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Salyards | Die Klinge des Königs | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 688 Seiten

Reihe: Klingen

Salyards Die Klinge des Königs

Roman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-641-19082-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 2, 688 Seiten

Reihe: Klingen

ISBN: 978-3-641-19082-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Captain Braylar Killcoin, der Anführer der berühmt-berüchtigten syldoonischen Söldnertruppe, ist ein Getriebener: Die Seelen der von ihm getöteten Männer verfolgen ihn ebenso wie die dunkle Magie, die ihm innewohnt. Doch es kommt für ihn noch schlimmer, als er mit seinen Männern an den Kaiserhof gerufen wird, um dem neuen Imperator Cynead die Treue zu schwören. Denn Cynead schmiedet seine ganz eigenen dunklen Pläne, und schon bald wird Braylar klar, dass das politische Parkett der Hauptstadt tödlicher ist als jedes Schlachtfeld ...

Jeff Salyards wuchs in einem kleinen, verschlafenen Ort nördlich von Chicago auf. Schon früh träumte er sich in laute und chaotische Welten voller unzähmbarer Charaktere. Seine Faszination für die Fantastik hat er niemals verloren. Neben seinem Job bei der American Bar Association widmet er sich dem Schreiben fantastischer Abenteuer. Salyards lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in der Nähe von Chicago.
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1

Mein Ausflug zum Großen Jahrmarkt war von wundervollen Aromen, Düften und Anblicken begleitet gewesen. Der Rückweg zum Traurigen Hund fühlte sich dagegen an wie der Gang zum Schafott. Wenn man es recht bedachte, war der Vergleich gar nicht mal so falsch.

Auf dem Weg zum Basar hatte ich die kräftigen Düfte von Brot, Fleisch und Kochfeuern wahrgenommen. Auf dem Rückweg roch ich nur den Urin, nach dem die kleinen Gassen stanken. Anfangs war ich von der neu gefundenen Freiheit so begeistert gewesen, dass ich den abscheulichen Gestank überhaupt nicht wahrgenommen hatte. Federnden Schritts hatte ich den Syldooner verlassen und den Jahrmarkt erkundet. Auf dem Rückweg zum Traurigen Hund sah ich nur noch den Kot von Pferden und Hunden und schleimige Massen, die ich nicht näher bestimmen konnte. Obendrein war all das darauf aus, mir einen Schuh zu stehlen oder die Hose zu verschmutzen. Stinkender Treibsand, das war es.

Selbst die Gesichter und Stimmen veränderten sich. Auf dem Hinweg hatte ich Freude, Fröhlichkeit und Staunen gesehen, jetzt waren es die Gereiztheit eines Besuchers angesichts seiner stark erleichterten Börse, die Abscheu in der Miene eines Lehnsherren, dem die Untertanen im Gedränge unangenehm nahe kamen, die stumpfen Gesichter der Huren, die sich durch das Gedränge schoben und halbherzig versuchten, neue Freier in die Freudenhäuser zu locken, und hier und dort ertönte der schrille Schrei einer Mutter, die mit den ungehorsamen Kindern schimpfte.

Der Weg hin und zurück war der gleiche – in so kurzer Zeit hatte sich natürlich nicht viel verändert –, aber meine Stimmung und Wahrnehmung hätten kaum unterschiedlicher sein können. Es war erstaunlich, wie eine Kleinigkeit die Einstellung zur ganzen Welt derart ins Gegenteil verkehren konnte. Das zerschlagene Gesicht des jungen Hornmannes in der Menge, das gegenseitige Erkennen, seine blitzartige Flucht und die Einsicht, dass ich uns alle ins Verderben gestürzt hatte, als ich Braylar im Gras gebeten hatte, den Soldaten zu verschonen – es reichte aus, um mir den wunderschönen Tag zu verderben, und womöglich hatte ich auch dafür gesorgt, dass sowieso nicht mehr viele folgen würden, ob gute oder schlechte.

