Sander | Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 492 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 492, 64 Seiten

Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler

Sander Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 492

Es begann mit Orchideen
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7325-9374-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Es begann mit Orchideen

E-Book, Deutsch, Band 492, 64 Seiten

Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler

ISBN: 978-3-7325-9374-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Voller Liebe wandert Alexandra Kirschs Blick immer wieder über den Schriftzug auf der Visitenkarte. Hilmar Graf von Rautenbach zu Traunstein, steht dort geschrieben. Dieses kleine weiße Kärtchen, das der Graf mit roten Orchideen in ihre Opernloge bringen ließ, und die Erinnerung an ein paar gestohlene Stunden vollkommenen Glücks sind alles, was der bildschönen Frau von dem über alles geliebten Mann geblieben ist. Denn Alexandra ist bereits gebunden, und ihr Gatte hält sie fern der Heimat wie eine Gefangene an einem unbekannten Ort versteckt. Niemand weiß, wo sie sich aufhält, weder ihre Eltern noch ihr Bruder, und auch Hilmars Suche führt ins Leere ...

Sander Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 492 jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Es begann mit Orchideen

Die Geschichte einer wunderbaren Liebe

Voller Liebe wandert Alexandra Kirschs Blick immer wieder über den Schriftzug auf der Visitenkarte. Hilmar Graf von Rautenbach zu Traunstein, steht dort geschrieben. Dieses kleine weiße Kärtchen, das der Graf mit roten Orchideen in ihre Opernloge bringen ließ, und die Erinnerung an ein paar gestohlene Stunden vollkommenen Glücks sind alles, was der bildschönen Frau von dem Mann geblieben ist. Denn Alexandra ist bereits gebunden, und ihr Gatte hält sie fern der Heimat wie eine Gefangene an einem unbekannten Ort versteckt. Niemand weiß, wo sie sich aufhält, weder ihre Eltern noch ihr Bruder, und auch Hilmars Suche führt ins Leere …

Hilmar Graf von Rautenbach ließ sich vom Logenschließer seinen Mantel abnehmen und einen der beiden Sessel an der Balustrade zurechtrücken. Mit einem leichten Nicken verabschiedete er den alten Mann und lehnte sich zurück in das dunkelblaue samtene Polster. Nachlässig nahm er das Programm zur Hand und blätterte darin.

Eigentlich hatte er den Abend mit seiner kleinen Freundin verbringen wollen, aber Peggy hatte es gewagt, ihn zu versetzen. Und er war eigens von Gut Traunstein hierhergekommen! Es war unerhört, was sich diese kleine Gans herausnahm! Oh, sie sollte sich nur noch einmal blicken lassen. Er würde ihr schon ein paar passende Worte sagen!

Ein bisschen schade war es ja doch um die hübsche kleine Peggy. Hilmar seufzte. Er hatte sie immer gern gemocht. Sie war wie ein niedliches, verspieltes Kätzchen.

Er rollte sein Programm in der Hand zusammen und blickte gelangweilt an der Reihe der Logen entlang. Vielleicht entdeckte er ein bekanntes Gesicht und war nicht gezwungen, den ganzen Abend über hier allein zu verbringen.

Drüben öffnete sich die Tür einer Loge, die der seinen schräg gegenüberlag. Eine große junge Dame in einem schwarzen Abendkleid trat ein, ließ sich vom Logendiener das halblange Cape von den Schultern nehmen und setzte sich, ohne nach links oder rechts zu blicken, auf ihren Platz. Sie legte ein zierliches, mit Perlmutt besetztes Opernglas auf das Samtpolster der Balustrade und schlug ihr Programm auf.

Hilmar blickte fasziniert auf die schöne junge Frau. Vergessen waren Peggy und der Ärger, den sie ihm bereitet hatte.

Wer mag sie sein?, fragte er sich. Sie war ganz allein gekommen. Ob ihr Begleiter sich nur verspätete?

