Rüdiger | Die Sorge-Bai | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 10, 284 Seiten

Reihe: Die Polarbibliothek

Rüdiger Die Sorge-Bai

Aus den Schicksalstagen der Schröder-Stranz-Expedition
2. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7494-6141-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Aus den Schicksalstagen der Schröder-Stranz-Expedition

E-Book, Deutsch, Band 10, 284 Seiten

Reihe: Die Polarbibliothek

ISBN: 978-3-7494-6141-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"An der Nordküste Spitzbergens unter dem 80. Breitengrad liegt die Sorge- oder Treurenberg-Bai. Sie bildet den Mittelpunkt in der Leidensgeschichte der Schröder-Stranz-Expedition; denn auf dem Wege nach oder von der Sorge-Bai sind die meisten Teilnehmer der Expedition verunglückt. Die Geschicke der Schröder-Stranz-Expedition werden auf diesen Blättern geschildert. Das ist das Erste, was dieses Buch will, ein Bericht sein über die vielleicht unglücklichste Expedition der bisherigen deutschen Polarforschung; ein Bericht, sich an den Fachmann wie an den Laien wendend, an jeden, der in irgendeiner Beziehung zu der deutschen Polarforschung steht, wie auch an alle, die in rein menschlicher Teilnahme um das Schicksal dieser Expedition gebangt haben. Zum anderen will dieses Buch ein schlichtes Denkmal der Erinnerung sein den Männern, die voll stolzer Hoffnungen hinauszogen und nicht wieder heimkehren durften, den Verunglückten und Verschollenen unserer Expedition." (Dr. Hermann Rüdiger)

Hermann Rüdiger (geboren 1889 in Hamburg; gestorben 1946 in Ludwigsburg) war ein deutscher Geologe und Polarforscher.

