Russell | Abhandlung über die Pest | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 624 Seiten

Russell Abhandlung über die Pest

Mit hundertzwanzig Krankengeschichten
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7519-6570-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Mit hundertzwanzig Krankengeschichten

E-Book, Deutsch, 624 Seiten

ISBN: 978-3-7519-6570-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit seiner umfangreichen "Abhandlung über die Pest" legte Patrick Russell seinerzeit ein regelrechtes Opus Magnum über die Erkrankung vor. Neben einer ausführlichen Beschreibung der Pestsymptome und der verschiedenen Therapiemethoden legt der Autor ein besonderes Augenmerk auf die zu seiner Zeit erfolgten Vorsichts- und Quarantänemaßnahmen. Einzigartig unter allen erschienenen Büchern über die Pest dürften jedoch hundertzwanzig teils sehr detailliert beschriebene Krankengeschichten sein, die das Werk vervollkommnen. Weitere ausführliche Kapitel über die Geschichte der Pest und über die begleitenden klimatischen Verhältnisse eines exemplarischen Pestlaufes runden das Werk ab.

Patrick Russell (geb. 1727 in Edinburgh; gest. 1805 in London) war ein schottisch-britischer Chirurg und Herpetologe. Um 1750 reiste er nach Aleppo, wo er 1753 den Posten des Arztes der Levantischen Handelsgesellschaft übernahm. In dieser Funktion erlebte er mehrere Pestläufe, was ihn solcherart beeindruckte, dass es ihn bewog, im Jahre 1791 eines der ausführlichsten jemals zu diesem Thema erschienen Werke zu publizieren.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Abhandlung über die Pest.
Erstes Buch.
Historisches Tagebuch über die Pest zu Aleppo,
in den Jahren 1760, 1761 und 1762.
Erstes Kapitel.
Kurze Nachricht von der Pest in Ägypten.
BEVOR ich das historische Tagebuch über die Pest zu Aleppo mitteile, will ich kürzlich beschreiben, wie sich die Pest in verschiedenen Gegenden ausbreitete, ehe sie nach Aleppo kam. Zu Anfang des Jahres 1759 nahm die Pest zu Konstantinopel, in verschiedenen Inseln des Archipelagus, und in einigen Städten auf der Küste von Kleinasien überhand. Im Januar dieses Jahres kam ein Kauffahrteischiff aus Konstantinopel zu Alexandria an, auf dem während der Fahrt einige Personen an der Pest gestorben waren; und sobald es im Hafen war, wurden einige andere Pestkranke ans Land gesetzt. Auf diese Weise wurde, wie man glaubte, die Pest nach Ägypten gebracht. Sie kam in kurzer Zeit nach Rosette und Damiate, so wie auch in verschiedene auf der Straße nach Großkairo gelegene Dörfer, welche Stadt gegen das Ende des Februars unruhig zu werden anfing. Die Europäer in Kairo schlossen sich den 28. und 29. März ein, und hielten sich weit länger, als gewöhnlich, verschlossen, denn sie gingen erst um die Mitte des Juli wieder aus7. Die Pest brach zu Großkairo im Februar des folgenden Jahres wiederum aus, und verbreitete sich so schnell, daß sich die Europäer bereits den neunten März einschlossen. Die einheimischen christlichen Kaufleute aber blieben bis zum Ende dieses Monats außen. Diesmal fing man um den vierundzwanzigsten Juni an, wieder auszugehen. Die Sterblichkeit war in beiden Jahren sehr beträchtlich; wiewohl es offenbar übertrieben war, wenn man vorgab, daß zu Kairo im ersten Jahre über dreihunderttausend, und im zweiten halb so viel gestorben wären 8. Zweites Kapitel.
Nachricht von der Pest in Zypern.
