtiges vergessen und sich vor dem Arzt blamieren.
So verrät Sie z.B. die folgende Selbst-Diagnose als Simulanten, noch bevor Sie den Satz zu Ende gebracht haben: „Herr Doktor, ich leide seit drei Tagen unter tierischer Lumbago, mit Ausstrahlung der Schmerzen in beide Beine bis hin zu den Füßen. Ich kann nicht gehen, stehen, liegen …“ Ein solcher Satz kann einen Arzt wütend machen, bedeutet er doch eine enorme Unterschätzung seiner medizinischen Fachkenntnisse. Am liebsten würde man den Trickser anfahren: „Dann gehen Sie doch zum Tierarzt, wenn es Ihnen tierisch wehtut.“

Aus medizinischer Sicht ist diese Beschreibung vollkommen falsch. Ganz abgesehen davon, dass Sie die Schmerzen einer echten Lumbago, also eines Hexenschusses, kaum drei Tage ohne ärztliche Hilfe verkraften könnten.

Lumbago

Bei der von Ihnen angegebenen Lumbago handelt es sich um einen akuten Schmerz in der Lendengegend, volkstümlich auch Hexenschuss genannt (lumbus, gleich Lende; aus dem Lateinischen). Dieser Schmerz kann so heftig sein, dass Sie nach einigen Minuten den Rettungswagen rufen. Allerdings: Eine Ausstrahlung des Schmerzes in die Beine, und dann auch noch in beide gleichzeitig: Quatsch! Bei einer Lumbago ist das Nervensystem der Wirbelsäule gereizt, was rein gar nichts mit den Spinalnerven zu tun hat, die aus der Wirbelsäule austreten und den Schmerz in die Peripherie, also z.B. in die Beine, tragen könnten. Sie sagen, dass Sie nicht gehen, stehen, liegen können, aber Sie sind zu Fuß in die Praxis gekommen! Einem Lumbago kommt nicht in die Praxis, sie landet eher in der Rettungsstelle einer Klinik.
Also Sie sehen: Besser, Sie verzichten auf medizinische Fachbegriffe. Denn eigentlich müsste der Arzt nach Ihrer Klage sagen: „Lieber Patient, was Sie mir hier erzählen, lässt sich mit dem gängigen medizinischen Wissen nicht vereinbaren. Was führen Sie eigentlich im Schilde?“

Allerdings gilt aus ärztlicher Sicht auch: Jeder Patient ist zum Untersuchungszeitpunkt erst einmal ein großes klinisches Fragezeichen. Vielleicht lauert im Hintergrund eine schwere, noch unbekannte Erkrankung, die zu dieser scheinbar unlogischen Kombination von Beschwerden führt? Infrage kommen zahlreiche organische, aber auch unterschiedliche Störungen im psychischen Bereich. Aus ärztlicher Sicht gilt also stets, mit größter Sorgfalt zu untersuchen und erst dann eine Diagnose zu stellen, wenn alle Befunde vorliegen. Das ist gewöhnlich frühestens beim zweiten Arztbesuch möglich. Ob die Diagnose dann „Simulation“ heißt? Wer kann das bereits bei der ersten Vorstellung wissen?

Sie sollten in jedem Fall damit rechnen, dass Fachleute die Glaubwürdigkeit Ihrer Berichte einschätzen können und stillschweigend mit den Untersuchungsbefunden abgleichen. Und Fachleute bemerken auch, ob Sie ungenaue oder unvollständige Angaben machen. (...)

VORWORT
Wie sagte Groucho Marx, der große amerikanische Komiker? Das Geheimnis des Lebens besteht aus Ehrlichkeit und fairem Verhalten. Wenn man das vortäuschen kann, hat man es geschafft.
Leichtfüßig und witzig formuliert, aber schwer zu realisieren: das eine wie das andere, das faire Verhalten ebenso wie das vorgetäuschte.
Warum schreiben wir darüber? Weil das jeder kennt. Weil Ärzte von ihren Patienten berichten, Lehrer von ihren Schülern, Rechtsanwälte von ihren Klienten, Professoren von ihren Studenten.
Und wie steht es mit der anderen Seite? Mit den Studenten, den Schülern? Haben sie ihre Lehrer, ihre Professoren nie beim Blaumachen, nie beim Täuschen ertappt? Und erkundigen Sie sich mal bei Steuerberatern oder gar bei Finanzbeamten. Auch die Versicherungen wären ein dankbares Feld für ganz spezielle Geschichten. Und, und, und …
Aber ist Ihnen auch schon aufgefallen, wie laienhaft simuliert wird? Keinen Schauspieler ließe man mit solch einer miserablen Vorbereitung auf die Bühne. Nicht mit mir, möchte man rufen. Wenn Sie mich schon auf den Holzweg führen wollen, dann doch bitte mit etwas Niveau. Auf Augenhöhe, wie man heute gerne sagt. Als Wettkampf, als Gesellschaftsspiel. Hier ist eine Nachschulung dringend notwendig. Also: An die Arbeit!

