Rost | Ressourcenarbeit mit EMDR – neue Entwicklungen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Rost Ressourcenarbeit mit EMDR – neue Entwicklungen

Vom Aushalten zum Verändern
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7495-0333-9
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Vom Aushalten zum Verändern

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-7495-0333-9
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Zugang zu den eigenen Stärken ermöglichen Was entscheidet darüber, ob eine Traumatherapie erfolgreich ist oder nicht? Wie kann man Klient*innen in einem vegetativ-entspannten Zustand aktivieren und ihnen so Zugang zu ihren Stärken ermöglichen? Welche Rolle spielen Bindungserfahrungen und Bindungsfähigkeit? Die Arbeit mit Ressourcen ist das verbindende Element in diesem Buch. Sie wird an verschiedenen Beispielen gezeigt, und das nicht nur in der Therapie mit Erwachsenen, sondern auch in der Arbeit mit Kindern. Mit Beiträgen von: Hélène Dellucci, Bernd Hanewald, Michael Hase, Dorothee Lansch, Daniela Lempertz, Peter Liebermann, Silke Mehler, Beatrix Musaeus-Schürmann, Peter Niederhuber, Michèle Rondez, Gisela Roth, Markus Stingl, Visal Tumani

Rost Ressourcenarbeit mit EMDR – neue Entwicklungen jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Einleitung (Christine Rost)
Erfolgreiche Psychotherapien nutzen Ressourcen
Was sind die neuronalen Grundlagen für psychische Störungen? Was macht Therapien erfolgreich? Und welche Konsequenzen sollte dies für die Gestaltung von Therapien haben? Mit diesen Fragen hat sich Grawe (2004, 2013) in seiner Forschung beschäftigt. Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus seinen Aussagen war für mich, wie wichtig Ressourcenaktivierungen sind. Grawe begründet dies mit dem Hinweis, dass viele Klient*innen ein angeschlagenes Selbstwertgefühl haben. Psychisch krank zu sein wird als persönliches Versagen erlebt und in der Therapiestunde müssen sich die Klient*innen dann auch noch von ihren problematischen Seiten zeigen. Wenn wir nur auf die Probleme und Symptome fokussieren, dann nehmen wir unsere Klient*innen nicht in ihrer Gesamtheit als Person wahr mit ihren Möglichkeiten, Stärken und Ressourcen. Besonders im stationären Rahmen, aber auch in der ambulanten Therapie kann dieses Vorgehen eine regressive Haltung aktivieren oder verstärken. Deshalb ist es wichtig, in der Therapie auch die positiven und vorteilhaften Seiten wahrzunehmen. Die Klient*innen sollten auch über ihre Interessen, Fähigkeiten, Stärken sowie über schöne Erlebnisse und Erfolge berichten können. Dies stärkt den Selbstwert und verändert die Atmosphäre in der Therapie. Sogar der Zeitpunkt der Ressourcenaktivierung spielt für den Therapie-Erfolg eine Rolle. Nach Regli sind die ersten vier bis fünf Stunden in der Therapie ausschlaggebend für den Erfolg der gesamten Therapie. Wenn es von Anfang an gelingt, dass sich sowohl Klient*innen als auch Therapeut*innen mit ihren individuellen Stärken einbringen können, verbessere und erleichtere dies die therapeutische Beziehung und die Zusammenarbeit (Regli et al. 2000). Die Aktivierung von Ressourcen zu Anfang der Therapiestunde hat tatsächlich eine deutlich bessere Wirkung als der Versuch, am Ende der Stunde noch eine Ressource zu aktivieren. Laut Grawes Forschungsergebnissen laufen Psychotherapiestunden am erfolgreichsten, wenn mit einer Ressourcenaktivierung begonnen wird und diese Ressourcen bei der Arbeit an Problemen immer wieder aktiviert werden. Dies ähnelt meiner Ansicht nach der Absorptionstechnik von Hofmann (2014a), die auf der von Leeds (2009) entwickelten Resource Development Installation (RDI) basiert. In der Absorptionstechnik werden zu einem Problem aus dem Alltag drei Ressourcen (erfolgreich eingesetzte Fähigkeiten