Savage | Prinz Schamyls Brautwerbung | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 164 Seiten

Savage Prinz Schamyls Brautwerbung


1. Auflage 2016
ISBN: 978-87-11-46297-3
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 164 Seiten

ISBN: 978-87-11-46297-3
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Prinz Schamyl, Sohn des Sultans von Daghestan, steht als Major im Dienst des Zaren, als dieser gegen die Türken in den Krieg zieht. Sein Freund Paul Platoff steht ihm treu zur Seite. Prinz Schamyl liebt die junge Fürstin Maritza, die 'Rose von Tiflis', und die Sehnsucht nach ihr begleitet ihn durch alle Kriegswirren. Von Neid und Eifersucht zerfressen, wird Schamyls Bruder, Ghazi, zum bedrohlichen Gegenspieler. Ghazi setzt alle Hebel in Bewegung, um Maritza zu einer seiner Frauen zu machen, und scheut dabei nicht davor zurück, gegen den eigenen Bruder Mordpläne auszuhecken. Die 'weiße Gräfin', die schöne Nadja Bronsky, ist dabei Ghazis gefährliche Komplizin. Wird Prinz Schamyl alle Abenteuer bestehen und am Ende Maritza heimführen?-

Richard Henry Savage (1846-1903) war ein US-amerikanischer Offizier und Schriftsteller. Er wuchs in San Francisco auf und begann 1861 an der United States Military Academy (West Point) Ingenieurswesen und Recht zu studieren. 1870 wurde er von Ulysses S. Grant (18. Präsident der Vereinigten Staaten) mit dem Amt eines Vizekonsuls zunächst in Marseille, später in Rom beauftragt. Am Hof von Ismail Pascha in Ägypten wirkte er als Militärberater. 1872 kehrte Savage in die USA zurück. Während einer Studienreise durch Honduras erkrankte er an Malaria. Seine Zeit im Krankenhaus in New York verbrachte Savage damit, sein erstes Buch zu schreiben: 'My official wife' (dt. 'Meine offizielle Frau', 1896). Savage schrieb zahlreiche Romane, die z.T. auch auf Deutsch erschienen.
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Zweites Kapitel.


Nicht mehr Brüder. — Auf dem Ball des türkischen Gesandten. — Ein Königssohn als Deserteur. — Diplomatische Spinngewebe.

„Du willst mich sprechen? Wozu?“ fragte Ghazi, als er mit schweren Schritten an der Seite des leichtfüssigen Ahmed die Strasse entlang ging.

Das Haupt des Hauses Schamyl war ein schwerfälliger, finsterer, rotbärtiger Mann von mittleren Jahren. Seine Stimme verriet weder irgend eine zärtliche Empfindung oder auch nur das flüchtigste Interesse; offenbar wünschte er möglichst schnell zu Mustapha Pascha zurückzukehren.

„Ghazi, ich habe dir nur wenige Worte zu sagen, und es steht dir selbstverständlich frei, sie zu beantworten oder nicht. Du bist mir nie ein liebevoller Bruder gewesen, aber immerhin führen wir denselben Namen, und noch trägst du die russische Uniform.“

„Bitte,“ grollte Ghazi, „fasse dich kurz!“

Ahmeds Augen blitzten wie schwarze Diamanten, und seine Stimme klang tief gleich einer Glocke. Sie befanden sich nun in ziemlicher Entfernung von dem Fahrweg, auf dem Schlitten aller Art mit gespensterhafter Schnelle vorübersausten.

„Bist du gesonnen, in diesem Krieg fahnenflüchtig zu werden?“

„Wer sagt das?“ knurrte Ghazi.

„Ein Mann, dem ich morgen eine Kugel durch den Kopf jage, wenn du mir sagen kannst, dass es nicht wahr ist,“ gab Ahmed schneidig zurück.

„Wo wird dieser Klatsch verbreitet?“

„In allen Salons, in den Klubs und in den Kasernen,“ zischte Ahmed, der seinen Bruder so fest im Auge hielt wie ein Duellant seinen Gegner im entscheidenden Augenblick.

„Ich habe dir darauf nichts zu erwidern! Scher dich zum Teufel!“ lautete die nicht übermässig scharfsinnige Antwort des älteren Bruders.

Ahmed stürzte auf seinen Gefährten los, packte ihn energisch an den Handgelenken und blickte ihm fest ins Auge.

„Bist du verrückt?“ fragte er.

„Nein! Aber ich werde mich diesem Krieg fernhalten. Uebrigens bin ich nicht gesonnen, mich verhören zu lassen.“

Ahmed gab seine Hände frei.