Dieses Buch besteht aus vier Teilen. Der erste Teil ist als Marktplatz gedacht, als Treffpunkt für alle Leser. Hier geht es um Täuschung in ihren vielen Varianten. Da kann sich jeder nochmals davon überzeugen, dass selbst Lebewesen mit einem einfachen Strickleiter-Nervensystem zu allerhand Lug und Trug in der Lage sind. Wie viel mehr trifft dies dann auf Mensch und Menschin zu.
Der zweite Teil befasst sich mit dem, was viele erwarten: der kleineren oder größeren Inszenierung bei Ärzten und Gutachtern.
Der dritte Teil behandelt die Probleme von Traumatisierten, ein eher bedrückendes, aber sehr aktuell gewordenes Thema. Denken Sie an unsere Soldaten in Afghanistan, aber auch an die Flüchtlinge, die vor Bürgerkriegen und Katastrophen Schutz suchen müssen. Bei Traumatisierten gibt es Täuschungen in zweierlei Richtungen: Die einen täuschen Normalität vor, weil sie über den erlebten Schrecken nicht reden wollen und können; die anderen übertreiben.

Der vierte Teil schließlich wendet sich an die Gegenseite im Spiel. Wer täuscht wen wie lange und mit welchem Erfolg? Eine besondere Form des Fingerhakelns, vielleicht auch des Florettfechtens, jedenfalls des Streits mit offenem Ausgang.

Und zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte
Gisbert Roloff

Andrzej Angielczyk

Barbara Zoeke


Roloff, Gisbert
Prof. Dr. Gisbert Roloff studierte Pädagogik in Essen und Psychologie in Münster. Er lehrte und forschte in Münster und München in den Bereichen Hirn und Verhalten, Aggression und Gewalt, Strafvollzug und Resozialisierung. Neben fachwissenschaftlichen Publikationen konzipierte er Trainingsprogramme für erzieherische Berufe.

Zoeke, Barbara
Priv. Doz. Dr. Barbara Zoeke hat in Köln und Münster Psychologie studiert. Nach Promotion und Habilitation lehrte und forschte sie in Münster, Frankfurt, Würzburg und München. Neben wissenschaftlichen Arbeiten zur Hirnentwicklung und zum Gedächtnis schreibt sie erzählende Prosa. Ihr Roman „Bewegliche Labyrinthe“ ist im Frühjahr 2014 erschienen.

Angielczyk, Andrej
Dr. Andrzej Angielczyk absolvierte seine Facharztausbildung als Orthopäde und Internist in Lodz und Warschau. Als Solidarnosc-Aktivist flüchtete er 1982 in die Bundesrepublik Deutschland, wo er an den Universitätskliniken Köln und Essen als Facharzt tätig war. Derzeit arbeitet er als selbstständiger ärztlicher Gutachter und Mediator.

Prof. Dr. Gisbert Roloff studierte Pädagogik in Essen und Psychologie in Münster. Er lehrte und forschte in Münster und München in den Bereichen Hirn und Verhalten, Aggression und Gewalt, Strafvollzug und Resozialisierung. Neben fachwissenschaftlichen Publikationen konzipierte er Trainingsprogramme für erzieherische Berufe.

Dr. Andrzej Angielczyk absolvierte seine Facharztausbildung als Orthopäde und Internist in Lodz und Warschau. Als Solidarnosc-Aktivist flüchtete er 1982 in die Bundesrepublik Deutschland, wo er an den Universitätskliniken Köln und Essen als Facharzt tätig war. Derzeit arbeitet er als selbstständiger ärztlicher Gutachter und Mediator.

Priv. Doz. Dr. Barbara Zoeke hat in Köln und Münster Psychologie studiert. Nach Promotion und Habilitation lehrte und forschte sie in Münster, Frankfurt, Würzburg und München. Neben wissenschaftlichen Arbeiten zur Hirnentwicklung und zum Gedächtnis schreibt sie erzählende Prosa. Ihr Roman „Bewegliche Labyrinthe“ ist im Frühjahr 2014 erschienen.



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