Sachweh | Spurenlesen im Sprachdschungel | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 448 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 225 mm

Sachweh Spurenlesen im Sprachdschungel

Kommunikation und Verständigung mit demenzkranken Menschen

E-Book, Deutsch, 448 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 225 mm

ISBN: 978-3-456-95749-4
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Demenzen schränken neben den Gedächtnisleistungen und der Orientierungsfähigkeit auch die verbale und nonverbale Kommunikationsfähigkeit ganz erheblich ein: Demenzkranke Menschen haben Wortfindungsstörungen und Verständnisprobleme. Einige erfinden Geschichten, um ihre Gedächtnislücken zu vertuschen, andere wiederholen sich ständig. Viele Menschen mit Demenz durchschauen uns, wenn wir etwas vor ihnen verbergen wollen. Einige reagieren aufgeregt und aggressiv, weil sie unsere Körpersprache missverstehen. Und bei fast allen übertragen sich nonverbale Anzeichen für Stress, schlechte Laune und Aufregung. Wie kann man das vermeiden? Und wie kann man ohne zusätzlichen zeitlichen Aufwand gute Beziehungsarbeit leisten und gegenseitige Verständigung herstellen? Das Praxishandbuch der erfahrenen Kommunikationstrainerin und -forscherin Svenja Sachweh vermittelt Pflegenden und allen anderen, die täglich mit demenzkranken Menschen arbeiten, an Hand von authentischen Gesprächsausschnitten und Bildern aus der Altenpflege, wie sie effektiv mit den Betroffenen kommunizieren und schwierige Situationen meistern können. Die zweite überarbeitete Auflage wurde um Kapitel zum Motivieren von Menschen mit Demenz erweitert, um neue Beiträge zu den Themen Trösten, kreative Konfliktlösungen, Dialekt und Demenz ergänzt und bezüglich des Umgangs mit Wahrheit und Schweinwelten vertieft.
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Zielgruppe


