Rühmer | Home Server | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 800 Seiten

Reihe: Rheinwerk Computing

Rühmer Home Server

Das eigene Netzwerk mit Intel NUC oder Raspberry Pi
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-8362-7909-3
Verlag: Rheinwerk
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Das eigene Netzwerk mit Intel NUC oder Raspberry Pi

E-Book, Deutsch, 800 Seiten

Reihe: Rheinwerk Computing

ISBN: 978-3-8362-7909-3
Verlag: Rheinwerk
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mit einer eigenen Schaltzentrale in Ihrem Heimnetzwerk sorgen Sie für zuverlässige Erreichbarkeit Ihrer Daten und Dienste. Wie Sie einen solchen Home Server einfach und günstig einrichten, zeigt Ihnen Dennis Rühmer in diesem Leitfaden. Ob es um den Zugriff auf Ihre eigene Cloud geht oder Sie einen privaten Chat-Dienst einrichten möchten, ob Musik und Videos im eigenen Netzwerk gestreamt werden sollen oder Sie einen zuverlässigen VPN-Server brauchen: Sie werden überrascht sein, was Sie mit ein wenig Hardware und den Hinweisen aus diesem Buch bei Ihnen zu Hause aufbauen können.

Aus dem Inhalt:

  • Ihr Server zieht ein: Raspberry Pi oder Intel NUC?
  • Installation und Inbetriebnahme
  • Linux-Grundlagen: Dateisystem, Rechte, Dienste, Kommandos
  • Netzwerkgrundlagen: Adressen, Routing und mehr
  • Datei-Server mit Samba
  • Medien mit MiniDLNA und TVHeadend streamen
  • Die eigene Cloud mit Nextcloud
  • Von überall erreichbar: OpenVPN
  • Die eigene Telefonanlage mit Asterisk, Voice-Chat mit Mumble
  • Backup-System mit rsync
  • Keine Chance für Werbung: PiHole
  • Sicherheit und Wartung: Fail2Ban, Port-Knocking, Viren- und Rootkit-Schutz


Dennis Rühmer ist promovierter Ingenieur der Elektrotechnik, an der TU Braunschweig als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig und erfahrener Buchautor. Er ist Raspberry Pi-Fan der ersten Stunde, bekennender Linuxer und interessiert sich seit frühester Kindheit für digitale Fotografie.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Materialien zum Buch ... 18  Vorwort ... 19

