Sandrino | Am Quell der Weisheit | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 380 Seiten

Sandrino Am Quell der Weisheit


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-86361-604-5
Verlag: Himmelstürmer
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 380 Seiten

ISBN: 978-3-86361-604-5
Verlag: Himmelstürmer
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Markku Moor ist ein junger Draufgänger aus Basel. Er lebt mit Apollon Holmström, seinem Märchenprinzen, zusammen. Die beiden sind ein glückliches Liebespaar und zudem auch die besten Freunde. Alles könnte perfekt sein, wären da nicht diese wiederkehrenden Albträume, in denen Markku versucht, Wahnsinn von Weisheit zu trennen. Jeden Morgen fühlt er sich nur noch als ein Schatten seines früheren Selbst. Alles Zureden seines Lovers hilft nichts; Markku ahnt Böses auf sich zukommen. 
Um sich abzulenken, trainiert Markku regelmäßig. Beim Joggen am Rhein belauscht er Molpe, den er von früher kennt. Molpe war schon immer seltsam, denn der kleine Kerl schwimmt zu jeder Jahreszeit im Rhein und singt mit Vorliebe auf Brückenpfeilern sitzend. Fortan locken verführerische Gesänge und Klänge Markku in Albträume, in denen er von Sirenen in die Tiefe gezerrt wird. Als er kurz darauf wirklich beinahe ertrinkt, wird er ausgerechnet von Molpe gerettet. Das hat seinen Preis. Er muss Molpe helfen, dessen fünf Brüder, die über halb Europa verteilt leben, zu finden. 
Die Brüder hüten ein Geheimnis, das mit dem vergifteten Quell der Weisheit zu tun hat. In Wien verbündet sich Markku mit drei Brüdern von Molpe. Er traut ihnen jedoch nicht recht über den Weg. Wie die Sirenen in der Mythologie, sind auch die Sirenen-Brüder erotische Wesen, die mit Sex und Verführung jeden ins Verderben locken. Trotzdem muss Markku auch noch die letzten beiden finden, die in Las Vegas leben. Durch seine Träume weiß er, dass er nur mit allen sechs Sirenen-Brüder zusammen den Quell der Weisheit finden kann.

Sandrino Am Quell der Weisheit jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


