E-Book, Deutsch, Band 2, 343 Seiten
Reihe: Doctor Who Monster-Edition
Sambale / Tucker / Perry Doctor Who Monster-Edition 2: Der fremde Feind
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96658-019-9
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 343 Seiten
Reihe: Doctor Who Monster-Edition
ISBN: 978-3-96658-019-9
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Angriffe der Deutschen haben ihren Höhepunkt erreicht. Während die Luftwaffe London bombardiert, beobachtet der Auswanderer Cody McBridge die Bruchlandung einer bedrohlichen, silbernen Sphäre. Er sieht etwas aus ihrem Inneren hervortreten. Die Sphäre muss eine neue Geheimwaffe der Deutschen sein, die irgendeine Fehlfunktion hatte. Was sonst? Inmitten des Chaos landen der Doktor und Ace und folgen einer Spur, die sie direkt zu versteckten Nazis führt. Zudem begegnen sie einigen sehr alten Feinden ... Ein Abenteuer mit dem siebten Doktor, gespielt von Sylvester McCoy, und seiner Begleiterin Ace.
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1
»London, England, November 1940. Drei Monate in diesem verdammten Land und kein Fall in Sicht. Ich wünschte, ich hätte Chicago nie verlassen … doch ich hatte keine Wahl. Zu viele Leute wollten mich aus dem Weg räumen – und zwar für immer. Ein Neuanfang in einem alten Land. Hab mir gedacht, ich könnte im verschlafenen England mal ein bisschen aufräumen. Leider Fehlanzeige. Die Ganoven sind zu langsam und die Bullen zu schnell. Alles nur Kleingaunerei. Die echten Talente sind alle weg, um Nazis zu bekämpfen, oder schmuggeln Eier aus Suffolk ein, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.« Cody McBride lehnte sich auf seinem Schreibtischstuhl zur Seite, hob eine Ecke des Verdunkelungsvorhangs an und ließ den Blick über die Dächer von East London schweifen. Die Straßen unter ihm waren dunkel und leer. Er verzog das Gesicht. So sollte eine Stadt nicht aussehen. Er war an geschäftige Passanten gewöhnt, an Lärm und helle Lichter. Und nun kamen Lärm und Licht allein von den Bombern am Himmel – und den Schützen, die sie herunterholen sollten. In der Ferne sah er die Spuren von Leuchtgeschossen am Nachthimmel und das unheimliche orange Glühen großer Brände. Jeden Tag starb ein weiterer Teil dieser Stadt, genau wie seine Bewohner, und das machte McBride wütend. Er reckte den Hals, um einen Blick auf die St.-Paul’s-Kathedrale werfen zu können, die sich dunkel vor dem erleuchteten Nachthimmel abzeichnete. Wie lange würde es dauern, bis auch sie nur noch ein Haufen Schutt am Rande einer Londoner Straße war? So wie sie hervorstach, verblüffte es ihn, dass sie den Luftangriffen bisher getrotzt hatte. Er hoffte, dass sie das Ganze überdauern würde. Zu viele Wahrzeichen Londons waren bereits zerstört worden. Sein Blick fiel auf den Zeitungsstapel unter dem Fenster. Der Schleicher. Mitten im Chaos hatte sich irgendein Bekloppter daran gemacht, Leute zu zerstückeln. Ein echter Psychopath. Den »Schleicher von Limehouse« nannte ihn die Presse. Seit zwei Monaten zog er eine Spur von ausgeweideten, verstümmelten und auch ansonsten ziemlich übel zugerichteten Leichen durch East London. Selbst der Luftwaffe machte er die Schlagzeilen streitig. McBride fand die ganze Sache wirklich seltsam: Obwohl jede Nacht gnadenlos Bomben vom Himmel regneten, war es dem Schleicher gelungen, die Bevölkerung in Panik zu versetzen. Man musste dem Tod nur ein menschliches Gesicht verleihen, schon wirkte er wesentlich fürchterlicher als alles andere. Die Polizei war weit davon entfernt, den Schleicher dingfest zu machen. Cody McBride hatte es noch nicht einmal versucht. Den Schleicher von Limehouse zu schnappen – das wäre mal ein richtiger Coup! McBride lachte in sich hinein. Aber wie sollte man bloß Fälle lösen, wenn die Nazis immerzu die Tatorte bombardierten? Sein Blick ging zur Tür hin, wo oben auf der Scheibe ein Schriftzug prangte: CODY MCBRIDE – PRIVATDETEKTIV. Die Farbe begann bereits abzublättern, obwohl sie kaum drei Wochen alt war. Offenbar waren nicht nur die begabten Verbrecher fortgegangen, um gegen Nazis zu kämpfen – auch talentierte Maler und Handwerker waren dieser Tage schwer zu finden. Er ließ den Vorhang los und musterte sein Büro, das im Halbdunkel vor ihm lag. Selbst für seine Ansprüche war die Ausstattung sehr dürftig. Ein paar große Aktenschränke befanden sich an einer Wand, ein frei stehender Safe an einer anderen. Ein paar Trenchcoats und ein Hut hingen an einem Kleiderständer in der Ecke. Daneben stand ein alter Tisch mit einer noch älteren Schreibmaschine darauf. Auf seinem Schreibtisch, einem großen Klotz aus Nussbaum, gab es nichts außer Löschpapier, einem Telefon, einer Flasche Whisky und seinen Schuhen. In den Schuhen steckten seine Füße, die er auf der Tischkante abgelegt hatte – die Flasche daneben war leer. Er nahm einen großen Schluck aus dem Glas in seiner Hand, schwenkte den Rest Whisky darin und lehnte sich auf seinem knarrenden, alten Drehstuhl zurück. Während eines