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I. VORBEREITUNGEN Die wissenschaftlichen und nautischen Mitglieder waren bereits längst für die Expedition gewonnen, als ich als letzter und jüngster Teilnehmer dazukam und aus der beschaulichen Stille der mecklenburgischen Landesuniversität in die Reichshauptstadt übersiedelte, um die wenigen Wochen, die mir noch bis zur Abreise nach Norden zur Verfügung standen, auf die Vorbereitung für meinen neuen Beruf zu verwenden. Es ist immerhin ein bedeutungsvoller Moment im menschlichen Leben, der Entschluß Polarforscher zu werden; auch wenn es sich nur um die Teilnahme an einer einzigen Expedition handeln sollte, wird er immer irgendwie bestimmend fürs Leben sein. Es drängt mich daher, hier kurz zu entwickeln, wie ich zu dieser Entschließung kam. Sie beruht, wenn ich mich nicht selbst täusche, auf zwei Wurzeln, die bereits früh in meiner Entwickelung zutage traten und sich dann immer weiter und kräftiger entfalteten. Die eine ist die Freude an der Natur und die Lust zum Wandern, die schon den Schüler nach Wandervogelart nicht nur die nähere Umgebung der Vaterstadt Hamburg, sondern auch die anderen deutschen Gaue durchstreifen ließ, die dann dem Studenten die majestätische Pracht der Alpen erschloß. Sie veranlaßte mich auch, auf der Universität mich hauptsächlich geographischen Studien zuzuwenden, während eine vom Vater ererbte Neigung mich daneben zur Geschichte trieb. Die zweite Wurzel ist ein von jeher reges Interesse an der Polarforschung, das zuerst wohl nur in der Lektüre polarer Reisebeschreibungen bestand und das rasch entflammte Knabenherz mit dem sehnsüchtigen Wunsch erfüllte: »Ach, wer da mitreisen könnte!« Bald sammelte ich dann jede Zeitungsnotiz, die sich auf irgendein polares Ereignis bezog, und fing auch selbst an, literarisch tätig zu sein; so war mein erstes literarisches Erzeugnis eine Huldigung, die ich Fridtjof Nansen zu seinem 45. Geburtstag (1906) darbrachte. Meine historisch-geographischen Studien und das Glück, an der Münchener Universität Schüler eines Geographen zu werden, der beide Polarzonen aus eigener Anschauung kannte, wirkten weiter in dieser Richtung und ließen mich in meiner Doktordissertation »Deutschlands Anteil an der Lösung der polaren Probleme« bearbeiten. Immerhin wußte ich wohl, daß von der Theorie zur Praxis noch ein weiter Weg war, und das war mir eine stete, geheime Sorge. Da fügte es der Zufall gelegentlich einer literarischen Arbeit, daß ich mit dem Geographen der »Deutschen Arktischen Expedition«, Dr. Max Mayr, der mir bereits von München her persönlich bekannt war, in Verbindung trat, und so wurde ich Ozeanograph der Expedition. Der Plan der »Deutschen Arktischen Expedition« verdankte seine Entstehung dem Rolberger Infanterieoffizier Schröder-Stranz. Wenn sich auch Leutnant Schröder-Stranz vorher weder als geographischer Forschungsreisender überhaupt, noch im besonderen auf dem Gebiete der Polarforschung betätigt hatte, so wußte man doch aus seiner Teilnahme an dem Feldzuge in Deutsch-Südwestafrika und aus seinen verschiedenen Reisen in Amerika, Russisch-Lappland und anderen Gegenden der Erde, daß man es hier mit einem energischen, an Strapazen gewöhnten Manne zu tun hatte, der wohl dazu befähigt schien, etwas wirklich Großes zu leisten. Jedenfalls zeigte der Plan seiner arktischen Expedition eine nicht zu leugnende Großzügigkeit und, was weit bedeutungsvoller ist, ein geschicktes Erfassen des richtigen Augenblicks. Gewiß, der Schein des Epigonenhaften wird einer zweiten Bezwingung der nordöstlichen Durchfahrt, des Seewegs im Norden von Europa und Asien durch die Beringstraße zum Großen Ozean, immer anhaften, es ist eben doch nur eine Wiederholung der berühmten »Vega«-Fahrt des A. E. v. Nordenskjölds. Und trotzdem gilt es hier eine Lücke in der modernen Polarforschung auszufüllen. Seitdem Amundsen die Nordwestpassage, den Seeweg im Norden Amerikas, durchfahren, seitdem die Umrisse der grönländischen Nordküste entschleiert, seitdem Peary von der amerikanischen Seite aus den Nordpol erreicht, darf man hier von einem gewissen Abschluß der Großforschung sprechen. Unbekannt ist noch der Teil des arktischen Beckens, der sich von der Beringstraße im Westen bis nach Crokerland – westlich von Nord-Grönland im Osten erstreckt; es ist das Wirkungsfeld einer neuen amerikanischen Expedition. Unbekannt ist auch die innerste Arktis nördlich des Streifens, der im Osten durch die Drift der »Jeannette«, im Westen durch Nansen und die Route der »Fram« erforscht