Teil I.  Grundlagen ... 21  1.  Die erste Begegnung mit einem Home Server ... 23  1.1 ... Was müssen Sie mitbringen, und was können Sie von diesem Buch erwarten? ... 23  1.2 ... Was ist ein Server? ... 25  1.3 ... Was kann Ihnen ein Home Server bringen? ... 27  1.4 ... Welche Hardware bietet sich für einen Home Server an? ... 30  1.5 ... Ist so ein Server überhaupt schnell genug? Und wann entscheide ich mich für welches Modell? ... 45  1.6 ... Gibt es denn auch leistungsfähigere Alternativen? ... 48  1.7 ... Was benötigen Sie an Einzelkomponenten für Ihren Home Server? ... 49  1.8 ... Wie bauen Sie den Server zusammen? ... 55  1.9 ... Welches Betriebssystem bekommt Ihr Server? ... 57  2.  Installation des Betriebssystems ... 61  2.1 ... Die Installation des Betriebssystems für den Raspberry Pi ... 63  2.2 ... Die Installation des Betriebssystems für einen Intel NUC ... 72  3.  Erste Inbetriebnahme Ihres Servers ... 85  3.1 ... Erste Inbetriebnahme des Home Servers mit Tastatur und Monitor ... 85  3.2 ... Basiskonfiguration für den Intel NUC ... 91  3.3 ... Basiskonfiguration für den Raspberry Pi ... 92  3.4 ... Aufbauen der ersten SSH-Verbindung ... 98  3.5 ... Die ersten Schritte mit dem neuen System ... 103  4.  Grundlagen des Linux-Betriebssystems ... 115  4.1 ... Arbeiten mit dem Dateisystem: Verzeichnisse, Dateien und ihr Inhalt ... 115  4.2 ... Eine erste Berührung mit dem Thema Sicherheit ... 129  4.3 ... Die Rechte im Dateisystem ... 130  4.4 ... Geht es nicht auch etwas kryptischer? ... 138  4.5 ... Informationen über den Speicherplatz erhalten ... 139  4.6 ... Die Verzeichnisse und ihre Bedeutung ... 141  4.7 ... Wichtige Befehle für den Alltag ... 145  4.8 ... Häufige Aufgaben und wie Sie sie erledigen ... 154  4.9 ... Einige Komfortfunktionen von »nano« ... 165  4.10 ... Einhängen eines externen Speichermediums in das Dateisystem ... 170  5.  Grundlagen des Netzwerks ... 205  5.1 ... Was ist ein Netzwerk? ... 205  5.2 ... Wie funktioniert die Verbindung der Geräte untereinander? ... 206  5.3 ... Wie funktioniert die Verbindung logisch? ... 209  5.4 ... Was sind weitere Komponenten eines Netzwerks? ... 212  5.5 ... Was für Geräte befinden sich im Netzwerk? ... 214  5.6 ... Statische und dynamische IP-Adressen im Heimnetz ... 215  5.7 ... Eine statische IP-Adresse für Ihren Home Server vergeben ... 220  5.8 ... Aktivieren einer WLAN-Verbindung ... 227  6.  Im Fehlerfall ... 235  6.1 ... Den betreffenden Dienst neu starten ... 236  6.2 ... Schritt für Schritt vorgehen ... 236  6.3 ... Beliebte Fehler: Tippfehler ... 237  6.4 ... Beliebte Fehler: die Rechtevergabe ... 238  6.5 ... Beliebte Fehler: Konfigurationsfehler ... 239  6.6 ... Zurück auf null und von vorn beginnen ... 240

Teil II.  Serverprojekte ... 241  7.  Dateien im Netzwerk freigeben: ein Fileserver mit Samba ... 243  7.1 ... Die Samba-Installation auf dem Home Server ... 244  7.2 ... Die grundlegende Konfiguration von Samba ... 248  7.3 ... Die Freigabe des Home-Verzeichnisses ... 255  7.4 ... Die grundlegende Rechtevergabe ... 257  7.5 ... Die erweiterte Konfiguration von Samba ... 259  7.6 ... Die Rechtevergabe im Detail für Sonderfälle ... 265  8.  Medien per UPnP streamen: ein Medienserver mit MiniDLNA ... 269  8.1 ... Vorbereitung des Home Servers ... 270  8.2 ... Die Installation der benötigten Komponenten ... 273  8.3 ... Die grundlegende Konfiguration von MiniDLNA ... 274  8.4 ... Die Inbetriebnahme von MiniDLNA ... 275  8.5 ... Erweiterte Konfiguration mit Komfortfunktionen ... 278  8.6 ... Läuft nicht? Eine kleine Fehlersuche ... 280  9.  Dateien per FTP übertragen: ein FTP-Server mit ProFTPD ... 283  9.1 ... Installation des FTP-Servers und Konfiguration von unverschlüsselten Verbindungen ... 284  9.2 ... Konfiguration für verschlüsselte Verbindungen ... 286  9.3 ... Die Benutzerrechte einschränken ... 293  9.4 ... Die Nutzung von FTP über das SSH-Protokoll: SFTP ... 301

10.  Statusinformationen per E-Mail erhalten: »msmtp« als MTA ... 305  10.1 ... Die Installation auf dem Home Server ... 305  10.2 ... Die Konfiguration von »msmtp« ... 306  10.3 ... Der Versand der ersten E-Mail ... 309  10.4 ... E-Mails empfangen, die an Systembenutzer adressiert werden ... 310  10.5 ... Absichern der Konfigurationsdatei ... 313  10.6 ... Ein paar Worte zu einem eigenen E-Mail-Server ... 314