„Hast du bis morgen mittag nicht bedingungslos den russischen Dienst quittiert, so gebe ich dich selbst beim Kriegsministerium an.“

Der junge Mann war ausser sich vor Scham und Zorn, als er fortfuhr: „Du magst deine eigene Ehre beflecken, aber du sollst nicht auch mich zu Grunde richten. Wenn du gehen willst, so gehe wie ein Mann, und nicht wie ein Ueberläufer und Verräter. Ich werde nicht dulden, dass du hier bleibst und den Spion machst.“

Die stillen Sterne blinkten wie verwundert herab auf die beiden fürstlichen Brüder, die sich im Schatten des stolzen Monumentes der Katharina so feindlich gegenüberstanden.

„Beim Grab meines Vaters, ich verfluche dich, du Hund, du Narr, du Speichellecker des Giaurs! Nach Eblis, in die Heimat der Verdammten mit dir! Sei verflucht!“

Das Amulett Ben Schamyls flimmert im fahlen Sternenschein. Ahmeds Hand tastet mechanisch nach seinem Dolche, aber starr vor Staunen liess er ihn wieder sinken. War sein Bruder wahnsinnig geworden?

„Wir werden uns wiedersehen, aber als tödliche Feinde,“ zischt Ghazi noch im Gehen.

Regungslos, von der Ueberraschung gelähmt, sieht Ahmed die Gestalt des Mannes entschwinden, der ihm fürder kein Bruder mehr ist. Es war vorbei!

Die Troïka saust fort. Ahmed Schamyl steht und zeichnet mit der Scheide seines Säbels Figuren in den schimmernden Schnee. Er weiss, dass er nun, da das Entsetzliche wahr ist, allein steht in der Welt. Oh, über diese Schmach!

Lässig schritt er zu seinem Schlitten zurück und fuhr nach Platoffs Wohnung. Seine Pulse stockten, sein ganzes Sein war wie gelähmt. Aber seine Hände hatten wenigstens nicht des Bruders Blut vergossen.

Paul wartete auf ihn, und wortlos begrüssten sich die beiden Freunde. Schweigend warf sich Ahmed auf ein Ruhebett, während Platoffs Herz fast hörbar pochte vor Angst um den Waffenbruder.

Nach einer Weile erhob sich Ahmed, schüttelte ihm die Hand und sagte: „Morgen will ich dir alles sagen, Paul; komm um vier Uhr zu mir!“

Mechanisch nahm er den ihm gereichten Abschiedstrunk, lächelte matt und wankte die Treppe hinab.

Als er aus der Thüre trat, sah sein Antlitz so starr und geisterhaft blass aus, dass Platoff dachte: „Gerade so sah Bolski aus, als er mit Arenburgs Degen im Herzen zusammenbrach!“ Dann begab er sich zur Ruhe, denn der nächste Tag sollte ihm ja neue Enthüllungen und Aufregungen bringen. Paul Platoffs Träume waren nicht angenehmer Art. Dagegen herrschte im türkischen Gesandtschaftspalais Lust und Leben, während er sich unruhig auf seinem Lager wälzte; dort drehten sich festlich geschmückte Paare im Tanz, liebliche Musik ertönte und seltene Blumen erfüllten die Säle mit ihrem Wohlgeruch. Prinz Ghazi Schamyl bahnte sich einen Weg durch die Menge und suchte, ohne die lustigen Begrüssungen und die munteren Herausforderungen, die von rosigen Lippen fielen, irgendwie zu beachten, eine ihm wohlbekannte Gestalt.

Ah, da war sie ja! Mit ihrem bernsteinfarbigen Haar und ihren harten, kalten blauen Augen thronte Nadja Vronsky als Königin des Festes dort auf dem Ehrenplatz.

Der wuchtige Prinz schob einige ihrer geringeren Verehrer bei Seite und flüsterte nur ein Wort; dann bot er ihr mit der Sicherheit eines Mannes, der schon manche Petersburger Saison mitgemacht hat, den Arm und führte sie nach einem Alkoven.

Ein paar leise geflüsterte Worte verbreiteten eine aschfahle Blässe über das hochmütige, österreichisch aussehende Gesicht der Dame.

„Heute nacht noch, Prinz?“ flüsterte sie; ihr Busen wogte — es traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Finster verneigte er sich vor ihr.

„Sage ihm, er müsse mir sofort eine Viertelstunde in seinem Zimmer schenken.“

„Und was wird mit mir geschehen?“ Ein leises Zittern klang aus der Stimme der kalten Gräfin.

