Scarrow | Imperator | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 16, 544 Seiten

Reihe: Rom-Serie

Scarrow Imperator

Roman
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-641-20812-7
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 16, 544 Seiten

Reihe: Rom-Serie

ISBN: 978-3-641-20812-7
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Rom, A.D. 55: Kaiser Claudius ist tot, auf dem Thron regiert der grausame Nero. Als Präfekt Cato und Centurio Macro von einem Feldzug zurückkehren, finden sie Rom im Chaos vor. Denn auch Neros Rivale Britannicus giert nach dem Thron. Verzweifelt versuchen Cato und Macro, eine Armee von tapferen, loyalen Kämpfern zusammenzustellen. Doch in dem Machtkampf, der nun entbrennt, droht Rom in einen Bürgerkrieg zu stürzen. Für die beiden Blutsbrüder beginnt ein Kampf, bei dem nicht nur ihr Leben, sondern die Zukunft des römischen Reiches auf dem Spiel steht ...

Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.
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KAPITEL 1

Rom, 54 n.?Chr.

Es begann, wie so oft, mit ein paar Bechern Wein. Streit und Prügeleien waren keine Seltenheit im Subura-Viertel, schon gar nicht in der Schenke Romulus und die Wölfin, die bekannt war für billigen Alkohol, fröhliche Huren und Leute, die Informationen über die Teilnehmer an den Wagenrennen verkauften. Es war eines der größten Wirtshäuser in dem Elendsviertel und nahm das ganze Erdgeschoss des Hauses an der Ecke eines kleinen Platzes ein. Hinter dem langen Tresen führte der Besitzer namens Tribonius eine kleine Gruppe von kräftig geschminkten Frauen an, die den Gästen Getränke und eine bescheidene Auswahl an Speisen servierten und darüber hinaus für all jene mit speziellen fleischlichen Gelüsten auch andere Dienste anboten. Zwei bullige Männer bei den Eingängen sorgten dafür, dass niemand mit einer Waffe hereinkam. Manche Wirte verzichteten auf diese Vorsichtsmaßnahme, aus Angst, Kundschaft zu verlieren. Doch Tribonius war seit über zwanzig Jahren in dem Geschäft und hatte genügend Stammgäste, die diese Einschränkung in Kauf nahmen, um die Freuden zu genießen, die seine Schenke bot.

An diesem Abend, einen knappen Monat nach dem Tod von Kaiser Claudius, regnete es, und die Straßen von Rom glänzten, während die Regentropfen stetig niederprasselten. Die Nachricht von Claudius’ Ableben war im einfachen Volk mit Sorge aufgenommen worden, was für das Geschäft im Romulus und die Wölfin nicht gerade günstig war. Die Menschen blieben nach Möglichkeit zu Hause, aus Angst vor Auseinandersetzungen zwischen den Unterstützern von Nero und Britannicus. Der alte Kaiser mochte ein wenig zerstreut und ungeschickt gewesen sein, doch er hatte dafür gesorgt, dass das Volk genug zu essen hatte und seine Vergnügungen bekam. Noch wichtiger war, dass unter seiner Regentschaft Ruhe und Ordnung geherrscht hatten, während die Herrschaft seiner beiden Vorgänger von Grausamkeit und Skrupellosigkeit geprägt gewesen war. Wenn jedoch der mächtigste Herrscher der Welt zwei potenzielle Nachfolger hatte, so musste es zwangsläufig zu Spannungen kommen.

