Sanders | Liebe kann doch jedem mal passieren | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 1, 288 Seiten

Reihe: Chestnut Road

Sanders Liebe kann doch jedem mal passieren

Roman | Englandroman der Spiegel-Bestsellerautorin von »Sommer in St. Ives« | Liebesroman in Brighton | amüsante und witzige Frauenunterhaltung

E-Book, Deutsch, Band 1, 288 Seiten

Reihe: Chestnut Road

ISBN: 978-3-7499-0678-9
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Zimmer gesucht, Liebe gefunden
Zahnärztin Julie braucht eine Auszeit und ist heilfroh, in Brighton ein halbes Zimmer zu finden. Als sich jedoch herausstellt, dass die gerissene Vermieterin Mrs. Gastrell ein und dasselbe Zimmer an sie und den angehenden Anwalt Alex vergeben hat, ist Julie entsetzt. Ganz abgesehen davon, dass sie allein einziehen wollte, ist Alex das genaue Gegenteil von ihr: kühl, extrem diszipliniert, reichlich arrogant. Aus rein pragmatischen Gründen lässt sich Julie dennoch auf die unfreiwillige Wohngemeinschaft ein – ein Experiment, bei dem sie schon sehr bald feststellen muss, dass ihr WG-Partner vielschichtiger ist, als sie dachte. Vielschichtiger, extrem liebenswert und reichlich interessant …
Der Auftakt zur neuen Reihe von Bestsellerautorin Anne Sanders (Sommer in St. Ives, Hotel der Herzen)
Im Haus in der Chestnut Road zieht die Liebe ein!
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2
Julie
Es ist eine ausladende Männerbrust, gegen die ich da remple, beziehungsweise mehr die gepolsterte Schulter – der Mann ist einen guten, halb kahlen Kopf kleiner als ich, das Gesicht so rot wie die Tomatenspritzer auf seiner ehemals weißen Kochschürze. »Mio dio«, nuschelt er unter einem dichten, schwarz-grauen Schnauzbart hervor, sobald ich von ihm abgerückt bin. »Das war knapp.« Er balanciert eine mit gegrilltem Gemüse beladene Platte, einen Korb mit aufgeschnittenem Weißbrot, einen Teller mit köstlich duftenden Spaghetti und eine kleine Flasche Rotwein, samt Glas, das er ebenfalls in letzter Sekunde vor einem Sturz auf den Treppenabsatz retten konnte. »Entschuldigung, das tut mir wahnsinnig leid.« Spontan nehme ich ihm den Brotkorb ab, der unter seinem Kinn klemmt. Und da ich schon dabei bin, schnappe ich mir die Weinflasche, die unter seinem Arm steckt, auch noch. »Grazie, ragazza.« Er lächelt mich an. Ich starre, auf einmal unsicher, was mich bis vor einer Minute noch beschäftigt hat: die Gedanken an meinen Zusammenbruch, die Atemnot, die mich aus Mrs. Gastrells Wohnung hatte flüchten lassen. Ich schätze den Mann auf Mitte fünfzig, Anfang sechzig vielleicht, vermutlich ist er Italiener, doch er strahlt eine Ruhe aus wie ein tibetanischer Tempel-Mönch. Seine braunen Augen funkeln, und mit einem Mal besänftigt sich mein Herzschlag. Als hätte jemand eine Klangschale in Schwingung gebracht, die mir ein gut gemeintes Ommmmm ins Ohr raunt. Ein seltsamer Nachmittag ist das heute. Mit seltsamen Begegnungen. Und noch seltsameren Entscheidungen. »Der Aufzug ist kaputt. Mal wieder.« Er verdreht die Augen. »Helfen Sie mir, das nach oben zu tragen, dann bin ich ganz bei Ihnen.« »Ich wollte eigentlich gerade …«, beginne ich, doch da ist er schon auf halbem Weg die Treppe rauf, und ich kann ihm ja schlecht Brot und Wein zurück in die Hand drücken – in welche auch? Also folge ich ihm bis ins Dachgeschoss, wobei ich mich schon frage, was er gemeint haben könnte mit: Dann bin ganz bei Ihnen. Oben angekommen gibt es, anders als in den übrigen Stockwerken, nur eine statt zwei Eingangstüren, und vor dieser platzieren wir das kleine, italienische Menü, das mit einem beherzten Klopfen und einem »Etwas zu essen für Sie, Mr. Walker! Stellen Sie das leere Geschirr einfach wieder vor die Tür, ich hole es später ab«, angekündigt wird. »Künstler«, raunt der Mann mir zu, als würde das alles erklären. »Wir machen uns manchmal Sorgen, er könnte vor lauter Malen und Hämmern das Essen vergessen. Darum bringe ich ihm ab und an etwas an die Tür. Wir wollen doch nicht riskieren, dass er zu schwach wird, um sie zu öffnen.