Es kostete mich viel Überwindung, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Jeder Schritt war schwerer als der vorige, ich hatte Angst, und mein Magen revoltierte und verkrampfte sich umso schlimmer, je näher ich meinem Ziel kam. Ich hatte mich entschlossen, zum Traurigen Hund zurückzukehren und dem Captain zu beichten, was ich gesehen hatte. Zweifellos würde er einen Wutanfall bekommen, dessen Ziel natürlich ich wäre. Das war durchaus verständlich. Aber die Alternativen waren noch unerquicklicher. Ich würde bestimmt nicht zum Baron laufen oder versuchen, aus Zechingen zu fliehen. Die Begegnung mit dem Captain würde nicht erfreulich verlaufen, aber die anderen Wege führten nur zu Schlimmerem. Ich dachte auch daran, überhaupt nichts zu sagen und so zu tun, als hätte ich den Hornmann nicht erkannt. Falls Braylar aber irgendwie herausfand, dass ich den Mann gesehen und geschwiegen hatte, so unwahrscheinlich dies auch sein mochte, würde mein Leichnam sehr bald zum gewaltigen Gestank in den Gassen beitragen.

Als ich mich dem Gasthof näherte, brachte ich es jedoch nicht über mich, auch die letzten paar Schritte zu gehen, und bog in eine Seitengasse ab. Ich hoffte, der Druck in der Brust ließe nach, und mein Herz, das wie ein aufgescheuchter Vogel im Käfig hüpfte, beruhigte sich endlich wieder. So beschloss ich, mich ein Stück weit mit der Menge treiben zu lassen und mit dem Strom zu schwimmen, wohin er mich auch tragen mochte, um all das eine Weile zu vergessen, so kurz die Spanne auch sein mochte. Ich war nicht bereit, jemandem zu erzählen, was ich gesehen hatte. Noch nicht. In Bewegung bleiben, das lenkte mich ab.

Nachdem ich den Weg zur Hauptstraße eingeschlagen hatte, sollte es nicht lange dauern, bis mein Wunsch erfüllt wurde. Fast sofort wurde ich mitgerissen. Ich hätte hungrig oder durstig sein müssen – ich hatte nicht einmal das Bier ausgetrunken und die Muscheln aufgegessen, an denen ich mich verschluckt hatte –, aber mir war der Appetit vergangen. Mein Magen rebellierte und zeigte sich unleidlich. So gab ich mich damit zufrieden, dem Strom der Menschen zu folgen, und achtete nicht mehr auf Wegweiser oder die abgeblätterten Emaillestreifen an den Wänden. Auch wenn ich kaum mehr als Wasser im Bauch hatte, würde es mir sicherlich schwerfallen, den Rückweg zum Traurigen Hund zu finden, aber das war mir in diesem Augenblick egal.

Ich wanderte umher und folgte der Menge. Wenn der Strom dünner wurde und mich in Seitenstraßen oder Wohnviertel spülte, machte ich kehrt und suchte ein Gedränge, das mich in eine andere Richtung schob. Obwohl viele Besucher in ihre Hütten und auf die Höfe zurückgekehrt waren und die ersten Straßenhändler die kleinen Baldachine aus Leder und verschossener Leinwand abbauten, waren immer noch sehr viele Menschen unterwegs. Deshalb war es nicht schwer, eine neue Menschentraube zu finden, die mich irgendwohin mit sich zog.

Als ich einen Platz erreichte, hörte ich ein wildes Durcheinander von Geräuschen – entzücktes Quietschen, vielleicht mischte sich auch Angst darunter, es war schwer zu erkennen, und viel Gemurmel. Die Art von Raunen, die entstand, wenn sich viele Leute zu den Nachbarn beugten und ihnen aufgeregt etwas erklärten, sich dabei aber bemühten, leise zu sprechen, weil sie zugleich beunruhigt und ergriffen waren. Eine einzelne, in solchen Dingen offenbar recht geübte Stimme übertönte den Lärm. In regelmäßigen Abständen vernahm ich noch etwas anderes. Es war ein fremdartiges Geräusch, eine Art durchdringendes Kreischen oder Brüllen, bei dem mir der Atem stockte und mein Bauch sich verkrampfte. Wenn es ertönte, verstummten alle anderen Geräusche vorübergehend und setzten erst nach einer kleinen Atempause wieder ein.

