E-Book, Deutsch, Band 36, 512 Seiten
Reihe: Historical Exklusiv
Rowell / Westleigh Historical Exklusiv Band 0036
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86494-662-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 36, 512 Seiten
Reihe: Historical Exklusiv
ISBN: 978-3-86494-662-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Genevra hat keine Wahl, sie muss einen Fremden heiraten! Doch in der Hochzeitsnacht erweist sich der stattliche Baron Robert St. Albin als einfühlsamer Ehemann, der sie zärtlich verführt. Bald scheint ihr Glück perfekt, sie trägt sein Kind unter dem Herzen. Wäre da nur nicht Roberts Bruder Drogo: Erst fällt er über sie her, dann gibt er sich als Vater ihres Babys aus. Genevra ist verzweifelt: Wem wird Robert glauben?
Patti Rowell schreibt als Patricia Frances Rowell, ihrem echten und vollständigem Namen unter dem sie aber niemand jemals 'gerufen' hat. Sie und ihr Ehemann, Johnny, haben sieben Kinder, mehrere Stiefkinder und acht Enkelkinder. Sie leben auf einem ca. 32 Hektar großen Waldgrundstück im Norden Louisianas in einem selbstgebauten Haus. Patti Rowell schreibt in einem Raum in dem sie mit Wänden aus Glas nur von Bäumen umgeben ist. Bei ihnen lebt eine kleine, alte Lady, ein schwarzer Labrador - Retriever, welcher mittlerweile schon eher grau als schwarz ist und ein Louisiana Catahoula Leoparden - Hund, der mit sechs Monaten schon 80 Pfund wiegt. Er hat Patti und Johnny adoptiert, nicht umgekehrt. Als Person, die an allen möglichen Dingen interessiert ist, hat Patti Rowell von Mathematik über Psychotherapie bis hin zum Backen von Hochzeitstorten sehr unterschiedliche Qualifikationen studiert und gelernt. An Sportarten hat sie Ballet, Gymnastik, Skifahren und Tauchen ausprobiert. Mit Gymnastik fing sie erst im Alter von 40 an, lernte das Tauchen als sie 42 und Skifahren, als sie 48 Jahre alt war. Als leidenschaftliche Leserin entschied sie sich 1970 auf einer tragbaren, manuellen Schreibmaschine zum Schreiben ihres ersten Romans aber er wurde niemals veröffentlicht. 1998 besuchte sie Seminare für Autoren und lernte dort zu Schreiben und Veröffentlichen. Sie trat dem 'Nord Louisiana Geschichtenerzähler & Autoren Club' bei und all ihre Bücher sind Früchte dieser Gesellschaft.
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1. KAPITEL
Genevra hörte nicht weiter auf die Belehrungen ihres Onkels; sie saß auf einem Ehrenplatz neben dem Earl of Northempston und lehnte sich jetzt aufmerksam nach vorne. Dabei raschelte die blaue Seide ihres Kleides unter der braunen Chamarre, dem Pelzumhang, der mit grauem Eichhörnchenfell gefüttert war. Die vorangegangenen Turniergänge hatten sie nur am Rande interessiert, doch jetzt kam der Moment, auf den sie gewartet hatte. Jetzt endlich sollte sie einen Blick auf Baron Robert St. Aubin werfen können, Herr auf Thirkall Castle an der Grenze von Suffolk.
An den Enden der Schranken warteten die Ritter, hoch aufgerichtet in den Sätteln ihrer prächtig herausgeputzten Pferde, in schimmernden Rüstungen und bereit zum Kampf.
Die Brustpanzer der Herolde blitzten in der hellen Aprilsonne, als sie ausritten, um den Beginn des Kampfes anzukündigen.
Der Earl of Northempston, hochedler Gastgeber dieses Turniers, das zu Ehren des Heiligen Georg stattfand, saß bequem auf einem kunstvoll geschnitzten Stuhl, der mit Kissen von rotem Samt ausgeschlagen und mit Goldborten und Quasten verziert war. Auch die scharlachroten Seidengirlanden, die die Balustrade schmückten, zeugten von seinem Reichtum. Von der Loge aus konnte man das ganze Turnierfeld überblicken. Ein Zeltdach aus blau und silber gestreiftem Stoff, der mit zahlreichen Tiermotiven, mythologischen Figuren, Teufeln und Engeln bemalt war, bot dem Earl und seinen Gästen Schutz vor der Sonne.
Die Herolde blieben vor der Loge stehen. Sie hoben ihre mit Schnüren und Tressen verzierten Hörner, und Fanfarenstöße durchdrangen die klare Luft.
