Rossmann | Heißzeit 51 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: Mira-Valensky-Krimi

Rossmann Heißzeit 51


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-99037-099-5
Verlag: Folio
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: Mira-Valensky-Krimi

ISBN: 978-3-99037-099-5
Verlag: Folio
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Heißzeit – Gar nicht so einfach, die Welt zu retten.
Jahrhunderthochwasser auf dem Markusplatz in Venedig. Das weiße Sweatshirt liegt eng an Julias durchnässtem Körper, sie hält ein Schild hoch: CHANCE! Die Bilder gehen um die Welt, Millionen folgen ihr auf Instagram. Einen Tag später ist die Klimaschutzheldin tot. Ein junger Klimaforscher mit Nobelpreisaussichten hat sich ins Weinviertel zurückgezogen und züchtet hitzeangepasste Bohnen. Er warnt vor Populismus und seinen Folgen. Der größte Sponsor der Bewegung betreibt nicht nur umweltfreundliche Geschäfte. Kann man ihm glauben, dass er der Welt etwas zurückgeben möchte? Warum sind gerade Nationalisten so allergisch gegen Grün? Und: Haben Ökos immer recht? Die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre Freundin Vesna Krajner bekommen handfest zu spüren, dass ihre Fragen nicht geschätzt werden. Nicht nur die Erde, auch das gesellschaftliche Klima heizt sich auf.