11.  Sprachkonferenzen für Spiele mit Mumble ... 317  11.1 ... Wozu ein Sprachkonferenzsystem? ... 317  11.2 ... Die Installation und Einrichtung des Serverdienstes auf dem Home Server ... 320  11.3 ... Die Nutzung des Servers über das Internet ... 325  11.4 ... Die Installation und Konfiguration von Clientanwendungen ... 326  11.5 ... Erhöhung der Sicherheit: die Registrierung beim Server ... 333

12.  Verwalten von Informationen und Anleitungen: ein eigenes Wiki mit DokuWiki ... 335  12.1 ... Die Installation auf dem Home Server ... 337  12.2 ... Die grundlegende Ersteinrichtung ... 346  12.3 ... Die Konfiguration des DokuWikis ... 348  12.4 ... Eine kleine Einführung in die Benutzung ... 352  12.5 ... Größere Dateien erlauben ... 354

13.  Die eigene Cloud mit Nextcloud ... 357  13.1 ... Was ist eine Cloud überhaupt? ... 357  13.2 ... Vor- und Nachteile einer eigenen Cloud-Lösung ... 359  13.3 ... Die Installation der Nextcloud auf dem Home Server ... 361  13.4 ... Die Konfiguration der Nextcloud ... 382  13.5 ... Sichere Verzeichnisrechte vergeben ... 388  13.6 ... Ihre Nextcloud aus dem Internet erreichbar machen ... 389  13.7 ... Backup der Nextcloud-Installation ... 393

14.  Blockieren von unerwünschten Inhalten beim Webzugriff mit Pi-Hole ... 397  14.1 ... Was ist Pi-Hole, was bietet es, und wie funktioniert es? ... 398  14.2 ... Die Installation von Pi-Hole auf dem Home Server ... 402  14.3 ... Die Konfiguration von Pi-Hole ... 414  14.4 ... Weitere Einstellungen und Komfortfunktionen ... 428

15.  VPN-Verbindungen mit OpenVPN ... 435  15.1 ... Eine Einführung in virtuelle private Netzwerke (kurz VPNs) ... 435  15.2 ... Vorbereitungen und Voraussetzungen ... 439  15.3 ... Installation des VPN-Server-Dienstes auf dem Home Server ... 442  15.4 ... Grundlagen der zertifikatsbasierten Authentifizierung und asymmetrischen Verschlüsselung ... 443  15.5 ... Basiskonfiguration des VPN-Servers ... 460  15.6 ... Kopieren der Zertifikats- und Schlüsseldateien ... 464  15.7 ... Installation der Clientanwendungen auf den VPN-Clients ... 464  15.8 ... Die Konfiguration der VPN-Clients ... 469  15.9 ... Das Kopieren der benötigten Dateien auf die Clientrechner ... 476  15.10 ... Das Sichern der Zertifikatsdateien für die zukünftige Nutzung ... 482  15.11 ... Die erste Aktivierung des Servers ... 484  15.12 ... Die Konfiguration der Firewall und des Routers im Heimnetzwerk ... 485  15.13 ... Die erste Verbindung ... 487  15.14 ... Über die VPN-Verbindung auf das gesamte Heimnetzwerk zugreifen ... 494  15.15 ... Über die VPN-Verbindung den heimischen Internetzugang verwenden ... 499  15.16 ... Die Konfiguration von Serverdiensten für die Nutzung im 10.8.0.0-Netzwerk ... 501  15.17 ... Nachteile dieser Art von VPN-Verbindungen ... 503

16.  Daten synchronisieren und Backups erstellen mit »rsync« ... 505  16.1 ... Wozu dient »rsync«, und wobei kann es behilflich sein? ... 506  16.2 ... Wo hat »rsync« Nachteile, und wie unterscheidet es sich von anderen Backup-Systemen? ... 508  16.3 ... Die Installation von »rsync« auf dem Home Server ... 509  16.4 ... Ein erster Test direkt auf dem Home Server ... 510  16.5 ... Die Verwendung von »rsync« über das Netzwerk mit einem anderen Linux-Rechner ... 513  16.6 ... Die Nutzung von »rsync« auf einem Windows-Computer ... 517  16.7 ... Ein Backup mit Versionsgeschichte und harten Verknüpfungen anlegen ... 520  16.8 ... Ein Backup mit Rechteverwaltung für Sonderfälle ... 525  16.9 ... Das Backup automatisiert ausführen ... 531  16.10 ... Das Wiederherstellen von einzelnen Dateien und ganzen Verzeichnissen ... 543

