E-Book, Deutsch, Band 28, 390 Seiten
Reihe: Argeneau
Sands Und ewig lockt der Vampir
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7363-1042-1
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 28, 390 Seiten
Reihe: Argeneau
ISBN: 978-3-7363-1042-1
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sexy, Single & Unsterblich
Eigentlich wollte der Vampir Raffaele Notte auf der Karibikinsel nur die Seele baumeln und alle Gefahren der letzten Zeit hinter sich lassen. Doch seltsame Dinge gehen vor. Als Raffaele eine hilflose junge Frau aus dem Meer rettet, überschlagen sich die Ereignisse: Jessica Stewart war in die Fänge abtrünniger Vampire geraten, die sich des Bluts unschuldiger Touristen bemächtigen. Raffaele stellt Jess unter seinen ganz speziellen Schutz - vor allem, als er feststellen muss, dass er ihre Gedanken nicht lesen kann. Sie ist seine Seelengefährtin! Aber kann Jess Raffaele überhaupt vertrauen, nach allem, was ihr widerfahren ist?
'Sands' Charaktere sind witzig und vielschichtig ... großen Respekt an die Autorin!' Romantic Times
Band 28 der ARGENEAUS
Die kanadische Autorin Lynsay Sands hat zahlreiche zeitgenössische und historische Romane verfasst. Sie studierte Psychologie, liest gern Horror- und Liebesromane und ist der Ansicht, dass ein wenig Humor "in allen Lebenslagen hilft". Mit der Argeneau-Serie gelang ihr der große Durchbruch in den USA.
Weitere Infos & Material
Prolog
»Heiß, was?«
Raffaele verzog den Mund, als er den Kommentar seines Cousins Zanipolo hörte, und ließ den Blick über seinen ausgestreckten Körper wandern, um sich zu vergewissern, dass er nach wie vor komplett im Schatten des Sonnenschirms lag. Das war auch der Fall, dennoch schien es gegen die frühmorgendliche Hitze nichts auszurichten. Es war einfach nur verdammt heiß. Und dazu die Luftfeuchtigkeit, die alles umso schlimmer machte. In den mehr als zweitausend Jahren, die er jetzt schon lebte, war er nicht ein einziges Mal an einen Ort gereist, an dem achtundachtzig Prozent Luftfeuchtigkeit herrschten, wie es hier in Punta Cana der Fall war. Das hatte er bislang auch bewusst vermieden, denn Raffaele mochte es gar nicht, ohne wirklichen Grund von Kopf bis Fuß nass geschwitzt zu sein. Wenn anstrengende Arbeit ihn in Schweiß ausbrechen ließ, dann war das eine Sache, aber allein vom Rumstehen komplett durchgeschwitzt zu sein, empfand er als sehr unangenehm.
Seufzend lehnte er sich auf seiner Liege nach hinten und betrachtete missmutig blinzelnd den im grellen Sonnenschein daliegenden Strand. Sie waren in der Nacht hergeflogen und um fünf Uhr gelandet. Nachdem sie ihr Zimmer im Resort bezogen hatten, war Zani nicht davon abzubringen gewesen, noch vor Sonnenaufgang eine Runde im Meer zu schwimmen, um dann den Rest des Tages zu verschlafen.
Raffaele hatte sich bereit erklärt, ihn zu begleiten, nur um kurz darauf das Wasser schon wieder zu verlassen. Da die bereits zu der Zeit herrschende Schwüle ihm arg zu schaffen machte, hatte er es sich auf seiner Liege bequem gemacht, um ein wenig zu dösen. Zanipolo sollte ihn dann wecken, wenn er so weit war und sie in ihr Zimmer zurückkehren konnten. Aber Zani hatte ihn nicht geweckt, und so war Raffaele erst drei Stunden später aufgewacht, als sich der Strand bereits mit Badegästen zu füllen begann und die Sonne längst vom Himmel brannte. Jetzt saß er hier bis Sonnenuntergang fest, wenn er sich nicht den schädlichen Sonnenstrahlen aussetzen wollte, was bedeutet hätte, dass er sich zum Ausgleich mehr als reichlich bei ihrem Vorrat an Blutkonserven hätte bedienen müssen. Genau das wollte er aber vermeiden, denn neues Blut zu bestellen war etwas anderes, als hier am Strand eine Margarita zu bestellen – erst recht in der Dominikanischen Republik. In solchen Ländern war es eine komplizierte Angelegenheit, und es gab keinen Grund, sich ein solches Problem aufzuhalsen, wenn er es umgehen konnte, indem er einfach hier liegen blieb.