Luftangriffs hätte er eigentlich gar nicht hier sein sollen, sondern zusammen mit allen anderen unten im Luftschutzkeller. Er hatte zugesehen, wie die Leute beim Sirenengeheul durch die Straße geströmt waren, um unter der Erde Zuflucht zu suchen, während die Lichter der Stadt eins nach dem anderen erloschen waren. Er hatte auf die Menschenflut hinabgeschaut, sein eigenes Licht gelöscht, den Verdunkelungsvorhang zugezogen und sich dann wieder seinem Besäufnis gewidmet. Anfangs hatte er sich noch an die Vorschriften gehalten und auf den Bahnsteigen oder den Treppen der U-Bahnhöfe übernachtet, während die Deutschen London in Grund und Boden bombten. Doch irgendwann hatte er die bedrückende Stimmung, die Nähe so vieler Menschen, denen allmählich die Hoffnung ausging, nicht mehr ausgehalten. Immer mehr Luftangriffe hatte er mit einer Flasche Whisky in seinem Büro im vierten Stock verbracht. Er wusste, dass er damit sein Leben aufs Spiel setzte, aber das war ihm egal – auf diese Weise konnte er wenigstens selbst darüber bestimmen. Es war seine persönliche Partie russisches Roulette mit Hitler und der Luftwaffe. Er hatte schon immer ein eher einsames Leben geführt. Insofern schien es nur passend, wenn er am Ende einen einsamen Tod starb. Er fischte eine Packung Lucky-Strike-Zigaretten aus seiner Tasche und zündete sich eine an. Während er zusah, wie der Rauch zur Decke des Büros aufstieg, schüttelte er die Packung. Nur noch zwei übrig. Wenn er diese Nacht überlebte, würde er zu O’Rourke’s oder Mamas Bar gehen und Nachschub besorgen müssen. Er sog den Rauch tief in seine Lungen und hatte den Geschmack von Heimat auf der Zunge. Er dachte an alles, was er zurückgelassen hatte. Um ehrlich zu sein, war das nicht allzu viel: Eine paar Feinde und eine Handvoll gescheiterter Beziehungen. McBride war nie sonderlich gut im Umgang mit dem anderen Geschlecht gewesen. Viele Frauen hatten ihn gemocht, doch nur wenige hatten ihn geliebt. Seine Beziehungen hielten selten lange und endeten immer in Tränen. Noch immer konnte er Delores’ Gesicht vor seinem inneren Auge sehen, den Ausdruck auf ihren Zügen, als er das Schiff nach England bestiegen hatte. Sie war eine der wenigen gewesen, denen er wirklich etwas bedeutet hatte. Hätte er sie damals am Pier gefragt, hätte sie ihn auf der Stelle geheiratet. Sie war eine seiner Klientinnen gewesen. Er hatte geholfen, nach einem hässlichen kleinen Erpressungsskandal den Namen ihres Vaters reinzuwaschen. Er hätte Chicago hinter sich zurücklassen und einen guten Job in der Firma ihres Vaters annehmen können – sie hatten es ihm angeboten. Stattdessen war er abgehauen, wobei ihm wohl niemand vorwerfen würde, er hätte sich damit den leichtesten Weg ausgesucht. Er hatte geglaubt, in England sicher zu sein, doch »Sicherheit« war ein relativer Begriff. Vor zwei Monaten hatten die Angriffe begonnen – und McBride hätte an keinem schlimmeren Ort feststecken können. Er war unter dem Vorwand hergekommen, dem Freiwilligen-Sanitätscorps beitreten zu wollen, war jedoch bereits ins kriminelle Milieu vorgedrungen, kaum dass er in Southampton von Bord gegangen war. Innerhalb weniger Tage war es ihm gelungen, sich in East London geschäftlich niederzulassen. Der alte Mann, von dem er die Räume mietete, war nicht gerade glücklich darüber gewesen, dass ein Privatdetektiv in seinem Gebäude leben würde, aber McBrides Geld kam ihm sehr gelegen. Das dumpfe Donnern einer Explosion, viel näher als zuvor, riss McBride aus seinen Gedanken. Er nahm die Füße vom Tisch und kippte, während er zum Safe hinüberging, den letzten Schluck Whisky runter. Mit geübter Hand drehte er an der Scheibe, bis ein befriedigendes Klicken ertönte und die Tür sich öffnete. Im Inneren befanden sich zwei volle Flaschen, eine mit Whisky, eine mit Sodawasser, daneben vier Kristallgläser. Die Gläser waren teuer, der Whisky nicht. McBride stellte das billige Glas, aus dem er getrunken hatte, oben auf dem Safe ab und nahm eins der schicken Gläser und die Whiskyflasche heraus. Er öffnete sie und goss sich einen großzügigen Drink ein. Die Gläser waren ein Geburtstagsgeschenk von Delores gewesen. Außer ihnen hatte er nichts aus Amerika mitgebracht. Er zog ein weiteres Mal kräftig an seiner Zigarette, dann ging er zum Fenster hinüber, schob erneut den Vorhang beiseite und betrachtete das todbringende Feuerwerk am Himmel. Er hob das Whiskyglas und spähte hindurch. Der Kristall verwandelte den Tod und die Zerstörung da draußen in ein winziges Kaleidoskop von Licht und Schatten. In seinem betrunkenen Zustand empfand er das Schauspiel beinahe als hypnotisch. Er spürte, wie ihm die Augen schwer wurden. Ein gleißendes Leuchten brachte ihn schlagartig wieder zur Besinnung. Er riss das Glas von seinem Gesicht weg und schüttete sich dabei Whisky aufs Hemd. Fluchend rieb er sich die Augen, um mehr erkennen zu können. Das Gleißen ging von einer strahlend hellen Lichtkugel aus, die zwischen Geschossspuren und Rauch über den Nachthimmel fegte und in...