„Das wirst du erfahren, wenn du dich zu uns gesellst. Sei vorsichtig und sorge nie, dass du nicht beobachtet wirst!“

Damit verbeugte er sich tief vor ihr und schlenderte nachlässig, hier und dort einem Bekannten zunickend, ins Speisezimmer. Dann schlüpfte er unbemerkt durch einen Thürvorhang und suchte sich den Weg in das Allerheiligste, Mustapha Paschas Studierzimmer, wo er auf einem Diwan niedersank.

Als nach einer kleinen Weile der schwarzbärtige Chargé ins Zimmer glitt und sachte die Thüre hinter sich abschloss, blickte Ghazi gelassen zu ihm auf. In den Augen des Diplomaten war die brennende Frage zu lesen: „Was ist geschehen? Welcher Streich ist gefallen?“

„Alles ist verraten, Mustapha!“ grollte Ghazi. „Ich gehe heute nacht oder nie! Aber wie komme ich fort? Ich kann jeden Augenblick verhaftet werden! Der dumme Junge, der Ahmed, hat es in den Klubs gehört.“

„Sprechen Sie persisch?“ fragte Mustapha hastig, denn sein schlagfertiger Geist zeigte ihm schon einen Ausweg.

Ghazi nickte bejahend.

„Dann sind Sie gerettet!“ rief sein Wirt und klatschte in die Hände. Bediente stürzten herbei, und in Zeit von zehn Minuten war Ghazi, der Gardeoffizier, in einen glattrasierten, beturbanten Perser verwandelt.

„Sind meine Haare dunkel genug gefärbt?“ fragte er.

„Das weitere wird im Bazar gemacht,“ erwiderte der Diplomat.

Ein Dutzend flinker Hände hatte die Verkleidung des Prinzen bewerkstelligt, und nun trat auch noch die Gräfin Nadja Vronsky in das geheime Gemach und half den Faltenwurf der weiten Gewänder vollends in Ordnung bringen.

„Ich habe ganz ausgefüllte, visierte Pässe für die persischen Kaufleute, die nach Hamburg gehen. Iskander, mein armenischer Sekretär, wird für alles sorgen und Sie auf den Dampfer bringen. Geben Sie ihm einen chiffrierten Brief für mich mit.“

In Nadja Vronskys Augen standen Thränen.

„Du willst allein gehen?“ stammelte sie.

„Ja — wenn ich kann,“ erwiderte Ghazi brummig. „Nun gehe aber wieder zu den Dummköpfen da unten und verlasse den Ball so bald als möglich. Mache aber keinen Unsinn und entferne dich mit ermüdeter Miene ganz offen! Fange nicht an zu wimmern und zu winseln, wenn ich fort bin. Du wirst ja bald genug nach Konstantinopel kommen.“

Gräfin Vronsky barg ihr Gesicht in den Händen, und bittere Thränen tropften zwischen den juwelengeschmückten Fingern durch. Höhnisch gab er ihr zum Abschied noch den Rat: „Jetzt lass aber das Geflenne! Mustapha wird für dich sorgen — sei seiner Wünsche gewärtig. Ich muss jetzt gehen. Zwar werden diese russischen Hunde nicht wagen, das Gesandtschaftshotel zu durchsuchen, aber sie werden wie gewöhnlich ihre schmutzige Spionenrolle spielen und jeden beobachten, der das Haus verlässt.“

Leidenschaftlich schlang sie ihre Arme um seinen Hals und flüsterte: „Also in Konstantinopel — bald?“

„Ja, ja,“ erwiderte Ghazi hastig, indem er sie nach der Thüre hindrängte, sie gleichgültig küsste, hinausschob und die Thüre hinter ihr abschloss.

„So, Mustapha, nun lassen Sie Ihre Diener meine ganze Uniform nebst Mantel vernichten und meinem Kutscher bestellen, ich sei mit einem Freund in den Klub gegangen. Geben Sie mir noch einen guten Dolch! Ja, der ist recht! Morgen, wenn wir Kronstadt im Rücken haben, schicken Sie Dimitri, meinem griechischen Haushofmeister, diesen Ring — er kennt das Zeichen. Nun darf ich mich aber nicht mehr länger aufhalten! — Dies Teufelsweib senden Sie über Wien nach Konstantinopel, aber es hat gar keine Eile. Sie können sie mit jeder Botschaft für mich betrauen.“

„Wünschen Sie noch etwas?“ fragte der Vertreter des Sultans ängstlich, denn er sehnte sich danach, allein...



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