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[2.]
Wir haben Jana per Skype mit auf unseren Rundgang genommen. Unwahrscheinlich, dass dieser Einbruch und der Tod von Julia Melis nichts miteinander zu tun haben. Seltsam ist allerdings, dass es die beiden nicht auf Laptops und darauf gespeicherte Informationen, sondern auf etwas anderes abgesehen hatten. Oder habe ich sie einfach zu früh gestört? Nicht nur ich, auch Vesna bewegt sich so vorsichtig durch die Räume, als ob irgendwo noch jemand sein könnte. „Unsinn“, sagt Vesna. „Ein Mensch ist nicht mehr da. Ich bin vorsichtig, weil es kann eine Sprengfalle da sein.“ Ich bleibe abrupt stehen. „Ist eine Möglichkeit“, ergänzt meine Freundin trocken. „Sie locken welche von CHANCE! her und dann: Bumm!“ Mir wird heiß, von den Beinen her aufsteigend, winzige Schweißperlen. Und niemand soll sagen, das habe mit den Wechseljahren zu tun. „Andere Möglichkeit“, fährt Vesna ungerührt fort, „sie sind Trottel. Wer macht Lärm, wenn er einbricht? Und wer rennt dann davon?“ „Sie sind davongerannt, weil ich gekommen bin.“ „Eben.“ „Du meinst, wären sie klug gewesen, hätten sie mich niedergeschlagen?“ „Wäre logischer gewesen.“ „Danke. Außerdem war ich schon im Stiegenhaus.“ „Warum?“ „Weil ich nicht niedergeschlagen werden wollte.“ Janas Gesicht kommt ganz nah an den Bildschirm. „Hallo! Hallo! Hört ihr mich? Könntet ihr das bitte später miteinander ausmachen?“ Vesna sieht auf ihr Smartphone. „Ist eine wichtige Diskussion, Jana. Es geht um Psychologie der Einbrecher. Profiling, noch nie was davon gehört? Du musst alles erzählen. Wegen nichts brechen auch Trottel nicht ein. Und sage nicht, es war Zufall. Was ist los bei euch?“ „Julia ist tot, reicht das nicht?“ „Schlimm, aber deswegen durchsucht keiner das Büro.“ „Wir wissen es nicht. Ehrlich. Es hat in letzter Zeit einiges an Unruhe gegeben. Die Drohungen sind schlimmer geworden. Und intern gab es die eine oder andere Auseinandersetzung über Methoden. Julia ist eine großartige Anführerin. In der Öffentlichkeit. Aber sie ist keine, die einem Verwaltungsapparat … Sie war keine. Ich kann es noch immer nicht …“ „Was für Drohungen? Was für Streit?“ „Streit ist zu viel gesagt. Es hat auch sicher nichts mit dem Einbruch zu tun und mit dem Tod von Julia noch weniger. Und Drohungen … das Übliche, Shitstorms im Internet, Idioten, die uns erklären wollen, dass die Erderhitzung eine Erfindung von Geheimdiensten, Islamisten, Linkslinken, Fortschrittsfeinden ist.“ „Sagt auch Trump“, mischt sich Vesna ein. „Er glaubt, die Chinesen sind schuld.“ „Die Angriffe sind mehr geworden, seit Julia gesagt hat, dass CHANCE! sich überlegt, eine Wahlempfehlung abzugeben. Laut Umfragen ist es für achtunddreißig Prozent der jüngeren Menschen in Österreich wichtig, was sie empfiehlt. In Deutschland sind es immerhin noch einunddreißig Prozent. Für Frankreich und Italien gibt’s keine Umfragen, aber gefühlsmäßig liegen wir da ähnlich gut.“ „Nur dass bei uns bald Wahlen sind“, ergänze ich. „Habt ihr eine rote Mappe gesehen? Sie ist im zweiten Zimmer links, im Schreibtisch. Ich weiß es, ich hab sie dort eingesperrt.“ „Nein, was soll drin sein?“ „Drohbriefe. Wahrscheinlich von irgendwelchen rechten Splittergruppen, die Angst davor haben, dass ihre geliebte Partei beim nächsten Mal schlechter abschneidet, wenn CHANCE! ihr Proteststimmen wegnimmt.“ „Weil solche auf Julia hören werden“, spottet Vesna. „Doch, tun sie. Da geht’s ja auch um die Bewahrung der Erde, und das gefällt einem Teil von denen schon. Die wählen nicht alle aus ideologischen Gründen oder Begeisterung rechts. Die wollen was, an das sie glauben können. Die möchten vor allem irgendwo dabei sein, wenigstens wichtig sein, indem sie ein Teil von irgendwas sind. Darum ist es übrigens auch bei den internen Auseinandersetzungen gegangen. Ob wir alle dabeihaben wollen. Wie viel wir dem Zweck unterordnen dürfen.“ Ich nicke und schiebe meinen Kopf näher an Vesnas Telefon. „Als ich das Interview mit ihr gemacht habe, war sie sehr vorsichtig, was Kritik an politischen Parteien betrifft. Sie hat gesagt, ihr gehe es um eine positive Botschaft und damit habe sie genug zu tun. Gemeinsam könnten wir die Erde retten und unser aller Leben besser machen, oder so in der Art.“ „Für sie waren das Strategien und notwendige Kompromisse, damit der Kampf gegen die Erderhitzung eine ganz breite Bewegung wird.“ „Und welche Partei sie hätte empfohlen?“, fragt Vesna dazwischen. „In Wirklichkeit keine. Eben weil es ihr um breite Unterstützung geht. Worauf vor allem unsere grünen Aktivisten im engeren Kreis ziemlich sauer reagiert haben.“ „Auch noch kein Mordmotiv, oder?“, mische ich mich ein. „Nein.“ Ich sehe, wie Jana den Kopf schüttelt, etwas verwaschen, zeitverzögert, wie im Regen. „Ich suche nach der Mappe“, sagt Vesna. „Aber vielleicht war es ein Einbruchsmotiv?“, frage ich Jana. „Kaum. Es gibt da noch etwas. Herbert Steinkellner.“ „Mister Steinreich. Der unterstützt euch doch, oder?“ „Ja eben. Sehr sogar. Er hat als Investor viele Projekte am Laufen. Nicht alle sind unbedingt klimafreundlich. Und er stellt uns auch eine Agentur zur Verfügung, an der er Anteile hält. CoConcept. Das sind so Girls mit Neusprech, denen Inhalte eigentlich egal sind, die bewerben und verkaufen alles. Sicher Profis, aber …“ „Aber auch nicht gerade deine Freundinnen.“ „Nein, kann man nicht sagen. Vor allem ist diese Agentur über Anteilsgeschäfte mit Hutchton-Forbes verbunden. Das ist eine Lobbying-Organisation der schlimmsten Sorte. Sie sitzen unter anderem in Brüssel und machen Stimmung für Atomkraftwerke. Als klimaschonendes Zukunftsmodell. Gleichzeitig vertritt ein anderes ihrer Büros Ölkonzerne und stellt den Klimawandel als Lüge dar.“ „Und solche beraten euch?“ „Steinkellner sagt, CoConcept hat mit denen nichts zu tun, in der heutigen Wirtschaft gäbe es nun einmal komplizierte Eigentümerstrukturen, auf das operative Geschäft hätten sie keinen Einfluss. Und klar. Wir haben CoConcept gratis. Vor allem damit wir mehr Spenden kriegen. Sie kümmern sich um entsprechende Aktionen.“ Ich höre Vesna kommen. „Das ist die Mappe?“, fragt sie und hält einen roten Umschlag Richtung Telefon. „Das ist sie“, bestätigt Jana. „Ich weiß nicht, ob ihr alles lesen dürft …“ „Und warum nicht?“ „Es ist quasi der Giftschrank. Die schlimmsten Anfeindungen, altmodisch via Post, aber auch Screenshots der irrsten Beschimpfungen.“ „Die sind sowieso online.“ „Wer ist jetzt eigentlich verantwortlich bei CHANCE!?“, frage ich dazwischen. Jana seufzt. „Das weiß niemand.“ „Könnte es um einen Konkurrenzkampf gegangen sein?“ „Vergiss es. Wir haben genau das gegenteilige Problem. Niemand hat Julia die Führungsrolle streitig gemacht, auch wenn nicht alle mit allem einverstanden waren. Aus der zweiten Reihe zu nörgeln ist ja auch einfacher.“ Vesna sitzt auf der Tischkante und liest und schüttelt immer wieder den Kopf. Ich drehe das Telefon in ihre Richtung. „Kranke Hirne. Perverse“, murmelt sie. „Sag ich doch, das ist heftig. Julia hat sich nicht gefürchtet. Sie hat gesagt, da ärgern sich die Richtigen“, antwortet ihre Tochter. „Und warum sollten die einbrechen?“, frage ich. „Es ist nur eine Möglichkeit. Sucht die klassischen Drohbriefe raus. Die mit den ausgeschnittenen Buchstaben. Wir haben letzte Woche gepostet, dass wir wissen, wer dahintersteckt. Und dass die Hintermänner massive Probleme kriegen werden, weil wir damit an die Öffentlichkeit gehen.“ „Und? Wer steckt dahinter?“, frage ich. „Es war ein Versuchsballon, wir wissen es nicht. Wir gehen...


Eva Rossmann, 1962 geboren, lebt im Weinviertel/Österreich. Verfassungsjuristin, Journalistin, Autorin, ORF-Moderatorin. Seit ihrem Krimi "Ausgekocht" auch Köchin in Buchingers Gasthaus "Zur Alten Schule". Sachbücher, Drehbücher, Kochbuch "Mira kocht". Österreichischer Buchliebling 2009, Leo-Perutz-Preis 2014. Bei Folio erscheint die Bestseller-Reihe der Mira-Valensky-Krimis, zuletzt "Im Netz" (2018). 2017 erschien der politische Roman "Patrioten".



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