Salyards | Tanz der Klingen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 432 Seiten

Reihe: Klingen

Salyards Tanz der Klingen

Roman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-641-19081-1
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 1, 432 Seiten

Reihe: Klingen

ISBN: 978-3-641-19081-1
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Von Captain Braylar Killcoin, dem ebenso raubeinigen wie rätselhaften Anführer einer syldoonischen Söldnertruppe, sagt man, er sei hinterhältig, blutrünstig und würde sogar seine eigene Mutter an den Teufel verscherbeln. Eines Tages heuert Killcoin den jungen Chronisten Arki an - er soll die Söldner auf einer geheimen Mission begleiten und ihre Taten schriftlich festhalten. Für Arki beginnt das größte Abenteuer seines Lebens. Ein Abenteuer, das er jedoch erst einmal überleben muss, bevor er es niederschreiben kann ...

Jeff Salyards wuchs in einem kleinen, verschlafenen Ort nördlich von Chicago auf. Schon früh träumte er sich in laute und chaotische Welten voller unzähmbarer Charaktere. Seine Faszination für die Fantastik hat er niemals verloren. Neben seinem Job bei der American Bar Association widmet er sich dem Schreiben fantastischer Abenteuer. Salyards lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in der Nähe von Chicago.
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1

Mein neuer Herr stieg vom Planwagen. Seine dunklen Haare waren zurückgekämmt; sie sahen aus wie nasses Otterfell. Gleichmütig ließ er den Blick über den Stallhof wandern. Er verweilte kurz bei mir, ehe er sich weiter umsah, und wie schon hundertmal, seit ich die Stelle angenommen hatte, wurde mir bewusst, dass diese Aufgabe anders würde als jede Arbeit, die ich bisher verrichtet hatte.

Captain Braylar Killcoin winkte mich zu sich, während er mit einem jungen Berittenen sprach. Seit der ersten Einweisung vor einigen Tagen hatte ich den Captain nicht mehr gesehen. Da war er mir aufgeräumt und guter Dinge begegnet, jetzt war er müde und voller Straßenstaub.

Als ich zum Wagen ging, nickte der junge Soldat dem Captain zu und ritt mir entgegen. Obwohl es reichlich Platz zum Ausweichen gab, hielt er direkt auf mich zu. Ich wich bis an die Scheune zurück, doch er lenkte sein Reittier unbeirrt in meine Richtung und hielt erst an, als die mächtigen Schultermuskeln direkt vor meinem Gesicht zuckten. Ich umklammerte meinen Ranzen und bemühte mich, standhaft zu bleiben, obwohl mir die Hufe beinahe die Füße zertrampelten und mich die Schwertscheide des Burschen in die Seite knuffte. Der Soldat beugte sich vor, ein Bataillon von Sommersprossen rückte näher, das Kinn mit dem Quast hellblonder Haare war ein wenig drohend gereckt. »Ein guter Rat?«

Ich war nicht sicher, ob er den Rat erbat oder anbot. »Verzeihung?«

Er nickte in die Richtung des Wagens. »Was die Reise mit dem Captain angeht.«

Das schuf immer noch keine Klarheit, wer nun einen Rat zu geben hatte, aber ich nahm an, dass er mir etwas sagen wollte, und nickte, was ihn hoffentlich ermunterte, sein Pferd weiterlaufen zu lassen.

Breit grinsend zeigte er mir die Zähne. »Lass dich nicht umbringen.« Dann ruckte er an den Zügeln und verschwand um die Ecke.

Ja, dies war etwas ganz anderes, als die Geschichten von Müllern, Kaufleuten und kleinen Adligen aufzuzeichnen. Ich näherte mich Braylar, als eine Frau ihr Pferd um den Wagen herumführte. Beide, Frau und Tier, waren klein, stämmig und zottelig. Die kupferbraune Haut und das pechschwarze Haar wiesen sie auf den ersten Blick als Grashündin aus. Sie trug Hose und Hemd wie ein Mann. Ich fragte mich, was eine Nomadin in der Gesellschaft eines syldoonischen Kommandanten zu suchen hatte, während sie sich möglicherweise nicht ganz zu Unrecht Gedanken machte, warum nun auch ein Schreiber mit von der Partie war. Und niemandem hätte man Vorwürfe machen können, wenn er sich fragte, was der Syldooner in dieser Gegend trieb, ob er nun Nomaden und Schreiber bei sich hatte oder nicht. Das alles war höchst eigenartig.