in bestimmten Situationen) mit bilateraler Stimulation aktiviert, sodass es am Ende der Übung meist zu einer deutlichen Abnahme der Belastung kommt. Grawes Beschreibungen von nicht erfolgreichen Therapiestunden, bei denen an den Problemen gearbeitet und am Ende eine Ressourcenaktivierung versucht wurde (Grawe 2004), erinnerten mich beim Lesen damals sehr an eigene Therapiestunden mit komplex traumatisierten Menschen, in denen wir von einem Problem in das andere gerutscht waren und der Versuch, am Ende der Stunde noch eine Ressource zu aktivieren, meistens scheiterte. Zugang zu Ressourcen in der Arbeit mit EMDR
Auch im EMDR-Basisprotokoll wird immer wieder der Bezug zu Ressourcen hergestellt: Mit der Erarbeitung der positiven Kognition in Phase 3 legen wir ein realistisches, gewünschtes Ziel für die Selbstwahrnehmung fest. Mit der VoC (Validity of Cognition) überprüfen wir den Zugang zu den Ressourcen, weshalb wir bei einer VoC von 1 auch die positive Kognition überarbeiten und sie so umformulieren lassen, dass sie wenigstens schon etwas spürbar wird (also mindestens auf 1,5, besser aber höher liegt). In der Traumakonfrontation mit EMDR erleben wir in Phase 4 bei „einfach“ traumatisierten Menschen (stabile Kindheit und einzelne Traumatisierungen als Erwachsene), dass sich während des Prozessierens die traumatische Erinnerung verändert und es gleichzeitig zu einem spontanen Aktivieren von Ressourcen kommt. Nur dadurch bekommen wir neutrale oder positive Zustände am Kanalende und abgeschlossene Prozesse ohne Belastung, also Werte auf der SUD-Skala (Subjective Units of Disturbance) von 0 oder niedrig angemessen. Hierin unterscheidet sich EMDR von anderen traumakonfrontierenden Verfahren. Wenn wir mit komplex traumatisierten oder bindungsgestörten Menschen direkt in ein traumakonfrontierendes Arbeiten mit EMDR gehen, besteht die Gefahr endloser Kanäle mit dem Auftauchen immer neuer belastender Erfahrungen (Affektbrücken), ohne dass (ausreichend) Ressourcen spontan auftauchen. Dann verändert sich die Belastung kaum bzw. nur sehr langsam. Aus diesem Grund fragen wir in der Phase 1 und 2 des Standardprotokolls nicht nur nach belastenden Erinnerungen, sondern auch nach Fähigkeiten, schönen Erlebnissen und guten Beziehungen. Wenn wir uns nach der Anamnese beide Bereiche anschauen und uns das Ganze als Waage oder Wippe vorstellen, können wir sehen, welche Seite schwerer wiegt: die Seite der belastenden Ereignisse oder die der schönen Erlebnisse. Wenn die belastende Seite mehr wiegt als die der Ressourcen, dann brauchen wir zusätzliche Stabilisierung und Ressourcenaktivierung; wiegt sie weniger, können wir schneller in die Konfrontation gehen. Ebner & Rost 2008 In den EMDR-Ausbildungen lehren wir bei schwer und früh traumatisierten Menschen ein modifiziertes Vorgehen. In einer längeren und manchmal deutlich verlängerten Stabilisierungsphase werden die Ressourcen entwickelt und verstärkt, Affekttoleranz und Selbstberuhigung trainiert und Distanzierungstechniken vermittelt. Und wenn dies nicht genügt, dann drehen wir das Standardprotokoll um und beginnen mit der nahen Zukunft und den Belastungen im Alltag, bevor wir die auslösenden traumatischen Ereignisse der Vergangenheit mit EMDR prozessieren. Bei der spezifischen Auswahl, welche Art der Ressourcen es braucht, um eine Verbesserung zu erreichen, kann uns auch die Polyvagal-Theorie von Porges (2017) helfen, die ich in Kapitel 4.6 näher vorstellen werde. Die Erkenntnis, dass es spezifischer Ressourcen bedarf, ist auch ein Motor für die Entwicklung der Ressourcentechniken im EMDR. Wir versuchen in immer neuen Ansatzpunkten und Herangehensweisen bestimmte Problembereiche zu beeinflussen, wie z. B. die mangelnde Empathie mit sich selbst, dem eigenen Körper und der eigenen Lebensgeschichte