„Den Spirit zu verstehen, heißt, ewiges Leben zu verstehen; denn im physischen Körper zu leben bedeutet eingesperrt zu sein; aber fähig zu sein, den Körper willentlich zu verlassen und in bisher unbekannte Welten zu reisen, ist eine reine Freude.“ – Paul Twitchell Ich bin nicht der, der ich sein sollte – nicht einmal annähernd! Ungeduldig stehe ich vor dem Tinguely Museum in Basel, warte auf Apollon – wieder einmal – und betrachte mein Spiegelbild in der Scheibe. Das Museum ist schon geschlossen. Obwohl ich vom langen Sommer und meinem fast sechswöchigen Urlaub in Miami Beach braungebrannt bin, wirke ich dennoch müde und ausgelaugt. Mein Anblick ist echt nicht der, der sich ein Achtzehnjähriger wünscht. Einmal mehr kaschiere ich es mit einem dummen Grinsen. Posen übend, hoffe ich, dass mich niemand dabei beobachtet. Ausgerechnet als ich meinen Torso voll aufgeblasen habe und meinen Arsch mit angewinkelten Armen rausstrecke, winkt mir ein Museumswächter zu, der plötzlich hinter einer Skulptur auftaucht. Natürlich hat er mich beobachtet. Jetzt hebt er einen auf den Boden gefallenen Prospekt auf und schaltet den Strom für eine der beweglichen Maschinen des Künstlers aus. Ich tue so, als ob nichts vorgefallen sei. Als der Mann aber erneut in meine Richtung sieht, begrüße ich ihn ganz cool mit einem knappen Kopfnicken. Dass ich nur eine knappe Speedo Badehose trage ignoriere ich. Ganz bestimmt bin ich nicht der erste Sportler, der hier fast nackt seine Mukis in der Reflektion überprüft. Da das Museum direkt am Rhein gebaut wurde, und der Ort sich ideal zum Einstieg in den Strom eignet, wird der Museumswächter im Sommer Tag aus, Tag ein Ähnliches beobachten. Er kommt direkt auf mich zu. Während er in seiner dunkelblauen Uniform Anstand und Würde ausstrahlt, fühle ich mich als Provokateur noch deplatzierter. Er tut so, als ob er ausgerechnet genau bei meinem Standpunkt einen versteckten Knopf im Inneren des Gebäudes drücken müsste. Dabei sieht er mir, durch die dicke Panzerscheibe hindurch, direkt in meine Augen. Ich atme erleichtert auf. Der Uniformierte dürfte schon hundert Jahre alt sein. Bestimmt ist er so gut wie blind. Bestimmt hat er mich aus der Distanz nur als verschwommenen Geist wahrgenommen. Diesmal beobachte ich ihn. Seine Haltung ist gebückt und sein Gang schlurfend. Ob er hier abends vorbeikommt, um das Museum nach dem Andrang für den nächsten Tag vorzubereiten? Als sich erstmals unsere Blicke direkt treffen, jagen mir seine Augen einen eiskalten Schauer über den Rücken. Wie meine Augen, sind auch seine blau. Doch seine sind klar und stechend, als ob sie alles und jeden sofort durchschauen könnten. Verlegen schlucke ich leer. Ich fühle mich plötzlich sehr nackt. Seine Lippen formen stumme Worte. Natürlich kann ich sie durch die Scheibe hindurch nicht hören. Trotzdem verstehe ich sie, als ob ich ein Lippenleser wäre: Sei auf der Hut! Er hat dich gefunden! „Hermes?“, rufe ich aus. „Der Mörder ist in Basel?“ Ich sterbe!, bilden des Alten Lippen stumm die neuen Botschaft. Du musst übernehmen! „WAS?“, schreie ich. „DU STRIBST?“ Ich bin mir sicher, dass kein Ton durch die Scheibe zu dringen vermag. Das neue Gefühl, das mich überflutet, ist so unpassend, wie es nur irgendwie sein kann: Erleichterung. Der Museumswächter nickt stumm. Er lächelt zahnlos und verschwindet durch den Ausstellungsraum, bis er von der größten von Tinguelys Installationen gefressen wird. Erschlagen lehne ich mich an die Scheibe, die jetzt das tiefgrüne Laub eines Kastanienbaums reflektiert, durch das sich letzte Sonnenstrahlen bis zu mir durchkämpfen. Ob sich wirklich Hermes durch den Museumswächter offenbarte? Das wird wohl ein Geheimnis bleiben. Sicher ist, der amtierende Hermes-der-Gegenwart ist wirklich uralt. Ich traf ihn öfters in Miami Beach. Wenn er dort auch immer chinesisch aussah, so erkannte ich trotzdem seinen Blick in den Augen des Museumswärters wieder. Der alte Götterbote erwählte mich vor Wochen zu seinem Nachfolger und trainierte mich in meinen Träumen. Das war, bevor ich versagte. Ich war echt gut! Ich hatte mir Hermes‘ geflügelten Helm, seinen Caduceus und schließlich auch seine Flügelsandalen redlich verdient. Bei der Erinnerung daran wirken meine Augen in der Reflektion abermals sofort um Jahre älter. Die dunklen Augenringe sind bestimmt nicht nur der heraufziehenden Dämmerung zuzuschreiben, die mein Spiegelbild verfinstert. Wie auch immer! Am Ende musste ich alles opfern, um Apollon das Leben zu retten. Meine Träume als Götterlehrling waren damit