Sie betrachtete mich, wie ein erfahrener Viehhirte eine Kuh mustern mochte. Entschlossen, mich nicht einschüchtern zu lassen, beäugte ich sie ebenfalls ausgiebig und hielt inne, als ich sah, dass die Finger und der Daumen der linken Hand amputiert waren. Nur die jeweils ersten Fingerglieder waren erhalten geblieben. Ich hatte nicht die Absicht, sie zu begaffen, und doch tat ich es. Sie wackelte mit den Stummeln vor meiner Nase. Es sah aus wie das Todeszucken eines dicken braunen Käfers, der auf dem Rücken lag. Ich schluckte und wandte den Blick ab.

»Dünn ist er«, sagte die Frau zum Captain.

»Das ist mir gar nicht aufgefallen.«

»Und zimperlich.«

»Das ist mir durchaus aufgefallen«, erklärte Captain Killcoin. »Egal. Dir fehlen Fingerglieder, ihm mangelt es an innerer Kraft, aber beide Mängel werden sich nicht als übermäßig gefährlich erweisen, Lloi. Sorge nur dafür, dass Vendurro Glesswik auch wirklich herholt. Die beiden sollen nicht in einem Fass ertrinken.«

Ich drehte mich um, als sie ging, und stieß beinahe mit dem Stallburschen zusammen, der Braylar Bericht erstattete. »Euer Mann da drinnen hat mir gesagt, ich solle den anderen Wagen herrichten, was ich getan habe. Er steht in der Scheune bereit. Der Wagen, meine ich. Wo Euer Mann ist, weiß ich nicht.« Der Junge verrenkte sich den Hals und betrachtete den Wagen hinter Braylar. »Ein schönes Fahrzeug habt Ihr da. Warum wollt Ihr jetzt das andere haben?«

Braylar schnippte mit den Fingern, um den Burschen zur Ordnung zu rufen. »Kennst du dich mit Pferden aus, Junge? Oder hat man dich nur eingestellt, weil du so gut Mist schaufeln kannst?«

»Es gibt keinen Besseren.«

»Mit den Pferden oder dem Mist?«

»Mit den Pferden, meine ich. Euer Mann sagte, ich solle bereit sein, wenn der Captain eintrifft. Wovon seid Ihr denn der Captain? Ihr seid kein Offizier der Hornmänner, so viel ist sicher, und das einzige Meer weit und breit ist hier dasjenige aus Gras. Also nehme ich an, Ihr habt gar kein Schiff. Es sei denn, es wäre ein Flusskahn, aber es wäre schon komisch, wenn sich da jemand Captain nennt. Die sind ja so klein. Seid Ihr …«

Braylar warf dem Jungen eine Silbermünze zu, die dieser aus der Luft schnappte. Er drehte sie herum, betrachtete die Prägung genauer und pfiff durch die Zähne. Die vorherigen Fragen hatte er völlig vergessen.

»Davon wartet noch eine auf dich, wenn du dich so gut um die Pferde kümmerst, wie du plapperst.«

Der Junge kniff die Augen zusammen. »Ehrlich?«

»Ehrlich. Aber ich erwarte die allerbeste Pflege. Hast du Äpfel?« Der Junge nickte. »Salz zum Lecken?« Wieder ein Nicken. »Klee?«

Der Bursche wollte nicken, hielt aber inne. »Ich glaube schon. Ich muss nachsehen. Eigentlich müsste etwas da sein.«

»Sehr gut. Kümmer dich um die Pferde, und nimm den beiden da hinten die Sättel ab. Bei der braunen Stute mit dem schwarzen Sattel musst du aufpassen. Sie heißt Grimm, und das aus gutem Grund. Sie mag überhaupt niemanden, was mich selbst einschließt. Pass auf, dass sie dich nicht ins Gesicht beißt. Wenn du Klee findest, verbessern sich deine Aussichten erheblich. Behandle die Tiere, als gehörten sie dem Baron persönlich, und du wirst deine Belohnung erhalten.«

Wieder betrachtete der Junge die Münze. »Den Baron habe ich ein- oder zweimal gesehen, wie er mit einer großen Gefolgschaft vorbeigeritten ist. Er hat nicht angehalten und mir keine Münzen gegeben.« Er sah Braylar an. »Ich behandle sie wie die Pferde des Königs, ja … als gehörten sie dem König selbst.« Das verkündete er mit einer beinahe erschreckenden Ernsthaftigkeit.