Die Menge, die sich in dem großen äußeren Burghof von Ardingstone Castle versammelt hatte, das mit seinen grauen wuchtigen Steinen und wehrhaften Türmen einen dunklen Hintergrund zu diesem großen Ereignis bildete, verstummte. Die Stimme des ersten Herolds verkündete die zahlreichen Heldentaten, die sein Ritter im Kampf vollbracht hatte.
Genevras Blick wandte sich dem Ritter zu, der bewegungslos am Ende der Bahn auf den Beginn des Kampfes wartete. Die Entfernung war zu groß, als dass sie Einzelheiten hätte erkennen können, sie sah seine stattliche Gestalt, sein Pferd und die kostbare Ausstattung. Von seinem im Sonnenlicht blitzenden Helm flatterte ein Tuch aus grüner Seide.
Dieser grüne Schal gehörte Genevra. Ihr Onkel hatte ihr gesagt, St. Aubin wünsche im Kampf ihre Farben zu tragen.
„Warum?“, hatte sie ängstlich gefragt.
Da erst hatte sie erfahren, dass sie auserwählt war, die Braut Lord St. Aubins zu werden. Nie zuvor hatte sie diesen Mann gesehen.
Bisher hatte sie nur wenige Männer kennengelernt, außer einigen Landarbeitern und Knechten, da sie in der Abgeschiedenheit eines Klosters am Ufer des Derwent, an den Felsenhügeln von Derbyshire, gelebt hatte. Ihr Onkel Gilbert Heskith und seine Frau Hannah hätten es vorgezogen, sie dort bis ans Ende ihrer Tage zu lassen. Sie hatten alles darangesetzt, Genevra zu einem Leben hinter Klostermauern zu überreden.
Sie hatte indes nicht den Ruf verspürt, Nonne zu werden, und mit der Unterstützung der Mutter Oberin, die diesen Mangel an innerer Berufung bei ihrem Schützling erkannt hatte, widerstand sie der Bedrängung durch ihren Onkel, auf ihr Erbe zu verzichten und die ewigen Gelübde abzulegen. Zu Lammas, der Zeit um den ersten August, sobald sie das einundzwanzigste Lebensjahr vollendet hatte, wollte sie ihr Erbe einfordern und ihr eigenes Leben beginnen. Ihr Onkel hatte jedoch schon jetzt nach ihr gesandt und sie hierher nach Ardingstone gebracht. Man hatte einen Ehemann für sie gewählt.
Das war gewiss nicht der Wunsch ihres Onkels. Man hatte sie auf Befehl des Earls hierher gebracht, um einen Mann zu heiraten, den Seine Lordschaft selbst ausgesucht hatte. Ihr Onkel, der nach dem Tod ihres Großvaters vor zehn Jahren zu ihrem Vormund bestellt wurde, hatte seine Pflichten, einen Gemahl für sein Mündel zu suchen, all die Jahre hindurch vernachlässigt, sowohl, als sie ein heiratsfähiges Alter erreicht hatte, als auch jetzt, da sie beinahe schon darüber hinaus war. Er hatte es vorgezogen, die Erträge aus dem Landbesitz ihrer Mutter so lange wie möglich für sich selber einzustreichen.
Und jetzt, da Genevra in dem Alter war, eigene Pläne für die Zukunft zu schmieden, sah sie sich plötzlich gezwungen, auf Befehl des Earls einen Mann zu heiraten, der ihr völlig fremd war, jenen Ritter, der nun unter dem frenetischen Jubel der Menge auf seinem kräftigen kastanienbraunen Streitross mit gehobener Lanze die Schranke entlanggaloppierte. Nach ihrer Eheschließung würde ihr Besitz von der Verwaltung ihres Onkels in die ihres Gemahls übergehen. Sie konnte ihre Enttäuschung und ihre Befürchtungen darüber nicht verhehlen.
Der Ritter war ein gewandter Turnierkämpfer. Selbst sie konnte das nicht leugnen, und die Begeisterung der Menge schien ihr zuzustimmen. Er war der Favorit dieses Turniers. Er hatte in Frankreich und Spanien gekämpft und Ruhm und Auszeichnung in der Schlacht von Najera errungen. Indes wusste sie nichts über ihn und seine Familie. Sein Vater war wohl nicht mehr am Leben, denn St. Aubin trug den ererbten Titel eines Barons. Seine Haltung und seine kraftvollen Bewegungen ließen ihn jünger wirken, doch um all diese Ruhmestaten vollbracht zu haben, musste Robert St. Aubin in den besten Mannesjahren sein.
Wie jedoch war er wirklich? Könnte er ihr gefallen, oder würde sein Aussehen sie abstoßen – würde sie ihn hassen, ihn fürchten müssen? War er zärtlich oder grausam? Bei diesem Gedanken an ihre unbekannte Zukunft verstärkte sich der Griff ihrer behandschuhten Finger, und Angst und Aufregung stiegen in ihr hoch.
