E-Book, Deutsch, Band 1, 223 Seiten
Savage Zodiac - Gejagter zwischen den Welten I: Das Projekt
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7485-6088-3
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
I./VI.
E-Book, Deutsch, Band 1, 223 Seiten
Reihe: Zodiac-Gejagter zwischen den Welten
ISBN: 978-3-7485-6088-3
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Autor, Jahrgang 1968, lebt mit seiner Familie in Bayern (Unterfranken). Die Zodiac-Reihe ist die vierte Veröffentlichung, geschrieben in den 90ern, restauriert und nun erstmalig aufgelegt. Geboren mit der Passion zu schreiben geht es nach jahrelanger 'Abstinenz' nun daran, verstaubte Werke ans Licht zu holen, Unvollendetes zu vollenden und neue Werke zu schaffen.
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2.
»So, das Getriebe passt. Nicht zu glauben, dass der Kerl sich mit diesem Schrotthaufen noch auf die Straße traut. Das grenzt schon fast an Selbstmord, anzeigen sollte man den Burschen.«
Dan war schlechter Laune. Normalerweise hätte er heute seinen freien Tag. Stattdessen hing er hier herum und schrubbte Überstunden. Trotzdem konnte er dankbar sein, diesen Job bekommen zu haben. Klar, er wäre jetzt viel lieber bei Babs und den Kindern, aber er wusste, dass sie es verstanden.
Dan schaute auf die Uhr.
Noch zwei Stunden bis zum Feierabend. Das hieß, sofern dem Alten nicht wieder was Neues einfiel. Wer sagt's denn, wenn man an den Teufel denkt ...
»Hallo, Dan!«
»Tag, Mr. Myers.«
Er scheint nicht gerade guter Stimmung zu sein, dachte Dan bei sich, während der Chef seine fette Gestalt auf ihn zubewegte. Myers besaß ein Doppelkinn und eine Boxernase furchterregenden Ausmaßes. Zudem trug er so gut wie keine Haare mehr auf dem Kopf, was den Eindruck von Rücksichtslosigkeit ebenso verstärkte wie der Ausdruck der kleinen blauen Schweinsäuglein, die tief in den Höhlen unter buschigen Augenbrauen verborgen lagen. Dieser Eindruck jedoch täuschte.
»Na, haben Sie diese Mühle wieder zusammengeflickt?«, fragte Myers. »So gut es ging, Boss«, antwortete Dan knapp.
»Hm, ich sehe. Gute Arbeit, Dan. Ich habe wirklich einen guten Zug gemacht mit Ihnen. Aber ich hatte gleich von Anfang an das Gefühl, dass Sie etwas von Ihrem Fach verstehen, schon als Sie zur Tür reinkamen.«
»Danke, Mr. Myers«, erwiderte Dan, nicht wenig überrascht von dem Kompliment. Durfte er es überhaupt als solches auffassen oder traf der Dicke lediglich eine Feststellung? Bei dem Alten wusste man nie, wie man gerade dran war.
»Nichts für ungut«, brummte Myers. »Was macht Ihre Familie?«
»Ich denke doch gut, Sir.«
»Wie lange sind Sie jetzt schon hier bei uns in Tretmond, Dan. Zwei Jahre?«
»Schon fast drei, Sir.«
»Ich hoffe doch, es gefällt Ihnen hier. Tretmond ist so aufregend wie der Arsch einer achtzigjährigen Hure, und es passiert auch sonst nicht viel in diesem kleinen Ort, aber man hat wenigstens seine Ruhe, meinen Sie nicht auch, Dan?«
»O doch, uns gefällt es hier, vor allen den Kindern. Ich denke, dass wir hier alt werden.«
»Sagen Sie, Sie sind doch Amerikaner. Was hat Sie damals eigentlich nach England getrieben?«
»Es war wegen Babs. Ihre Eltern lebten dort. Sie wollte bei ihnen bleiben, da ihr Vater im Sterben lag. Krebs, wissen Sie. Ja, und dann bekam Babs diesen Job als Sekretärin im Büro einer diesen Stahlfabriken. Fast zur gleichen Zeit als ihr Vater starb kam dann die Sache mit der Erbschaft dazwischen. Wir entschlossen uns dann einfach hierher umzusiedeln.«
»Womit Sie verdammt recht hatten. Es gibt kein schöneres und freieres Land als Amerika, glauben Sie mir, Dan.«
Mein Gott, der Alte erwies sich heute als überaus geschwätzig, und das wo er sonst seinen Mund nicht aufbrachte, es sei denn um die Arbeit voranzutreiben. Eigentlich war er kein übler Kerl, dieser Myers, gestand sich Dan ein. Er verhielt sich trotz mancher Brüllerei fair zu seinen Leuten und ging durchaus selbst mal mit zur Hand, wenn Not am Mann war. Ja, er war gar nicht so verkehrt, sein Boss.