17.  Von jedem Computer aus fernsehen: TV-Streaming mit TVHeadend ... 545  17.1 ... Der richtige DVB-USB-Stick ... 546  17.2 ... Die Installation auf dem Home Server ... 548  17.3 ... Die automatische Konfiguration von TVHeadend ... 552  17.4 ... Die manuelle Einrichtung von TVHeadend ... 558  17.5 ... Zum ersten Mal mit TVHeadend fernsehen ... 563  17.6 ... Zusätzliche Optionen ... 565  17.7 ... Clientprogramme für TVHeadend ... 566  17.8 ... Zurück auf null: die Deinstallation von TVHeadend ... 569

18.  Das Fenster nach Hause: Bilder per Webcam übertragen mit »fswebcam« und »motion« ... 571  18.1 ... Prüfen, ob die eigene Webcam geeignet ist ... 572  18.2 ... Die Problematik mit dem Kameramodul ... 574  18.3 ... Statische Bilder übertragen mit »fswebcam« ... 576  18.4 ... Bewegte Bilder übertragen: Livestreaming und Bewegungserkennung mit »motion« ... 593  18.5 ... Kameramodule für die Anschlüsse auf der Platine ... 608

19.  Ein eigener Chatserver mit Prosody ... 613  19.1 ... Installation ... 614  19.2 ... Konfiguration ... 615  19.3 ... Grundlegende Benutzung ... 620  19.4 ... Erweiterung der Konfiguration: Gruppenchats ... 625  19.5 ... Erweiterung der Konfiguration: verschlüsselte Verbindungen ... 628  19.6 ... Konfiguration der Servererreichbarkeit: weltweit, abgeschlossen oder nur lokal? ... 629  19.7 ... Die Fernwartung des Servers ... 633

20.  Die eigene Telefonanlage mit Asterisk ... 635  20.1 ... Die Installation von Asterisk ... 637  20.2 ... Welche Telefoniegeräte werden Sie benutzen? ... 638  20.3 ... Asterisk mit den verwendeten Endgeräten bekannt machen ... 640  20.4 ... Wahlregeln für die interne Telefonie erstellen ... 644  20.5 ... Die Konfiguration der Endgeräte (Telefone) ... 646  20.6 ... Der Anrufbeantworter ... 652  20.7 ... Der Versand und Empfang von SMS-Nachrichten ... 656  20.8 ... Die Videotelefonie ... 658  20.9 ... Klarnamen verwenden und anonym anrufen ... 659  20.10 ... Die Ansagefunktion ... 661  20.11 ... Die Nutzung von Kurzwahlen ... 662  20.12 ... Externe Telefonate über einen VoIP-Provider ... 663

Teil III.  Sicherheit und Wartung ... 671

21.  Die (Daten-)Sicherheit Ihres Home Servers ... 673  21.1 ... Die Sicherheit durch die NAT-Funktion Ihres Routers ... 673  21.2 ... Die Sicherheit im Heimnetzwerk ... 675  21.3 ... Was kann beim Zugriff aus dem Internet passieren? ... 677  21.4 ... Nur ich und sonst keiner: sichere Passwörter ... 680  21.5 ... Eine Firewall für Ihren Home Server? ... 683  21.6 ... Eine kleine Hilfe gegen ungebetene Gäste: »chkrootkit« ... 696  21.7 ... Keine Chance für Ratefüchse: Fail2ban ... 702  21.8 ... »Sesam, öffne dich!« mit Port-Knocking ... 720  21.9 ... Wo war das noch mal? -- Die Portverlegung ... 730  21.10 ... Wie mache ich denn nun endlich Dienste aus dem Internet erreichbar? ... 733  21.11 ... Offizielle Zertifikate mit Let's Encrypt erhalten ... 735  21.12 ... Das »root«-Konto für den Fernzugriff deaktivieren ... 742