Mit seinen sechzehn Jahren war Nero drei Jahre älter als Britannicus. Nero war nicht Claudius’ leiblicher Sohn, sondern das Kind seiner Gemahlin Agrippina, die ihrerseits die Tochter von Claudius’ Bruder war. Die Heirat zwischen Onkel und Nichte hatte eine Gesetzesänderung notwendig gemacht, doch die Senatoren waren gerne bereit, über eine Kleinigkeit wie Inzest hinwegzusehen, wenn sie sich damit die Gunst des Kaisers sicherten. Es hatte nicht lange gedauert, bis Claudius Nero adoptierte. Sein leiblicher Sohn Britannicus war jedoch weniger erfreut über den Stiefbruder, der zunehmend in die Favoritenrolle gelangte, da seine Mutter den Kaiser geschickt zu beeinflussen verstand. Und so hatte Claudius in den letzten Jahren seiner Regentschaft unbeabsichtigt eine Rivalität heraufbeschworen, die den Frieden in Rom bedrohte. Die Kaiserin hatte nach Claudius’ Tod sofort verkündet, dass ihr Sohn der neue Kaiser sei, doch es war allgemein bekannt, dass Britannicus und seine Verbündeten die Situation nicht akzeptierten. Entsprechend besorgt verfolgte das einfache Volk den Ausgang des Konflikts.

Einige Prätorianer mit schweren Umhängen überquerten den Platz und schritten zielstrebig auf das Wirtshaus zu. Die Männer scherzten und lachten. Sie hatten allen Grund dazu, da sie die besondere Gunst eines jeden Kaisers genossen und für ihre treuen Dienste stets reich belohnt wurden. Der neue Kaiser hielt sich an diese Tradition. Jeder einzelne Prätorianer in Rom war mit einem kleinen Vermögen bedacht worden, sodass ihre Geldbeutel prall gefüllt waren. Tribonius blickte mit einem breiten Lächeln auf, als die Soldaten hereinkamen, ihre durchnässten Umhänge abnahmen und an einen Haken hängten. Dann traten sie an den Tresen und bestellten die erste Runde. Frisch geprägte Münzen wurden auf das fleckige, zerschrammte Holz geknallt, worauf aus dem Hinterzimmer eilig Becher und Weinkrüge gebracht und den durstigen Soldaten gereicht wurden.

Sie waren nicht die ersten Gardisten, die an diesem Abend das Wirtshaus besuchten. Kurz davor war eine kleinere Gruppe gekommen, die auf den Bänken zu beiden Seiten eines Ecktisches saß. Ihre Stimmung war weitaus weniger ausgelassen, obwohl sie ebenfalls in den Genuss der kaiserlichen Großzügigkeit gekommen waren. Ihr Anführer blickte zu den Prätorianern am Tresen und zog die Stirn in Falten.

»Verdammte Narren«, brummte er. »Glauben, sie hätten was zu feiern.«

»Na ja, ein Jahressold extra ist nicht zu verachten«, meinte der Mann neben ihm mit einem schmalen Lächeln und hob seinen Becher. »Auf den neuen Kaiser.«

Seine Kameraden nahmen den Trinkspruch mit mürrischem Schweigen auf. »Was ist los, Jungs?«, fuhr der Mann voller Sarkasmus fort. »Trinkt niemand mit mir auf unseren geliebten Nero? Die sind alle so miesepetrig wie du, Priscus.«

Der Anführer wandte den Blick von den Männern am Tresen ab. »Ja, Piso, wir haben auch keinen Grund zum Jubel, mit diesem aalglatten Wunderknaben auf dem Thron. Du dienst schon genauso lange im Palast wie ich, also hast du Nero aus nächster Nähe gesehen. Du weißt, wie er ist. Er schlägt sich den Wanst mit den raffiniertesten Leckereien voll und umgibt sich am liebsten mit seinen Dichtern und Schauspielern. Und er kann verdammt fies sein. Erinnerst du dich, wie wir ihn einmal zu einem anonymen Ausflug in die Stadt begleiten mussten? Er fing einen Streit mit einem alten Kerl an und befahl uns, den Alten festzuhalten, damit er ihn niederstechen konnte.«

Piso schüttelte den Kopf, als er sich an den Vorfall erinnerte. »Du hast recht, das war nicht unbedingt unser stolzester Tag.«

»Nein«, brummte Priscus mit zusammengebissenen Zähnen. »Sicher nicht. Und als Kaiser wird er noch schlimmer. Du wirst schon sehen.«

»Wenigstens hat er uns anständig bezahlt.«

»Ja, einige von uns«, erwiderte Priscus. »Die Kameraden, die in Hispanien gekämpft haben, werden nicht erfreut sein, wenn sie nach Rom zurückkommen und leer ausgehen.«