« Er zuckt die Schultern, nimmt dann meinen Arm und führt mich die Treppe hinunter, was sich merkwürdig vertraut und gleichzeitig völlig unangebracht anfühlt. »Also«, fragt er, »was hat sie getan?« »Wer?« »Mrs. Gastrell!« »Oh. Sie hat … Sie …« Verwirrt runzle ich die Stirn, als mir einfällt, dass ich längst aus dem Haus sein müsste, um mir irgendwo ein günstiges Zimmer für die Nacht zu suchen, und nicht am Arm eines Wildfremden durch ein knarzendes Treppenhaus stolzieren sollte. Und woher will er überhaupt wissen, dass Mrs. Gastrell irgendetwas getan haben könnte? »Was auch immer es war«, bekomme ich zu hören, »es ist sicher nichts, was nicht mit einem guten alten Kräuterschnaps zu neutralisieren wäre.« Signore Orlando Esposito ist, wie ich keine drei Minuten später herausfinde, Inhaber des italienischen Lokals, das sich im Erdgeschoss des Mietshauses befindet und Little Italy heißt. Nachdem er mir dies erklärt hat, verliert er keine Zeit, mich vor sich her an seine Bar zu scheuchen. »Nein, ich möchte wirklich nichts trinken«, protestiere ich. »Unsinn, ragazza! Das ist ein altes Familienrezept! Du willst unsere Familie doch nicht beleidigen?« Für eine Sekunde überlege ich, ob Orlando Esposito im Entferntesten an einen Mafiaboss erinnern könnte. Es würde zu diesem Tag passen, wenn ich am Ende in die Fänge eines Paten gerate. Aus dem Augenwinkel betrachte ich die weiß-rot eingedeckten Holztische, die Tropfkerzen in den bauchigen Weinflaschen, die zahllosen Bilder an den Wänden, die Orte, Strände und Personen in und aus Italien abbilden. Sieht so eine Mafia-Hölle aus? Absolut, befinde ich. Es sei denn, irgendjemand hat einen ahnungslosen Inneneinrichter vor die Aufgabe gestellt, eine klassisch italienische Taverne zu gestalten, die kein Klischee auslässt und wirkt wie eine Filmkulisse. Signor Esposito – Orlando, wie er betont – schiebt mir ein kleines Glas hin, gefüllt mit einer trüben, dunklen Flüssigkeit. Er stößt sein eigenes dagegen und prostet mir zu. »Wirklich … ich … also, normalerweise … Wissen Sie, wie viele gesundheitliche Risiken auf den regelmäßigen Verzehr von Alkohol zurückgehen?«, protestiere ich schwach. Orlando sieht mich eindringlich an. »Gut. Okay. Ich kann eine Ausnahme machen, nehme ich an. Wow. Das ist … « Ich beginne zu husten und höre erst wieder damit auf, als mir von hinten jemand auf den Rücken klopft. »Der Familienschnaps?«, fragt eine weibliche Stimme. »Orlando, was hat die Ärmste verbrochen, dass du ihr dieses zweifelhafte Gebräu antust?« »Sie hatte eine zweifelsohne denkwürdige Begegnung mit Mrs. Gastrell.« »Oje.« Die junge Kellnerin schiebt ihr leeres Tablett auf die Theke, bevor sie sich auf den Barhocker neben mich hievt. Sie hat blondes, halblanges Haar, helle Augen und schöne, gerade Zähne. »In diesem Fall«, sagt sie, »nehme ich alles zurück und verlange auch einen Schnaps. Manche Menschen können einen schnurstracks zum Alkoholismus geleiten, und Mrs. Gastrell gehört ganz sicher dazu.« Sie seufzt vielsagend, bevor sie mich anlächelt. »Hallo. Ich bin Hannah.« »Julie«, krächze ich. Meine Kehle fühlt sich leicht verbrannt an. »Was stimmt denn nicht mit Mrs. Gastrell?« »Das hast du nicht selbst rausgefunden?