Altenpflegende, Sprachwissenschaftler.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis und Vorwort;7
2;Einleitung;15
3;Zum Aufbau des Buches;19
4;Exkurs: Wissenswertes u?ber das Gehirn;21
5;1 Veränderungen der verbalen Kommunikationsfähigkeit;25
5.1;1.1 Wortfindungsstörungen;25
5.1.1;1.1.1 Was bedeutet Wortfindungsstörung?;25
5.1.2;1.1.2 Wie reagieren Menschen mit Demenz auf Wortfindungsstörungen?;28
5.1.3;1.1.3 Wie sollten wir damit umgehen, wenn Menschen mit Demenz die Wörter nicht finden?;45
5.2;1.2 Sprachverständnis;50
5.2.1;1.2.1 Abnehmende Verstehensfähigkeit;50
5.2.2;1.2.2 Wie gehen demenzkranke Menschen mit Verstehensproblemen um?;59
5.2.3;1.2.3 Wie wir mit Verstehensproblemen umgehen sollten;61
5.3;1.3 Grammatik (Wortbildung, Satzbau);64
5.3.1;1.3.1 Grammatische Fähigkeiten bei Demenz;65
5.3.2;1.3.2 Wie gehen die Betroffenen mit grammatischen Schwierigkeiten um?;69
5.3.3;1.3.3 Wie sollten wir uns verhalten, wenn Menschen mit Demenz Grammatikfehler machen?;70
5.4;1.4 Verhalten in Gesprächssituationen;70
5.4.1;1.4.1 Soziales Wissen und Verhalten;71
5.4.2;1.4.2 Veränderungen des Gesprächsverhaltens;78
5.4.3;1.4.3 Wie sollten wir auf das veränderte Gesprächsverhalten von Menschen mit Demenz reagieren?;93
6;2 Veränderungen der nonverbalen Kommunikationsfähigkeit;109
6.1;2.1 Körpersprache wahrnehmen und verstehen;110
6.2;2.2 Die Kehrseite: Nonverbale Kommunikation nicht oder falsch verstehen;117
6.3;2.3 Nonverbal sein: Körpersprache statt Worte;121
6.4;2.4 Was optimale nonverbale Kommunikation in Pflege und Betreuung erschwert;145
6.5;2.5 Die Gefahr von voreiligen Schlu?ssen und Fehleinschätzungen;146
6.6;2.6 Wie wir die nonverbale Kommunikation gestalten sollten;153
7;3 Tipps fu?r die Beziehungsarbeit;177
7.1;3.1 Angemessener Umgang mit demenzkranken Personen;177
7.2;3.2 Wertschätzende Gesprächsfu?hrung;179
7.3;3.3 Anrede;181
7.4;3.4 Zuhören;183
7.5;3.5 Auf Gefu?hle eingehen;184
7.6;3.6 Lob und Komplimente;186
7.7;3.7 Entscheidungen und Wahlmöglichkeiten;188
7.8;3.8 Zum Abgewöhnen: falsche Verhaltensweisen;189
8;4 Optimieren der Gesprächsfu?hrung;195
8.1;4.1 Geschickte Themenwahl;195
8.2;4.2 Fragen richtig stellen;198
8.3;4.3 Sinnvoller Einsatz von biografischem Wissen;201
8.3.1;4.3.1 Biografie hilft zu verstehen;201
8.3.2;4.3.2 Biografie hilft Identität und Selbstwertgefu?hl zu wahren;202
8.3.3;4.3.3 Biografie hilft bei der Beziehungsarbeit;202
8.3.4;4.3.4 Biografie liefert Gesprächsthemen;203
8.3.5;4.3.5 Wie Biografie sinnvoll zu nutzen ist;203
8.3.6;4.3.6 Was man mit biografischem Wissen nicht machen sollte;204
8.4;4.4 Humor;208
8.4.1;4.4.1 Humor verstehen;208
8.4.2;4.4.2 Selber humorvoll sein;211
8.4.3;4.4.3 Empfehlungen zum Einsatz von Humor;214
9;5 Die kommunikative Gestaltung von alltäglichen Pflegesituationen;221
9.1;5.1 Körperpflege;221
9.2;5.2 Essen und Trinken;225
9.3;5.3 Medikamentengabe;228
9.4;5.4 Ausscheiden;228
9.5;5.5 Einschlafen und Aufstehen;230
10;6 Motivieren;233
10.1;6.1 Ansatzpunkt: Gefu?hl geht vor Verstand;234
10.2;6.2 Voraussetzungen fu?r das Gelingen;235
10.3;6.3 Mögliche Gru?nde fu?r das Scheitern;238
10.4;6.4 Erfolgreiche emotionale Motivationsstrategien;238
11;7 Bewältigung schwieriger Situationen;255
11.1;7.1 Ständige Wiederholungen;256
11.1.1;7.1.1 Ursachen von Wiederholungen;259
11.1.2;7.1.2 Umgang mit Wiederholungen;260
11.2;7.2 Rufen und Schreien;267
11.2.1;7.2.1 Ursachen fu?r häufiges Schreien;268
11.2.2;7.2.2 Umgang mit Rufen und Schreien;270
11.3;7.3 Aggressionen und Konflikte;279
11.3.1;7.3.1 Auslöser von Aggressionen und Konflikten;279
11.3.2;7.3.2 Umgang mit Aggressionen und Konflikten;285
11.4;7.4 Fehlwahrnehmungen, Halluzinationen und Wahnvorstellungen;303
11.4.1;7.4.1 Ursachen von Fehlwahrnehmungen, Halluzinationen und Wahnvorstellungen;305
11.4.2;7.4.2 Umgang mit Fehlwahrnehmungen, Halluzinationen und Wahnvorstellungen;306
11.5;7.5 Herum- und Weglaufen;309
11.5.1;7.5.1 Ursachen fu?r das Herum- und Weglaufen;310
11.5.2;7.5.2 Empfohlener Umgang mit dem Herumlaufen;316
12;8 Umgang mit der Wahrheit;345
12.1;8.1 Realitätsorientierungstraining (ROT);345
12.1.1;8.1.1 Die Inhalte;345
12.1.2;8.1.2 Die Methode;346
12.1.3;8.1.3 Die Auswirkungen von ROT;347
12.1.4;8.1.4 Bewertung;351
12.2;8.2 Validation nach Naomi Feil;352
12.2.1;8.2.1 Die Inhalte;352
12.2.2;8.2.2 Die Methode;353
12.2.3;8.2.3 Die Auswirkungen von Validation;354
12.2.4;8.2.4 Bewertung;356
12.3;8.3 Integrative Validation (IVA) nach Nicole Richard;358
12.3.1;8.3.1 Die Inhalte;358
12.3.2;8.3.2 Die Methode;360
12.3.3;8.3.3 Die Auswirkungen von IVA;361
12.3.4;8.3.4 Bewertung;364
12.4;8.4 „Notlu?gen“;367
12.4.1;8.4.1 Die Inhalte;367
12.4.2;8.4.2 Die Methode;375
12.4.3;8.4.3 Die Auswirkungen von Notlu?gen;378
12.4.4;8.4.4 Bewertung;381
13;Fazit;397
14;Literatur;399
15;Sachwortverzeichnis;439


