Sands | Tatsächlich ... Vampir | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 22, 384 Seiten

Reihe: Argeneau

Sands Tatsächlich ... Vampir


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7363-0193-1
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 22, 384 Seiten

Reihe: Argeneau

ISBN: 978-3-7363-0193-1
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Dem Unsterblichen Justin Bricker liegt die Damenwelt zu Füßen. Keine Frau hat es bisher geschafft, sich seinem Charisma zu entziehen, doch als er auf Holly Bosley trifft, ist alles anders: Denn anstatt sich ihm an den Hals zu werfen, rennt diese erst einmal davon, stürzt und wird lebensgefährlich verletzt. Um sie zu retten, muss er sie wandeln, nur um dann zu erfahren, dass sie bereits verheiratet ist. Doch Justin ist entschlossen, für seine Gefährtin zu kämpfen, auch wenn es bedeutet, alle Regeln zu brechen ...
Sands Tatsächlich ... Vampir jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1
»Mist«, murmelte Holly, als ihr Blick auf die Papiere fiel, auf denen sie stand. Die kleine Disk, die mit dem Hefter an der obersten Ecke befestigt worden war, verriet ihr, dass es sich um den Papierkram für einen ihrer Kunden handelte. Dazu gehörten die Bestattungserlaubnis, die Dokumente des Rechtsmediziners, der Antrag auf Einäscherung sowie das Deckblatt mit den persönlichen Angaben des Kunden. Und das alles hätte John Byron ausgehändigt bekommen sollen, als er um halb fünf am Nachmittag seine Schicht begonnen hatte. Offenbar war genau das nicht geschehen. Dieser Vorgang musste irgendwann im Lauf des Tages von ihrem Schreibtisch gerutscht und auf dem Boden gelandet sein. Holly stand sekundenlang nur da und betrachtete die Papiere. Sie nahm nicht mal den Fuß weg, denn sobald sie das machte, würde sie etwas damit anfangen müssen … sie zum Beispiel zum Krematorium bringen … und dazu hatte sie nun wirklich keine Lust. Nicht um diese Uhrzeit. Tagsüber dort hinzugehen war eine andere Sache, aber jetzt war es bereits nach Mitternacht. Sie müsste dafür über den ganzen Friedhof laufen, um zu dem Gebäude zu gelangen, in dem sich die Kapelle befand, außerdem durch die Urnenhallen sowie das Krematorium selbst, wo die Leichen gelagert wurden und darauf warteten, dass sie an der Reihe waren. Feuerstätte war der Begriff, den Max benutzt hatte, der Eigentümer des Sunnyside Cemetery, als er sie an ihrem ersten Arbeitstag über das Gelände geführt hatte. Er konnte sie nennen, wie er wollte, aber Feuerstätte war nichts anderes als ein beschönigendes Wort für die Öfen, in denen die Leichen verbrannt wurden. Beim Gedanken an die Särge, die sich im Kühlraum stapelten, lief Holly ein Schauer über den Rücken, und sie musste für Sekunden die Augen zukneifen. Es schien hier ein beliebtes Spiel zu sein, neue Kollegen mit Geschichten über die »Öfen« in Angst und Schrecken zu versetzen. Ob Jerry von der Tagschicht oder John von der Nachtschicht, ob ihr Boss Max oder Sheila vom Empfang – jeder hatte irgendetwas Grausiges zu berichten. Vor allem war ihr im Gedächtnis geblieben, wie John ihr erzählt hatte, dass zuerst die Särge verbrannten und dass sich manchmal die Leichen im Ofen aufrecht hinsetzten, weil sich die Muskeln in der Hitze zusammenzogen. Dabei stand jedem von ihnen der Mund weit aufgerissen, so als würden sie voller Entsetzen über ihr Schicksal zu schreien beginnen. Dieses Bild war ihr im Kopf hängen geblieben, und es hatte Holly davon überzeugt, dass sie niemals eingeäschert werden wollte. Am besten wäre es sogar, sich um jeden Preis vor dem Tod zu drücken. Seufzend machte sie die Augen wieder auf und sah weiter auf die Unterlagen vor ihr auf dem Boden. Sie wünschte, sie könnte so tun, als hätte sie diese Papiere nie