22.  Wartung des Servers ... 745  22.1 ... Die Überprüfung des freien Speicherplatzes ... 745  22.2 ... Das Lesen von Logdateien ... 748  22.3 ... Weitere wichtige Kontrollschritte ... 750  22.4 ... Die Software aktuell halten ... 753  22.5 ... Prüfen des Softwarebestands ... 759

23.  Testen der Netzwerkgeschwindigkeit ... 765

24.  Das System sichern ... 771  24.1 ... Ein vollständiges Abbild des Speichermediums erstellen ... 773  24.2 ... Die Automatisierung des Backups ... 782  24.3 ... Die Speicherkarte beim Raspberry Pi wechseln ... 785  24.4 ... Die Sicherung einzelner Verzeichnisse ... 786  Schlusswort ... 789  Index ... 791


1.4    Welche Hardware bietet sich für einen Home Server an?


Jetzt, wo Sie eine Vorstellung davon haben, wo Ihnen ein Home Server im Heimnetzwerk gute Dienste leisten kann, wird es Zeit, einen Blick auf die Hardware des Gerätes zu werfen. Für den Einstieg halte ich zwei verschiedene Geräteklassen für sinnvoll, die ich Ihnen im Folgenden vorstellen möchte: den Raspberry Pi und den Intel NUC.

1.4.1    Der Raspberry Pi


Der Raspberry Pi ist die günstigere Lösung. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Einplatinen-Kleinstrechner. Dieser Ausdruck besagt, dass alle wichtigen Komponenten, die ein Computer erfordert, auf einer einzelnen Platine vorhanden sind. Wenn Sie sich bereits mit dem Aufbau normaler Computer auskennen, dann sind Sie sicherlich mit dem sogenannten Mainboard vertraut. Dieses bringt als »Grundplatte« eines Computers bereits eine Menge an Hardware mit, bildet aber noch keinen kompletten Rechner. Im Regelfall müssen Sie einen Prozessor aufstecken sowie Arbeitsspeicher einbauen und gegebenenfalls eine Grafikkarte sowie weitere Hardwarekomponenten hinzufügen. Erst dann haben Sie einen funktionsfähigen Rechner. Bei einem Einplatinenrechner sind alle diese Bauteile bereits auf der Grundplatine vorhanden und im Regelfall sogar fest aufgelötet. Ein solcher Rechner bringt also gleich einen Prozessor samt Grafikkarte sowie Soundkarte und Arbeitsspeicher mit. Auch wichtige Schnittstellen wie etwa USB- und Netzwerkanschlüsse sind vorhanden. Während auf dem Mainboard eines normalen PCs noch sehr viele »externe« Bausteine für diverse Schnittstellen und Funktionen vorhanden sind, werden bei einem Einplatinenrechner sehr viele Funktionalitäten direkt in den Prozessor integriert – man spricht dann von einem System-on-Chip, kurz SoC. Auch wenn es das Wort vermuten lässt, ist ein Einplatinenrechner nicht unbedingt ein sofort arbeitsfähiger Rechner. Zum Betrieb fehlt zum Beispiel oftmals noch ein Speichermedium mit dem Betriebssystem, denn dieses befindet sich häufig nicht direkt auf der Platine. Stattdessen wird meist in einen aufgelöteten Speicherkartenleser eine Speicherkarte eingelegt, die Sie von der Digitalkamera oder dem Smartphone her kennen. Diese dient sozusagen als Festplatte des Rechners. Für den normalen Rechnerbetrieb sind außerdem eine Tastatur, eine Maus und ein Monitor, gegebenenfalls auch Lautsprecher sowie ein Netzteil erforderlich. Das Netzteil ist bei Einplatinen-Kleinstrechnern meistens ein Modell, wie Sie es vom Ladegerät eines Smartphones her kennen, genutzt wird nämlich ein Steckernetzteil mit einem USB-Anschluss. Das ist also eine sehr flexible und günstige Lösung. Mit diesen Komponenten erhalten Sie tatsächlich einen vollwertigen Computer. Mit ihm können Sie Texte schreiben, im Internet surfen, Programme entwickeln und Spiele spielen. Das alles ermöglicht ein Gerät, das – in universellen Einheiten gesprochen (und im Falle des Raspberry Pi) – gerade einmal die Fläche von 0,00788 × 10–6 Fußballfeldern belegt, worauf die Bezeichnung »Kleinstrechner« hinweist. Natürlich kommen auf einem Raspberry Pi mit den Maßen von etwa 9 × 6 Quadratzentimetern, der zu Preisen ab rund 40 Euro gehandelt wird, keine ultimativen Hochleistungskomponenten zum Einsatz. Stattdessen werden Prozessoren verwendet, die etwa die Rechenleistung eines Mittelklasse-Smartphones mitbringen, dafür aber auch sehr stromsparend arbeiten. Einen Hochleistungsrechner erhalten Sie allerdings nicht.

