E-Book, Deutsch, Band 33, 384 Seiten
Reihe: Argeneau
Sands Liebe gesucht, Vampir gefunden
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7363-1625-6
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 33, 384 Seiten
Reihe: Argeneau
ISBN: 978-3-7363-1625-6
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Unsterblich und unwiderstehlich!
Jet Lassiter liebt seinen Job als Pilot bei der Airline der Argeneaus. Er sieht die Welt und trifft interessante Leute - auch wenn die meisten davon sich von Blut ernähren. Vor allem Quinn Peters, eine berühmte Chirurgin, die erst vor Kurzem zur Unsterblichen wurde, hat es ihm angetan. Doch dann stürzt sein Flugzeug in den Bergen ab. Jet und Quinn kommen mit ein paar Kratzern davon, seine anderen unsterblichen Passagiere sind allerdings schwer verletzt. Sie brauchen dringend Blut - und da Jet die einzige Quelle dafür ist, würde er das kaum überleben. Mit Quinns Hilfe kann er entkommen, aber bald wird klar, dass der Absturz kein Unfall war und dass es jemand auf Quinns Leben abgesehen hat.
'Ein wunderbarer Neuzugang für die Serie. Ich erwarte jedes Buch voller Vorfreude!' ROMANCE READER
Band 33 der erfolgreichen Vampirserie um die liebenswerte Argeneau-Familie
Die kanadische Autorin Lynsay Sands hat zahlreiche zeitgenössische und historische Romane verfasst. Sie studierte Psychologie, liest gern Horror- und Liebesromane und ist der Ansicht, dass ein wenig Humor "in allen Lebenslagen hilft".
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2
Quinn war sich nicht sicher, wie lange sie schon davonrannten, aber seit dem ersten, langgezogenen Kreischen, in das andere eingestimmt hatten und das ihnen auf ihrem Weg durch den Wald zu folgen schien, waren die Schreie leiser geworden und verstummt. Entweder waren sie schnell genug und weit genug gelaufen, um die drei Frauen abzuhängen, oder aber diese waren zum Wrack zurückgekehrt und suchten dort nach Blut.
Sie sah sich beim Laufen im Wald um, was dank ihrer Nachtsicht kein Problem war. Das war einer der Vorteile, die die Wandlung mit sich gebracht hatte und der sich jetzt als sehr nützlich erwies. In dieser fast undurchdringlichen Dunkelheit hätten sie sich ohne ihre Nachtsicht nicht vom Flugzeug entfernen können, und erst recht wäre es unmöglich gewesen, durch den Wald zu rennen. Es war ein alter Wald, dessen unebener Grund mit abgebrochenen Ästen und umgestürzten Bäumen übersät war. Quinn hatte bislang stur vor sich auf den Boden geblickt, um ein Stolpern zu vermeiden. Als sie sich jetzt umsah und bemerkte, wie schnell die Umgebung an ihnen vorbeihuschte, musste sie kurz darüber staunen, mit welcher Geschwindigkeit sie unterwegs waren.
Anders als ihre Zwillingsschwester Petronella war Quinn noch nie sonderlich athletisch gewesen. Als Sterbliche hatte sie genug mit ihrem Studium zu tun gehabt, um Ärztin und schließlich Chirurgin zu werden, sodass für sportliche Aktivitäten keine Zeit geblieben war. Und obwohl sie seit mittlerweile vier Jahren eine Unsterbliche war, hatte sich daran nichts geändert. Daher war es für sie etwas ganz Neues, sich so zu bewegen. Genauso erstaunlich war die Tatsache, dass sie noch gar keine Erschöpfung verspürte, obwohl sie inzwischen mindestens seit fünfundvierzig Minuten rannte. Vielleicht waren sie aber auch schon eine Stunde lang unterwegs.
Ihr Blick wanderte zum Piloten, der über Kiras Schulter hing. Irritiert nahm sie seine Blässe zur Kenntnis. Anscheinend war er bewusstlos. Ihr fiel ein, dass er eine Kopfverletzung erlitten hatte und dass es womöglich nicht gut für ihn war, kopfüber getragen zu werden. Voller Sorge begann sie schneller zu laufen, um zu Kira Sarka aufzuschließen, damit sie sie dazu veranlassen konnte, kurz stehen zu bleiben und den Zustand des Piloten zu überprüfen. Gleich darauf bemerkte sie, dass sie sich dieses Unterfangen ersparen konnte, denn als sie noch gut zehn Meter voneinander entfernt waren, wurde die Russin auf einmal langsamer und blieb dann von sich aus stehen.