Es bedeutete aber auch, dass ihr Cousin Santo ganz allein in ihrem Zimmer war. Der Gedanke ließ Raffaele einen Blick auf die Unterkünfte des Resorts werfen. Santo war der Grund, warum sie diese Reise überhaupt unternommen hatten. Nicht, dass es sein Wunsch gewesen wäre. Sie waren hier, weil Lucian Argeneau als Chef des nordamerikanischen Rats darauf bestanden hatte. Zwar waren sie als Europäer eigentlich nicht seiner Befehlsgewalt unterstellt, aber der Mann hatte so ziemlich auf alles und jeden Einfluss. Und durch Heirat gehörte er jetzt auch noch zur Familie, quasi.
Raffaele runzelte die Stirn, als er darüber nachdachte, wie vielschichtig die Beziehung zwischen Lucian Argeneau und seiner Familie war. Dann aber zuckte er mit den Schultern und beschloss, sich lieber Gedanken über seinen Cousin Santo zu machen, der ihm schon genug Sorgen bereitete. Santo Notte war von Natur aus ein stiller und grimmiger Typ, doch in den letzten vierzehn Monaten seit ihren Erlebnissen in Venezuela hatte er sich noch mehr in sich zurückgezogen und seine Miene einen noch ernsteren Zug angenommen. Der arme Kerl war einer von jenen Jägern, die mit zu den Letzten gehörten, die in die Gewalt des wahnsinnigen Dr. Dressler geraten waren, der sie alle unerbittlich gefoltert hatte. Körperlich hatte er sich genauso davon erholt wie alle anderen geretteten Vollstrecker, doch seelisch …
Raffaele kniff die Lippen zusammen. Sie waren alle außer sich gewesen, als sie erfahren hatten, dass es Dr. Dressler gelungen war, sich der Festnahme zu entziehen und aus Venezuela zu fliehen. Santo jedoch hatte diese Nachricht einen Rückschlag versetzt, denn seine Entschlossenheit, diesen Wissenschaftler aufzuspüren, der ihn unbeschreiblichen Qualen ausgesetzt hatte, grenzte schon an Besessenheit. Er konnte an nichts anderes mehr denken.
Für Raffaele war klar, dass Dressler nicht lebend vor den Rat gestellt würde, um sein Urteil zu erhalten, wenn Santo derjenige sein sollte, der ihn als Erster fand. Er würde dem Mann den Kopf abreißen, was auch völlig in Ordnung ging. Immerhin war der Befehl ausgegeben worden, Dressler zu töten, wenn man ihm über den Weg laufen sollte. Der Mann war für Sterbliche und Unsterbliche gleichermaßen ein Risiko, und die Gefahr war einfach zu groß, dass er ein weiteres Mal entkommen könnte … wenn er überhaupt jemals gefunden wurde.
Bedauerlicherweise wurde jetzt schon seit über einem Jahr nach Dressler gesucht, ohne dass man irgendeinen Hinweis auf seinen Verbleib hatte finden können. Das wiederum machte Santo arg zu schaffen, der sich deswegen wütend und frustriert nur noch mehr in sich selbst zurückgezogen hatte. Dass er dazu auch noch von Albträumen geplagt wurde, machte es für sie alle nicht leichter. Zwar hatte Santo schon immer mit Albträumen zu kämpfen gehabt, doch traten sie inzwischen deutlich häufiger auf und schienen auch heftiger geworden zu sein. Zumindest legten die Schreie, mit denen er sich und alle anderen regelmäßig aus dem Schlaf riss, diesen Verdacht nahe. Weitaus schlimmer war jedoch noch etwas ganz anderes: Santo beharrte darauf, den Jägern bei der Suche nach Dressler zu helfen, aber seit Kurzem ignorierte er Mortimers Befehle und stürmte ohne Rücksicht auf Verluste und ohne jegliche Absprache mit anderen einfach das nächste Abtrünnigennest. Schlimm genug, dass er sich selbst damit in Gefahr brachte, aber weitaus verheerender war, dass er dadurch auch das Leben der Jäger an seiner Seite aufs Spiel setzte.