ausgeträumt. Heute bin ich abermals nichts weiter, als ein Teenager mit Komplexen, einem Aggressionsproblem und akutem Schwachmatismus. Wenigstens sind meine Pubertäts-Pickel nach der Sonne Südfloridas endgültig verschwunden. In der Schule hat längst jeder mitbekommen, dass ich nicht mehr der bin, der ich vor den Sommerferien war. Die Jungfrau, die ich vor den Ferien noch war, habe ich zum Teufel gejagt. Ich protze nur nicht damit, weil ich mich auf keinen Fall verplappern will, wem ich das zu verdanken habe. Weil ich als gefürchteter Raufbold, mehrfacher Box-Champion, Clubmeister im Ringen und Klassenbester bekannt bin, rückt mir keiner auf die Pelle. Keiner soll wissen, was ich in Miami Beach wirklich erlebt, überlebt und wiederbelebt habe.[3] Genervt drehe ich mich dem Rasen hinter mir zu, wo einer von Tinguelys verspielten Brunnen Wasser laut quietschend peitscht, ins Nichts abspritzt oder in sinnlosen Drehungen durch diverse Räder und Kurbeln herumwirbelt. Jetzt, so kurz vor Sonnenuntergang, gibt es bis auf Hundeausführer keine anderen Leute mehr im kleinen Park. Ein kurzer Kontrollblick auf meine Swatch lässt mich schnauben. Goldlöckchen ist natürlich wieder zu spät. Die Sonne wird kurz nach acht Uhr untergehen und das letzte Licht ausgeknipst sein, wenn wir uns nachher den Rhein hinuntertreiben lassen wollen. Ap weiß doch genau, dass ich dunkle Wasser nicht mag. Warum lasse ich mich nur immer wieder von ihm überreden, meine Grenzen zu überwinden? Natürlich habe ich keine Angst vor Wasser! Sicher nicht! Dennoch bin ich von der Idee, bei Nacht die bestimmt zwei Kilometer den Rhein bis zur Mittleren Brücke zu schwimmen, nicht sonderlich begeistert. Logisch ist es cool das Rock-Konzert, das später dort auf dem Floss stattfinden wird, aus dem Wasser heraus zu belauschen. Aber will ich mich wirklich strampelnd an Bojen festklammern und das, während mir von der Uferpromenade hunderte Konzertbesucher dabei zusehen? Was, wenn mir die Puste ausgeht? Was, wenn ich – einmal mehr – plötzlich keine Kraft mehr habe? Es sind schon Leute im Rhein abgesoffen. Auch diesem Gedanken verpasse ich einen Fußtritt. Ich brauche keine weiteren Albtraumbilder in meinem Kopf. Sirenen, die mich ersäufen wollen, reichen voll und ganz. Abermals widme ich mich der Selbstbetrachtung im Spiegelbild. Ich sehe schon voll mega-geil aus! Meine neue Friesur flashed total! Mit Gel und Haarspray zwang ich das dunkle Gewirr zwanzig Zentimeter senkrecht hoch zu stehen. So wirken meine dunklen Naturlocken wie Stacheln oder eine Löwenmähne. Falls mich nachher die Wasserratte beim Schwimmen nicht ständig anspritzt, bleibe ich beim Konzert vorzeigbar. Bevor ich abermals Posen übe, checke ich diesmal erst das Museumsinnere ab. Der Alte wurde von der jetzt toten Skulptur nicht mehr ausgekotzt. Mit der Nase fast an der Scheibe, wirken meine sonst blau leuchtenden Augen wie Tümpel nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima. Etwas lauert darin, dass der Himmel weinen möchte. Zum Heulen ist mir echt oft zumute. Nicht nur bin ich seit dem Opfer meiner Göttergaben kraft- und saftlos, sondern auch traurig, enttäuscht und stinksauer. Apollon kann nichts dafür. Meinem Blondy gebe ich keine Schuld. Für Ap würde ich es jederzeit wieder tun. Trotzdem, es ist voll ungerecht! Mein Gesicht glänzt noch von der Nivea Creme, mit der ich zuhause versuchte meinem ausgetrockneten Zombie-Face Leben einzuhauchen. Die Zeichen der Strapazen lassen sich nicht jeden Tag gleich gut kaschieren. Jetzt gerade sehe ich einmal mehr aus, als ob ich eben erst von der Unterwelt ausgeschissen worden sei. Logisch war der Uralte vorhin kein mythologischer Gott. Bestimmt flüsterte er mir ganz anderes zu. „Verschwinde verrückter Flitzer! Penner, betatsche bloß nicht die frisch geputzten Scheiben!“ Oder noch schlimmer: „Piss mir bloß nicht an die Hauswand!“ Heute ist der erste September. Noch immer ist Hochsommer. In meinem Badehosen-Look werde ich die ganze Nacht nicht frieren. Angeberisch nehme ich neue Bodybuilder Posen ein. Nur meinem Gesicht sieht man die die Strapazen an, meinem Körper zum Glück nicht. Noch so eine Illusion! Auf den ersten Blick wirke ich wie Herkules-Junior, doch schon der Fußtritt eines Hobbits könnte mich umhauen. Meine antrainierten Muskeln sehen wohl aus, wie hart gepumpte Reifen, doch statt mit Kraft, sind sie nur mit Luft gefüllt. Apollon leidet unter den gleichen Folgen der Unterwelt. Um wieder in Form zu kommen, schwimmt...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.