Als Quinn bei ihr ankam, ließ Kira soeben den Piloten von ihrer Schulter gleiten, um ihn auf den Boden zu legen.
»Sie ihn untersuchen«, sagte Kira, als sie sich wieder aufrichtete. »Ich muss Baum klettern. Sehen, wo wir sind.«
»Ich werde raufklettern«, warf Liliya ein und schaute besorgt drein.
»Njet. Sie bleiben, falls sie sind nahe und greifen an. Sie den Sterblichen beschützen«, sagte Kira nachdrücklich und war schon weg, noch bevor die kleinere Frau protestieren konnte.
Liliya schnalzte verärgert mit der Zunge, stellte sich dann aber zu Quinn und betrachtete irritiert den Piloten. »Er ist sehr blass.«
»Ja«, gab Quinn zurück und kniete sich hin, um ihn sich genauer anzusehen.
»Was stimmt nicht mit ihm?«, wollte Liliya wissen und kniete sich ebenfalls hin, um den Mann aus der Nähe zu betrachten.
»Beim Absturz wurde er von irgendetwas am Kopf getroffen und daraufhin ohnmächtig«, erklärte Quinn, während sie nach seinem Handgelenk griff, um seinen Puls zu messen. »Vermutlich hätte er nicht kopfüber getragen werden dürfen.«
»Immerhin besser, als von Nika, Marta und Annika in Stücke gerissen zu werden«, sagte Liliya ernst.
Quinn begann zu überlegen. Vor dem Absturz hatte sie sich mit keiner der Russinnen unterhalten, aber Liliya und Kira machten einen ganz normalen Eindruck. Bestimmt galt das doch auch für die anderen drei Frauen, oder etwa nicht?
»Sie würden ihm doch sicher nichts antun, nicht wahr?«, fragte sie. »Ich meine, wir sind doch alle zivilisierte Menschen, und die greifen andere schließlich nicht grundlos an und …«
»Sie haben massive Verletzungen erlitten«, führte Liliya ihr vor Augen. »Wirklich üble Verletzungen.«
»Ja, aber wir heilen auch schnell. Ihre Körper werden doch schon von dem Moment an repariert, in dem sie die Verletzungen erlitten haben. Inzwischen müsste mit ihnen eigentlich alles wieder in Ordnung sein. Oder zumindest so gut wie.«
»Da«, stimmte Liliya ihr zu. »Aber es wird sehr viel Blut notwendig sein, um alle Reparaturen durchzuführen. Mehr Blut, als ihr Körper zur Verfügung hat. Sie werden Schmerzen haben und nach mehr Blut verlangen.«
»Trotzdem …«, lenkte Quinn ein, doch Liliya fiel ihr ins Wort.
»Sie werden unter Blutlust leiden. Ein Unsterblicher, dem das widerfährt, hat nichts Zivilisiertes mehr an sich. Schmerz und Durst rauben ihm den Verstand, und er würde seine eigene Mutter leer saugen, um das lebenspendende Elixier zu erhalten, das seinen Schmerzen ein Ende setzt.« Ihr Blick kehrte zu dem bewusstlosen Piloten zurück. »Jede Einzelne von ihnen müsste ihn vollständig aussaugen, um die Menge an Blut zu sich zu nehmen, die sie derzeit benötigen. Aber sie sind zu dritt, und auch wenn wir alle diesen Mann kennen und mögen, werden sie sich um ihn reißen wie drei ausgehungerte Hunde um einen Kadaver«, prophezeite sie und versicherte Quinn noch einmal: »Wenn sie uns einholen, werden sie ihn in Stücke reißen.«
Quinn schwieg einen Moment lang und ließ sich Liliyas Worte wieder und wieder durch den Kopf gehen, die vor ihrem geistigen Auge Bilder entstehen ließen, die geradewegs aus einem Slasher Movie hätten stammen können. Ein Rascheln aus dem Gebüsch links von ihnen veranlasste sie beide dazu, sich abrupt nach dort umzudrehen. Zu sehen war nichts. Vermutlich nur irgendein Waldbewohner, dennoch wollte Quinn kein Risiko eingehen. Sie richtete sich auf und sagte: »Wir sollten weitergehen.«