entdeckt. Immerhin hätte sie sie unter normalen Umständen erst am nächsten Morgen gefunden, denn eigentlich sollte sie jetzt gar nicht mehr hier sein. Angefangen hatte alles damit, dass sie nach der Arbeit nach Hause gefahren war, um das Abendessen zu kochen. Als sie dann nach ihrem Blutzuckermessgerät gesucht hatte, um ihre Werte zu überprüfen, war sie nirgends fündig geworden. Da dieses vermutlich in ihrem Wagen lag und sie nicht wollte, dass deswegen ihr Essen kalt wurde, hatte sie beschlossen, sich anschließend um den Bluttest zu kümmern. Das war dann aber so sehr in Vergessenheit geraten, dass sie erst vor dem Zubettgehen wieder daran dachte, als sie sich die Zähne putzte und damit fast schon fertig war. Sie zog den Trenchcoat über ihren Pyjama und lief in Schlappen zum Auto, um die Handtasche herauszuholen, doch die befand sich nicht im Wagen. Das verwirrte sie so sehr, dass sie eine Weile in der kalten Garage herumstand und sich zu erinnern versuchte, wann sie die Tasche zum letzten Mal in der Hand gehalten hatte. Das war im Büro gewesen, als sie Sheila Geld fürs Mittagessen gegeben hatte. Als sie sich daran zu erinnern versuchte, wie sie die Tasche über die Schulter gehängt hatte, während sie das Büro verließ, tauchte nicht dieses Bild vor ihrem geistigen Auge auf, sondern eines, das zeigte, wie sie mit beiden Händen einen Stapel Steuerformulare und Belege zum Wagen brachte … aber keine Handtasche. Es war ihr nicht aufgefallen, weil der Schlüssel für ihren Wagen in ihrer Manteltasche gesteckt hatte. Sie vergeudete weitere Minuten mit der Überlegung, ob sie den Test heute Abend einfach ausfallen lassen sollte, aber letztlich ließ sie resigniert die Schultern sinken und stieg in ihren Wagen, um zurück zum Büro zu fahren. Hin und wieder einen Test zu überspringen war kein Problem, aber gleich zwei hintereinander ausfallen zu lassen, war alles andere als gut. Außerdem waren es bis zum Friedhof nur zehn Minuten, und unter diesen Umständen war es das Risiko, in ein Zuckerkoma zu fallen, nicht wert. Hätte Holly allerdings gewusst, dass damit die Notwendigkeit verbunden sein würde, den Friedhof zu überqueren, noch dazu im Pyjama, hätte sie vielleicht das Risiko eines Komas in Kauf genommen. Missmutig verzog sie den Mund, bückte sich und hob die Papiere auf. Es ließ sich nicht umgehen, sie musste die Unterlagen rüberbringen, bevor sie wieder nach Hause fuhr. Ansonsten würde die Einäscherung erst morgen oder sogar übermorgen vorgenommen werden, und das konnte zu Problemen führen, je nachdem wann die Beisetzung stattfinden sollte. Sie nahm die Papiere in die eine Hand, während sie mit der anderen den Riemen der Handtasche über ihre Schulter schob. Während sie das Büro verließ, fragte sie sich unwillkürlich, ob ihr Leben nicht viel leichter wäre, wenn sie kein ganz so gewissenhafter Mensch wäre. Verantwortungsbewusst zu sein konnte manchmal verdammt lästig sein, dachte sie auf ihrem Weg nach draußen und holte den Schlüsselbund aus der Manteltasche. Der Schlüssel für das Beerdigungsinstitut war selbst mitten in der Nacht leicht zu finden, weil er am Bund noch einmal an einem eigenen Ring hing. Dass er noch ganz neu war und daher glänzte, half ihr bei diesen Lichtverhältnissen kaum weiter. Den Schlüssel hatte sie letzten Freitag bekommen, jetzt war Montag. Aber wieso wurde einer vorübergehend eingestellten Mitarbeiterin der Generalschlüssel für das ganze Geschäft überlassen? Die Antwort darauf war ziemlich einfach: weil ihre Kolleginnen nicht so gewissenhaft und so verantwortungsbewusst waren wie sie. Während ihrer ersten Woche war Max an keinem Tag auch nur ein paar Minuten vor zwölf ins Büro gekommen, und Empfangsdame Sheila, die zufällig auch noch die Tochter von Max