DIE Pest kam nach Zypern im April 1759. Da die Verbreitung derselben in dieser Insel mit einigen merkwürdigen Umständen begleitet gewesen ist, so will ich meinen Lesern folgenden Auszug aus einer Nachricht darüber mitteilen, die ich vor mir habe, und auf deren Glaubwürdigkeit und Genauigkeit ich mich verlassen kann. Im April 1759 litt ein großes Türkisches Schiff, das seine Ladung zu Alexandria eingenommen hatte, und nach Konstantinopel bestimmt war, nicht weit vom Vorgebirge Baffo9 Schiffbruch. Viele vom Schiffsvolke, das sich glücklich rettete, waren mit der Pest angesteckt; und so brach dies Übel erst in einigen Dörfern auf der Straße nach Limsol, und hierauf in dieser Stadt selbst aus10. Einige vom Schiffsvolke starben in den Dörfern. Die übrigen begaben sich, nach einem kurzen Aufenthalt zu Limsol, nach Larnica11, wo sie nur einige Tage blieben, bis ein Schiff kam, in dem sie nach Syrien überfuhren. Keiner von ihnen starb zu Larnica, obschon es bekannt war, daß verschiedene an der Pest krank waren. Die Krankheit breitete sich zu Limsol mit solcher Schnelligkeit aus, daß im Juni über vierhundert Personen daran starben. Viele Einwohner flohen in die benachbarten Dörfer und in die Gebirge, brachten aber zugleich die Pest mit. Ob sich aber gleich die Pest sowohl da, wohin sich die Flüchtlinge begeben hatten, als auch in anderen von der See abgelegenen Dörfern, die mit Limsol in Verkehr standen, dann und wann zeigte: so verbreitete sie sich doch nur um Baffo herum und bei Limsol beträchtlich. Larnica hatte während dieser Zeit ein ganz sonderbares Schicksal. Es hatte einen Teil des angesteckten Schiffsvolks von Limsol bekommen; der Verkehr mit den angesteckten Teilen der Insel wurde nie unterbrochen; Bauern und Mauleseltreiber aus diesen Teilen mit Pestbeulen waren täglich in den Straßen und auf den Marktplätzen, und einige von ihnen starben in den Häusern. Den 22. Mai kam ein Schiff aus Damiate an, das einige angesteckte Passagiere und Matrosen aussetzte, die sich in den Häusern einlogierten, und mit den Einheimischen freien Verkehr trieben. Ein anderes türkisches Schiff von demselben Orte kam einige Zeit darauf mit angesteckten Personen an Bord an, wovon einer bei der Landung starb. Alles dessen ungeachtet ist, so viel man weiß, keiner der Einwohner von Larnica angesteckt worden. Die Europäer, vor denen man manche der gedachten Umstände mit aller Sorgfalt geheim hielt, beobachteten keine Vorsichtsregeln, und die Eingebornen trösteten sich mit einer Volkssage, daß eine Pest, die nicht im Dezember angefangen habe, nicht zu fürchten sei. Während der heißen Monate, Juli, August und September, hörte man wenig von der Pest, und man glaubte allgemein, sie habe zu Limsol sowohl als in den Dörfern aufgehört; allein sie blieb daselbst die ganze Zeit hindurch versteckt, und kam nur ruckweise zum Vorschein; besonders zu Baffo, Piscopi, und in anderen Dörfern auf der westlichen und südlichen Seite der Insel. Im Oktober nahm die Pest in denjenigen Teilen, zu, wo sie sich im Frühjahr gezeigt hatte, und brach bald darauf in Nicosia12 aus, wohin die Demetriusmesse sehr viele Menschen aus den meisten Gegenden der Insel gezogen hatte. Der Magistrat von Nicosia suchte anfänglich die Natur der Krankheit unter dem Namen eines bösartigen Fiebers zu verbergen; und im Dezember, da täglich acht bis zehn starben, wurden die Leichname zur Nachtzeit insgeheim begraben, um nicht die Einwohner unruhig zu machen. Allein gegen das Ende des Jahres wurde die Sache zu ernsthaft, als daß sie sich durch dergleichen Kunstgriffe hätte verheimlichen lassen; denn die Seuche, die einige Zeit vorher auch