Hilmar war sich kaum bewusst, dass er die schöne Frau ungebührlich lange anstarrte. Er war vollkommen in ihren Anblick versunken.

Es war fast so, als hätten seine Augen einen geheimnisvollen Zwang auf die Unbekannte ausgeübt, denn in diesem Moment hob sie den Kopf und blickte geradewegs zu Hilmar hinüber. Sie lächelte verhalten. Offenbar hatte sie ihn bei seiner aufdringlichen Musterung ertappt, nahm es ihm aber nicht übel.

Hilmar neigte seinen Kopf zum Gruß.

Alexandra Kirsch erwiderte diesen Gruß nicht, aber das Lächeln um ihren Mund vertiefte sich. Für Sekunden noch hielt sie Hilmars Blick fest, dann sah sie wieder auf ihr Programm.

Die Lampen erloschen, und das Vorspiel begann.

Hilmars Blick irrte immer zu der Loge, in der er die schöne Fremde wusste.

Ob es vielleicht eine Möglichkeit gab, sie kennenzulernen?, überlegte er.

Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf. Er erhob sich leise, tastete sich im Dunkeln zur Logentür, öffnete sie und trat hinaus auf den Gang. Dann winkte er den Platzanweiser herbei und drückte ihm einen ansehnlichen Geldschein in die Hand.

„Bitte, besorgen Sie mir bis zur Pause drei rote Orchideen und geben Sie sie in Loge fünf ab.“ Er zog eine seiner Visitenkarten aus der Tasche. „Legen Sie diese Karte dazu.“

Der Mann verneigte sich tief, denn er hatte schnell überschlagen, dass für ihn nach Abzug der Blumenrechnung noch ein beträchtliches Trinkgeld blieb.

„Vielen Dank, Herr Graf. Sie können sich darauf verlassen, dass ich Ihren Auftrag gewissenhaft ausführen werde“, versicherte er diensteifrig.

Hilmar begab sich zurück in seine Loge und setzte sich. Er nahm sein Opernglas zur Hand und richtete es auf die Loge, in der er die Fremde wusste. Er konnte nicht viel erkennen, denn nur ein schwacher Widerschein von der Bühne erleuchtete ihr Gesicht.

Sie schien ganz in die Musik versunken zu sein.

Hilmar ließ sein Glas sinken und lenkte seinen Blick zur Bühne. Puccinis einschmeichelnde Weisen waren keineswegs dazu angetan, seine innere Erregung abklingen zu lassen.

„Man nennt mich nur Mimi …“, sang die Sopranistin gerade.

Hilmars Blicke wanderten zurück zur Loge fünf.

Wie sie wohl heißen mag?, überlegte er.

„Wie eiskalt ist dies Händchen …“, sang der Tenor.

Hilmar stellte sich vor, wie wunderbar es sein müsste, die zarte weiße Hand der bezaubernden Frau in Loge fünf halten zu dürfen und sie an die Lippen zu ziehen.

Dann fielen ihm die roten Orchideen wieder ein, die er für sie bestellt hatte. Ob sie sie annehmen würde? Ob sie wusste, von wem sie kamen?

Voller Ungeduld wartete er auf das Ende des ersten Aktes.

Endlich fiel der Vorhang. Die Lampen leuchteten wieder auf. Das Publikum dankte den Sängern mit anhaltendem Beifall.

Als der Applaus verebbte, öffnete sich die Tür zu Alexandras Loge.

Hilmar erkannte den Platzanweiser, den er gebeten hatte, die Orchideen zu besorgen. Sein Herz begann schneller zu schlagen, als er das durchsichtige Päckchen mit den kostbaren Blüten entdeckte. Schon beugte der Mann sich zu der Unbekannten nieder und sagte etwas.

Zögernd nur nahm sie die Blumen entgegen. Sie wartete, bis sie wieder allein war. Dann erst öffnete sie den Umschlag und zog die weiße Karte hervor.