war, hatte sich gleich an drei Tagen verspätet. Bei den beiden fiel der Apfel wirklich nicht weit vom Stamm. Nachdem sie am Freitag zum dritten Mal in dieser Woche über eineinhalb Stunden auf dem Firmenparkplatz damit hatte zubringen müssen, auf Sheila zu warten, hatte sie sich ihre Verärgerung anmerken lassen. Und sie hatte vorgeschlagen, doch besser erst später am Tag anzufangen, damit sie nicht ihre Zeit und ihr Geld damit vergeuden musste, auf Sheilas Eintreffen zu warten. Sheila hatte dann eine aus ihrer Sicht bessere Lösung gefunden – sie hatte für Holly einen Schlüssel nachmachen lassen, damit sie ins Büro konnte, sobald sie da war. Zu gern hätte Holly sich selbst weisgemacht, dass ihre verantwortungsvolle Art für Sheila ausschlaggebend gewesen war, ihr den Schlüssel zu überlassen. Doch sie wusste genau, dass es von Sheila nur Faulheit gepaart mit Bequemlichkeit war. Solange Holly den Schlüssel hatte und rechtzeitig im Büro war, konnte Sheila sich morgens so viel Zeit lassen, wie sie nur wollte. Den Beweis hatte sie gleich am heutigen Tag geliefert, als sie erst zur Mittagszeit im Büro auftauchte – und dann auch noch für sie beide etwas zu essen mitgebracht hatte, was Holly gar nicht gewollt, wofür sie aber dennoch bezahlt hatte. Sie schloss die Tür ab und drehte sich zum Krematorium um, stutzte dann aber, als sie das Gebäude gar nicht sehen konnte. Es lag am Nebel, der schon diese nächtliche Fahrt zum Büro so unangenehm gemacht hatte. Im Gebäude selbst hatte sie den Nebel dann jedoch völlig vergessen, und nun sah sie sich wieder ringsum mit der trüben Dunkelheit konfrontiert. Ein ängstlicher Schauer kroch über ihre Wirbelsäule nach oben. Sie hielt sich mitten in einer nebligen, mondlosen Nacht auf einem Friedhof auf, was sie viel zu sehr an eine Szene aus einem Horrorfilm erinnerte. Jeden Moment würden verwesende Leichen sich den Weg aus ihrem Grab freikämpfen, um sich in Hollys Richtung zu schleppen, weil der Geruch nach frischem Fleisch sie antrieb. »Reiß dich endlich zusammen«, ermahnte sie sich. Den Klang ihrer eigenen Stimme in der Nacht zu hören machte ihr ein wenig Mut, aber der genügte längst nicht, um sie in Richtung des Krematoriums gehen zu lassen. Sie trat einen Moment lang unschlüssig auf der Stelle, seufzte und drehte sich wieder zur Tür um. Vielleicht lag ja im Büro ein Regenschirm oder etwas Ähnliches rum, das sie bei sich tragen konnte. Eine Waffe – auch wenn sie noch so nutzlos sein mochte – in der Hand zu haben würde ihr womöglich Mut machen, um den Weg in Richtung Krematorium in Angriff zu nehmen. Als eine flüchtige Suche weder zu einem Regenschirm noch zu einem Spazierstock führte und sie auch keinen Flammenwerfer finden konnte, um diese eingebildeten Zombies abzuwehren, begnügte sich Holly schließlich mit einer großen Papierschere, die aus dem Stifthalter am Empfang herausragte. Sie nahm die Schere in die Hand, um ein Gefühl für die Größe zu bekommen, und kam zu dem Schluss, dass sie damit gut bedient war. Wahrscheinlich würde sie die Schere sowieso nicht benutzen...


Sands, Lynsay
Die kanadische Autorin Lynsay Sands hat zahlreiche zeitgenössische und historische Romane verfasst. Sie studierte Psychologie, liest gern Horror- und Liebesromane und ist der Ansicht, dass ein wenig Humor "in allen Lebenslagen hilft". Mit der Argeneau-Serie gelang ihr der große internationale Durchbruch.

Die kanadische Autorin Lynsay Sands hat zahlreiche zeitgenössische und historische Romane verfasst. Sie studierte Psychologie, liest gern Horror- und Liebesromane und ist der Ansicht, dass ein wenig Humor "in allen Lebenslagen hilft". Mit der Argeneau-Serie gelang ihr der große internationale Durchbruch.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.