oder die Panik vor dem Erinnern von traumatischen Erinnerungen. In diesem Buch stellen wir explizit dazu einige neue Ressourcentechniken vor, nämlich: die Flash-Technik von Manfield & Engel durch Peter Liebermann und Dorothee Lansch (Kapitel 3.1), die fundamentale Trost- und Einfühlsamkeitsressource und die Differenzierungsressource von und durch Hélène Dellucci (Kapitel 3.2 und 3.3), die LOUA-Technik (Level of Urge to Avoid) und die Wozu-ist-es-gut-Technik von Knipe, mit der man an der Vermeidung und der Abwehr arbeiten kann, durch Michèle Rondez (Kapitel 3.4), Loving Eyes von Jim Knipe durch Dorothee Lansch & Christine Rost (Kapitel 3.5), die Aktivierung von Ressourcen im Alltag mit IRI und xtRI von und durch Michael Hase (Kapitel 3.6), die Lobe-Übung von Andrew Leeds und die Inneren Helfer sowie das Briefprotokoll an sich selbst von Christine Rost (Kapitel 4.3), aber auch Grundsätzliches wie eine Zusammenstellung von Forschung zum Nutzen von Ressourcen in der Therapie von Markus Stingl und Bernd Hanewald (Kapitel 1.1), den Einsatz von Tieren in der Traumatherapie durch Silke Mehler (Kapitel 4.2), das Nutzen des Körpers als Ressource durch Christine Rost (Kapitel 4.4), die Verwendung von Sprache in der Traumatherapie durch Visal Tumani (Kapitel 4.5), einen Überblick über den Nutzen der Polyvagal-Theorien von Stephen Porges für die Traumaarbeit von Christine Rost (Kapitel 4.6), und auch aktuelle Entwicklungen wie den Einsatz von EMDR per Videokonferenz durch Gisela Roth (Kapitel 4.1). Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen muss von vornherein ressourcenorientiert gestaltet werden, sonst würden diese schnell die Lust an der Therapie verlieren und abbrechen. An diesem Buch haben drei Kolleg*innen aus dem EMDR-Kinder- und Jugendbereich mitgeschrieben: Beatrix Musaeus-Schürmann zum Krafttier und zur Flash-Technik für Kinder und Jugendliche (Kapitel 2.1), Peter Niederhuber mit der Körperressource für Kinder (Kapitel 2.2) und Daniela Lempertz mit dem Ressourcenbild (Kapitel 2.3). Diese Ideen lassen sich natürlich auch auf Erwachsene übertragen. Es bedarf vieler guter Erfahrungen von Bedürfnisbefriedigung und Selbstwirksamkeit in und außerhalb der Therapie, um bei schwer psychisch Kranken das Gefühl zu stärken, etwas verändern und beeinflussen zu können. Die tatsächlichen Erfahrungen, die Klient*innen in der Therapiestunde bezüglich ihres Kontrollbedürfnisses und ihres Selbstwertes machen, beeinflussen nach Grawe sehr stark, ob sie die Stunde als hilfreich erleben – oder eben nicht. Mit diesem zweiten Buch über Ressourcenprotokolle und die bewusste Unterstützung positiver Prozesse wollen wir Ihnen weitere kreative und hilfreiche Möglichkeiten anbieten, die Sie in Ihren Therapiestunden nutzen können. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen und Erfahrungen. Literatur Ebner, F. & Rost, C. (2008). Einleitung: Ressourcenaktivierung mit EMDR. In: Rost, C. (Hrsg.): Ressourcenarbeit mit EMDR. Vom Überleben zum Leben. Paderborn: Junfermann. Grawe,...


Rost, Christine
Dr. med. Christine Rost, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe und Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin. EMDR-Trainerin am EMDR-Institut Deutschland, Traumatherapeutin und Ausbilderin der DeGPT, Mitbegründerin des Zentrums für Psychotraumatologie Frankfurt, niedergelassen als Psychotherapeutin in eigener Praxis

Dr. med. Christine Rost, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe und Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin. Selbstständige EMDR-Senior-Trainerin (EMDR Eurpoa), Traumatherapeutin und Ausbilderin der DeGPT, Mitbegründerin des Zentrums für Psychotraumatologie Frankfurt, niedergelassen als Psychotherapeutin in eigener Praxis.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.