E-Book, Deutsch, Band 1, 375 Seiten
Reihe: HIghland Love
Russell Highland Love - Die Liebe des Highlanders: Erster Roman
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-95885-779-7
Verlag: venusbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 1, 375 Seiten
Reihe: HIghland Love
ISBN: 978-3-95885-779-7
Verlag: venusbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Gerri Russells große Leidenschaft ist das Schreiben - sei es als Journalistin, Kolumnistin oder Autorin historischer Liebesromane. Für ihr Werk wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten »Gold Heart Award« der Romance Writers of America. Gerri Russell lebt mit ihrer Familie in der amerikanischen Pacific-Northwest-Region. Mehr Informationen über die Autorin gibt es auf ihrer Website: www.gerrirussell.net Bei venusbooks veröffentlichte Gerri Russell ihre Romane »Highland Love - Die Liebe des Highlanders« und »Highland Love - Das Verlangen des Highlanders«.
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Kapitel 2
Mit Argwohn beobachtete Douglas Moraer Stewart – von seinen Feinden der Schwarze Wolf von Schottland, von seinen Freunden schlicht Wolf genannt –, wie die junge Frau um das Haus herumlief. Sie war ein Ärgernis und eine Last, und zugleich erschien sie ihm verwundbarer, als er es sich bei einer Frau hätte vorstellen können. Zum Teufel mit seinem Vater und jedem königlichen Ultimatum, das er stellte. Als König besaß er natürlich jedes Recht, von seinen Untertanen zu verlangen, wonach ihm der Sinn stand. Doch als Vater missbrauchte er diese Macht, indem er seinen Söhnen – sogar seinen unehelichen – Aufgaben übertrug, die weit über jede Pflicht hinausgingen.
Der Mann hatte Walter und ihn selbst über Jahre hinweg misshandelt und für seine Zwecke benutzt, was Wolf lange Zeit auf die zunehmende Vergreisung seines Vaters schob. Doch mit jedem weiteren Jahr wurde Wolfs Überlegung unhaltbarer. Als er und Walter alt genug waren, um sich zur Wehr zu setzen, hatte ihr Vater nur noch schlimmere Methoden angewandt, damit er seinen Willen durchgesetzt bekam. Es war fast so, als würde er seine Söhne in einen umso gnadenloseren Griff nehmen, je mehr ihm die Kontrolle über Körper und Verstand entglitt. Dazu passte das Ultimatum, das er Wolf gegenüber ausgesprochen hatte: Heirate das Mädchen, sonst wird Walter wegen Verrats hingerichtet.
Es war eine falsche Anschuldigung, doch ihren Vater kümmerte das nicht, solange er seinen Willen durchsetzen und zeigen konnte, dass er die Macht besaß, seine Söhne wie Marionetten zu behandeln. Einen Moment lang ballte Wolf die Fäuste, um seiner Verärgerung Herr zu werden.
Damit Walter der Galgen erspart blieb, musste sich Wolf nach St. Kilda begeben, die junge Frau holen, sie heiraten und sie dann an einem abgeschiedenen Ort unterbringen. Seine Pflicht gegenüber seinem Vater hatte er damit erfüllt, und Walter musste nicht länger um sein Leben fürchten. Alle wären dann zufrieden … nur nicht Lady Isobel.
Ihm waren die Schatten nicht entgangen, die unter ihren Augen lagen. Schatten, die er von den Herausforderungen in seinem eigenen Leben kannte. Man musste keine Gedanken lesen können, um ihr anzusehen, dass sie vor langer Zeit im Stich gelassen worden war. Konnte er sie reinen Gewissens ebenfalls im Stich lassen?
Er ignorierte diese Frage, bevor sie sich so sehr in seinem Kopf festsetzen konnte, dass seine Entschlossenheit womöglich noch ins Wanken geriet. Er würde tun, was nötig war, um Walter vor einer Rückkehr in den Kerker seines Vaters zu bewahren. Wenn er dafür die Frau weiteren Ängsten aussetzen musste, ließ sich das eben nicht vermeiden. Sie hatte sein Mitgefühl nicht verdient, schon gar nicht nach alldem, was es ihn gekostet hatte, sie in sein Leben zu holen. Eine Heirat würde sie zumindest von dieser Insel entkommen lassen, auf der man sie nur ausgenutzt hatte.