unter die Griechen und Armenier gekommen war, hatte nun einen solchen Grad der Heftigkeit erreicht, daß manche Tage fünfzehn Christen starben; eine sehr beträchtliche Anzahl, da weit weniger Christen, als Muhammedaner, in Zypern leben. Die Europäer zu Larnica, durch falsche Nachrichten aus Nicosia einige Zeit lang betrogen, fuhren fort, ohne Furcht auszugehen; und selbst nachdem sie gegen den Anfang des Januars durch Briefe aus dem Kloster Terrasanta besser unterrichtet waren, die die Natur der in der Hauptstadt herrschenden Seuche sehr deutlich beschrieben, woran damals täglich zwischen vierzig und fünfzig Personen starben, zweifelten sie doch noch an dieser Nachricht, und vernachlässigten aus unbegründeter Hoffnung diejenigen Vorbauungsmittel, die zwar sehr heilsam sind, aber auch alle Handlungsgeschäfte gewissermaßen hemmen müssen. Gegen das Ende des Januars 1760 nahm die Pest zu Nicosia so fürchterlich zu, daß die Muhammedaner öffentliche Prozessionen und Gebete anbefohlen; ein Mittel, das, weil es viele Menschen zusammenbrachte, nur dazu diente, die Seuche mehr auszubreiten. Nun wurden die Europäer zu Larnica unruhig; denn die, welche sich aus Nicosia geflüchtet hatten, verbreiteten, wohin sie nur kamen, durch Vergrößerung der Unglücksszenen zu Nicosia Schrecken. Im Anfange des Februars zeigte sich die Seuche unter den Türken im Hafen von Larnica; und bald darauf zu Larnica selbst. Die Europäer schlossen sich ein. In kurzer Zeit wurden täglich acht bis zehn begraben; nie aber während des Februars mehr als zwanzig. Im März schien die Krankheit bösartiger geworden zu sein, denn von den Angesteckten genasen wenige oder gar keiner. Es wurden täglich fünfundzwanzig bis dreißig begraben, und viele von den Einwohnern flüchteten sich in die Gebirge. Die Seuche wütete zu Larnica den ganzen April fort, und breitete sich zu gleicher Zeit über die Insel aus, indem sie sogar in die Provinz von Carpaso13 eindrang; ein Umstand, der, so viel man sich erinnern konnte, noch niemals eingetreten war. Im Hafen von Larnica nahm die Anzahl der Toten ab; dies schrieb man der Flucht der unglücklichen Einwohner zu, von denen viele, so wie in Larnica, ihre halb öden Häuser verließen, und tiefer im Lande Schutz suchten. In diesem Monate starben auch verschiedene Europäer zu Karnica. Von der Familie des neapolitanischen Konsuls starben hintereinander ein Franzose, der im Hause des Konsuls wohnte, zwei Kinder, der Konsul selbst, und einige aus der Dienerschaft. Die Witwe eines Neapolitaners, deren Mann an der Pest einige Zeit vorher gestorben war, wartete den Konsul sowohl als die anderen angesteckten Personen von dieser Familie, ohne üble Folgen zu verspüren. Ein französischer Wundarzt, Lefebvre, der viele Jahre in Zypern gewesen war, starb um diese Zeit. Er war von einem Pestkranken, den er zu besorgen hatte, angesteckt worden, konnte sich aber erst wenige Stunden vor seinem Tode, als die Bubonen zum Vorschein kamen, überzeugen, daß er angesteckt sei. Dieser Mann wurde von seiner Gattin, einem Priester und zwei Bedienten sorgfältig gewartet. Von diesen wurde nur der Priester angesteckt, der wenig Tage darauf starb. – Diese Beispiele können als Antwort auf eine dreist gewagte und oft wiederholte Behauptung dienen, daß die Europäer in der Türkei nicht angesteckt werden können. Unter den Beispielen von Personen, die der Ansteckung unter den gefährlichsten Umständen dennoch glücklich entgingen, waren zwei besonders...



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