Sie sehnte sich nach Liebe. Sie wollte lieben und geliebt werden. Doch war es nicht das Schicksal von Frauen ihres Standes, mit Männern verheiratet zu werden, die andere ausgewählt hatten? Sie hatte nicht das Verlangen, dagegen aufzubegehren, sie war entschlossen, das Beste aus ihrer Ehe zu machen. Sie hoffte auf Zufriedenheit und wünschte sich viele Kinder, die dem Vater Ehre und ihr selbst Freude brachten.
Sie betete darum, dass keine unglückseligen Umstände aus ihr eine verbitterte, zänkische Frau machen würden, wie ihre Tante Hannah es war, die auf der gepolsterten Bank neben ihrem Gatten saß. Hannah war wohl immer schon ein zänkisches Weib gewesen; ihre Ehe hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Gewiss war es ihre Idee gewesen, die damals zehnjährige Genevra, die uneheliche Tochter ihrer verstorbenen Schwägerin, in ein abgeschiedenes Kloster zu stecken, unter dem Vorwand, sie dort erziehen zu lassen. Und Genevras Onkel Gilbert hatte keine Einwände gegen den Plan seiner Frau gehabt. Die Erziehung kam denn auch Genevra zuteil, allerdings in größerem Ausmaß, als ihre Verwandten beabsichtigt hatten.
„Halte dich gerade, Genevra“, hörte sie die scharfe Stimme ihrer Tante, die sich hinter der breiten, samtbedeckten Brust ihres Gemahls vorbeugte. „Benimm dich wie eine Dame, die deine unglückselige Mutter aus dir machen wollte!“
Langsam und zögernd gehorchte Genevra der verhassten Frau. Sie wollte hier und heute kein Aufsehen erregen. Bald, sehr bald war sie der Gehässigkeit ihrer Tante für immer entronnen. Und sie hatte für den Augenblick genug gesehen, hatte den großen Adler mit ausgebreiteten Schwingen gesehen, der in Gold auf dem leuchtenden Grün und Braunrot seines bunten Wamses gestickt war und sich in der Schabracke des Pferdes wiederholte.
Am meisten beeindruckte sie jedoch der geflügelte Adler, der, in Gold geschmiedet, den Turnierhelm des Ritters krönte. Kein Wunder, dass die Zuschauermenge immer begeistert nach dem Goldenen Adler schrie. Später, wenn sie bei der Verlobungsfeier Robert St. Aubin offiziell vorgestellt wurde, konnte sie ihn dann genauer betrachten.
„Für ein Kind, das außerhalb der ehelichen Bande geboren wurde, hattest du unverschämtes Glück“, fuhr die unbarmherzige Stimme ihrer Tante fort. „Wir hatten schon die Hoffnung aufgegeben, einen passenden Gatten zu finden. Ich habe keine Ahnung, warum Northempston gerade dich als Braut für seinen Schützling auserwählte. Wie wusste er überhaupt von deiner Existenz?“
„Seine Lordschaft besuchte das Kloster vor sechs Monaten. Er ist einer der Gönner des Ordens und beehrte uns gelegentlich mit seinem Besuch. Ich wurde ihm vorgestellt, wie alle Schülerinnen. Als er das letzte Mal da war, sprach er sehr gütig zu mir.“
„Ha! Das hast du nie erwähnt.“
„Es schien mir nicht von Bedeutung.“
„Trotz allem ist es verwunderlich, dass er gerade dich dazu auserwählte, seinen Schützling zu heiraten. Du bist nicht gerade eine herausragende Schönheit.“
Genevra wurde rot. Es bedurfte nicht der bösen Worte ihrer Tante, um sie daran zu erinnern.
„Es ist die Mitgift, die sie in die Ehe mitbringt“, warf Gilbert säuerlich ein, und seine Worte gingen fast in dem allgemeinen Jubel für den Goldenen Adler unter, da St. Aubin auch diesen Turniergang gewonnen hatte.
Genevra antwortete nicht. Der Earl hatte sich bei seinem letzten Besuch lange mit ihr unterhalten, hatte ihr trotz seiner schroffen Art sein Wohlwollen gezeigt. Er unterzog sie einer sorgfältigen Prüfung, und sie glaubte, in seinen Augen Zustimmung gesehen zu haben, auch wenn ihre Kleidung alles andere als prächtig war. Sie hatte Zutrauen zu dem mächtigen Mann gefasst, der ihr gegenüber Güte zeigte, obwohl er sonst gewiss keinen Widerspruch duldete.
Später, über ihre Stickerei gebeugt, hatte sie sich gefragt, warum der hohe Herr so lange mit ihr gesprochen hatte. Vielleicht, weil sie sich mit ihm in...