Skeptisch betrachtete er den verlassenen Bereich nahe dem Cottage. Wieso brauchte sie so lange? Sie hatte ihm versprochen, nicht davonzulaufen, aber konnte er tatsächlich auf ihr Wort vertrauen? Voller Ungeduld ging er auf das Cottage zu, als sie plötzlich auftauchte. Mit einer Hand hielt sie das Schultertuch zusammen, in der anderen trug sie einen wollenen Beutel. Mit zügigen Schritten kam sie auf ihn zu. »Jetzt kann ich in Frieden von hier fortgehen«, erklärte sie und ging an ihm vorbei in Richtung Ufer.
Wolf folgte ihr zum Wasser. Er wollte sie fragen, was sich in dem Beutel befand, doch als der sanfte Schwung ihrer Hüften unter der zerlumpten Kleidung seine Aufmerksamkeit auf sich zog, war die Frage mit einem Mal vergessen. Sie wusste sich elegant, ja fast stilvoll zu bewegen, dennoch sah seine zukünftige Braut eher wie ein unterernährter Vogel denn wie eine begehrenswerte Adlige aus. Er zwang sich, nicht weiter an die Frau zu denken, und sah zu seinen Männern. Brahan, Giric, Kenneth und Fergus warteten bei dem kleinen Boot, das sie in den Hafen und damit zur Ategenos bringen sollte.
»Ist Walter auf dem Schiff?«, erkundigte sich Wolf, als er seinen Bruder in der Gruppe nicht entdecken konnte. Er hatte darauf bestanden, dass Walter in seine Obhut übergeben wurde, noch bevor er die junge Frau von hier abholte und sie zur Frau nahm. Warum sein Vater auf diese Forderung eingegangen war, konnte Wolf sich nach wie vor nicht erklären, da es eine gänzlich untypische Reaktion war. Aber darüber konnte er sich später immer noch Gedanken machen.
»Aye, Walter ist an Bord. Er ist aufs Schiff zurückgekehrt, um alles für unsere Abreise bereitzumachen. Ist das die Frau?«, fragte Brahan MacGregor und betrachtete überrascht Wolfs Begleiterin. Seidiges braunes Haar fiel Brahan auf die Schläfen und verlieh seinem ansonsten so eleganten Gesicht einen verwegenen Hauch. »Wolf, bist du dir sicher, dass du das machen willst?«
Wolf musterte seinen Freund und Vertrauten, der zugleich der Hauptmann seiner Wache war. Ein kühler Wind wehte über das mit Heidekraut und Ginster gesprenkelte Land. Ein Omen für einen Wandel, hatte seine Mutter stets behauptet. Wolf unterdrückte ein Schaudern und hielt an seinem Entschluss fest. »Der König hat es mir befohlen. Ob es mir nun gefällt oder nicht, es ist eine Anweisung, über die ich mich nicht hinwegsetzen kann.«
»Und was ist mit meiner Vision?« Brahan sah zu einem Lederbeutel, der an seinem rot-grünen Tartan hing. Darin befand sich ein kleiner weißer Stein, kaum größer als sein Daumen. Eine Seite war abgerundet, die andere gezackt, und auf der Oberseite war ein Alpha-Symbol eingraviert. »Ich habe es alles gesehen – wie du den Auftrag annimmst, deine Reise und deinen Tod.«
»Was meinen Tod angeht, irrst du dich.« Obwohl er diesen Punkt strikt leugnete, konnte Wolf sich eines gewissen Unbehagens nicht erwehren.
»Und dieses Risiko willst du wirklich eingehen?« Brahans Stimme hatte einen schroffen Klang angenommen, aber seine Miene verriet, wie besorgt er um den anderen Mann war.
»Wenn ich damit meinem Bruder das Leben retten kann, muss ich das machen. Nur so kann ich ihn aus dem Griff meines Vaters befreien.«
Brahan legte die Stirn in noch tiefere Falten. »Sie ist überhaupt nicht so wie die Frau, die der Stein gezeigt hat …«
»Das reicht«, unterbrach ihn Wolf und nahm Lady Isobels mageren Arm, um ihr in das kleine Boot zu helfen, das sie zu ihrem Schiff bringen sollte. Als er sie wieder losließ, begab sie sich zum Bug, kauert sich nieder und drückte den Wollbeutel an sich.