»Da«, stimmte Liliya ihr zu und bückte sich, um nach dem Oberarm des Piloten zu greifen. »Nehmen Sie seinen anderen Arm. Wenn wir ihn so zwischen uns tragen, hängt sein Kopf nicht wieder nach unten.«
Automatisch beugte sich Quinn vor und fasste nach dem anderen Arm des Mannes. Ihr war gesagt worden, dass sie als Unsterbliche schneller und stärker war und über eine bessere Nachtsicht verfügte, doch bislang war es für sie nie wichtig gewesen nachzufragen, wie stark und wie schnell sie war, und sie hatte auch noch nicht versucht es herauszufinden. Jetzt allerdings interessierte es sie, und sie fand es auch Stück für Stück heraus. Auf dem Weg durch den Wald hatte sich schon bewahrheitet, was ihre Schnelligkeit und die Nachtsicht anging. Also konnte sie wohl davon ausgehen, dass sie auch über mehr Kraft verfügte. Dennoch überraschte es sie, dass sie völlig mühelos mit nur einer Hand das halbe Gewicht des Piloten stemmen konnte, was Liliya auf der anderen Seite ebenso gelang. Der Mann war gut zwei Meter groß, er machte einen wohlgenährten Eindruck und wog vermutlich zwischen hundert und hundertfünfzehn Kilo, und dennoch fühlte er sich für sie leichter an als jene Fünf-Kilo-Gewichte, die sie als Sterbliche für ihr Fitnesstraining gestemmt hatte.
Wegen seiner Größe mussten beide Frauen die Arme weit nach oben strecken, um ihn so tragen zu können, dass seine Füße nicht über den Boden schleiften.
»Wir warten auf Kira, dann gehen wir los.« Liliya hatte kaum ausgesprochen, als Kira plötzlich genau vor ihnen auf dem Boden landete. Zwar war sie auf den Baum geklettert, aber offenbar hatte sie nicht auf dem gleichen Weg nach unten kommen wollen und war stattdessen gesprungen. Der Aufprall war von der Wucht eines Felsblocks, und Quinn konnte sogar spüren, wie der Boden unter ihren Füßen erzitterte. Kira schien das Ganze nicht das Geringste ausgemacht zu haben.
»Sie kommen. Wir gehen«, sagte Kira nur, dann drehte sie sich um und eilte voraus.
»Haben Sie von da oben irgendwo Lichter sehen können, die auf eine Stadt oder ein Dorf hindeuten?«, fragte Quinn, als sie und Liliya ihr mit dem zwischen ihnen hin und her baumelnden Piloten folgten.
»Da. Lichter von Kleinstadt oder Siedlung. Ganz in Süden«, antwortete Kira. »Wir da lang gehen.«
Quinn wollte noch fragen, wie weit nach Süden sie gehen mussten und wie weit die drei anderen Frauen von ihnen entfernt waren, aber da rannte Kira bereits los und Quinn musste ihre Fragen vorläufig zurückstellen. Stattdessen beschleunigten sie und Liliya ihre Schritte, um die andere Frau nicht aus den Augen zu verlieren. Trotz ihrer überlegenen Kraft und Schnelligkeit erwies sich das als gar nicht so einfach, denn da sie den Piloten trugen, kamen sie nur deutlich langsamer voran. Was jedoch weniger mit seinem Gewicht zu tun hatte, sondern vielmehr mit der Tatsache, dass sie nicht die ganze Zeit über zu dritt nebeneinander laufen konnten. Zwischen den Bäumen verlief kein Trampelpfad, und die Bäume standen stellenweise so dicht, dass sie fast nur hintereinander gehen konnten. Jedes Mal, wenn das der Fall war, verloren sie ein wenig mehr den Anschluss. So wie in dem Moment, als sich Kira zufällig zu ihnen umdrehte und sie anherrschte: »Wir müssen sein schneller. Liliya, leg du ihn über Schulter.«
Quinn war ganz hinten und konnte nicht sehen, was Liliya sah, daher kam es für sie völlig überraschend, dass die andere Frau nicht Kiras Aufforderung nachkam, sondern einen Fluch ausstieß und den Piloten einfach losließ.
Darum bemüht, den Piloten so zu halten, dass er nicht zu Boden...