Abbildung 1.1    Nur wenig größer als eine Kreditkarte: der Raspberry Pi (hier gezeigt in der Version 3)

Wer denkt sich so etwas aus, und wozu braucht man denn solche Computer? Der Raspberry Pi wurde hauptsächlich als »Lerncomputer« erfunden. Ältere Semester erinnern sich vielleicht noch an klassische Heimcomputer wie den legendären Commodore 64 (C64). Bei einem solchen Computer war es selbstverständlich, dass er eine fest eingebaute Programmiersprache mitbrachte, die der Anwender sofort benutzen konnte. So war es auch nicht unüblich, dass in damaligen Computerzeitschriften Programmtexte zum Ausprobieren und Abtippen abgedruckt wurden. Der Raspberry Pi sollte hieran wieder anknüpfen und den Ansatz weiterentwickelt in die moderne Zeit übertragen. Mit dem Raspberry Pi erhalten Sie einen kleinen, aber vollwertigen Computer, der zwar nur eine begrenzte Leistung mitbringt, dafür aber sehr günstig ist. Zum Erlernen des Programmierens verfügt dieser kleine Rechner gleich über eine Anzahl an programmierbaren Pins, die sich über ein entsprechendes Programm frei steuern lassen. Dank dieser Pins lässt sich mit dem Raspberry Pi und einigen typischen Elektronikkomponenten wie Motoren, Displays und Leuchtdioden eine unüberschaubare Vielzahl an Bastelprojekten realisieren, von kleinen Lichtorgeln bis hin zu kompletten Robotern. Als Betriebssystem kommt dabei normalerweise ein Linux-System zum Einsatz. Dies bringt gleich noch einen weiteren Effekt mit sich, denn der Raspberry Pi ermöglicht so auch das Erlernen dieses sehr mächtigen Betriebssystems.

Schnell bildeten sich große Gruppen mit begeisterten Fans des kleinen Computers, die eine gigantische Anzahl an Projekten realisierten. Dabei blieb der Einsatz des Raspberry Pi nicht nur auf das Erlernen des Programmierens beschränkt. Dank der bereits genannten Schnittstellen ist der Pi (wie man ihn auch kurz nennt) auch ideal geeignet, um eigene Digital-Elektronik-Schaltungen zu entwickeln und zu benutzen. Viele Projekte setzen ihn auch einfach als normalen Computer ein und entwickeln Anwendungen, die den Konsum vom Medien ermöglichen. So wurden auch schon längst vollwertige Mediacenter realisiert. Damit kann man Musik hören, Fotos betrachten und Filme anschauen. Es gibt auch Anwendungen, die sich speziell auf die hochwertige Musikwiedergabe verstehen. Aufgrund der eher verhaltenen Klangqualität der internen Audiohardware werden hierfür jedoch üblicherweise weitere Komponenten benötigt – die sich aber sehr einfach anschließen und verwenden lassen. Natürlich ist stets auch der Einsatz als ganz normaler Arbeitsrechner möglich.