Als Braylar ihm auf die Schulter klopfte, fuhr der Junge auf wie von einer Wespe gestochen und rannte zum Wagen. Zwischen den Pferden bewegte er sich wieder vorsichtiger, berührte hier eines am Hals oder redete dort leise auf ein anderes ein. In der Gesellschaft der Tiere schien er sich viel wohler zu fühlen.

Lloi kehrte mit zwei Männern zurück. Der Reiter, der mich an die Scheunenwand gedrängt hatte, hieß vermutlich Vendurro. Der andere, der demnach Glesswik sein musste, hatte ein schmales Gesicht voller schmutziger Flecken und Pockennarben, als hätte man ihn in Brand gesteckt und das Feuer mit der Spitzhacke gelöscht. Er sagte: »Willkommen, Captain. Ich habe mich schon gefragt, ob dich die Hündin hier im Gras auf Abwege geführt hat.«

»Wenn ich dich an der Nase gepackt hätte, dann wären es wohl wirklich weitläufige Abwege geworden«, gab sie darauf zurück.

Braylars Mundwinkel zuckten, als hätte man sie bei einer Missetat erwischt, und zogen zwei winzige Narben mit. Dann verwandelte sich das Zucken in ein Lächeln. Oder in etwas Ähnliches. »Bringt alles zu dem neuen Wagen, und sorgt dafür, dass unser … Beutestück in eurem Zimmer verstaut wird. Schließt ja gut ab. Trödelt nicht, und zieht nicht die Aufmerksamkeit der Leute auf euch. Verstanden?«

Vendurro und Glesswik wollten gleichzeitig die Fäuste heben, doch Braylar winkte ab und sah sie mit finsterer Miene an. »Ist das etwa eure Vorstellung von diskretem Vorgehen? Habt ihr jedem Mädchen, bei dem ihr gelegen habt, erzählt, ihr wärt die Geißel von Syldoon?«

Vendurro errötete unter den Sommersprossen. »Entschuldigung, Cap. Die Macht der Gewohnheit.«

»Kümmert euch um die Wagen, ihr Trottel. Und ärgert mir nicht den Stallburschen, sonst bekommt ihr es mit mir zu tun.«

Sie unterdrückten den Impuls, noch einmal zu salutieren, und verzogen sich hinter den Wagen. Captain Killcoin ging unterdessen, von Lloi gefolgt, zur Schenke. Sie trug eine kleine Kiste, auf der eine Armbrust und ein Köcher balancierten. Ich beeilte mich, ihnen zu folgen.

Das Gebäude hatte zwei Stockwerke, die grauen Wände mussten dringend getüncht werden. Sonst wirkte es solide und gut unterhalten. Das Strohdach war anscheinend erst vor Kurzem erneuert worden, das Weidengeflecht und der Lehm waren intakt und ordentlich geflickt.

Ein Fass hielt die Tür des Gasthofs weit offen, um frische Luft hereinzulassen. Der Boden war mit Holz ausgelegt. Von den vielen Füßen, die ihn im Laufe der Jahre betreten hatten, war er abgewetzt und hell, besonders direkt vor der Theke. An den Wänden hingen einige eiserne Lampen, die im Augenblick nicht brannten, über dem kalten Kamin waren zwei große Fenster mit weit geöffneten Läden. Dank der Fenster und der offenen Tür war es in dem Schankraum außerordentlich sonnig....


Salyards, Jeff
Jeff Salyards wuchs in einem kleinen, verschlafenen Ort nördlich von Chicago auf. Schon früh träumte er sich in laute und chaotische Welten voller unzähmbarer Charaktere. Seine Faszination für die Fantastik hat er niemals verloren. Neben seinem Job bei der American Bar Association widmet er sich dem Schreiben fantastischer Abenteuer. Salyards lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in der Nähe von Chicago.



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