« »Sie hat bei dem alten Drachen ein Zimmer gemietet«, erklärt Orlando, »in ihrer Wohnung. Mehr weiß ich noch nicht.« Es klingt vorwurfsvoll. Dabei ließ der Weg aus dem vierten Stock ins Little Italy nicht wirklich Raum für ausführliche Erklärungen. Also fasse ich die Problematik kurz zusammen und erkläre, dass mir nicht klar war, dass ich das Zimmer, welches ich gemietet hatte, würde teilen müssen, erst recht nicht mit einem Mann, und dass sich Mrs. Gastrell darüber hinaus als äußerst uneinsichtig erwies. »Unglaublich«, sagt Hannah. »Ich meine, nicht das mit dem Zimmer für zwei, das ist unglücklicherweise inzwischen gar nicht mehr so unüblich, wie es sein sollte. Aber dass sie dir vorher nichts davon gesagt hat!« »Sie behauptet, ich hätte es dem Mietvertrag selbst entnehmen müssen.« Beide schütteln wir den Kopf, als einer der Gäste ruft. »Hallo? Fräulein? Könnte ich wohl noch was bestellen?« »Einen kleinen Moment!« Hannah sieht über die Schulter zu dem Tisch neben der Küche, an dem ein junger Typ sitzt und mit seinem Handy spielt. »Dante?« »Hm?« Mit leichter Verzögerung hebt er den Blick von seinem Smartphone. »Die Pause ist zu Ende.« »Ach, wirklich?« Er hat schwarze, halblange Haare, dunkle Augen und ein anzügliches Grinsen auf dem Gesicht, das mich auf der Stelle erröten lassen würde, wäre ich nicht schon längst über meine Zwanziger hinweg. Orlando bellt ihm einen Strang italienischer Sätze entgegen, und schließlich verdreht der Junge die Augen und nimmt betont lasziv den Weg in Richtung des wartenden Gastes auf. Als er an uns vorbeikommt, zwinkert er mir zu. Ich meine, ich kann nicht sicher sein, aber doch … Genau das hat er getan! »Also, wo waren wir?« Ich sehe Hannah an. Vermutlich besteht mein Blick aus lauter Fragezeichen, und sie lacht. »Das war Dante«, erklärt sie. »Einer von Orlandos Söhnen. Beachte ihn gar nicht. Er hält sich für den italienischen Ryan Gosling oder so was.« »Wenn er sich wenigstens für Marcello Mastroianni halten würde«, grummelt Orlando. »Also, wie viel verlangt sie?« »Wer?« »Mrs. Gastrell! Für dieses Zimmer! Das halbe!« Ich nenne den beiden den Betrag. »Was?« Hannah schreit auf, Orlando greift erneut zur Schnapsflasche. »Für die Hälfte des Zimmers?« Ich nicke. »Es war das Günstigste, das ich in der Eile gefunden habe.« »Wieso hattest du es eilig?«, fragt Hannah prompt. Ich zögere ein paar Sekunden zu lange, und sie bemerkt es. Orlando ebenfalls. Er sagt: »Ich werde mich mal wieder um die Bar kümmern. Bleib du ruhig sitzen, Hannah.« Dann verschwindet er ans andere Ende des Tresens. Es ist ein seltsames Gefühl, an dieser Bar zu sitzen. Genauso wenig, wie ich mich bis vor ein paar Tagen für eine Anwärterin von Panikattacken gehalten hätte, gehöre ich nicht zu den Menschen, die allein, wahlweise flankiert von völlig unbekannten Personen, am Tresen eines Restaurants ausharren. Ich trinke auch keinen Schnaps, zumindest unter normalen Umständen nicht. Ich meine, ich bin Ärztin. Es mag Kolleginnen geben und Kollegen, die sich gerade deshalb in unnatürlichen Mengen einen hinter die Binde kippen, ich gehöre nicht dazu. Ich trinke nicht, maximal selten. Habe nie eine Zigarette angerührt. Die Zahl meiner...


Sanders, Anne
Anne Sanders arbeitete als Journalistin unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, bevor sie sich 2014 voll und ganz für die Schriftstellerei entschied. Ihre Liebe zu den britischen Inseln zieht sich durch so gut wie all ihre Romane – auch durch die Jugendbücher, die sie unter anderem Namen verfasst. Die Bestsellerautorin lebt mit Mann und Katzen im Großraum München.


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