Die Männer schoben das Boot ins Wasser und sprangen hinein, dann begannen sie zu rudern.
»Etwas stimmt hier nicht«, grübelte Brahan und betrachtete wieder die junge Frau. »In meiner Vision war diese Frau kultivierter. Weniger …« Er verstummte im gleichen Moment, in dem er Wolfs wutentbrannten Blick bemerkte.
Der hielt seine Hand ausgestreckt. »Gib mir diesen Stein. Ich habe genug von seiner Magie und seinem Fluch.«
Brahan wich zurück. »Nein.«
Wolf stutzte, da er wusste, dass Brahan nie einen Schritt ohne den Schicksalsstein unternahm. »Lass das Thema auf sich beruhen, mein Freund, sonst nehme ich dir den Stein ab und werfe ihn ins Meer.«
»Das würdest du nicht machen.« Ein Anflug von Humor umspielte Brahans Lippen, als der die Arme vor der Brust verschränkte und Wolf anschaute. »Dafür haben dir der Schicksalsstein und meine Visionen schon viel zu wichtige Dienste geleistet.«
Wolfs Blick wanderte zu der weißen Strähne in Höhe von Brahans Schläfe. Mit jedem Mal, wenn sein Freund den Stein benutzte, gesellten sich einige weiße Haare mehr zu dieser Strähne. »Dann führe mich nicht in Versuchung, meine Drohung wahr zu machen«, raunte er ihm schuldbewusst zu und drehte sich zu der jungen Frau um, die mit einer unleugbaren Traurigkeit in ihren Augen hinaus aufs Meer schaute. Rasch wehrte er das sich regende Mitgefühl ab. Seine Pflicht verlangte von ihm, sie zu heiraten, mehr aber auch nicht.
Schweigen herrschte in dem kleinen Boot, als sie sich der Ategenos seitlich näherten. Von dieser Perspektive aus wirkten deren drei Masten so riesig, als würden sie bis in den Himmel reichen. Eine letzte Brise zog an den gesetzten Segeln, während grüne Wellen in einem sanften, niemals endenden Rhythmus gegen den Rumpf schlugen.
Wolf fasste mit einer Hand die Strickleiter und hielt die andere der jungen Frau hin. »Gebt mir Euren Beutel«, forderte er sie schroffer als beabsichtigt auf.
»Nein, den gebe ich nicht her«, widersprach sie und drückte den schmutzigen braunen Beutel an ihre Brust.
Starrsinnig und ahnungslos. »Und wie wollt Ihr die Leiter hinaufklettern, wenn Ihr nur eine Hand frei habt?« Konnte sie sich nicht mal der einfachsten Anweisung fügen? »Gebt mir den Beutel.«
»Ich gebe ihn nicht her«, beharrte sie noch eine Spur starrköpfiger.
Er packte ihre Hand und ging nicht auf ihre unausgesprochene Herausforderung ein, er möge doch versuchen, ihr den Beutel abzunehmen. »Wenn Ihr das unbedingt wollt, soll es mir gleich sein.«
Ehe sie reagieren konnte, hatte er sie bereits zum zweiten Mal an diesem Tag über seine Schulter gelegt. Zwar schnappte sie erschrocken nach Luft, aber entgegen seiner Erwartung wehrte sie sich nicht gegen diese Behandlung. Er kletterte die Strickleiter hinauf, wobei ihr Gewicht ihm kaum etwas ausmachte, was nur seinen Eindruck unterstrich, wie schmächtig doch dieser Körper unter der zerlumpten Kleidung war. Kaum hatte er die Reling überwunden, setzte er die Frau ab.
Der Ruf »Captain an Deck!«, ertönte, und die Besatzung nahm eine Habachtstellung ein, während Wolf an den Männern vorbei zu Walter ging. Das Gesicht seines Bruders war schmal, seine ganze Statur wirkte hager – beides deutliche Zeichen dafür,...