»Hören Sie, Dan, packen Sie Ihre Sachen und gehen Sie nach Hause. Willie und Dex schaffen es für heute auch alleine, oder was meinen Sie?«
Das nannte man eine Überraschung. Von dieser Seite zeigte sich sein Boss äußerst selten. Dan beschloss, diesen Umstand für seine Zwecke auszunutzen.
»Danke, Chef. Babs wird sich freuen.«
»Schon gut, verschwinden Sie endlich, bevor ich es mir nochmals anders überlege. Viel Spaß noch.«
Dan lachte. Dieser Ton kam ihm schon vertrauter vor und erleichterte zugleich seine Sorge bezüglich des so seltenen Stimmungshochs.
»Ebenfalls noch viel Vergnügen!«, rief Dan seinem Boss zu, als der sich bereits auf Willie zu in Bewegung setzte, um ihn ein wenig anzustacheln. Dieser Willie war beileibe nicht der Schnellste, aber er verstand seine Arbeit. Was soll's, dachte Dan. Nichts wie raus hier.
Er zog sich um und schlenderte ins Freie, wo sein alter Chrysler schon auf ihn wartete. Behände schwang er sich hinter das Lenkrad, stellte das Radio an, auf dem soeben auf dem Oldi-Sender die Beatles mit "Yellow Submarine" aufspielten, und fuhr gemütlich die Straßen von Tretmond entlang. Schöne Gegend. Es gefiel ihm hier.
Vor allen Dingen die abendlichen Spaziergänge mit Babs genoss er immer wieder aufs Neue. Diese führten sie meist aus Tretmond hinaus. Man stieß auf eine idyllische Landschaft, bestehend aus Wiesen, Täler und Hügel und einem Fleckchen Wald. Dazu die leere dunkle Straße, die sich wie eine riesige Schlange aus der Ortschaft hinaus wand und in der Finsternis verschwand. Der romantische kleine See, auf seltsame Weise verloren wirkend und doch schön anzusehen. Es war herrlich, zu zweit unter einem Baum zu liegen, den Sternenhimmel zu betrachten oder sich darunter zu lieben.
Gefühle dieser Art schienen bei ihm nie besonders ausgeprägt. Dan hatte nie etwas anderes kennengelernt als stetigen Lärm, Hektik, Menschenschlangen und Blechlawinen. Ihm wurde eine innere Ruhe zuteil, seit jene Dinge hinter ihm lagen, und ... er fühlte sich glücklicher. Diese Gegend bekam ihm gut, und das verdankte er alles Großvater.
Sie hatten sich stets gut verstanden, sein Grandpa und er. Er brachte immer Geschenke mit, als Dan noch ein kleiner Junge war. Bei diesen seltenen Besuchen spielte er oft stundenlang mit seinem Enkel, wurde nie müde ihm allerlei Dummheiten anzulernen. Sie hatten viel Spaß miteinander gehabt. Doch dann, von dem Tag an als Dans Eltern tödlich verunglückten, hörte er nie wieder von ihm. Dan fand das seltsam und fragte sich noch heute nach dem Grund. Bis zu jenem Tage, an dem ein Schreiben des Notars bei ihnen eintraf, hatte er keinen Kontakt mehr mit dem alten Mann.