1 Veränderungen der verbalen Kommunikationsfähigkeit

1.1 Wortfindungsstörungen

Die Wortfindungsstörung ist die bekannteste Auswirkung der Demenz auf das Sprechenkönnen. Sie ist teilweise bereits im frühen Krankheitsstadium zu beobachten und kommt im Laufe der Krankheit immer häufiger vor. In den folgenden Abschnitten wird gezeigt, was darunter zu verstehen ist (Abschnitt 1.1.1), mit welchen kommunikativen Strategien die Betroffenen darauf reagieren (Abschnitt 1.1.2) und wie wir mit diesem Problem umgehen sollten (Abschnitt 1.1.3).

1.1.1 Was bedeutet Wortfindungsstörung?

Von einer Wortfindungsstörung spricht man, wenn jemandem mitten im Sprechen plötzlich die Worte für das fehlen, was er sagen möchte: Der Zugriff auf einzelne, für den jeweiligen Gedanken passende Begriffe ist gestört. So begründete beispielsweise einmal eine Dame ihren Wunsch, auf dem Weg von ihrem Zimmer zum Speisesaal von einem Pflegenden begleitet zu werden, mit den folgenden Worten: „Wenn jemand na äh hinten/ nebenher läuft, na is er/ is man/ fühlt man sich gleich beha/ be * be be be be-was-t? Behütet!“ „Es ist, als wären die Regale mit den ordentlich sortierten Wörtern umgefallen und als müsste ich mir aus den unsortierten Haufen das Wort heraussuchen, das ich brauche. Wenn ich dieses Wort oder sein Äquivalent finde, muss ich mir überlegen, wie ich es ausspreche und an welche Stelle des Satzes es gehört.“ (Bryden, 2011, S. 125)

„Ich kann verrückt werden, wenn ein Name mir auf der Zunge liegt und ich komme nicht mehr darauf… Dinge, die ich immer gewusst habe, sind weg, einfach weg.“ (Andersson, 2007, S. 62)

Dieses Phänomen erleben durchaus auch jüngere und sprachgesunde Personen, und zwar gar nicht so selten – nämlich dann, wenn ihnen weniger gebräuchliche Wörter und insbesondere Namen von Menschen oder Restaurants sowie Filmund Buchtitel zwar, wie das die Betroffene im Zitat oben so treffend ausdrückt, „auf der Zunge liegen“, aber sie einfach nicht darauf kommen. Manchmal weiß man, mit welchem Buchstaben das gesuchte Wort beginnt. Man hat sogar eine ungefähre Vorstellung davon, wie viele Silben es hat – und kann es doch trotz höchster Konzentration und angestrengten Überlegens nicht aussprechen1. So ähnlich ergeht es auch Menschen mit Demenz, nur leider sehr viel häufiger: Für sie wird nicht nur das Suchen nach Personennamen2, sondern auch nach ganz einfachen, alltäglichen Wörtern zur Regel. Ihr aktives Vokabular schrumpft sozusagen3, wobei später im Leben erworbene Wörter früher verloren gehen und die zuerst in der Kindheit gelernten am längsten erhalten bleiben.4 „Die Krankheit stört besonders den Zugriff auf die Namen der Dinge, aber ich (er-) kenne das Ding noch. Im frühen Stadium ist es der Wortschatz, der verschwunden ist, nicht das Konzept.“ (Davis, 1989, S. 100)


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