Ein solches Verhalten konnte einfach nicht hingenommen werden, von daher hatte es Raffaele nicht gewundert, dass Lucian Argeneau und ihr Onkel Julius sich zusammengesetzt und beschlossen hatten, Santo zu einem Therapeuten zu schicken. Sie hatten ihn mehr oder weniger dazu gezwungen, mit Gregory Hewitt zu reden, einem unsterblichen Psychiater, der mit Lucians Nichte Lissianna Argeneau verheiratet war. Es hatte Raffaele auch nicht überrascht, als sich herausstellte, dass der Mann bei Santo keine Fortschritte erzielte. Santo war noch nie der geschwätzige Typ gewesen. Nach drei Sitzungen hatte Greg vorgeschlagen, dass man Santo eine Zwangspause auferlegen solle, vielleicht würde das ja etwas bewirken.
Natürlich hatte Santo keine Pause einlegen wollen, er hatte sich sogar rundweg geweigert und verkündet, die Jagd auf Dressler fortzusetzen – notfalls auch ohne die Unterstützung der Vollstrecker. Erst als Julius und Lucian ihm damit gedroht hatten, sich an den Rat zu wenden und ein Drei-zu-eins zu veranlassen, um all seine schrecklichen Erinnerungen zu löschen, hatte er nachgegeben. Nach seiner widerwilligen Zustimmung waren Raffaele und Zani dazu abgestellt worden, ihn zu begleiten. Sie sollten ihn im Auge behalten und darauf achten, dass er sich auch entspannte. Sollte sich im Verlauf seines Zwangsurlaubs jedoch keine Besserung abzeichnen, wartete auf Santo eine weitere Runde Therapie. Falls die ebenfalls ergebnislos blieb, würde ein Drei-zu-eins unvermeidbar werden.
Dieses Drei-zu-eins war eine Prozedur, bei der sich drei Unsterbliche zusammenschlossen, um gemeinsam die Erinnerungen eines vierten Individuums zu löschen. Raffaele stand dieser Möglichkeit mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits war das vielleicht die beste Lösung für seinen Cousin, der sich mit so vielen üblen Erinnerungen herumplagte, war doch Dressler nicht der Erste gewesen, von dem er gefoltert worden war. Andererseits war es ein riskantes Unterfangen mit allen möglichen Nebenwirkungen, unter anderem der Gefahr, dass er als lallender Idiot aus dem Ganzen hervorging. Aus diesem Grund war der Eingriff grundsätzlich verboten und bedurfte der ausdrücklichen Zustimmung des Rats. Aber der Tod war auch keine bessere Alternative, und wenn es gelang und Santo dadurch seinen Frieden ganz ohne nächtliche Albträume fand, dann war es vielleicht für ihn die beste Lösung.
Seufzend wandte Raffaele den Blick von den Gebäuden ab und lehnte sich wieder nach hinten. Seiner Einschätzung nach sollte Santo jetzt in ihrem Zimmer liegen und schlafen – und sich dabei die Lunge aus dem Hals schreien, da er wie üblich von Albträumen heimgesucht wurde. So heiß es hier am Strand auch sein mochte, war es vermutlich wesentlich erholsamer als das, was ihn in ihrem gemeinsamen Zimmer erwartete – sofern er es wagen konnte, am Strand einzuschlafen, während die Sonne hoch am Himmel stand.
»Ein Drink, Señor?«
Raffaele sah zu dem Kellner, der am Fußende der Liege gebückt stand, weil ihm der Sonnenschirm im Weg war.
»Nein … danke«, antwortete er seufzend. Es war erst halb zehn am Morgen und damit viel zu früh für Alkohol. Nicht, dass ihn Alkohol überhaupt interessierte – ganz im Gegensatz zu den Sterblichen. Aber selbst für die musste das doch etwas früh am Tag sein, oder nicht? Er hatte jetzt schon zum dritten Mal an diesem Morgen einen Drink ablehnen müssen, und er konnte davon ausgehen, dass spätestens in einer Viertelstunde entweder der gleiche hartnäckige Kellner erneut bei ihm auftauchen oder einer der anderen Männer in orangefarbenen Shorts und T-Shirt ihm etwas von dem Tablett anbieten würde, mit dem sie ständig durch die Gegend liefen.
»Er nimmt ein...