wurde; hierhin ist die Wiederholung der »Fram«-Drift unter Amundsens Leitung von der Beringstraße bis zur Grönlandsee gerichtet. Überall ist das Kartenbild erweitert und umgestaltet worden, werden auch in den nächsten Jahren neue Werte geschaffen werden. Nur an der asiatischen Seite regt sich nichts, und da wollte eben die Expedition von Schröder-Stranz eingreifen und gleichsam den Angriffsring rings um das Nordpolargebiet schließen. Daher ist ihr Plan auch von strengwissenschaftlicher Seite aufs lebhafteste begrüßt worden, ganz abgesehen von der Förderung, die Handel und Schiffahrt aus der Erkundung und Vermessung eines europäisch-sibirischen Seeweges erfahren können. Sorgfältigste Vorbereitung ist eine der Vorbedingungen für das Gelingen jeder Polarexpedition. Erprobung des Proviants und der Ausrüstung wie Einarbeitung der Teilnehmer war daher der Hauptzweck der im Sommer 1912 unternommenen Studienreise oder Vorexpedition. Ähnlich wie Wilhelm Filchner im Jahre 1910 wählte Schröder-Stranz als Ziel derselben Spitzbergen, und zwar dessen unbekanntesten Teil, das Nordostland. Das entsprach weniger dem Rahmen einer sommerlichen Studienfahrt als der energischen Persönlichkeit dieses Mannes, die eben gleich etwas Ganzes leisten wollte und der als Ziel ein Eindringen in das fast völlig unbekannte Innere des Nordostlandes und womöglich dessen Durchquerung vorschwebte. Außer Mayr, der Geographie und Geologie vertrat, und mir nahmen an der Vorexpedition als Zoologe Dr. Erwin Detmers aus Hannover, als Botaniker Dr. Walter Moeser aus Berlin und als Künstler der Marinemaler Christopher Rave aus Hamburg teil. Die nautische Abteilung bestand aus dem für die Hauptexpedition in Aussicht genommenen 1. und 2. Offizier: Alfred Ritscher, bisher 2. Offizier bei der Hamburg-Amerika-Linie, und Kapitän a. D. August Sandleben, der zugleich meteorologisch arbeitete, während der Kapitän W. Berg, ein im Sibirischen Eismeer erprobter Schiffsführer, zur Aufsicht beim Bau des Schiffes für die Hauptexpedition in der Heimat zurückblieb. Auf dem Land- oder Seewege reisten die verschiedenen Teilnehmer nach Tromsö. Während der Geograph zu Studienzwecken noch in Kopenhagen, Stockholm und Kiruna, der Zoologe in Bergen Station machten, fuhren die Seeleute direkt auf dem schnellsten Wege, um ein geeignetes Schiff zu chartern und für dessen Instandsetzung Sorge zu tragen. Ich selbst fuhr am 20. Juli von Hamburg aus mit dem norwegischen Dampfer »Capella«, der unsere ganze Ausrüstung wie den Proviant als Ladung mit sich führte, bis auf die 24 Zughunde, gegen deren Mitnahme der Kapitän in Rücksicht auf die Ruhe seiner etwa 60 Passagiere aufs energischste protestiert hatte. Meine beiden Reisegefährten waren Dr. August Wedemeyer, ein Mitarbeiter der Deutschen Seewarte, dessen neues Ortsbestimmungsinstrument zum ersten Male während unserer Expedition praktische Verwendung finden sollte, und Leutnant Haupt, ein alter Regimentskamerad des Expeditionsleiters, dem dieser die Sorge für die richtige Überführung der wertvollen Ladung übertragen hatte. Diese Sorge übernahmen wir drei nun gemeinsam, aber viel Sorgen machte sie uns nicht, höchstens die Unterbringung einiger besonders diffiziler Instrumente wie der Chronometer oder des Marinebarometers, wobei uns jedoch der Kapitän des Schiffes sehr liebenswürdig entgegenkam. So konnten wir ungestört in vollen Zügen die herrliche Seereise genießen; das »ungestört« betone ich besonders im Hinblick auf die drei Expeditionsteilnehmer, welche drei Tage später auf dem Dampfer »Castor« Hamburg verließen und denen die Sorge für unsere Hunde, wie wir später erfuhren, die Fahrt recht verleidete. Wir dagegen hatten nichts weiter zu tun, während das Schiff gegen eine leichte nordwestliche Dünung anstampfte, als höchstens einmal nach unseren Kajaks und Schlitten zu sehen, die an Deck festgelascht waren. In 34stündiger Reise wurde die norwegische Küste erreicht, und nun begann für uns jene reizvolle Fahrt entlang der Küste nach Norden, die alljährlich Tausende von Touristen aus aller Herren Länder anlockt, bald draußen am Rande des Ozeans vorbei an schildkrötenhaft abgerundeten Felsenriesen, bald durch das Gewirr niedriger Schären, und dann wieder zwischen den steiler werdenden Ufern eines Fjordes zu irgendeinem idyllisch gelegenen Hafenplätzchen. In Bergen hatten wir einen Tag Aufenthalt, den wir dazu benutzten, um Stadt und Umgegend kennenzulernen, da uns ein Verweilen beim Umladen unserer Fracht zu...



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