Hilmar Graf von Rautenbach zu Traunstein, las sie.

Alexandra fühlte, dass ihr eine leichte Röte in die Stirn stieg, und sie spürte, dass sie von einem Augenpaar beobachtet wurde.

Mit unsicheren Fingern strich sie über die goldene Schleife, die das Päckchen zusammenhielt, als wollte sie sie liebkosen. Dann hob sie den Blick und sah zu Hilmar hinüber.

Er verneigte sich lächelnd.

Alexandra erwiderte dieses Lächeln scheu und hielt seinem Blick für Sekunden stand. Dann erhob sie sich, legte die Blumen hinter sich auf ihren Sessel und machte Anstalten, ihre Loge zu verlassen.

Hilmar hatte ihr mit gespannter Aufmerksamkeit zugesehen. Plötzlich begriff er. Man konnte sich draußen im Foyer zufällig treffen. Gewiss würde sich ein Anknüpfungspunkt finden lassen.

Er stand auf und verließ ebenfalls seine Loge. Als er auf den Wandelgang hinaustrat, erblickte er den Baron von Welsbach, der auch ihn im selben Moment erkannte. Freudestrahlend kam er auf den Freund zu.

„Hilmar! Du hier? Warum hast du nichts gesagt? Wir hätten doch zusammen gehen können.“

Hilmar mochte den Baron von Welsbach sehr gern, aber in diesem Augenblick kam er ihm höchst ungelegen.

„Ich habe mich ziemlich unvermittelt zu dem Besuch entschlossen, Hans“, redete er sich heraus.

Hans von Welsbach lächelte anzüglich.

„Hatte Peggy keine Zeit?“

Hilmars Gesicht verfinsterte sich.

„Ach was, Peggy“, wehrte er verlegen ab. „Sie ist nur so ein kleiner Zeitvertreib, sonst nichts. Würdest du mich bitte jetzt einen Augenblick entschuldigen? Ich war gerade im Begriff, eine Erfrischung zu mir zu nehmen“, versuchte er den Freund abzuschütteln.

„Das ist eine großartige Idee. Du gestattest, dass ich mich anschließe?“, entgegnete Hans und blieb an Hilmars Seite.

Dieser stieß einen ergebenen Seufzer aus. Er sah ein, dass er den Freund nicht loswurde, es sei denn, er erzählte ihm die Wahrheit, aber das wollte er nicht. So nahm er mit stummer Duldermiene auf sich, dass Hans von Welsbach ihn zum Erfrischungsraum begleitete.

„Suchst du jemanden?“, erkundigte sich der Freund, als Hilmar die entgegenkommenden Theaterbesucher nervös musterte.

„Nein. Warum?“, fragte Hilmar zurück.

Hans zuckte die Schultern.

„Ich hatte den Eindruck. Ich kann mich aber auch getäuscht haben.“

Hilmars Sorge war unbegründet. Die schöne Fremde begegnete ihnen nicht. Hatte sie ihn vielleicht in Begleitung des Barons gesehen und sich scheu zurückgezogen?

Am Ende der Pause suchte Hilmar enttäuscht seine Loge wieder auf.

Sein erster Blick glitt hinüber zur Loge fünf. Noch war sie leer. Das Päckchen mit den Blumen lag auf dem blauen Samt des Sessels. Von der schönen Unbekannten fehlte jede Spur.

Links und rechts füllten sich die Logen. Hilmar wurde immer nervöser, je länger die Fremde auf sich warten ließ.

Als der zweite Akt begann und sie noch nicht erschienen war, wusste er, dass sie nicht wiederkommen würde. Sie hatte das Theater wohl längst verlassen.

Hilmar lehnte sich enttäuscht in seinem Sessel zurück.

Nachdem der zweite Akt zu Ende gegangen war, ohne dass sie zurückgekommen war, verlangte Hilmar nach seinem Mantel. Noch bevor sich die Türen...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.