Mitten auf dem Platz hatten sich die Zuschauer zu einem dichten Kreis versammelt. Von einem Impuls getrieben, den ich selbst nicht recht verstehen konnte, drängte ich mich auf eine Art und Weise nach vorn, auf die Mulldoos stolz gewesen wäre. Allerdings fehlte es mir an Körpermasse, um die Leute rasch wegzuschieben, und ich bekam einige Flüche und böse Blicke ab, als die Leute erkannten, dass ich nur ein dürrer Bursche war, der sich vordrängen wollte. Geräusche wie diejenigen, die mitten auf dem Platz entstanden, hatte ich zwar noch nie gehört, aber trotzdem wusste ich irgendwie, woher sie kamen. Und als ich die obere Kante eines hohen Käfigs entdeckte, war ich sicher, dass ich richtiglag.

Freilich konnte mich diese Gewissheit nicht auf das vorbereiten, was ich dann sah.

Als Kind hatte ich mich immer gefragt, ob die Augen der Ungeheuer in den Märchen wie Laternen glühten, ob sie wie Mist oder sogar noch schlimmer stanken, welche Geräusche die Krallen machten, wenn die Ungeheuer über die Dielen des Gasthofs oder draußen direkt hinter mir über die Felder schlichen, und ganz besonders, wie ihr Brüllen und ihr Angriffsschrei klang. Nun verrenkte ich mir den Hals, um über die Leute vor mir hinwegzuspähen, und war drauf und dran, das erste Ungeheuer meines Lebens in Fleisch und Blut zu sehen.

Der hohe Käfig war gut zwanzig mal dreißig Schritte groß. In der hinteren Ecke führte ein Durchlass zu einer vergitterten Rampe, die ihrerseits mit einem stabilen Wagen verbunden war. Die Ladefläche war mit Eisenstangen gesichert und mit Holz überdacht. Zugtiere waren nicht angespannt. Ein Stück entfernt stand ein zweiter Wagen mit einer flachen Ladefläche, vor den sechs sichtlich nervöse Ochsen geschirrt waren.

An der Seite des Käfigs gab es ein fest verschlossenes Tor. Von dort aus führte ein kurzer gesicherter Gang zu einem kleinen rechteckigen Käfig, der sich innerhalb des größeren Gefängnisses befand. Nun erst sah ich auch das Wesen, das den kleineren Käfig in der Mitte umkreiste, der im Augenblick allerdings leer war.

Das Ungeheuer war ein riesiger Vogel, gut anderthalbmal so groß wie ein Mann, mit schwarz und gelb gesprenkeltem Gefieder und einem dicken, muskulösen Hals. Der Kopf war fast so groß wie der eines Pferds, vorne ragte ein kräftiger Schnabel hervor.

Genau wie Lloi es beschrieben hatte, besaß das Untier keine Flügel, sondern dünne gefiederte Gliedmaßen, die in drei Klauen ausliefen. Zwei davon waren sehr kurz, die dritte war viel länger und gekrümmt und trug am Ende eine sichelförmige rasiermesserscharfe Kralle. Die Beine waren kräftig und stämmig wie kleine Bäume, liefen ebenfalls in mächtigen Klauen aus und warfen den Staub hoch, wenn das Wesen im Käfig hin und her schritt. Die kleinen schwarzen Augen starrten böse die Gaffer an.

Auch der Schausteller lief im Kreis herum, allerdings außen vor dem Käfig. Er trug eine offene Weste. Seine Haut, das Haar und der Gabelbart waren gleichermaßen stark eingefettet. In Nase und Ohren trug er unzählige Ringe und Stecker, auf denen die untergehende Sonne blitzte. In einer Hand hatte er einen langen Treibstock. Zwei jüngere Versionen seiner selbst, die sich nur dadurch von ihm unterschieden, dass sie statt des Vollbarts lediglich Stoppeln im Gesicht hatten und weitere Hosen trugen, liefen am Rand der Menge entlang. Einer hatte einen Eimer mit Fleisch dabei, der andere eine...


Salyards, Jeff
Jeff Salyards wuchs in einem kleinen, verschlafenen Ort nördlich von Chicago auf. Schon früh träumte er sich in laute und chaotische Welten voller unzähmbarer Charaktere. Seine Faszination für die Fantastik hat er niemals verloren. Neben seinem Job bei der American Bar Association widmet er sich dem Schreiben fantastischer Abenteuer. Salyards lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in der Nähe von Chicago.



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