Bei einigen dieser Aufgaben wurde ziemlich schnell die zunächst recht begrenzte Rechenleistung hinderlich. Auch zeigten sich Nachteile der ursprünglich auf Kostenersparnis getrimmten Bauweise des Kleinstrechners. So kam es zügig dazu, dass neben dem Raspberry Pi von diversen Mitstreitern Konkurrenzprodukte entwickelt wurden, die sich in Ausstattung und Rechengeschwindigkeit unterscheiden. Es begann quasi eine Form von Wettrüsten, an dem sich auch die Raspberry Pi Foundation beteiligte, die für die Entwicklung des Raspberry Pi zuständig ist. Der Endnutzer konnte sich hierüber freuen, denn während die Alternativprodukte niemals eine existenzbedrohende Gefahr für den Raspberry Pi darstellten, wurde doch auch dieser Rechner im Laufe der Zeit immer leistungsfähiger. Dabei gelang es der Raspberry Pi Foundation sogar, den Verkaufspreis über die Jahre (es gibt den Raspberry Pi nun schon seit mehr als acht Jahren) fast konstant zu halten. Heutzutage gibt es neben dem Raspberry Pi also eine Vielzahl weiterer Einplatinen-Kleinstrechner von verschiedensten Herstellern in ganz unterschiedlichen Preislagen. Auch wenn sich mit vielen dieser Geräte problemlos ein sehr guter Home Server aufbauen lässt, so möchte ich Ihnen dennoch den »klassischen« Raspberry Pi empfehlen. Der Grund liegt vor allem darin, dass er ein etabliertes Produkt ist, das über die Jahre gereift ist und eine sehr große Fangemeinde hat. Im Internet finden Sie für sehr viele Probleme schnell eine Lösung, und auch das Angebot an Zusatzgeräten ist bei keinem anderen Gerät so groß wie beim Raspberry Pi. Vor allem ist aber die Software beim Raspberry Pi sehr stabil und zuverlässig und wird kontinuierlich weiterentwickelt – hier sieht es bei den Konkurrenzprodukten hin und wieder deutlich schlechter aus.

Aber wieso sollte man überhaupt auf die Idee kommen, einen Einplatinen-Kleinstrechner, der eigentlich für Lern- und Bastelzwecke gedacht ist, als Home Server zu verwenden?

Nun, so ein Computer ist hierfür deshalb so interessant, weil er zunächst sehr günstig in der Anschaffung ist und einen extrem niedrigen Stromverbrauch hat, wodurch auch die Betriebskosten sehr niedrig bleiben. Dafür bringt er aber eine beachtliche Rechenleistung mit, die für sehr viele Serveraufgaben mehr als ausreicht.

Allerdings ist es mit den knapp 40 Euro für die eigentliche Rechnerplatine nicht getan. Hinzu kommen noch Kosten für ein Gehäuse, ein Netzteil und eine Speicherkarte, so dass mit einem Gesamtpreis von rund 85 Euro zu rechnen ist. Dafür bekommt man aber keinen anderen »richtigen« Computer. Damit ist diese Lösung schon einmal interessant für diejenigen, die einen Home Server erst einmal ausprobieren und kennenlernen wollen – Einsteiger und Einsteigerinnen also.

Der Stromverbrauch eines Raspberry Pi ist sehr niedrig. Im Leerlauf hat er beispielsweise eine Leistungsaufnahme von rund 3,5 Watt, und selbst bei Volllast steigt sie nur auf ungefähr den doppelten Wert an. Damit betragen die Stromkosten bei ständigem Dauerbetrieb rund 10 Euro – und zwar pro Jahr. Es gilt dabei folgende Rechnung: 1 Watt Dauerleistung führt zu einem Stromverbrauch von 8,76 kWh pro Jahr. Das sind bei einem Preis von 0,30 Euro/kWh genau 2,62 Euro. Sie sehen, dies ist sehr wenig; ein Raspberry Pi kann also durchaus ständig aktiv sein, was ihn für den Serverbetrieb sehr interessant macht. Selbstredend erhöhen...


Rühmer, Dennis
Dennis Rühmer ist promovierter Ingenieur der Elektrotechnik, an der TU Braunschweig als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig und erfahrener Buchautor. Er ist Raspberry Pi-Fan der ersten Stunde, bekennender Linuxer und interessiert sich seit frühester Kindheit für digitale Fotografie.



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