Dan beschloss, nicht weiter müßigen Gedanken nachzuhängen, und trat das Gaspedal ein wenig mehr durch. Plötzliche Eile befiel ihn. Er wollte nach Hause zu Babs und den Kleinen.
Zudem verspürte er einen Bärenhunger.
3.
Die Kinder schliefen.
Dan und Babs saßen vor ihrem Fernsehgerät und sahen fern. Es lief die x-te Wiederholung von John Carpenters "The Thing". Dennoch ließ die unheimliche Atmosphäre des Films die Zuschauer auch diesmal nicht aus ihrem Bann. Babs und Dan sprachen während des Streifens nicht einen Ton, so sehr nahmen sie die grauenhaften Geschehnisse auf der Polarstation gefangen.
Schließlich kam es dann, das langerwartete Finale, indem die Forschungsstation mitsamt dem lebensbedrohenden Fremdorganismus aus einer anderen Welt in einer lodernden Feuerhölle verging. Ob die zwei Überlebenden gefunden oder vom Tod durch Erfrieren erlöst wurden, überließ man der Phantasie des Zuschauers.
»Der Film war echt klasse«, meinte Babs, als Dan den Fernseher abschaltete.
»Ja, nicht schlecht, wobei ich mich frage, ob dich der Film oder mehr dieser Russel faszinierte.«
Babs lächelte verschmitzt.
»Kein übler Typ, dieser Kurt Russell, durchaus eine Sünde wert.«
»Dann kann ich nur hoffen, dass er deine Interessen teilt«, erwiderte Dan scheinbar gehässig. Nun lachten sie beide. Babs sah auf die Uhr.
»Schon eins vorbei. Ich habe gar nicht bemerkt wie schnell die Zeit verging. Zum Glück ist morgen Sonntag. Meinst du, die Kleinen lassen uns mal ausschlafen? Ausnahmsweise?«
»Das glaubst du wohl selbst nicht«, gab Dan belustigt zur Antwort. »Wenn, dann müssten wir uns wohl ernsthaft Sorgen machen.«
»Ja, ich glaube auch«, lachte Babs. »Dan, kann ich dich mal etwas fragen, ohne dass du mich für verrückt erklärst?«
»Nur zu, ich stehe auf verrückte Sachen. Hätte ich dich sonst wohl geheiratet?«
»Blödmann«, erwiderte sie lachend. »Nein, Dan, bei diesem Film vorhin, weißt du, da habe ich mir überlegt, ob so etwas nicht wirklich geschehen könnte. Es gibt doch bestimmt noch anderes Leben als das unsere im Universum. Der Weltraum ist doch so unendlich groß. Was meinst du?«
Dan überlegte.
»Weißt du, gelegentlich denke ich auch über diese Dinge nach. Der Mensch wäre, glaube ich, ganz schön naiv, wenn er meint, alleine zu sein. Der Allmächtige schuf bestimmt kein riesiges Universum, um es leerstehen zu lassen. Wer weiß, vielleicht bekommen wir eines Tages mal Besuch von einer anderen Welt und müssen uns erzählen lassen wie primitiv wir hier eigentlich sind.«
»Ja, aber was wäre, wenn die ANDEREN nicht als Freunde kämen, wie etwa E.T.?«
»Ich denke, in diesem Fall bräuchten wir uns um unsere Zukunft keine Gedanken mehr machen«, erwiderte Dan. »Sie lägen uns sicher meilenweit in ihrer Technik voraus.«
»Glaubst du, dass so etwas mal geschieht?«
»Ich weiß nicht, Schatz. Wenn es soweit ist, gibt es vielleicht gar keine Menschen mehr. Wir werden es sicherlich nicht mehr erleben.«
»Hm, eigentlich schade ... oder auch nicht.« Dann sagte sie: »Komm, Darling, lass uns ins Bett gehen, ich bin müde.«
Dan näherte sich ihr langsam.
»Was bist du, müde? Warte erst mal bis wir oben sind.«
Daraufhin hob er sie mühelos auf seine breiten Schultern, um sie nach oben zu tragen. Sie gebärdete sich spielerisch auf seinem Rücken und trommelte mit den Händen auf ihn ein.
»Mr. Wilder, Sie sind...