»Da kann ich dir nicht widersprechen. Aber glaubst du, Neros kleiner Bruder wäre als Kaiser viel besser?«

Priscus überlegte einen Moment und zuckte mit den Schultern. »Vielleicht nicht viel. Aber Britannicus ist kein Dummkopf, und er wurde von klein auf darauf vorbereitet, das Reich zu regieren. Außerdem ist er Claudius’ Fleisch und Blut und damit sein rechtmäßiger Erbe. Und nun wird der arme Bursche von der hinterhältigen Agrippina und diesem schleimigen Mistkerl Pallas abserviert.«

Als der Name des engsten Beraters des neuen Kaisers fiel, sah sich Piso besorgt um. Die Schenke war der ideale Ort für die Spitzel des Kaisers, um Gespräche zu belauschen und Unruhestifter ihren Auftraggebern im Palast zu melden. Pallas kannte ebenso wenig Nachsicht mit Leuten, die ihn kritisierten, wie mit jenen, die es wagten, den Kaiser selbst zu beleidigen. Doch im Moment schien niemand zu lauschen, und Piso nahm einen Schluck Wein, bevor er seinem Freund einen warnenden Blick zuwarf. »Hüte deine Zunge, Priscus, sonst bringst du dich und uns alle in Schwierigkeiten. Ich hätte auch lieber Britannicus auf dem Thron gesehen, aber jetzt ist nun einmal Nero Kaiser geworden, das können wir nicht ändern.«

Priscus lächelte. »Du vielleicht nicht. Aber es gibt Leute, die etwas unternehmen werden.«

»Was soll das heißen?«

Bevor Priscus antworten konnte, wurden sie von lautem Gelächter direkt hinter ihnen unterbrochen.

»Burschen, da ist unser Freund Priscus und sein trauriger Haufen!«

Priscus erkannte die Stimme sofort, drehte sich jedoch nicht um. Er stellte seinen Becher ab und sagte laut und deutlich: »Biblius, warum scherst du dich nicht zum Teufel und lässt mich in Ruhe meinen Wein trinken?«

»Ich soll mich zum Teufel scheren?« Der Mann ging um den Tisch herum und sah auf Priscus und seine Kameraden hinunter. »Begrüßt man so einen alten Freund, der Wein mitbringt?«

Er zog den Korken aus dem Krug unter seinem Arm und füllte Priscus’ Becher randvoll, bevor dieser reagieren konnte. Dann erhob er seinen Becher.

»Also, Jungs. Wer trinkt mit mir auf unseren Wohltäter? Auf Kaiser Nero – mögen die Götter ihn schützen!« Er leerte seinen Becher in einem Zug, warf ihn mit lautem Klirren auf den Boden und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ein guter Tropfen.«

Kein Einziger hatte in seinen Trinkspruch eingestimmt, und er schaute in die Runde und hob eine Augenbraue. »Was soll das? Ihr trinkt nicht auf unseren Kaiser? Irgendwie habe ich den Verdacht, euch fehlt es an der nötigen Loyalität.« Er wandte sich seinen Freunden zu, die ein paar Schritte entfernt am Tresen standen. »Was meint ihr, Burschen? Ich glaube, diese Bande hält nicht viel von Nero. Manche würden darin mehr als nur mangelnde Loyalität sehen, nämlich Verrat. Vielleicht haben sie ja gehofft, dass dieser kleine Wicht Britannicus auf den Thron kommt. Aber unser Mann hat nun mal gesiegt, und eurer verloren. Die Entscheidung ist gefallen, und ihr solltet schnell aufhören zu jammern und euch damit abfinden.«

Priscus stand langsam auf, erhob seinen Becher und wandte sich Biblius zu. »Verzeih, Bruder. Wo habe ich nur meine Manieren?«

Er neigte den Becher, und ein dünner Strahl dunkelroten Weins ergoss sich über Biblius’ Hand und seinen Arm bis hinauf zum Kopf. Priscus schüttelte den Becher leicht, um das Gefäß bis zum letzten Tropfen zu leeren. Dann zog er seine Hand...


Scarrow, Simon
Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.



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